Die US-amerikanische Intervention im Irak im März 2003 und deren vorangegangene Versuche einer Legitimierung, stießen in weiten Teilen der Weltbevölkerung auf Unverständnis. Wie konnte es sein, dass eine demokratische Nation einen Angriffskrieg vorbereitete und schließlich auch vollzog, was zwar jeglicher völkerrechtlichen Grundlage entbehrte, aber von einem Großteil der eigenen Bevölkerung akzeptiert wurde? Für viele Nicht-Amerikaner zeugten die lancierten Entscheidungen hingegen von Unvernunft und von einem nicht nachvollziehbaren Unilateralismus. Dabei stellt sich die Frage, wie es den Verantwortlichen wohl gelungen war, den Großteil der eigenen Bevölkerung von der Notwendigkeit eines militärischen Eingriffs zu überzeugen.
Im Herbst 2002, gerade zu der Zeit, in der sich die Krise um den Irak konstituierte, hielt ich im Rahmen meines Studiums ein Referat über ein von Jewett und Lawrence als American Monomyth bezeichnetes Genre, welches eine Grundstruktur inhäriert, auf der die meisten Hollywoodfilme basieren sollen. Mit der weiteren Zuspitzung der Ereignisse um den Irak in den folgenden Monaten fielen mir frappierende Parallelen hinsichtlich deren Entwicklung unter Berücksichtigung der Terroranschläge des 11. September 2001 zu eben jenen „hollywoodesken“ Mustern auf: Die USA reagierte auf diese Attentate mit zwei Angriffskriegen, die Vereinigten Nationen wurden dabei übergangen, Feinde eindeutig als Inkarnation des Bösen identifiziert und benannt. Um insbesondere die Intervention im Irak zu legitimieren wurde eine gewaltige Propagandamaschinerie in Gang gesetzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hollywoodeske Muster
- Archetypische Vorboten
- Der klassische Monomythos
- Funktionen des klassischen Mythos –für das Individuum
- - für eine Gemeinschaft
- Das Ritual
- Der klassische Monomythos
- Der Amerikanische Monomythos
- Der Aufbau
- Die Darstellung des Helden
- Funktionen
- Entstehungsgeschichte
- Paradiesische Zustände
- Bedrohung des Paradieses
- Selbstjustiz
- Weitere Entwicklungen
- Moralverständnis
- Politikvermittlung im American Monomyth
- Die politischen Traditionen der USA
- Die vier Traditionslinien
- Die politischen Traditionen der USA als Bestandteil des American Monomyth
- Popfaschismus vs. Demokratieverteidigung
- Die politischen Traditionen der USA
- Zwischenresumée
- Politikvermittlung und Unterhaltung
- Unterhaltung vs. Information
- Politische Verortung
- Politische Kultur
- Politische Identität
- Politikvermittlung
- Politische Rhetorik
- Politische Inszenierung
- Theatralisierung des Politischen
- Von der Korporalität zur Personifizierung
- Performance und politische Events
- Wahrnehmung
- Die politische Rhetorik des US-amerikanischen Präsidenten
- Entertainisierung von Politik
- Visualisierung
- Komplexitätsreduzierende Politikvermittlung
- Scheinwelt/ Illusionen/ Als-ob-Welten
- Politischer Mainstream
- Politainment
- Medien-Metaphern
- Douglas Kellner
- Krieg als Massenkultur?
