Podcasting in der Hochschulbildung. Der Effekt von Podcast-Produktion auf die Kompetenz der Mediengestaltung bei Fernstudierenden


Hausarbeit, 2014

42 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen relevanter Begriffe
2.1 Podcasting
2.2 Medienkompetenz: Mediengestaltung

3. Forschungsbereich
3.1 Stand der Forschung: Podcasting in der Hochschulbildung
3.2 Forschungsgegenstand: Podcasts als Gestaltungsobjekte
3.3 Herleitung der Forschungsfrage
3.4 Hypothesen
3.5 Lerntheoretische Einbettung

4. Theoretische und empirische Forschungsgrundlagen
4.1 Qualität und Lernqualität
4.2 Gütekriterien in der Forschung
4.3 Evaluation

5. Studien- und Evaluationsdesign
5.1 Das Messinstrument
5.1.1 Konzeption des Fragebogens
5.2 Erhebung der Daten

6. Ergebnisse und Auswertung

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang
Fragebogen
Tabellarische und grafische Darstellung der erhobenen Daten
Zusammensetzung der konstruierten Variablen

1. Einleitung

Seit der Entwicklung digitaler Medien und der dadurch hervorgegangenen Informations- und Wis- sensgesellschaft stellt sich für die Bildungswissenschaft die Frage, ob und inwiefern diese Medien (direkten) Einfluss auf den Lernerfolg besitzen bzw. wie sie zum Lernerfolg beitragen können. Richard Clark zufolge hat das jeweils genutzte Medium keinen Einfluss auf den Lernerfolg, der durch die Lerneinheit damit erreicht wird, es stellt nur das Transportmittel für die Lerninhalte dar (1983, p. 445). Der Lernerfolg kann ausschließlich durch die gewählte, bzw. dem Medium inhärente Methode begründet werden, durch welche der Lerninhalt aufbereitet wird (ebd.). Die daraus resultierende didaktische Qualität bestimmt, inwieweit Lerninhalte vermittelt bzw. aufgenommen werden können. Robert Kozma hingegen schreibt dem Medium eine wichtige Funktion bei der Vermittlung von Lehr-/ Lerninhalten zu. Seinem Standpunkt zufolge hängt der Einfluss eines Mediums auf den Lernerfolg davon ab, ob das jeweils genutzte Medium eine gute Passung zu Lernsituation, Aufgabenstellung und dem individuellen Lernenden aufweist (Kozma, 1991, p.181). Entspricht die Aufbereitung des Lehr- stoffes den Charakteristika eines Mediums, wird der Lernprozess auch durch das jeweilige Medium positiv beeinflusst. Kozma erklärt außerdem, dass Lernen als Resultat aus Interaktion zwischen Ler- nenden1 und über ein Medium vermittelten Inhalten entsteht (1991, p.179) und damit ein aktiver, konstruktiver Prozess ist.

Die Tatsache, dass diese Diskussion schon über Jahre zurückliegt und seitdem sowohl neue Medientypen, als auch neue Formen des Lernens entstanden sind, legt die wiederholte/ Betrachtung der Verbindung von Medium und Lernen nahe.

Es stellt sich einerseits die Frage, wie neue Medien, beispielsweise Podcasts als didaktische LehrLerninstrumente eingesetzt werden können und andererseits, welche Kompetenzen durch mediengestützes Lernen vermittelt werden können.

Insbesondere für Fernstudierende bilden neue Medien eine gute Möglichkeit, sich selbstständig neue Wissensgebiete zu erschließen und so selbstbestimmter Lernen zu können. Podcasts stellen in diesem Zusammenhang ein vielfältig einsetzbares Lerninstrument dar, über das Informationen zu einem breiten (wissenschaftlichen) Wissensangebot abgerufen werden können. Zudem ist es über frei zugängliche Software und Bereitstellungsportale möglich, selbstproduzierte Podcasts auch an andere Lernende/Interessierte weiterzugeben. Neben einer rezeptiven Nutzung als Lernergänzung ist der Podcasts damit auch zur aktiven Mediengestaltung einsetzbar.

Die vorliegende Arbeit untersucht in diesem Zusammenhang, welche Effekte die studentische Gestaltung eines Podcasts - im Rahmen von Modul 3 des Masterstudiengangs Bildung und Medien - eEducation - auf die Mediengestaltungskompetenz der Studierenden besitzt.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet und wenn möglich eine neutrale Bezeichnung gewählt. Selbstverständlich sind aber beide Geschlechter gemeint.

