Stimmen die neueren Befunde zu sozialen Milieus und Lebensstilen überein?


Hausarbeit, 2004

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Fragestellung

3. Sozialstrukturanalyse und soziale Ungleichheit
3.1 Das Gefüge sozialer Ungleichheit – Von Klassen.
3.2 ...und Schichten.
3.3 ...zu Lagen und Milieus
3.4 Gültigkeit der Schichtmodelle
3.5 Milieus oder Lebensstile

4. Lebensstilkonzepte
4.1 Kritik an den Lebensstilkonzepten
4.1.1 Begriff Lebensstil
4.1.2 Theoretische Fundierung
4.2 Gemeinsamkeiten

5. Ergebnisse der neuen Lebensstilkonzepte

6. Fazit

7. Literatur

1. Einleitung

„Es war stets eine Frage der als wichtig angesehenen Gruppierungen und ihrer Eigenschaften, wie das Gefüge sozialer Ungleichheit insgesamt genannt und gesehen wurde (...), welche strukturtypischen Eigenschaften darin hervorgehoben wurden (...), an welche Stelle des Ungleichheitsgefüges sich die einzelnen verorten (...) und hieraus Interessen, Identität und Selbstwertgefühl bezogen.“ (Stefan Hradil 2001, S. 353)

Ob es nun Klassen- oder Schichtungsmodelle sind, die es vermögen, eine Gesellschaft besser zu analysieren oder doch andere, neue Modelle, nämlich Milieus und Lebensstile, schon immer wurde darüber debattiert, welches Modell nun das beste sei. Das dies eine Diskussion ist, die nie enden wird, liegt nun einmal am Untersuchungsgegenstand, an der sich immer weiter verändernden Gesellschaft, und an der Kenntnis über diese Veränderung. Wenn sich etwas verändert, dann ist es notwendig, dieses auch zu registrieren und sich darauf einzustellen. So ist es keine Überraschung, dass sich im Laufe der Zeit immer neue Konzeptionen zur Analyse hervortun. Neue Dinge müssen aber auch überprüft werden, um deren Nutzen zu erfahren. Schließlich geht es nicht darum, neues nur um des neuen wegen zu debattieren.

2. Fragestellung

Der „alte“ Streit, ob Klassen- oder Schichtmodelle das Ungleichheitsgefüge besser abbilden können wurde Mitte der achtziger Jahre durch die Forderung nach mehr „Subjektivem“ in den Hintergrund gedrängt. Von nun an ging es mehr darum, ob die herkömmlichen Schichtmodelle oder neue Konzeptionen über Milieus und Lebensstile höhere Erklärungskraft besitzen.

Die Frage, der in dieser Arbeit nachgegangen werden soll, lautet daher: Stimmen die neueren Befunde zu sozialen Milieus und Lebensstilen überein?

Die „neue“ Konzeption der sozialen Milieus und Lebensstilen zur Erfassung der Sozialstruktur Deutschlands und somit der Struktur sozialer Ungleichheit wird immerhin seit gut 20 Jahren diskutiert und hätte einen zweifelhaften Wert, wenn die neueren Befunde nicht zu einem gemeinsamen oder ähnlichen Ergebnis kommen würde.

3. Sozialstrukturanalyse und soziale Ungleichheit

Um die Struktur einer Gesellschaft erkennen und beschreiben zu können ist es notwendig, sie in einzelne Teilbereiche zu gliedern, um die Wirkungszusammenhänge und Wechselwirkungen zu erfassen. Dies ist die Aufgabe der Sozialstrukturanalyse. Je nach Erkenntnisinteresse ist die Bestimmung der relevanten Dimensionen jedoch sehr uneinheitlich (Zapf 1998, S.185; Geißler 1996, S.19ff.).

Soziale Ungleichheit bezieht sich auf einen Aspekt der Sozialstruktur und zwar auf den vertikalen. Es geht hier darum, dass einige Menschen „aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefüge von den ´wertvollen Gütern´ einer Gesellschaft regelmäßig mehr als andere erhalten“ (Hradil 2001, S.30).

Sozialstrukturanalyse im weiteren Sinn ist also die gesamtgesellschaftliche Analyse, im engeren Sinn die Analyse sozialer Schichtung und sozialer Ungleichheit (Müller 1992, S.59).

3.1 Das Gefüge sozialer Ungleichheit – Von Klassen...

Um das Gefüge sozialer Ungleichheit im ganzen zu erkennen, müssen die verschiedenen Gruppierungen einer Gesellschaft benannt und ihre Größenverhältnisse erkannt werden. Eine grundlegende Voraussetzung zur Bestimmung einer Gruppierung ist das Vorhandensein von Gemeinsamkeiten bzw. Unterschieden, um sie mit anderen Gruppierungen vergleichen zu können.

