Zunächst beschäftigt sich die vorliegende Arbeit aus historischer Sicht mit dem Kolonialismus im Deutschen Kaiserreich sowie im gesamten Europa. Es wird aufgezeigt, wie es dazu kam, dass fremde Territorien erobert und in Besitz genommen wurden. Dabei ist der Blick auch auf eine Wechselwirkung gerichtet, denn die Kolonialgeschichte veränderte nicht nur das Leben der Menschen, die aufgrund von Rassenzugehörigkeit und kulturellen Unterschieden unterdrückt wurden, sondern auch das Leben derjenigen, die diese Völker direkt vor Ort dominierten, sowie jener, die in Deutschland zurückblieben und nur aus der Ferne am Geschehen in Übersee mehr oder weniger anteilnahmen.
Auch in der zeitgenössischen Literatur schlugen sich der Kolonialismus sowie der Imperialismus auf unterschiedliche Art und Weise nieder. Die beiden Romane "Effi Briest" sowie "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane, einer der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, wird auf diese Leitthese hin im dritten Kapitel analysiert werden. An dieser Stelle interessiert auch, wie sich die literarische Epoche des ‚Bürgerlichen Realismus‘ in den Romanen darstellt und welche Merkmale diese trägt.
In dieser Arbeit wird die Idee eines ‚langen‘ Jahrhunderts bevorzugt. Dies geschieht zum einen, da durch die Französische Revolution erste Gedanken von Demokratie, dem Benutzen des eigenen Verstandes und der Vernunft sowie das Durchbrechen der Ständeordnung aufkamen und damit die neue Klasseneinteilung von Bürgertum und Proletariat überhaupt erst ermöglicht wurde, und zum anderen, weil die deutsche Kolonialherrschaft, das Hauptthema dieses Werkes, erst während des Ersten Weltkrieges beendet wurde.
Die ausgehenden Jahre des neunzehnten Jahrhunderts waren darüber hinaus die bedeutendsten der deutschen Kolonialgeschichte. Wirtschaftliche Gewinnerwartungen, Sicherung künftiger Rohstoffbasen und Machtrivalitäten, die kennzeichnend für den damals herrschenden Imperialismus im Deutschen Kaiserreich waren, sind dabei als Motive zu sehen, die den Kolonialismus vorantrieben. 1884 wurden erste verstreute Territorien in Afrika besetzt, welche bis ungefähr 1900 auf mehrere unterschiedliche Gebiete im Pazifik sowie nach China ausgeweitet wurden. Erst zur Zeit des Ersten Weltkrieges ging die deutsche Kolonialherrschaft dann offiziell zu Ende.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kolonialismus im Deutschen Kaiserreich und Europa - eine historische Betrachtung
- Kolonialistische Kultur in den zeitgenössischen Romanen Effi Briest und Irrungen, Wirrungen von Theodor Fontane
- Projektionsflächen für das, ambivalent empfundene Fremde
- Die, besondere' Rolle der Hunde
- Die Darstellung des, Fremden und der ethnozentrische Blick der Protagonisten
- Die Nebenfiguren als Topos des, Fremden'
- Koloniale Handelsgüter, Wohnkultur und Statussymbole zur Demonstration imperialistischer Machtgefüge
- Die Ebenen totalitärer Dominanz einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft
- Exotik und Erotik
- Exkurs:,Aufbruch' in die Moderne: Technischer Fortschritt und das Aufkommen von Reisen, Urlauben und Kurorten
- Projektionsflächen für das, ambivalent empfundene Fremde
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit dem Einfluss des Kolonialismus auf die deutsche Kultur des 19. Jahrhunderts und untersucht, wie dieser in den Romanen "Effi Briest" und "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane widergespiegelt wird. Ziel ist es, die kolonialistischen Strukturen, die in den Romanen thematisiert werden, aufzudecken und zu analysieren, welche Auswirkungen diese auf die Gesellschaft hatten.
- Die Darstellung des, Fremden' in den Romanen
- Koloniale Machtstrukturen und ihre Ausprägung in der Gesellschaft
- Die Rolle von Exotik und Erotik in der kolonialen Kultur
- Der Einfluss des Kolonialismus auf die deutsche Kultur und Identität
- Die Verbindung zwischen Kolonialismus und technischem Fortschritt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die historische Bedeutung des Kolonialismus und den Vernichtungskrieg gegen die Hereros in Deutsch-Südwestafrika. Sie verortet den Kolonialismus im Kontext der gesellschaftlichen und technischen Umbrüche des 19. Jahrhunderts, die als „Jahre des Fortschritts" bezeichnet werden. Die Zeit des 19. Jahrhunderts wird auch als das „bürgerliche Jahrhundert" bezeichnet, in dem sich das Bürgertum als treibende Kraft der Industrialisierung und des technischen Fortschritts etablierte.
Das zweite Kapitel behandelt die Kolonialisierung und die historische Betrachtung. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung des, Fremden' in den Romanen "Effi Briest" und "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane. Es analysiert die Projektionsflächen für das Fremde in den Romanen, die Rolle der Hunde, die ethnozentrischen Blicke der Protagonisten und die Nebenfiguren als Topos des, Fremden'. Darüber hinaus werden koloniale Handelsgüter, Wohnkultur und Statussymbole sowie die Ebenen totalitärer Dominanz einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft untersucht. Das Kapitel schließt mit einer Analyse von Exotik und Erotik in den Romanen.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit behandelt die Themen Kolonialismus, deutsche Kultur des 19. Jahrhunderts, Theodor Fontane, "Effi Briest", "Irrungen, Wirrungen", Darstellung des Fremden, Ethnozentrismus, Exotik, Erotik, technischer Fortschritt, Imperialismus.
- Quote paper
- Vanessa Stiebeling (Author), 2015, Kolonialismus und Grenzüberschreitungen in Theodor Fontanes Romanen "Effi Briest" und "Irrungen, Wirrungen". Eine Reise in die Kultur des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336393