Kapitel 2 definiert die im Zusammenhang dieser Arbeit relevanten Begriffe. Kapitel 3 gibt einen Über- blick zum Forschungsbereich und leitet Forschungsfrage und Hypothesen her. In Kapitel 4 werden theoretische und empirische Forschungsgrundlagen erläutert und Kapitel 5 stellt das für diese Arbeit genutzte Messinstrument und seinen Einsatz vor. Kapitel 6 legt die Ergebnisse der Evaluation dar und wertet sie aus. Das letzte Kapitel (7) schließt mit einem Fazit zum Vorgang und zu den Ergebnissen dieser Arbeit.

2. Definitionen relevanter Begriffe

Das folgende Kapitel stellt die im Kontext dieser Arbeit relevanten Begriffe vor und definiert, wie sie in diesem Zusammenhang verstanden werden sollen.

2.1 Podcasting

Der Begriff „Podcasting“ setzt sich aus den Worten „iPod“ und „broadcasting“ zusammen. Dieser Be- griff meint das Erstellen und Bereitstellen eigener Inhalte im Audio-, oder Video-Format, die über das Internet heruntergeladen bzw. über RSS-Feeds abonniert werden können. Das Substantiv Podcasting bezieht sich dabei auf den aktiven Prozess des Produzierens eigener Inhalte mit Hilfe verschiedener Medien und Programme. Der Podcast-Produzent ist frei was Inhalt und Gestaltungsform angeht. Er kann so die jeweilige Thematik individuell aufbereiten und sie an eine große Zahl an Rezipienten weitergeben.

Es wird unterschieden zwischen Podcasts, Video-Podcasts (Vodcasts) oder enhanced Podcasts, die neben den auditiven Inhalten zudem visuelle Komponenten und Sprungmarken enthalten (Meier, 2007, S.92) und die es dem Nutzer erlauben, bestimmte Inhaltsbereiche manuell anzuwählen. In der folgenden Ausarbeitung sollen unter dem Begriff Podcast auch die obengenannten Varianten zusam- mengefasst werden.

2.2 Medienkompetenz: Mediengestaltung

Nach Baacke ist Mediengestaltung Teil des Konstrukts der Medienkompetenz zu der des Weiteren auch die Dimensionen Medienkritik, Medienkunde und Mediennutzung gehören. Mediengestaltung als Kompetenz wird definiert als Fähigkeit zur Veränderung und Weiterentwicklung des Medienbe- reichs, sowie der Entwicklung von kreativen Gestaltungen, die über den gewöhnlichen Kommunika- tionsprozess im Medienalltag hinausgehen (Baacke, 1997, S.99). Zum Einen besteht die Kompetenz der Mediengestaltung also aus dem Anstoßen innovativer Entwicklungsprozesse in Bezug auf mediale Vorgänge und zum Anderen aus der kreativen Nutzung von Medien, die so die individuelle Perspek- tive des Gestaltenden transportieren.

Mediengestaltung meint im Forschungszusammenhang dieser Arbeit vor allem die aktive Ausein- andersetzung der Produzenten mit den Gestaltungsmöglichkeiten der Podcasts. Die Studierenden sollen durch die selbstständige Erarbeitung von Funktions- und Designmöglichkeiten lernen, sich über dieses Medium auszudrücken und ihre eigenen Inhalte weiterzugeben. Der Einsatz des Mediums kann jedoch auch, je nach Nutzung, eine innovative Handhabung und damit eine Entwicklung des Mediums an sich mit sich bringen.

3. Forschungsbereich

Das folgende Kapitel führt in die Forschungsthematik ein und gibt einen kurzen Überblick zum derzeitigen Forschungsstand. Außerdem wird die Forschungsfrage erläutert und die zu überprüfenden Hypothesen vorgestellt. Danach wird eine Einordnung des Forschungsvorgangs hinsichtlich des lerntheoretischen Hintergrunds versucht.

