Erst in den letzten Jahren sind sexuelle Gewalterfahrungen von Kindern immer mehr an die Öffentlichkeit gekommen. Vor allem in den Medien, sei es im Fernsehen oder in der Zeitung, ist dieses Thema heute fast jeden Tag aktuell. Ein entscheidender Grund dafür war die Frauenbewegung und später auch die Kinderschutzbewegung, die betroffene Mädchen und Frauen politisch unterstützte. Ausgehend von den daraus entstandenen Hilfsangeboten (Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Frauen- und Mädchenhäuser...) hatten immer mehr betroffene Mädchen und Frauen den Mut, ihr Schweigen zu brechen und offen über ihre erlebten Mißbrauchserfahrungen zu sprechen. Die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik zeigen diese Entwicklung: Während 1987 „nur“ 11000 Fälle von sexuellem Mißbrauch bekannt waren, gab es 1997, 10 Jahre später, schon 17000 registrierte Fälle (vgl. Bundeskriminalamt 2001). Ausgehend von dieser Tatsache ist auch diese Arbeit entstanden. Auch ich möchte mich mit diesem Thema auseinandersetzen und so etwas Licht in diese Problematik bringen. Dabei gehe ich sowohl auf die Sicht der Kinder als auch auf die Sicht der Erwachsenen ein, die die Kinder sexuell mißbrauchen. Am Anfang dieser Arbeit erfolgt eine Begriffsklärung, um ein besseres Verständnis über dieses Thema zu erlangen (vgl. Kapitel 1). Im zweite Kapitel werden epidemiologische Fakten aufgezeigt, so daß vor allem geschlechtsspezifische Unterschiede (in Bezug auf die Täter und auf die Opfer) deutlich werden. Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit der hohen Dunkelziffer und zeigt Argumente sowohl aus Sicht der Täter als auch aus Sicht der Opfer auf. Das vierte Kapitel gibt einen geschichtlichen Überblick über sexuelle Kindesmißhandlungen, um zu verdeutlichen, daß Gewalt gegen Kinder kein neues Phänomen ist, sondern schon seit Jahrtausenden praktiziert wird. Im 5. Kapitel werden zwei verschiedene Erklärungsansätze für den sexuellen Mißbrauch an Kindern dargestellt und diskutiert. Im Unterschied zu den ersten fünf Kapiteln gehen die letzten zwei Kapitel nur auf die Situation der betroffenen Kinder ein. Das sechste Kapitel zeigt mögliche Folgen für die sexuell mißbrauchten Kinder auf, denn oft weisen die betroffenen Kinder nur durch diese nonverbalen Signale bzw. Auffälligkeiten auf den Mißbrauch hin. Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit den rechtlichen Möglichkeiten, durch die ein Kind vor dem Täter geschützt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Definition: Sexueller Mißbrauch an Kindern
- 2. Epidemiologie
- 3. Die hohe Dunkelziffer und ihre Ursachen
- 3.1. Mögliche Ursachen für die Dunkelziffer aus Sicht der Opfer
- 3.2. Mögliche Ursachen für die Dunkelziffer aus Sicht der Täter
- 4. Geschichte des sexuellen Mißbrauchs
- 4.1. Die Antike
- 4.2. Das Mittelalter
- 4.3. Das 19. Jahrhundert
- 4.4. Das 20. Jahrhundert
- 5. Erklärungsansätze für sexuellen Kindesmißbrauch
- 5.1. Der sozialpsychologische Ansatz
- 5.2. Der soziologisch-feministische Ansatz
- 5.3. Zusammenfassung
- 6. Folgen des sexuellen Mißbrauchs für die Kinder
- 6.1. Initialwirkungen
- 6.1.1. Somatische und psychosomatische Folgen
- 6.1.2. Psychische Folgen
- 6.1.3. Folgen für das Sozialverhalten
- 6.1.4. Folgen für das Sexualverhalten
- 6.2. Langzeitfolgen
- 6.3. Zusammenfassung
- 6.1. Initialwirkungen
- 7. Rechtliche Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Kinder
- 7.1. Familienrechtliche Maßnahmen
- 7.1.1. Zuweisung der Ehewohnung auf die Mutter (§ 1361b Abs. 1 BGB)
- 7.1.2. Übertragung des alleinigen Sorgerechts auf die Mutter (§ 1671 Abs. 1 i.V.m. Abs. 2 S. 2 BGB)
- 7.1.3. Umgangs- und Kontaktverbot (§ 1684 Abs. 4 S. 1 BGB)
- 7.1.4. Weitere familienrechtliche Möglichkeiten nach dem BGB und dem SGB VIII
- 7.2. Rechtliche Möglichkeiten, sexuell mißbrauchte Kinder in einem Strafverfahren zu schützen
- 7.3. Zusammenfassung
- 7.1. Familienrechtliche Maßnahmen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, einen umfassenden Überblick über sexuellen Kindesmißbrauch zu geben. Sie beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven, von der Definition des Mißbrauchs bis hin zu den rechtlichen Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Kinder. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Problematik, der Erforschung der Ursachen und der Analyse der Folgen für die Opfer.