Im Laufe der Zeit hat sich das Gefüge sozialer Ungleichheit erheblich gewandelt. Von einer vorindustriellen Ständegesellschaft über eine frühindustrielle Klassenstruktur zu einem industriegesellschaftlichen Schichtungsgefüge (vgl. Hradil 2001, S. 95-145) .

3.2 ...und Schichten...

„Für Industriegesellschaften gelten Schichtungsgefüge als typisch, mithin Strukturen sozialer Ungleichheit in Gestalt vertikaler anzuordnender Gruppierungen mit jeweils besseren oder schlechteren, mit der beruflichen Stellung verknüpften Lebensbedingungen“ (Hradil 1985, S. 62).

Nicht mehr die Herkunft wie in Ständegesellschaften oder der Besitz wie in Klassengesellschaften bestimmen die Lebensbedingungen, in Industriegesellschaften ist der Beruf die wichtigste Schichtungsdeterminante. Die unterschiedlichen Ausprägungen der Schichtungskriterien werden als das entscheidende Kriterium zur vertikalen Differenzierung unterschiedlicher Berufsgruppen betrachtet. Objektive Lebensbedingungen sind somit maßgeblich für die Einordnung einer Person in das Gefüge einer Gesellschaft verantwortlich. Abhängig vom Beruf ist das Einkommen, der formale Bildung und das Prestige. Diese Dimensionen sozialer Ungleichheit bilden den Status, den ein Individuum in der Gesellschaft besitzt und ordnen ihn in ein „Höher“ oder „Tiefer“. Ausgegangen wird jedoch davon, dass ein ähnlich hoher Status bei allen Dimensionen vorhanden ist, so das Statuskonsistenz vorliegt.

3.3 ...zu Lagen und Milieus

Die Lebensstilkonzepte erkennen einen Mangel an subjektiven Lebensweisen und wenden sich gegen die starke Orientierung an objektive Lebensbedingungen. Neue Ungleichheiten werden nicht mehr ausreichend erfasst. Kulturelle Aspekte treten immer mehr in den Vordergrund, so dass seit Mitte der 1980er Jahre eine Gesellschaft „Jenseits von Stand und Klasse“ (Beck 1984) bzw. „von Klassen und Schichten zu Lagen und Milieus“ (Hradil 1987) entwickelt hat.

Der Statuszuweisungsweg Bildungsgrad – Berufsposition – sozialer Status wird nicht mehr in dem Maße begangen wie früher. Andere Wege werden beschritten und neue Ungleichheiten werden sichtbar, so z.B. zwischen Mann und Frau, Deutschen und Ausländen, „Stadt“ und „Land“, . Diese „neuen“ Ungleichheiten sind nicht mehr vertikal (Beruf), sondern horizontal und lassen sich nicht mehr aufgrund der Berufsstellung erklären. Horizontale Lebenslagen wie die Wohnbedingungen oder die Region, in der man lebt, natürliche Merkmale wie das Geschlecht, das Alter und die Nationalität bestimmen das individuelle Handeln und die Bedeutungszumessung.

Die Lebensstilkonzepte versuchen, diese individuellen Handlungsweisen mit soziokulturellen Faktoren der Lebensführung zu verknüpfen (vgl. Hradil 1987, 2001, S.422ff).

3.4 Gültigkeit der Schichtmodelle

Diese Notwendigkeit wird jedoch nicht von allen Seiten gesehen (vgl. Geißler 1996, Endruweit 2000). So geht Geißler davon aus, dass schichttypische Soziallagen nach wie vor die größte Erklärungskraft haben und in bezug auf die vertikale soziale Ungleichheit Entstrukturierungserscheinungen „erheblich überzeichnet“ werden (Geißler, S.77). Er bemängelt die Verengung der sozialstrukturellen Lebenschancenforschung auf eine kultursoziologische Lebensstilforschung. Auch Endruweit sieht gerade wegen der kultursoziologischen Komponente des Milieubegriffs die Ablösung des Schichtmodells nicht gegeben (Endruweit, S.45) Eine gesamtgesellschaftliche Darstellung der sozialstrukturellen Entwicklung ist mit Konzepten von sozialen Milieus ist Geißlers Ansicht nach nicht möglich, sie eignen sich eher „für empirische Einzelstudien, für Momentaufnahmen von den Feinheiten der Sozialstrukturanalyse oder auch für die Analyse des kulturellen Wandels“ (Geißler, S. 82).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Stimmen die neueren Befunde zu sozialen Milieus und Lebensstilen überein?
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V33665
ISBN (eBook)
9783638340885
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stimmen, Befunde, Milieus, Lebensstilen
Arbeit zitieren
Daniel Kwon (Autor:in), 2004, Stimmen die neueren Befunde zu sozialen Milieus und Lebensstilen überein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33665

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