3.1 Stand der Forschung: Podcasting in der Hochschulbildung

Durch die Entwicklung digitaler Medien und deren Einsatz in Bereichen der universitären Bildung findet auch der Podcast zunehmende Beachtung (Schiefner, 2008, S. 16). Bisher beschränkt sich der Einsatz jedoch auf die Erstellung und Bereitstellung von Podcasts von Lehrenden für Lernende. Be- sonders häufig wird dieses Medium für die Distribution von Aufzeichnungen von Vorlesungen und weiterführenden Informationen zur Lehrveranstaltung eingesetzt (Coursecasting). Dadurch soll ei- nerseits die Studierendengeneration der ‚Digital Natives‘ „auf unterhaltsame“ (Hofhues & Bianco, 2009, S. 239) Weise an Lehrinhalte herangeführt und andererseits flexibles Lernen ermöglicht wer- den. Podcasts fungieren hier also als Motivationsverstärker, sowie als Unterstützer von studentischen Lernprozessen und Kommunikationsmedium. Zur passiven Nutzung von Podcasts durch Lernende existieren mehrere Untersuchungen, z.B. Lane (2006). Aus Platzgründen soll hier darauf aber nicht weiter eingegangen werden.

Im Gegensatz dazu findet der Einsatz von Podcasts als didaktisches Mittel zur selbstständigen Elabora- tion, Produktion und Distribution von Inhalten durch Studierende bislang noch eher wenig Beachtung und auch an Evaluationen dieser aktiven Podcast-Nutzung/-Gestaltung liegen wenige aussagekräftige Studien vor. Somit können bisher keine zuverlässigen Aussagen darüber gemacht werden, inwiefern sich Podcasting beispielsweise auf die mediale Kompetenzentwicklung Studierender auswirkt.

3.2 Forschungsgegenstand: Podcasts als Gestaltungsobjekte

Die vorliegende Arbeit untersucht den Effekt von Podcast-Produktion auf die Kompetenzentwick- lung von Fernstudierenden. Im Rahmen des Studienmoduls 3 des Masterstudiengangs Bildung und Medien - eEducation der FernUniversität Hagen ist die selbstständige Gestaltung eins Podcasts zu einem frei gewählten Themenbereich mit Bildungsbezug verpflichtend. Die Studierenden erarbeiten sich anhand vorgegebener sowie selbstständig recherchierter Literatur die Grundlagen zu Funktions- und Produktionsweise von Podcasts und gestalten davon ausgehend einen eigenen Podcast bzw. eine Podcast-Reihe. Diese problemorientierte, konstruktive Vorgehensweise der Medienproduktion begünstigt eine selbstständige Auseinandersetzung mit einem bestimmten Themenbereich, der Soft- ware und Gestaltungsart des zu erstellenden Podcasts. Der Lernende kann sich durch die Ausarbei- tung eines Podcasts in Bezug auf gestalterische Fähigkeiten ausprobieren und den Produktionsweg dieses neuen Mediums kennenlernen. Das fertige Produkt bietet einerseits einen reflexiven Blick auf die geleistete Arbeit und den Lernfortschritt und ermöglicht andererseits die Weitergabe der gesammelten Informationen an andere Lernende.

Die aktive Auseinandersetzung der Studierenden mit einem Medienprodukt, das zur Weitergabe von Informationen und damit als Kommunikationsmittel konzipiert ist, eröffnet zudem eine weitere Möglichkeit sich „digital mitzuteilen“ und mit anderen Podcastern zu kommunizieren. Die produzier- ten Medieninhalte stellen dabei „eine veräußerlichte Form der erfolgten Lern- und Denkprozesse“ (Zorn, Auwärter, Krüger & Seehagen-Marx, 2011, S. 3) dar, die die Basis für Austausch und Diskussion bieten.

3.3 Herleitung der Forschungsfrage

Das studentische Podcasting im Rahmen eines Studienmoduls bietet als Einführung in die media- le Gestaltungs- und Ausdrucksform demnach scheinbar gute Voraussetzungen für die Entwicklung verschiedener Kompetenzen. Der Produktions-Vorgang ermöglicht einen Zuwachs von Methoden-, Selbstlern-, und, ins Besondere, von Medienkompetenz (Zorn et al., 2011, S.1ff). Der Lernende soll durch aktive und selbstgesteuerte Einarbeitung in Funktions- und Gestaltungsmöglichkeiten sowie in die dazu notwendige Software, erfahren, wie Podcasts einzusetzen sind und wie sie aufgebaut sein sollten. Besonders was den kreativ-innovativen Teilbereich der Medienkompetenz, die Mediengestal- tungskompetenz angeht, bestehen, zumindest formal, durch die Podcast-Produktion gute Vorausset- zungen, diese positiv zu beeinflussen. Der Lernende bekommt die Möglichkeit, eigene Ideen und Per- spektiven in die Kreation einzubringen und das Medium Podcast auf individuelle Art zu nutzen. Dabei lernt er einerseits die technischen Gestaltungsoptionen kennen und zu gebrauchen und andererseits den medialen Kontext, in welchem Podcasts verwendet werden können. Inwiefern diese Entwicklung gestalterischer Kompetenz jedoch im praktischen Lernprozess Umsetzung findet, soll diese Arbeit untersuchen. Die Forschungsfrage, die in dieser Arbeit untersucht werden soll lautet dementspre- chend: „Welchen Effekt hat die Produktion eines Podcasts auf die Kompetenz der Mediengestaltung von Fernstudierenden?“