- Definition und Epidemiologie sexuellen Kindesmißbrauchs
- Die hohe Dunkelziffer und ihre Ursachen
- Historische Entwicklung und soziologische Erklärungsansätze
- Folgen des Mißbrauchs für die Opfer
- Rechtliche Schutzmaßnahmen für betroffene Kinder
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den steigenden Bekanntheitsgrad sexuellen Kindesmißbrauchs in den Medien und die Rolle der Frauen- und Kinderschutzbewegung dabei. Sie führt in das Thema ein und skizziert den Aufbau der Arbeit, der verschiedene Aspekte des Kindesmißbrauchs beleuchtet, von der Definition bis zu den rechtlichen Konsequenzen. Die steigenden Zahlen in der Kriminalstatistik werden als Ausgangspunkt für die Arbeit genannt.
1. Definition: Sexueller Mißbrauch an Kindern: Dieses Kapitel dient der Begriffsklärung und schafft ein gemeinsames Verständnis des komplexen Phänomens sexueller Kindesmissbrauch. Es legt die Grundlage für die folgenden Kapitel, indem es eine präzise Definition liefert und wichtige Begrifflichkeiten klärt.
2. Epidemiologie: Das Kapitel präsentiert epidemiologische Daten zum sexuellen Kindesmißbrauch, wobei geschlechtsspezifische Unterschiede bei Tätern und Opfern hervorgehoben werden. Diese Daten liefern wichtige Informationen zur Verbreitung und Ausprägung des Problems.
3. Die hohe Dunkelziffer und ihre Ursachen: Dieses Kapitel befasst sich mit der erheblichen Dunkelziffer bei Fällen sexuellen Kindesmißbrauchs. Es untersucht mögliche Ursachen aus der Sicht der Opfer (Scham, Angst, etc.) und der Täter (Vermeidung von Strafverfolgung, etc.), um die Herausforderungen bei der Erfassung und Bekämpfung des Problems zu verdeutlichen.
4. Geschichte des sexuellen Mißbrauchs: Dieses Kapitel bietet einen historischen Überblick über sexuellen Kindesmißbrauch, der aufzeigt, dass Gewalt gegen Kinder kein neues Phänomen ist, sondern über Jahrtausende hinweg existiert. Es verdeutlicht die Kontinuität der Problematik über verschiedene Epochen hinweg.
5. Erklärungsansätze für sexuellen Kindesmißbrauch: Dieses Kapitel präsentiert und diskutiert verschiedene Erklärungsansätze für sexuellen Kindesmißbrauch, darunter sozialpsychologische und soziologisch-feministische Perspektiven. Die verschiedenen Ansätze werden verglichen und bewertet.
6. Folgen des sexuellen Mißbrauchs für die Kinder: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die unmittelbaren (Initialwirkungen) und langfristigen Folgen sexuellen Kindesmißbrauchs für die Opfer. Es werden körperliche, psychische und soziale Auswirkungen sowie Auswirkungen auf das Sexualverhalten der Betroffenen behandelt. Die Zusammenhänge und die Tragweite der Folgen werden ausführlich dargestellt.
