Abdalmalik ein Umayyadenkalif


Seminararbeit, 2004

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Tod des Yazid und das Ende der Sufyanidenlinie

3. Die Konsolidierung der Macht der Marwaniden in Syrien und Ägypten

4. Die Rückeroberung des Irak und „familiäre“ Zwistigkeiten

5. Das Ende des zweiten Bürgerkriegs und die langsame Imperialisierung des Umayyadenreiches

6. Schlüsse

7. Literatur

1. Einleitung

Abdalmalik Ibn Marwān gilt als einer der bedeutendsten Kalifen der Umayyaden, deutlich übertroffen nur vom Gründer der Dynastie selbst, Mu’āwiya. Er lebte von 646 bis 705 und trat die Nachfolge seines Vaters Marwān im Jahr 685 an. Von den zwanzig Jahren seiner Herrschaft erlebte er nur seine beiden letzten in Frieden. Seine Regentschaft war zwar hauptsächlich vom zweiten islamischen Bürgerkrieg geprägt, aber eben auch von zahlreichen Stammesfehden und Revolten, einer großen byzantinischen Gegenoffensive und einer verheerenden Seuche samt einer Hungersnot. Es sagt viel aus über ´Abdalmaliks politisches, militärisches und administratives Können, alle diese Hindernisse überwunden, und am Ende das Reich sogar ausgeweitet und gefestigt zu haben.

Die Umayyaden mit ihrem Stammvater Abd Shams waren zur Zeit des Propheten der mächtigste Clan innerhalb des Stammes der Quraiŝ und führten unter Abu Sufyan das heidnische Mekka gegen den Propheten an[1]. Nach ihrer Niederlage verloren sie offensichtlich nur wenig an Einfluß, denn schon der dritte Kalif, der dem ermordeten ´Umar nachfolgende ´Uthmān, gehörte wieder ihren Reihen an. ´Uthmān setzte den späteren Kalifen Mu'āwiya als Gouverneur von Syrien ein, was zu einigem Streit mit dem späteren vierten Kalifen Ali führte. Nach Alis Tod 661 machte sich Mu'āwiya selbst zum Kalifen. Dieser verschaffte Marwān und dessen Sohn ´Abdalmalik hohe Posten unter anderem in Medina, genauso wie dem Rest seines Clans.

Der 646 in Medina geborene ´Abdalmalik, nur ´Abd al-Dixon nennt hier 643 als ein weiteres mögliches Geburtsdatum[2], wurde in die chaotischen Thronfolgestreitigkeiten praktisch hineingeboren, denn schon im Alter von zehn war er nach der Überlieferung Augenzeuge des gewaltsamen Todes des Kalifen ´Uthmān. Früh übernahm er politische und militärische Ämter, wobei allerdings spätere Geschichtsschreiber einiges hinzugedichtet haben dürften. So ist es reichlich unwahrscheinlich, das er bereits als zehnjähriger Sekretär im Diwan oder gar Gouverneur war[3]. Eine wirklich prominente Rolle nahm er erstmals nach der Machtübernahme Abdallah b. Zubairs an. Nach der Verbannung aus Mekka und Medina durch diesen, schlossen sich Marwān und seine Leute dem syrischen Expeditionsheer unter Muslim Ibn´Uqba al-Murri an. Nicht zuletzt durch die intimen Kenntnisse Abdalmaliks über die feindlichen Kräfte, war es ibn´Uqba möglich, die Rebellen 683 in der Harra vernichtend zu schlagen. Der Tod Yazids machte diesen Erfolg zwar bald irrelevant, doch auf die genauen Umstände des Aufstiegs der Linie der Marwaniden wird später noch näher eingegangen werden.

Abdalmalik wird von den Quellen stark überzeichnet, wahlweise positiv oder negativ, meistens aber negativ. So wird er einerseits als überaus frommer, friedliebender Mann illustriert[4], um dann wiederum als mörderischer Tyrann, der den Islam mit Füßen tritt zu erscheinen, z.b. wenn er die Ka´ba beschießen läßt oder seinen Vetter Aŝdaq ermordet. Dies erklärt sich dadurch, daß die arabischen Chronisten der Abbasidenzeit generell eine prononciert anti-umayyadische Haltung einnehmen. Allerdings sind deren Quellen wiederum gelehrte Zeitzeugen, die ihr Wissen oft mündlich über mehrere Generationen weitergaben[5]. Das Ergebnis sind mehrfach veränderte, sich oft widersprechende, umayyaden-freundliche, -feindliche, oder im Falle der Schi´iten sogar äußerst feindlich gesinnte Berichte, die erst im 9. Jahrhundert von Chronisten wie Tabari oder Balādhuri verbindlich niedergeschrieben wurden. Beide genannten Autoren waren allerdings religiöse Gelehrte, die sich an die anti-umayyadische Grundhaltung der Abbasiden halten mußten. Darüber hinaus sind die meisten arabischen Quellen aus dem Irak oder Hiğāz, so daß man sich in Sachen Syrien mit byzantinischen Quellen behelfen muß[6].