3.4 Hypothesen

Die Einarbeitung in das Gebiet Podcast, bzw. in die Funktionsweise des Produktions-Programms erfordert einen bestimmten Grad an Zeit und Aufwand. Es wird angenommen, dass dieser Grad an Intensität der Auseinandersetzung mit der Produktion eines Podcasts positiv mit mit der daraus resultierenden Kompetenzentwicklung korreliert. Daraus ergibt sich Hypothese 1: „Je intensiver die Auseinandersetzung der Studierenden mit der Produktion des Podcasts, desto sicherer ist die Ge- staltung dieses Mediums.“.

Die zweite Hypothese bezieht sich auf die subjektive Wahrnehmung des eigenen Kompetenzzu- wachs für Mediengestaltung. Es wird angenommen, dass sich eine intensivere Auseinandersetzung mit der Podcast-Produktion auch positiver auf die Bewertung des eigenen Fortschritts, was die Ge- staltung des Mediums angeht, auswirkt. Hypothese 2 lautet dementsprechend: „Je intensiver die Auseinandersetzung der Studierenden mit der Produktion des Podcasts, desto höher wird der eigene Kompetenzzuwachs in Bezug auf Mediengestaltung eingeschätzt.“.

Als weitere Komponente der Untersuchung wird die mediale Vielfalt, die zur Gestaltung des Podcasts eingesetzt/genutzt wurde, kategorisiert. Es wird angenommen, dass eine intensivere Auseinander- setzung mit der Produktion des Podcasts, also z. B. eine längere Einarbeitung in die verschiedenen möglichen medialen Komponenten, ihre Funktionen und ihre Gestaltung auch einen entsprechend verschiedenartigen Einsatz medialer Bestandteile im eigenen Podcast zur Folge hat. Die dritte Hypo- these laute daher: „Je intensiver die Auseinandersetzung der Studierenden mit der Produktion des Podcasts, desto vielfältiger ist der Einsatz medialer Komponenten im eigenen Podcast.“.

Die letzte Annahme betrifft das Wissen der Studierenden in Bezug auf Funktionen und Nutzungs- möglichkeiten von Podcasts. Es wird ein Zusammenhang zwischen der Intensität der Auseinander- setzung mit der Podcast-Produktion und dem Wissen über dieses Medium vermutet. Studierende, die sich lange und ausführlich mit Podcasts, ihren Nutzungs- und Einsatzmöglichkeiten, sowie ihren Funktionen beschäftigt haben, schätzen diesen Wissensstand auch entsprechend hoch ein. Die letzte Hypothese lautet daher: „Je intensiver die Auseinandersetzung der Studierenden mit der Produktion des Podcasts, desto höher ist das Wissen bezüglich Funktionen und Nutzung dieses Mediums.“.

3.5 Lerntheoretische Einbettung

Die vorliegende Evaluation impliziert ein konstruktivistisches Verständnis von Lern- und Handlungs- prozessen. Der Vorgang der Podcast-Produktion erfolgt demnach durch ein aktives, selbstständig erarbeitetes und konstruiertes Wissen zu Podcasting, sowie dem Wissen über Funktionen und Ein- satzmöglichkeiten von Podcasts. Die einzelnen Lernschritte, wie Einarbeitung in die Podcasting-Soft- ware oder Einbindung der verschiedenen Komponenten, werden in Abhängigkeit von individuellen kognitiven Prozessen und der jeweiligen Situation, in der der Lernprozess stattfindet, unterschied- lich verarbeitet und neu Gelerntes in bestehendes Vorwissen integriert. Der Vorgang der Podcast- Produktion ist damit ein Prozess, der neben unterschiedlichen Lernergebnissen oder -erfolgen auch subjektive Wahrnehmungen und Bewertungen der Studierenden zur Folge hat. Je nach Vorerfahrung und Einstellung nehmen die Lernenden die Aufgabenstellung und den Arbeitsprozess des Podcasting unterschiedlich wahr, wodurch die Lösung dieser Aufgabe wiederum beeinflusst wird.

