Klein- und Mittelunternehmen stellen, mit einem Anteil von ca. 99%, sowohl die größte Gruppe der Unternehmungen in Österreich als auch in der Europäischen Union dar (vgl. Statistik Austria 2012, o.S.). Diese Unternehmen unterliegen teilweise der Rechnungslegungspflicht.
In Österreich findet bei Kapitalgesellschaften kraft Rechtsform und bei Einzelunternehmungen aufgrund von vordefinierten Schwellen eine Verpflichtung zur doppelten Buchführung statt. Das dritte Buch des Unternehmensgesetzbuchs, welches die Rechnungslegungsvorschriften enthält, kommt hier zur Anwendung.
In den letzten Jahren kam es aufgrund von Rechnungslegungsänderungen zu vielen Anpassungen bei der Bilanzierung. Das jüngst erschienene Rechnungslegungsänderungsgesetz 2014, welches aufgrund der EU-Bilanzrichtlinie notwendig war, trägt seinen Anteil dazu bei. Besonders auffällig ist, dass das nationale Unternehmensgesetzbuch immer mehr an die International Financial Reporting Standards angepasst wird. So spielt das Vorsichtsprinzip im Unternehmensgesetzbuch eine immer kleiner werdende Rolle. Wenn von internationaler Rechnungslegung gesprochen wird, so sind die IFRS gemeint. Auf die Regelungen des US-GAAP wird in dieser Arbeit nicht eingegangen. Weiters werden in dieser Arbeit grundsätzlich nur ergebniswirksame Auswirkungen behandelt und daher Anhangspflichtangaben vernachlässigt.
Die verpflichtende Aufwertung im Anlagevermögen trägt dazu bei, dass stille Reserven aufgedeckt werden müssen. Im weiteren Vorgang kommt es hierdurch zu einer früheren Besteuerung und zum Wegfall des Steuerstundungseffekts. Durch die verpflichtende Auflösung von stillen Reserven könnten Klein- und Mittelbetriebe in Krisenzeiten in finanzielle Bedrängnis kommen, und der Fortbestand des Unternehmens könnte gefährdet sein.
Anton Egger (2013) hatte in der Festschrift von Romuald Bertl bereits auf die Wahlmöglichkeiten der Zuschreibung nach Wegfall der Gründe einer außerplanmäßigen Abschreibung hingewiesen, welches durch das Rechnungslegungsänderungsgesetz zur Verpflichtung wurde. Gleiches gilt für das Wahlrecht beim Herstellungskostenansatz, welches nun dem steuerlichen Mindestwertansatz folgt.
Gleichzeitig wurde durch die neuen Bestimmungen ein weiterer Schritt in Richtung Einheitsbilanz vollzogen, der die Unterschiede zwischen Steuerbilanz und unternehmensrechtlicher Bilanz verkleinert. Dies führt zu teilweisen Vereinfachungen, soll aber kein wesentlicher Teil dieser Masterarbeit sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung
- 1.2. Forschungsfragen und Zielsetzung
- 1.3. Wissenschaftliche Methodik
- 1.4. Aufbau der Masterarbeit
- 2. Überblick über die nationale und internationale Rechnungslegung
- 2.1. Überblick über Klein- und Mittelunternehmen und die Anwendungsvoraussetzungen zur Rechnungslegung
- 2.2. Grundlagen und historische Entwicklung des Rechnungslegungsänderungsgesetzes 2014
- 2.2.1. Einführung und Umsetzung des RÄGS 2014
- 2.2.2. Neuaufteilung der Größenklassen
- 2.2.3. Erleichterungsbestimmungen durch das RÄG 2014
- 2.2.4. Begriffsbestimmungskatalog und Neuerungen der Bewertung
- 2.3. Vergleich der Grundsätze und Zielsetzungen der Rechnungslegungen
- 2.3.1. Vorsichtsprinzip
- 2.3.1.1. Beschreibung des Vorsichtsprinzips
- 2.3.1.2. Beispiele für Bewertungsspielräume und Auswirkungen auf den Jahresabschluss
- 2.3.1.3. Das Vorsichtsprinzip im Wandel der Zeit
- 2.3.2. Fair Value Bewertung
- 2.3.2.1. Beschreibung der Fair Value Bewertung
- 2.3.2.2. Bewertung nach den IFRS
- 2.3.2.3. IFRS for SMEs
- 2.3.2.4. Unterschiede zwischen UGB und den IFRS for SMEs
- 2.3.2.5. Angleichungen von UGB an die IFRS for SMEs
- 2.4. Das BilMOG, BilRUG und RÄG 2010
- 2.4.1. Das deutsche Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
- 2.4.2. Das deutsche Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz
- 2.4.3. Das Rechnungslegungsänderungsgesetz 2010
- 2.5. Überblick über die wichtigsten Änderungen und dessen Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen durch das Rechnungslegungsänderungsgesetz 2014
- 2.5.1. Wegfall der stillen Reserven
- 2.5.2. Neuer Mindestansatz der Herstellungskosten
- 2.5.3. Wegfall der unversteuerten Rücklagen
- 2.5.4. Zusätzliche essentielle Änderungen
- 3. Empirische Untersuchung
- 3.1. Zielsetzung der Untersuchung