- Beispiele aus Hollywood
- Zwischenresumée
- Propaganda
- Begriffsbestimmung
- Massenpsychologische Verortung
- Abgrenzung zu Nachbardisziplinen
- Funktionen der Nachbardisziplinen
- Propaganda vs. politische PR
- Propaganda vs. Persuasion
- Propaganda in pluralistischen Systemen
- Die Organisation der Medien
- Merkmale effektiver Propaganda
- Informative Propaganda
- Ethnozentristische Orientierung
- Moralvermittlung
- Begriffsbestimmung Moral
- Moralisieren
- Verwendung von Dichotomien
- Verkündung „großer Werte“
- Oppositionspaar „wertvolle/ wertlose“ Opfer
- Analyse von Propaganda
- Legitimierungsstrategien für militärische Interventionen
- Chronologie der Ereignisse nach dem 11. September
- Der 11. September und Afghanistan
- Irakkonflikt
- Chronologie und hollywoodeske Muster
- Methoden/ Untersuchungsdesign
- Qualitative Inhaltsanalyse
- Untersuchungsgegenstand
- Kategoriensystem
- Verwendete qualitative Techniken
- Interpretation
- Eine paradiesische Gemeinschaft... (Darstellung der eigenen Gemeinschaft)
- Berücksichtigung konstituierender Werte der eigenen Gemeinschaft
- Deklarierung des eigenen Wertesystems zum Maßstab
- Betonung christlicher Werte
- Verwendung von Symbolen
- ...unterliegt einer Bedrohung.... (Darstellung von Bedrohungen)
- Formen der Bedrohung
- Reaktion der Gemeinschaft auf die Bedrohung
- Opferrolle
- Schwellenphase
- Indizien für Communitas
- Zusammenhalt in der Gruppe
- Konstatieren eigener moralischer Verfehlungen
- ...eines Feindes... (Darstellung der Feinde)
- Feindbestimmung
- Werte des Feindes
- ...gesellschaftliche Institutionen, die üblicherweise mit der Behebung von Unregelmäßigkeiten betraut sind... (Darstellung von Institutionen)
- ...versagen.... (Darstellung des Versagens von Institutionen)
- ...Ein selbstloser Held tritt hervor... (Darstellung von Helden)
- Bestimmung der Helden
- Präsident als rituelle Autorität
- Gemeinschaft auf einen einheitlichen Stand unterwerfen
- Mit Kraft ausstatten
- Aufruf zur Partizipation
- …..und bekämpft den Feind... (Darstellung der Feindbekämpfung)
- Drohungen und Forderungen
- Aussagen über Bekämpfung
- Zeit- und Handlungsdruck
- Legitimation von Gewaltanwendung
- Opferbeschreibung
- .Ein entscheidender Sieg wird erlangt.... (Darstellung von Siegen)
- Art des Sieges
- Wiederherstellung paradiesartiger Zustände
- ...Der Held macht aufgrund der Ereignisse eine entscheidende Entwicklung durch........
- Zur Instrumentalisierung hollywoodesker Muster
- Eine paradiesische Gemeinschaft... (Darstellung der eigenen Gemeinschaft)
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verwendung von narrativen Mustern, die aus der amerikanischen Unterhaltungskultur stammen, in der politischen Rhetorik und Medienberichterstattung über den Irakkrieg. Die Analyse zielt darauf ab, die Rolle dieser Muster bei der Legitimierung von militärischen Interventionen in den USA zu verstehen.
- Der Einfluss von Hollywood-Filmen auf die politische Kommunikation
- Die Verwendung des "American Monomyth" als rhetorisches Mittel
- Die Analyse von Propaganda und deren Rolle bei der Legitimierung von Krieg
- Die Verknüpfung von Unterhaltungskultur und Politik in den USA
- Die Untersuchung von medialen Darstellungen des Irakkrieges
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel stellt die Forschungsfrage und den Kontext der Arbeit vor. Es beschreibt die Unverständniserregung über den Irakkrieg und stellt die These auf, dass die amerikanische Regierung auf den 11. September 2001 mit einer Reaktion nach "hollywoodesken" Mustern reagierte. Die Arbeit untersucht, inwiefern die Unterhaltungskultur und die Tendenz der Politik zur Unterhaltungsorientierung die Ereignisse beeinflusst haben.
- Hollywoodeske Muster: Dieses Kapitel untersucht den "American Monomyth" als grundlegende Struktur, die in vielen Hollywood-Filmen vorkommt. Es werden die Funktionen dieses narrativen Musters und dessen Auswirkung auf das Individuum und die Gemeinschaft analysiert.
- Politikvermittlung und Unterhaltung: Dieses Kapitel untersucht die Verbindung von Politik und Unterhaltung in den USA. Es wird die zunehmende Komplexität politischer Prozesse und die Tendenz zur Unterhaltungsorientierung beleuchtet.
- Propaganda: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Propaganda" und grenzt ihn von Nachbardisziplinen wie politischer PR und Persuasion ab. Es werden die Funktionen von Propaganda in pluralistischen Systemen und die Merkmale effektiver Propaganda analysiert.
- Chronologie der Ereignisse nach dem 11. September: Dieses Kapitel stellt eine chronologische Zusammenfassung der Ereignisse nach dem 11. September 2001 dar, einschließlich der Intervention in Afghanistan und dem Irakkonflikt.
- Methoden/ Untersuchungsdesign: Dieses Kapitel beschreibt die angewandte Forschungsmethode, die qualitative Inhaltsanalyse. Es werden der Untersuchungsgegenstand, das Kategoriensystem und die verwendeten Techniken vorgestellt.
Schlüsselwörter
American Monomyth, Hollywood, Unterhaltungskultur, Politikvermittlung, Propaganda, Irakkrieg, 11. September, Medienberichterstattung, Rhetorik, Legitimierung, Narrative Muster, Analyse, Qualitative Inhaltsanalyse.
- Archetypische Vorboten
- Quote paper
- Christof Weingärtner (Author), 2004, Propaganda als Unterhaltung: Zur Instrumentalisierung hollywoodesker Muster in der politischen Rhetorik der US-Regierung nach dem 11. September, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33543