Weiterhin wird für diese Untersuchung angenommen, dass, der sozial-kognitivistischen Selbstwirk- samkeitstheorie nach Bandura (1977, 1997) folgend, die Erfahrung der eigenen Wirksamkeit, was die Lösung von Schwierigkeiten oder die Erfüllung einer Handlungsanweisung betrifft, auch den weiteren Umgang mit Problemstellungen prägt. Die „Wirksamkeitsüberzeugungen“ (Bandura, 1997, p. 3), die eine Person besitzt, also die Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten, beeinflussen die „Ergebniser- wartungen“ (ebd.), also inwieweit eine bestimmte Aufgabe gelöst oder eine Handlung erfolgreich ausgeführt werden kann. Individuen, die eine positive Selbstwirksamkeit besitzen, also erwarten, dass bestimmte Handlungen erfolgreich auszuführen sind, sind, der Theorie zufolge auch in der Realisie- rung der Handlung erfolgreicher: „Effective functioning requires both skills and the efficacy beliefs to use them“ (Bandura, 1997, p. 36). Mit dem Vertrauen, eine Situation erfolgreich abschließen zu können, wächst auch die Motivation, weitere problematische Handlungsanforderungen anzugehen. Studierende, die Vertrauen in Ihre Fähigkeiten besitzen, z. B. mit neuen Anforderungen wie der Po- dcast-Produktion zurecht zu kommen, gehen somit optimistischer mit dieser Anforderung um, was wiederum eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung dieser komplexen Anforde- rung bildet (Bandura, 1997, p. 37).

4. Theoretische und empirische Forschungsgrundlagen

Das folgende Kapitel erläutert theoretische und empirische Grundlagen des Forschungsprozesses der vorliegenden Arbeit und geht dabei insbesondere auf das, für diese Arbeit geltende, Verständnis der Begriffe Qualität und Evaluation ein.

4.1 Qualität und Lernqualität

Der allgemeine Begriff Qualität (lat. „qualitas“) beschreibt der Wortbedeutung nach eine Beschaf- fenheit, eine Eigenschaft oder einen Zustand eines Objektes (Duden Online, 2014). Die ISO (ISO 9000:2005, S.18) definiert Qualität als „Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt“. Der Begriff misst also, inwiefern ein Produkt, ein Programm etc., den gestellten Anforderun- gen entspricht.

Qualität kann des Weiteren auf neutrale Weise als die Summe aller Eigenschaften, sowie auf bewer- tende Weise als die Güte aller Eigenschaften eines Objekts verstanden werden. In Bezug auf den Bildungsbereich bzw. auf Angebote, Programme und Maßnahmen, die in diesen Bereich fallen, stellt Qualität einen schwer zu überprüfenden Begriff dar. Einerseits gibt es hier kei- ne konkrete und einheitliche Bestimmung, wie Bildungsqualität zu erkennen oder zu beurteilen ist, auf der anderen Seite unterscheiden sich die verschiedenen Angebote natürlich in Merkmalen wie Wirkungsweise, Zielgruppe und Wirkungsziel so deutlich, dass ein Vergleich nicht möglich (Kromrey, 2005, S.12) und daher die Merkmale von qualitativ hochwertigen Angeboten schwer zu bestimmen ist. Lehr/-Lernqualität als Konstrukt verschiedener Dimensionen wie Lernprozess oder Lernergebnis kann außerdem auch in ein und derselben Bildungsmaßnahme unterschiedlich beurteilt werden, je nachdem welche Dimension das Hauptkriterium bildet (Preußler, 2014, S. 46). Für die Bestimmung von Lernqualität wird daher häufig das Output eines Bildungsprogramms, also der Lernerfolg, als Indikator genutzt oder eine lineare Verbindung von Lernerfolg und Lehr/Lernqualität angenommen (Preußler, 2014, S. 48). Diese Vorgehensweise ist jedoch nicht grundsätzlich angemessen, schließlich kann auch ein Lernprozess durchlaufen worden sein, ohne dass es am Lernergebnis ablesbar wäre, oder aber der ablesbare Erfolg steht nicht in Zusammenhang mit der Qualität der Bildungsmaßnah- me.

Ob ein Angebot von hoher Qualität ist, lässt sich vor allem daran messen, inwiefern seine angestrebten, vor Durchführung der Bildungsmaßnahme festgelegten Ziele erreicht wurden, also ob das intendierte Lernergebnis tatsächlich erworben wurde. Das kann nur über eine nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführte Evaluation überprüft werden.