7. Rechtliche Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Kinder: Dieses Kapitel befasst sich mit den rechtlichen Möglichkeiten, sexuell mißbrauchte Kinder zu schützen. Es werden familienrechtliche Maßnahmen (Sorgerecht, Umgangsrecht, etc.) und strafrechtliche Möglichkeiten zur Verfolgung der Täter erläutert. Der rechtliche Rahmen und die Möglichkeiten des Kinderschutzes werden umfassend dargestellt.
Schlüsselwörter
Sexueller Kindesmißbrauch, Dunkelziffer, Epidemiologie, Sozialpsychologie, Soziologie, Feminismus, Folgen, Rechtliche Maßnahmen, Kinderschutz, Opfer, Täter.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Sexueller Kindesmissbrauch - Ein umfassender Überblick
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über sexuellen Kindesmissbrauch. Es beinhaltet eine Einleitung, eine Definition des Themas, epidemiologische Daten, eine Diskussion der hohen Dunkelziffer und deren Ursachen, einen historischen Abriss, verschiedene Erklärungsansätze (sozialpsychologisch und soziologisch-feministisch), die Folgen für die Opfer (sowohl kurz- als auch langfristig), und abschließend einen Überblick über die rechtlichen Maßnahmen zum Schutz betroffener Kinder.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Das Dokument behandelt folgende Themen im Detail: Definition und Epidemiologie von sexuellem Kindesmissbrauch, die hohe Dunkelziffer und deren Ursachen aus Sicht der Opfer und Täter, die historische Entwicklung des Problems, verschiedene soziologische und sozialpsychologische Erklärungsansätze, die kurz- und langfristigen Folgen für die Opfer (körperlich, psychisch, sozial und sexuell), sowie familien- und strafrechtliche Maßnahmen zum Schutz der Kinder.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über sexuellen Kindesmissbrauch zu liefern und das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Problematik, der Erforschung der Ursachen und der Analyse der Folgen für die Opfer.
Wie ist das Dokument strukturiert?
Das Dokument ist in Kapitel unterteilt, beginnend mit einer Einleitung und einer Definition von sexuellem Kindesmissbrauch. Es folgen Kapitel zur Epidemiologie, der Dunkelziffer, der historischen Entwicklung, Erklärungsansätzen, den Folgen für die Opfer und den rechtlichen Schutzmaßnahmen. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Liste der Schlüsselbegriffe sind ebenfalls enthalten.
Welche Arten von Erklärungsansätzen werden diskutiert?
Das Dokument diskutiert sozialpsychologische und soziologisch-feministische Erklärungsansätze für sexuellen Kindesmissbrauch. Diese Ansätze werden verglichen und bewertet.
Welche Folgen von sexuellem Kindesmissbrauch werden beschrieben?
Das Dokument beschreibt detailliert die unmittelbaren (Initialwirkungen) und langfristigen Folgen von sexuellem Kindesmissbrauch. Es werden somatische und psychosomatische Folgen, psychische Folgen, Folgen für das Sozialverhalten und Folgen für das Sexualverhalten der Betroffenen behandelt.
Welche rechtlichen Maßnahmen werden erläutert?
Das Dokument erläutert familienrechtliche Maßnahmen wie die Zuweisung der Ehewohnung, die Übertragung des alleinigen Sorgerechts und Umgangsverbote. Zusätzlich werden strafrechtliche Möglichkeiten zur Verfolgung der Täter beschrieben.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Zu den Schlüsselbegriffen gehören: Sexueller Kindesmissbrauch, Dunkelziffer, Epidemiologie, Sozialpsychologie, Soziologie, Feminismus, Folgen, Rechtliche Maßnahmen, Kinderschutz, Opfer, Täter.
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Dieses Dokument richtet sich an Personen, die sich umfassend über sexuellen Kindesmissbrauch informieren möchten, z.B. Wissenschaftler, Studenten, Fachkräfte im Sozialwesen, sowie alle Interessierten, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen wollen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Für weitere Informationen empfehlen wir die Recherche in wissenschaftlichen Datenbanken und Fachliteratur zum Thema sexueller Kindesmissbrauch. Auch Organisationen zum Kinderschutz bieten oft umfassende Informationen und Beratung an.
- Quote paper
- Julia Broßmann (Author), 2002, Sexueller Mißbrauch an Kindern: Eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33593