Kann der von Platon entwickelte Idealstaat als totalitär bezeichnet werden?


Seminararbeit, 2002

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorbemerkung

2. Geschichte und Definition des Begriffs Totalitarismus
2. 1 Begriffsgeschichte
2. 2 Begriffsdefinition
2. 2. 1 Die Ideologie
2. 2. 2 Einparteiensystem
2. 2. 3 Terror
2. 2. 4 Monopolisierung
2. 2. 5 Zentralwirtschaft

3. Platons Idealstaat

4. Überprüfung
4. 1 Ideologie
4. 2 Einparteiensystem
4. 3 Terror
4. 4 Monopolisierung
4. 5 Zentralwirtschaft

5. Schlussbemerkung

6. Literaturverzeichnis

1. Vorbemerkung

Die Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem von Platon (427 - 347 v. Chr.) in seinem Werk Politeia entworfenen Idealstaat. Vor allem die Frage, ob dieser als totalitär bezeichnet werden kann, soll hierbei untersucht werden. Dazu wird auch der Begriff des Totalitarismus und seine Geschichte näher erläutert.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, der Totalitarismus sei durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und des Ostblocks veraltet und aus der aktuellen Diskussion ausgeschieden, gibt es immer noch Anlässe, auf ihn zurückzugreifen. Immerhin gibt es auch heute noch totalitäre Staaten, wie z.B. die Volksrepublik China.

Die Texte Platons erfreuen sich gerade im Bereich der politischen Theorie einer immerwährenden Beliebtheit. Man dürfte sie nahezu auf jedem Seminarplan und in jeder Vorlesung dieses Teilbereichs der Politikwissenschaft finden. Außerdem sind sie auch von historischer Relevanz. Die Bedeutung des Untersuchungsgegenstan-des dieser Arbeit ist also offenkundig.

Das erste Kapitel der Arbeit versucht einen Abriss der Geschichte des Begriffs Totalitarismus zu geben und ihn im Anschluss daran zu definieren. Angesichts der diffusen Definitionslage hat sich dies jedoch als sehr schwierig erwiesen. Deshalb habe ich auf der Grundlage von Carl J. Friedrich und Zbigniew Brezezinskis Forschungsergebnissen eine Arbeitsdefinition erstellt.

Im 2. Kapitel der Arbeit wird wie bereits erwähnt Platons ideelle Vorstellung eines Staates dargestellt. Dazu wird auch die diesbezügliche Ontologie Platons erörtert. Um den Rahmen der Arbeit aber nicht zu sprengen, beschränkt sich der ontologische Exkurs nur auf die Elemente, die für den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit relevant sind.

Im Rahmen des dritten Kapitels wird überprüft, ob Platons ideelle Verfassung gemäß der im ersten Kapitel erstellten Arbeitsdefinition als totalitär bezeichnet werden kann. Dazu werden Stellungnahmen Karl R. Poppers konsultiert und auch kritisch hinterfragt.

2. Geschichte und Definition des Begriffs Totalitarismus

2. 1 Begriffsgeschichte

Entstanden ist der Begriff des Totalitarismus nach dem ersten Weltkrieg, als in Europa nach und nach Staatsformen entstanden, die mit den traditionellen Begriffen, wie z.B. Tyrannis, Despotie, usw. nicht mehr ausreichend genau beschrieben werden konnten. Zu diesen neuen Staatsformen zählten vor allem der deutsche Nationalsozialismus, der italienische Faschismus, und die russische Sowjetunion.

Der italienische Liberale Giovanni Amendola prägte in den 1920er Jahren den Begriff totalitär. Der Begriff war genauso neu, wie das Phänomen, das er beschrieb, den italienische Faschismus. Damals verstand man unter totalitär einen Staat, der „den Bürger durch eine Ideologie zu formen, durch Kontrolle und Zwang zu erfassen“ versuchte „und gleichzeitig mobilisieren“ wollte (Jesse 1996: 12).

