Hat die Pauschalreise eine Zukunft? Zu den veränderten Marktbedingungen im Pauschalreisesegment


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

11 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Was ist eine Pauschalreise?

2. Die aktuelle Entwicklung des Pauschalreisemarktes
2.1 Gründe

3. Wie reagieren die Reiseveranstalter auf die veränderten Marktbedingungen?
3.1 expedia.de
3.2 Thomas Cook AG
3.3 TUI AG
3.4 Management-Strategien für den Umgang mit Marktveränderungen

4. Die Zukunft

Literaturverzeichnis/Quellenangaben

1. Was ist eine Pauschalreise?

Eine Pauschalreise besteht in der Regel aus mindestens zwei Hauptleistungen, die als Paket beim Reiseveranstalter gebucht werden. Die häufigste Form ist dabei Flug + Hotel, meist in Kombination mit Nebenleistungen wie Transfer vom/zum Flughafen und Verpflegung. Auch zusätzliche, inklusive Leistungen wie z.B. Mietwagen und Ausflugspakete sind in immer mehr Pauschalreisen zu finden.

Die EG-Richtlinie definiert die Reiseform der Pauschalreise wie folgt [1]:

Pauschalreise: die im Voraus festgelegte Verbindung von mindestens zwei der folgenden Dienstleistungen, die zu einem Gesamtpreis verkauft oder zum Verkauf angeboten wird, wenn diese Leistung länger als 24 Stunden dauert oder eine Übernachtung einschließt:

a) Beförderung,

b) Unterbringung,

c) andere touristische Dienstleistungen, die nicht Nebenleistungen von Beförderung oder Unterbringung sind und einen beträchtlichen Teil der Gesamtleistung ausmachen.

In der Literatur und im Reisevertragsrecht wird in diesem Zusammenhang auch von Haupt- und Nebenleistungen sowie freien Leistungen gesprochen:

Leistungsbestandteile einer Pauschalreise nach Freyer [2]:

1. Hauptleistungen:
Transport, Beherbergung, sonstige (Dienst-) Leistungen.
2. Nebenleistungen:
Verpflegung, Sport, Kultur, Sonstiges.
3. Freie Leistungen:
Landschaft, Klima, Flora/Fauna, Mentalität.

Vorteile dieser Buchungsform sind neben einem umfangreichen Angebot dieser Art der Reiseleistung von verschiedenen Veranstaltern meist auch eine Kostenersparnis gegenüber der Einzelbuchung der Komponenten (möglich durch Mengenrabatt des Reiseveranstalters), eine Entlastung der Reisenden bezüglich Informations- und Organisationsbedarf sowie eine daraus resultierende Zeitersparnis gegenüber der Planung und Durchführung einer Individualreise. Als ein weiterer Vorteil ist die rechtliche Situation bei einer Pauschalreise für den Reisenden anzusehen (dazu Näheres unter 1.2.). Zu den Nachteilen einer Pauschalreise zählen eingeschränkte Individualität und Flexibilität. Der „Urlaub von der Stange“ passt zwar fast jedem, aber eben nicht perfekt. Auch das Reisen in einer Gruppe (von Landsleuten), Schlangestehen am Buffet zu festen Essenszeiten, der frühmorgendliche Kampf um die besten Sonnenliegen am Pool und das abendliche Unterhaltungsprogramm in vielen Hotels für Pauschaltouristen ist zunehmend nicht mehr jedermanns Sache.

Nach Universitätsprofessor Dr. Walter Freyer haben die Reiseveranstalter zu einem bedeutenden Teil die heutige standardisierte Form des Reisens geprägt. Sie haben die Reise quasi „demokratisiert“ – d.h. durch günstig organisierte Pauschalangeboten allen Bevölkerungsschichten die Teilnahme am weltweiten Reisen ermöglicht oder jedenfalls erleichtert [3].

Exkurs: Die rechtliche Situation bei Buchung einer Pauschalreise im Vergleich zu einer Buchung individueller Einzelleistungen beim Direktanbieter

