Ziel dieser Arbeit ist, es Möglichkeiten aufzuzeigen, nach denen das Opfer einer Straftat Wiedergutmachungsansprüche im Strafverfahren geltend machen kann. Für dieses Vorhaben soll zunächst der Blick auf das geltende Recht, im Speziellen auf das Adhäsionsverfahren, gerichtet werden. Dazu werden dessen Zielsetzungen und Regelungen zunächst vorgestellt, um anschließend die Anwendungshäufigkeit zu untersuchen und zu einer Analyse der Gründe für die mangelnde Praxisrelevanz zu gelangen. Die Erkenntnisse
dieser Analyse sollen sodann dazu genutzt werden eine Neukonzeption des Wiedergutmachungs- und Sanktionensystems zu diskutieren. Im Rahmen der Suche nach einer Neukonzeption wird dafür zunächst der Wiedergutmachungsgedanke von einer historischen Warte betrachtet; sodann werden verschiedene Modelle der Integration des Wiedergutmachungsgedankens in das Strafrecht vorgestellt.
Wenn sich die Frage nach der Bestrafung des Täters wie selbstverständlich um die Antwort des Staates auf dessen Schuld dreht, wird eines deutlich: Der moderne Strafprozess dient spätestens seit dem Sieg des Inquisitionsgedankens über den Fehdegedanken nicht dem Interesse des Opfers am Ersatz des materiellen oder immateriellen Schadens, sondern dem Gemeinschaftsinteresse an der Sanktionierung des Täters. Das Interesse des Opfers wird dagegen ins Zivilrecht verbannt und in der juristischen Praxis und Lehre (zumeist) fein säuberlich von der strafrechtlichen Verantwortlichkeit getrennt. Das Adhäsionsverfahren stellt eine ungeliebte Verbindung dieser dogmatisch getrennten Rechtsgebiete dar, welche einer Vielzahl von Jurastudenten in der juristischen Ausbildung unbekannt bleibt und bisweilen auch von einem Großteil der Strafrichter gerne gemieden wird. So unverständlich dem Juristen die Verbindung von Straf- und Zivilrecht erscheint, so einleuchtend erscheint die gemeinsame Abhandlung dem Laien, für den sich die Verpflichtung des Täters zum Schadensersatz als natürliche Folge seiner strafrechtlichen Schuld darstellt. Diese Diskrepanz zwischen der rechtlichen Trennung von Strafe und Schadensersatz und dem praktischen Verständnis des Laien ist Hintergrund und Anlass der folgenden Ausführungen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Problemstellung
- 2. Zielsetzung und Methodik
- 3. Aufbau der Arbeit
- II. Das Adhäsionsverfahren im deutschen Strafprozessrecht
- 1. Geschichte des Adhäsionsverfahrens
- 1.1 Die Entstehung des Adhäsionsverfahrens
- 1.2 Die Entwicklung des Adhäsionsverfahrens im 19. und 20. Jahrhundert
- 2. Rechtsgrundlagen des Adhäsionsverfahrens
- 2.1 Die Strafprozessordnung (StPO)
- 2.2 Das Opferrechtsreformgesetz
- 2.3 Die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (BGH)
- 3. Die Voraussetzungen des Adhäsionsverfahrens
- 3.1 Die Strafbarkeit der Tat
- 3.2 Die Anspruchsberechtigung des Geschädigten
- 3.3 Die Antragstellung
- 3.4 Die Zuständigkeit des Gerichts
- 4. Die Verfahrensabläufe im Adhäsionsverfahren
- 4.1 Die Einlassung des Beschuldigten
- 4.2 Die Beweisaufnahme
- 4.3 Die Entscheidung des Gerichts
- 5. Die Rechtsfolgen des Adhäsionsverfahrens
- 5.1 Die strafrechtliche Sanktion
- 5.2 Die zivilrechtliche Entschädigung
- 5.3 Die Nebenfolgen
- III. Die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Adhäsionsverfahren
- 1. Die Beweislast im Adhäsionsverfahren
- 1.1 Der Beweis des Schadens
- 1.2 Der Beweis der Kausalität
- 1.3 Der Beweis der Verschulden
- 2. Die Höhe des Schadensersatzes
- 2.1 Der materieller Schaden
- 2.2 Der immaterielle Schaden
- 3. Die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Rahmen der Strafprozessordnung
- 3.1 Die Antragstellung
- 3.2 Die Beweisaufnahme
- 3.3 Die Entscheidung des Gerichts
- 4. Besonderheiten der Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Adhäsionsverfahren
- 4.1 Die Problematik der Beweislastverteilung
- 4.2 Die Frage der Zuständigkeit
- 4.3 Die Bedeutung der Nebenfolgen
- IV. Kritik am Adhäsionsverfahren und Reformvorschläge
- 1. Die Kritik an der Beweislastverteilung
- 2. Die Kritik an der Verfahrensökonomie
- 3. Die Kritik an der Rechtsfolgenkombination
- 4. Reformvorschläge
- V. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im deutschen Strafprozessrecht. Sie untersucht das Adhäsionsverfahren, seine Rechtsgrundlagen, Voraussetzungen und Abläufe sowie die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Rahmen dieses Verfahrens.
- Die Entwicklung und Geschichte des Adhäsionsverfahrens
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen des Verfahrens und seine Voraussetzungen
- Die Verfahrensabläufe im Adhäsionsverfahren
- Die Problematik der Beweislastverteilung im Adhäsionsverfahren
- Die Kritik am Adhäsionsverfahren und Reformvorschläge
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Einleitung
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit dar und beschreibt die Zielsetzung und Methodik. Sie gibt einen Überblick über den Aufbau der Arbeit.
Kapitel II: Das Adhäsionsverfahren im deutschen Strafprozessrecht
Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte, den Rechtsgrundlagen, Voraussetzungen, Verfahrensabläufen und Rechtsfolgen des Adhäsionsverfahrens.
Kapitel III: Die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Adhäsionsverfahren
Dieses Kapitel analysiert die Beweislast im Adhäsionsverfahren, die Höhe des Schadensersatzes und die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Rahmen der Strafprozessordnung. Es beleuchtet auch die Besonderheiten der Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Adhäsionsverfahren.
Kapitel IV: Kritik am Adhäsionsverfahren und Reformvorschläge
Dieses Kapitel kritisiert das Adhäsionsverfahren und analysiert die Problematik der Beweislastverteilung, die Verfahrensökonomie und die Rechtsfolgenkombination. Es diskutiert Reformvorschläge für das Adhäsionsverfahren.
Schlüsselwörter
Adhäsionsverfahren, Strafprozessrecht, Schadensersatz, Opferrechte, Beweislast, Verfahrensökonomie, Reformvorschläge, deutsche Rechtsgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Leon Birck (Autor:in), 2016, Die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen im Strafprozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336264