- 3.2. Auswahl der Interviewpartner/in
- 3.3. Fragebogen und Ablauf der Experteninterviews
- 3.4. Qualitative Inhaltsanalyse der Experteninterviews
- 3.4.1. Auswertung der Interviewinhalte
- 3.4.2. Ablauf der qualitativen Inhaltsanalyse
- 3.4.3. Kategoriensystem zur qualitativen Inhaltsanalyse
- 4. Abgeleitete Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen
- 4.1. Ergebnisse der Auswertungen
- 4.1.1. Beurteilung der Anpassungen
- 4.1.1.1. Bewertung der Neuerungen durch das RÄG 2014
- 4.1.1.2. Neuer Mindestansatz bei den Herstellungskosten
- 4.1.1.3. Zuschreibungsverpflichtung
- 4.1.1.4. Einheitsbilanz
- 4.1.2. Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen
- 4.1.2.1. Effekte aus den Neuerungen für KMU
- 4.1.2.2. Krisenzeiten in Klein- und Mittelunternehmen
- 4.1.2.3. Stille Reserven
- 4.1.2.4. Zurückdrängung des Vorsichtsprinzips
- 4.1.3. Zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten
- 4.1.3.1. Aktuelle Ereignisse
- 4.1.3.2. Full IFRS-IFRS for SMEs in der EU
- 4.1.3.3. Anwendung und Zulassung der IFRS for SMEs
- 4.1.3.4. Wegfall des UGBs
- 4.1.3.5. Eignung der IFRS for SMEs in Österreich
- 4.1.4. Ausblick
- 4.2. Zusammenfassung der Einzelauswertungen
- 4.2.1. Beurteilung der Anpassungen
- 4.2.2. Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen
- 4.2.3. Zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten
- 4.2.4. Ausblick
- 4.3. Beantwortung der Forschungsfragen
- 5. Kritische Würdigung der Masterarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Analyse des Rechnungslegungsänderungsgesetzes 2014 und dessen Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen in Österreich. Im Fokus stehen dabei die Veränderungen im nationalen Rechnungslegungsrecht und deren Auswirkungen auf die bilanzielle Darstellung sowie die betriebliche Praxis von KMU. Ziel der Arbeit ist es, ein Verständnis für die Neuerungen des RÄG 2014 zu schaffen und deren Implikationen für KMU zu beleuchten.
- Vergleich nationaler und internationaler Rechnungslegungsgrundsätze
- Analyse des Rechnungslegungsänderungsgesetzes 2014 und seiner Neuerungen
- Bewertung der Auswirkungen des RÄG 2014 auf Klein- und Mittelunternehmen
- Beurteilung der Eignung der IFRS for SMEs in Österreich
- Diskussion der zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Rechnungslegung für KMU
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Überblick über die nationale und internationale Rechnungslegung
- Kapitel 3: Empirische Untersuchung
- Kapitel 4: Abgeleitete Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen
Die Einleitung führt in die Problemstellung der Masterarbeit ein und stellt die Forschungsfragen sowie die Zielsetzung der Arbeit dar. Zudem wird die wissenschaftliche Methodik erläutert und der Aufbau der Masterarbeit vorgestellt.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die nationale und internationale Rechnungslegung, insbesondere im Kontext von Klein- und Mittelunternehmen. Es werden die Grundlagen und die historische Entwicklung des Rechnungslegungsänderungsgesetzes 2014 erläutert. Der Fokus liegt auf den Vergleich der Grundsätze und Zielsetzungen der Rechnungslegungen, insbesondere dem Vorsichtsprinzip und der Fair Value Bewertung.
In diesem Kapitel wird die empirische Untersuchung vorgestellt, die zur Beantwortung der Forschungsfragen durchgeführt wurde. Es werden die Zielsetzung der Untersuchung, die Auswahl der Interviewpartner/in sowie der Fragebogen und der Ablauf der Experteninterviews beschrieben. Die qualitative Inhaltsanalyse der Experteninterviews bildet den Schwerpunkt dieses Kapitels.
Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Auswertungen der empirischen Untersuchung. Es werden die Beurteilung der Anpassungen, die Auswirkungen auf Klein- und Mittelunternehmen, die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten und ein Ausblick diskutiert.
Schlüsselwörter
Rechnungslegungsänderungsgesetz 2014, Rechnungslegung, Klein- und Mittelunternehmen, IFRS for SMEs, Vorsichtsprinzip, Fair Value Bewertung, Empirische Untersuchung, Qualitative Inhaltsanalyse, Auswirkungen, Eignung.
- Arbeit zitieren
- Kevin Nitsch (Autor:in), 2016, Das Rechnungslegungsänderungsgesetz 2014. Wird das nationale durch internationales Recht sukzessive verdrängt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335944