Ein weiterer, wichtiger Vorteil einer Pauschalreise für den Reisenden gegenüber einer „Bausteinbuchung“ bei verschiedenen Direktanbietern (z.B. Hotels, Mietwagenfirmen, Fluggesellschaften) ist das in §§ 651a – m BGB geregelte, recht verbraucherfreundliche Pauschalreiserecht. Hieraus ergibt sich z.B., dass der Reiseveranstalter im Mangel- oder Schadensfall alleiniger Ansprechpartner für den Reisenden ist, da alleiniger Vertragspartner für alle Komponenten einer Pauschalreise. Der Reisende macht seine Ansprüche (z.B. Reisepreisminderung aus § 651 d BGB, Schadensersatz wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit aus § 651 f Abs. 2 BGB, Schadensersatz wegen Nichterfüllung aus § 651 f Abs. 1 BGB) nur gegen ihn geltend. Vorteil: geringer Organisationsaufwand durch nur einen Ansprechpartner und meist höhere Bonität im Vergleich zum beispielsweise (bemängelten) Hotel vor Ort. Auch ist das (im Voraus bezahlte) Kundengeld durch einen Reisepreissicherungsschein, den der Reiseveranstalter gemäß § 651 k BGB dem Kunden vor Zahlung des Reisepreises zu übergeben hat, bei Insolvenz des Reiseveranstalters insoweit geschützt, als dass er seine bereits vorgenommene Zahlung bei Leistungsunfähigkeit des Reiseveranstalters infolge Insolvenz erstattet bekommt.

2. Die aktuelle Entwicklung des Pauschalreisemarktes

Die 21. Tourismusanalyse des Hamburger BAT-Freizeit-Forschungsinstitutes aus dem Jahr 2005 spricht deutliche Worte: Die Deutschen kehren zum selbstorganisierten und preiswerten Urlaub zurück. Pauschalreisen verlieren an Anziehungskraft. Die Weltmeister im Verreisen machen öfter einen Bogen um die Reisebüros. „Der Pauschaltourismus befindet sich im Abwärtstrend“, sagte Institutsleiter Prof. Horst W. Opaschowski im Februar letzten Jahres auf der Messe „Reisen“ in Hamburg. Nur noch 29 % der Urlauber verreisten im Jahr 2004 pauschal. 2000 waren es noch 34 %. Dagegen stieg der Anteil derjenigen, die bei der Planung der Ferien ganz auf die Hilfe eines Reisebüros verzichten, von 35 % im Jahr 2000 auf 46 % im vergangenen Jahr. Als Grund für diesen Trend nannte Opaschowski auch das größere Angebot an Billigflug-Verbindungen sowie das Internet, das die Eigenrecherche nach immer günstigeren oder passenderen Bausteinen unterstützt [4].

2.1 Gründe

Die Gründe für den aktuellen Trend sind vielfältiger Natur. Zuerst einmal sorgte die wirtschaftliche Situation in Deutschland seit 2001 für rückgängige Reiseausgaben [5]. Trotzdem fällt den Deutschen das Sparen an ihrer Urlaubsreise nach Lebensmitteln am schwersten, was dem Reisemarkt trotz allen Widrigkeiten eine gewisse Stabilität der Nachfrage verleiht. Hinzu kamen die Angst vor Terroranschlägen seit dem 11. September, Infektionskrankheiten wie SARS sowie die Auswirkungen von Naturkatastrophen wie Waldbrände, Ölverschmutzung, Erdbeben und der Tsunami Weihnachten 2004. Auch klimatische Bedingungen im Quellenland Deutschland wie der heiße Sommer 2003 wirkten sich negativ auf den Konsum von Pauschalreisen in südliche Länder aus. Zudem ist mit gestiegener Reiseerfahrung eine gewisse Sättigung bei den Urlaubern erreicht, die ein gesteigertes Bedürfnis nach mehr Flexibilität und Individualität mit sich bringt [6]. Dies leistet die klassische Pauschalreise nur sehr eingeschränkt: in der freien Auswahl von Zielgebiet, Kategorie der Unterkunft und Art der Verpflegung.

In der Literatur wird in diesem Zusammenhang vermehrt vom „Neuen Touristen“ gesprochen. Diesen charakterisieren nach Poon folgende Eigenschaften [7]:

Kompetenzen: verstärkte Reiseerfahrung, Qualitätsbewusstsein, bessere Ausbildung, Lernfähigkeit, Vielfalt von speziellen Interessen.

Wertvorstellungen und Lebensstile: vom Besitz zum Genießen, Erlebnisorientierung, Umweltsensibilität, Neigung zu Gegensätzen, Emotionalität, Sehnsucht nach Natürlichkeit und Authentizität, Gesundheitsbewusstsein.

[...]

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Details

Titel
Hat die Pauschalreise eine Zukunft? Zu den veränderten Marktbedingungen im Pauschalreisesegment
Hochschule
Fachhochschule Koblenz - Standort RheinAhrCampus Remagen
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
11
Katalognummer
V335322
ISBN (eBook)
9783668252165
ISBN (Buch)
9783668252172
Dateigröße
602 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pauschalreise, Reisebausteine, Individualreisen
Arbeit zitieren
Anna Stella Bonin (Autor:in), 2006, Hat die Pauschalreise eine Zukunft? Zu den veränderten Marktbedingungen im Pauschalreisesegment, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335322

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