Im November 1939 fand das erste wissenschaftliche Symposium zum Thema Totalitarismus statt. Der Begriff Totalitarismus hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon eingebürgert und bezog sich auf die Sowjetunion und den Nationalsozialismus. Im Rahmen dieses Symposiums fasste Carlton J. H. Hayes die charakteristischen Züge des Totalitarismus in folgenden Punkten zusammen: Monopolisierung aller Gewalt, moderne Propaganda, breite Unterstützung im Volk, Faszinationskraft durch missionsähnliche Ideologie, Machtanwendung, Revolte gegen die Kultur des Westens (Jesse 1996: 13).

Während des zweiten Weltkrieges wurde die Totalitarismusforschung vor allem in den USA betrieben. Dies geschah dort nicht zuletzt durch deutsche Emigranten, wie Carl Joachim Friedrich und Hannah Arendt. Arendt verfolgte in ihrer Forschung einen ideologiezentrierten Ansatz, d.h. für sie waren der Terror und die Ideologie die zentralen Elemente des Totalitarismus. Friedrich hingegen versuchte anhand zentraler Elemente den Totalitarismus zu klassifizieren. Diese frühen Untersuchungen bestimmten noch in den 1950er Jahren Diskussion und Forschung bezüglich des Totalitarismusbegriffs.

Durch die Ende der 1960er Jahre auftretende Entspannungspolitik und die Studentenbewegung im Jahre 1968 geriet dieser Begriff ins Schwanken. Da die Sowjetunion anfing, sich zu wandeln und dem Westen anzunähern, wollte man diese fortan nicht mehr mit dem dritten Reich gleichstellen. Außerdem arbeitete die Totalitarismusforschung sehr normativ-wertend. Dies widersprach dem sich in den Sozialwissenschaften damals durchsetzenden empirisch-analytischen Wissenschafts-verständnis. Die Totalitarismusforschung geriet so in den 1970er Jahren ins Hinter-treffen.

Doch in den 1980er Jahren erlebte sie eine Renaissance, da sich die Beziehungen zwischen den beiden Weltmächten des kalten Krieges wieder verhärteten. Die sozialistischen Staaten erwiesen sich als reformunfähig. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre und dem Bekanntwerden der Zustände in der Sowjetunion wie auch den übrigen Staaten des Ostblocks wurde der Begriff des Totalitarismus wieder rehabilitiert. Denn er hatte sich im Nachhinein als zutreffend herausgestellt.

2. 2 Begriffsdefinition

Nach diesem kurzen Überblick zur Begriffsgeschichte wenden wir uns nun der aktuellen Definition des Totalitarismus zu. Wie so viele andere Begriffe in den Sozialwissenschaften, ist auch der des Totalitarismus nicht in einer eindeutigen, universell geltenden Definition erfassbar. Bernhard Marquardt geht sogar so weit, den Begriff als solchen in Frage zu stellen. Seiner Meinung nach bergen Sammelbegriffe wie “Faschismus und Totalitarismus [...] die Gefahr in sich, den Blick auf die spezifische Eigenart des jeweiligen Systems zu verstellen. [...] Angesichts der vieldimensionalen Struktur totalitärer Systeme sowie ihrer geschichtlichen Individualität [...] haben sich die Politikwissenschaftler zu fragen, ob [...] ein Begriff des Totalitarismus entwickelt werden kann.“ (Marquardt 1991: 18/ 19).

Ich halte es im Folgenden für sinnvoll, den Begriff des Totalitarismus nicht weiter zu hinterfragen. Da es keine universell anerkannte Definition gibt, werde ich eine für die vorliegende Untersuchung geeignete Arbeitsdefinition erstellen. Dazu werde ich mich v.a. auf die von Carl J. Friedrich und Zbigniew Brezezinski ausgearbeiteten. allgemeinen Merkmale des Totalitarismus stützen:

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kann der von Platon entwickelte Idealstaat als totalitär bezeichnet werden?
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V33703
ISBN (eBook)
9783638341110
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kann, Platon, Idealstaat, Seminar
Arbeit zitieren
Jesse Nies (Autor:in), 2002, Kann der von Platon entwickelte Idealstaat als totalitär bezeichnet werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33703

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