Diese Arbeit will sich mit der Frage nach der besseren Frau in der Erzählung "Undine" von Friedrich de la Motte Fouqué, im Bezug zur männlichen Hauptfigur Huldbrand und in der Wirkung auf die Gesellschaft beschäftigen. Dazu werden die weiblichen Figuren der Undine und der Bertalda verglichen und in ihrem Verhalten bewertet.
Dabei spielt die „Beseelung“ der Wasserfrau eine zentrale Rolle, da diese mit einem extremen Wandel ihrer Werte und ihres Verhaltens einhergeht. Auch die Figur Bertalda wird im Verlauf der Geschichte einige Veränderungen durchleben und damit die Handlung stark beeinflussen. Im Gegensatz zu Bertalda, die eine durch und durch menschliche Frau ist, gehört Undine zu den Wassergeistern. Dies wird sie Huldbrand nach der Hochzeit offenbaren.
Die Vorstellung von Wassergeistern entnahm Fouqué, wie er selbst in „Die Musen. Eine norddeutsche Zeitschrift“ 1812 schrieb, Paracelsus Schriften „Liber de Nymphis, Sylphis, Pygmaeis et Salamandris, et de caeteris spiritibus“. Hier beschreibt Paracelsus die menschengleiche Gestalt der Wasserfrauen, die allerdings, keine Seele besitzen. Die seelenlosen Wasserfrauen können jedoch, durch eine Heirat mit einem menschlichen Mann, eine Seele „eingegossen“ bekommen und somit auch am ewigen Leben Christi teilhaben. Zudem können die „beseelten“ Wasserfrauen, den Besitz einer Seele an ihre Nachkommen weitervererben.
Wobei Undine, anders als die mittelalterliche Melusine, kinderlos bleiben soll. Die Vorstellung von Nymphen und Sirenen ist schon seit der Antike bekannt. Wobei im Vergleich zu den Sirenenfiguren des Altertums, die sich nicht um ihr geistliches Heil bemühten, die Vorstellung der christlich geprägten Seejungfrauen davon ausgeht, dass diese Trauer empfinden, wegen ihrer Unfähigkeit am ewigen Leben Gottes teilzuhaben. Fouqués Erzählung gehört zu der in der Romantik verhafteten Gattung des Kunstmärchens und wurde 1807-1808 von Fouqué gedichtet. Das Kunstmärchen ist eine Prosaerzählung, gekennzeichnet durch Motive des Volksmärchens, mit besonderer Einbeziehung des Wunderbaren. Die Frage nach der belebten Natur neben dem Menschen, durch Geister und andere Wesen, spielt in der Literatur der Romantik eine wichtige Rolle, im Gegensatz zur Bewegung der Aufklärung die diesen Zauber/Aberglauben, mit Hilfe der Wissenschaft, aufzuheben versuchte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Fouqués Werk der Undine; Wasserfrau versus Menschenfrau
- 2. Das Bild der guten Frau in der Romantik
- 3. Das Naturkind Undine
- 4. Das Bild der Frauen vor der Hochzeit; Undine die forsche Kindfrau & die hochnäsige Bertalda
- 5. Das veränderte Bild der Frauen nach der Hochzeit; die beseelte Undine und die zornige Bertalda
- 6. Die bessere Frau für den Ritter versus die bessere Frau in der Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung der Frauenfiguren Undine und Bertalda in Fouqués Erzählung "Undine" und vergleicht sie hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Wirkung auf die männliche Hauptfigur Huldbrand und die Gesellschaft. Ein zentraler Aspekt ist die "Beseelung" Undines und der damit verbundene Wandel ihrer Werte und ihres Verhaltens. Die Arbeit beleuchtet das Frauenbild der Romantik und stellt es dem Verhalten der beiden Frauenfiguren gegenüber.
- Das Frauenbild der Romantik
- Der Vergleich der Figuren Undine und Bertalda
- Die Bedeutung der "Beseelung" Undines
- Die Auswirkungen des Verhaltens der Frauenfiguren auf Huldbrand und die Gesellschaft
- Die Frage nach der "besseren Frau"
Zusammenfassung der Kapitel
1. Fouqués Werk der Undine; Wasserfrau versus Menschenfrau: Dieser einführende Abschnitt legt die Forschungsfrage fest: Wer ist die "bessere Frau" in Fouqués "Undine" – die Wasserfrau Undine oder die menschliche Bertalda? Er stellt die beiden Frauenfiguren gegenüber und betont die zentrale Rolle der "Beseelung" Undines, die ihren Charakter und ihr Verhalten grundlegend verändert. Der Abschnitt verortet Fouqués Erzählung im Kontext der Romantik und des Kunstmärchens und verweist auf die literarischen und philosophischen Quellen, die Fouqués Vorstellung von Wassergeistern beeinflussen, insbesondere Paracelsus' Schriften. Der Unterschied zwischen den christlichen Seejungfrauen und den Sirenen der Antike wird hervorgehoben, um die spezifische religiöse und moralische Dimension in Fouqués Werk zu beleuchten.