In der vorliegenden Untersuchung soll die Maßnahme, also die Podcasting-Produktion hinsichtlich Vermittlung von Mediengestaltungskompetenz untersucht und bewertet werden, um daraus auf entsprechende Kompetenzentwicklungsmöglichkeiten schließen oder Maßnahmen zur Veränderung/ Optimierung der Lerneinheit ableiten zu können. In Abhängigkeit von subjektiven Einschätzungen der Studierenden soll ermittelt werden, in wieweit dieses Lernziel erreicht wurde und welche Maßnah- men zur Verbesserung möglicherweise erforderlich sind. Diese Operationalisierung von Lernerfolg schließt den Erwerb weiterer Kompetenzen oder Fähigkeiten, die durch diese Maßnahme erworben werden können natürlich nicht aus. Auch ist es möglich, dass die zu untersuchenden Kompetenzen nicht oder nur teilweise durch diese Lerneinheit erreicht wurden, oder dass die Untersuchungsteil- nehmer bedingt durch die Akzeptanz dem Projekt gegenüber die Effekte der Teilnahme, bewusst oder unbewusst, verfälscht einschätzen. Deshalb ist darauf zu achten, dass die Evaluation in Abhängig- keit von geltenden Gütekriterien und wissenschaftlichen Standards durchgeführt wird.

4.2 Gütekriterien in der Forschung

Die Qualität eines Forschungsdesigns, in diesem Fall bestehend aus einem Online-Fragebogen, erfordert die Beachtung dreier Kriterien der Güte. Diese Kriterien umfassen Objektivität, Reliabilität und Validität (Preußler, 2014, S. 43 f.).

Das Kriterium der Objektivität fordert eine möglichst unbeeinflusste und unverzerrte Messung von Daten. Das Messinstrument muss dementsprechend so konzipiert sein, dass es den Untersuchungsgegenstand nicht in eine bestimmte Richtung lenkt und unabhängig vom Evaluierenden immer die selben Ergebnisse liefert.

Reliabilität beschreibt die Genauigkeit des Messvorgangs. Ist ein Testverfahren reliabel, weist es eine hohe Genauigkeit in Bezug auf die erhobenen Messergebnisse auf und wird diese auch bei erneutem Messen zeigen.

Validität, oder Gültigkeit gibt in einem Testverfahren den Grad an, der die Genauigkeit der Messung in Bezug auf das zu messen beabsichtigte Merkmal festlegt. Validität bestimmt also, inwiefern ein Test die Daten, die er erheben will, auch tatsächlich misst.

4.3 Evaluation

Der Begriff Evaluation geht auf die Worte „valor“ und „e“ (lat.) zurück, was zusammengenommen mit „eine Bewertung vornehmen“ zu übersetzten ist (Stockmann & Meyer, 2014, S.72). Eine wissen- schaftliche Evaluation beschreibt die Wirkung auf einen klar definierten Gegenstand wie ein Produkt, Prozess oder Projekt auf systematische Weise und mit Hilfe empirischer Methoden (Stockmann & Meyer, 2014 S. 74). Diese wird anhand vorher festgelegter Kriterien überprüft und ausgewertet. Die Form der Bewertung muss die Kriterien der Validität, Objektivität und Reliabilität erfüllen und einen Zweck oder Nutzen erfüllen, z. B. die Qualität des untersuchten Gegenstands zu verbessern (Stock- mann & Meyer, 2014, S.74f).

Für den Bildungsbereich definiert Reischmann Evaluation als: „1. das methodische Erfassen und 2. das begründete Bewerten von Prozessen und Ergebnissen zum 3. besseren Verstehen und Gestalten ei- ner Praxis-Maßnahme im Bildungsbereich durch Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion“ (2006, S. 18).

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Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Podcasting in der Hochschulbildung. Der Effekt von Podcast-Produktion auf die Kompetenz der Mediengestaltung bei Fernstudierenden
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung)
Veranstaltung
Anwendungsbezogene Bildungsforschung
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
42
Katalognummer
V336165
ISBN (eBook)
9783668259447
ISBN (Buch)
9783668259454
Dateigröße
699 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
podcasting, hochschulbildung, effekt, podcast-produktion, kompetenz, mediengestaltung, fernstudierenden
Arbeit zitieren
M.A. Marie-Yasmine Tölle (Autor:in), 2014, Podcasting in der Hochschulbildung. Der Effekt von Podcast-Produktion auf die Kompetenz der Mediengestaltung bei Fernstudierenden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336165

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