2. Das Bild der guten Frau in der Romantik: Dieses Kapitel definiert den Begriff der "guten" oder "besseren Frau" im Kontext der Romantik. Es analysiert die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen in dieser Epoche, die stark von christlichen und patriarchalischen Vorstellungen geprägt waren. Referenzen auf Rousseau und die Bibel illustrieren die damalige Sicht auf die Rolle der Frau als passiv, untergeordnet und dem Mann dienend. Der Abschnitt kontrastiert diese traditionellen Ansichten mit Fouqués Darstellung der Frauenfiguren in "Undine", die diese traditionellen Rollenbilder in Frage stellt, indem er komplexere und vielschichtigere Charaktere präsentiert, die sich im Laufe der Handlung verändern.
3. Das Naturkind Undine: Dieser Abschnitt porträtiert Undine in ihrer unbeseelten Kindheit. Ihre unbeschwerte Existenz in der Natur wird als idealer Zustand der Romantik dargestellt, im Gegensatz zum zivilisatorischen Anspruch der Aufklärung. Undines Verhalten wird als egoistisch und respektlos beschrieben, was als Bruch mit den Erwartungen an eine heranwachsende Frau in der damaligen Gesellschaft interpretiert wird. Die fehlende christliche Tugend der Geduld wird bereits hier als ein prägendes Merkmal ihres Charakters eingeführt und bildet einen Kontrast zu der späteren Entwicklung ihrer Persönlichkeit.
Schlüsselwörter
Undine, Bertalda, Friedrich de la Motte Fouqué, Romantik, Kunstmärchen, Wassergeist, Beseelung, Frauenbild, Geschlechterrollen, christliches Frauenbild, Selbstbestimmung, gesellschaftliche Erwartungen.
Häufig gestellte Fragen zu Fouqués "Undine": Frauenbilder und gesellschaftliche Erwartungen
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Darstellung der Frauenfiguren Undine und Bertalda in Fouqués Erzählung "Undine" und vergleicht deren Verhalten und Wirkung auf Huldbrand und die Gesellschaft. Ein Schwerpunkt liegt auf der "Beseelung" Undines und dem damit verbundenen Wandel ihres Charakters.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit untersucht das Frauenbild der Romantik, vergleicht Undine und Bertalda, analysiert die Bedeutung der "Beseelung" Undines, die Auswirkungen des Verhaltens der Frauenfiguren auf Huldbrand und die Gesellschaft und befasst sich mit der Frage nach der "besseren Frau".
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Kapitel 1 (Fouqués Werk der Undine; Wasserfrau versus Menschenfrau) stellt die Forschungsfrage nach der "besseren Frau" und verortet Fouqués Erzählung im Kontext der Romantik und des Kunstmärchens. Kapitel 2 (Das Bild der guten Frau in der Romantik) definiert die "gute Frau" in der Romantik und analysiert die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen. Kapitel 3 (Das Naturkind Undine) porträtiert Undine in ihrer unbeseelten Kindheit und beschreibt ihr Verhalten als egoistisch und respektlos. Weitere Kapitel vertiefen den Vergleich der Frauenfiguren und deren Entwicklung im Kontext der Romantik.
Wie werden Undine und Bertalda verglichen?
Die Arbeit vergleicht Undine und Bertalda hinsichtlich ihres Verhaltens vor und nach Undines "Beseelung", ihren gesellschaftlichen Rollen und ihrer Wirkung auf Huldbrand. Der Fokus liegt auf den Unterschieden und Gemeinsamkeiten in ihrem Charakter und ihrer Entwicklung.
Welche Rolle spielt die "Beseelung" Undines?
Die "Beseelung" Undines ist ein zentraler Aspekt. Sie verändert grundlegend ihren Charakter und ihr Verhalten, was im Vergleich zu Bertaldas statischem Charakter untersucht wird. Der Wandel wird im Kontext der Romantik und christlicher Moral interpretiert.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit bezüglich der "besseren Frau"?
Die Arbeit untersucht, welche der beiden Frauenfiguren – die Wasserfrau Undine oder die Menschenfrau Bertalda – im Kontext der Romantik und den dargestellten gesellschaftlichen Erwartungen als "bessere Frau" betrachtet werden kann. Die Analyse vermeidet eine einfache Antwort und beleuchtet die Komplexität der Charaktere und ihrer Entwicklung.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für das Verständnis der Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Undine, Bertalda, Friedrich de la Motte Fouqué, Romantik, Kunstmärchen, Wassergeist, Beseelung, Frauenbild, Geschlechterrollen, christliches Frauenbild, Selbstbestimmung, gesellschaftliche Erwartungen.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich für die Romantik, das Werk Fouqués, Frauenbilder in der Literatur und die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen interessieren. Sie eignet sich besonders für akademische Zwecke und die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema.
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- Franziska Weithmann (Author), 2013, Wasserfrau versus Menschenfrau. Stellt die beseelte Figur der Undine eine bessere Frau als Bertalda dar?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/336739