Der moderne Historiker hat nun die undankbare Aufgabe aus der Vielzahl von Primärliteratur einigermaßen objektiv auszuwählen, was entweder zu einem voluminösen, sperrigen Werk wie dem Rotters führt, oder aber zu einer relativ leicht lesbaren aber unkritischen Nacherzählung wie der Dixon´s.

Ein Wort noch zur Sekundärliteratur; Die in dieser Arbeit hauptsächlich verwendeten Autoren sind Rotter und das als Einführung zu verstehende Buch von Hawting. Das Werk von Abd al-Dixon ist sehr detailreich, hat aber einige Tendenzen die seine Verwendung nur mit einer Prise Skeptizismus erlauben. So betrachtet der Konvertit Dixon vieles durch eine ziemlich fundamentalistische Brille, was unter anderem zu einer recht Shi´a-feindlichen Position führt. So ist Abdalmalik schon deshalb ein frommer Muslim, weil er den Dschihad gegen die ungläubigen Christen führt und versucht die Johannikirche in Damaskus zur Moschee zu machen[7]. Er versteigt sich gar zu der Behauptung, sein General Al-Haĝĝaĝ hätte bei der Belagerung Mekkas, mit seinen Katapulten nur auf Ibn Zubairs Aufbauten an der Ka´ba geschossen[8]. Generell bevorzugt er Quellen, bei denen die Umayyaden gut und die Shi´iten schlecht wegkommen.

Ganz abgesehen von diesen Schwierigkeiten bestreitet niemand ernsthaft Abdalmaliks Fähigkeit als Herrscher; nicht nur hat er die zweite Spaltung der islamischen Welt beendet, er hat auch eines der größten Heiligtümer der Religion erbaut, den Felsendom, auch wenn streitig ist zu welchem Zweck. Darüber hinaus hat er die Grundlagen für ein straff arabisch geführtes Imperium gelegt, indem er professionelle syrische Garnisonstruppen im Irak stationierte, um die dauernden Aufstände der lokalen Machthaber zu unterdrücken und indem er den griechischen Einfluß zurückdrängte, durch die Prägung neuer eigener Münzen und den mühsamen Aufbau einer arabisch-sprachigen Verwaltung. Allerdings hatte er in Ibn Zubair einen dankbaren Gegner, da dieser aufgrund seiner militärischen Schwäche nie in der Lage war Syrien anzugreifen, wogegen er im Krieg gegen die Byzantiner schlichtweg Glück hatte.

2. Der Tod des Yazid und das Ende der Sufyanidenlinie

Mu’āwiyas Entscheidung seinen Sohn Yazid zum Erben des Kalifats zu machen, und damit die Erbmonarchie nach imperialer Tradition einzuführen, sorgte sofort nach seinem Tod 680 für Unruhe, schließlich war nie eine verbindliche Nachfolgeregelung vom Propheten erlassen worden[9]. Dazu kamen noch unbeglichene Rechnungen aus dem knapp zwanzig Jahre zurückliegenden ersten Bürgerkrieg und zahlreiche Stammes- und Familienfehden. Diejenigen, die sich selbst als Kalif anstelle Yazids sehen wollten, aber zu Mu’āwiyas Lebzeiten keinen Aufstand wagten, traten jetzt in Erscheinung; Die prominentesten sind Abdallah b. ´Umar, Husain b. Ali und Abdallah b. Zubair, wobei Ibn ´Umar allerdings schon zu alt war um echte Chancen zu haben. Nach dem Ende Husains bei Kerbelā blieb nur Ibn Zubair als möglicher „Gegenkalif“ übrig.

Abdallah bin Zubair lebte von 624-92, und war 680 mit 56 im besten Alter zu herrschen, im Gegensatz zum relativ jungen Yazid. Er kämpfte in der legendären Schlacht vom Kamel an der Seite seines Vaters und Mohammeds Witwe Ā´iŝa gegen Ali, kam nach der bitteren Niederlage mit dem Leben davon, und verhielt sich lange Zeit unauffällig. Als ihm angetragen wurde dem Yazid zu huldigen, setzte er sich nach Mekka ab, wo er sich den von Medina aus operierenden Umayyaden wiedersetzte, Anhänger um sich scharte und sich die Herrschaft innerhalb seines Clans sicherte[10]. Nach endlosen Verhandlungen mit dem Kalifen in Damaskus kam es im Frühjahr 683 endgültig zum offenen Aufstand, der mit der gewaltsamen Vertreibung des Statthalters Marwān und rund tausend seiner Leute aus Medina endete. Wie bereits erwähnt, schlossen sich diese dem mehrere tausend Mann starken syrischen Expeditionskorps unter Muslim b. ´Uqba an, und schlugen die weit unterlegenen Medinenser in der Basaltwüste vor der Stadt vernichtend. Medina wurde drei Tage lang geplündert und einige Rädelsführer hingerichtet, worauf die Armee nach Mekka zog, allerdings ohne den Heerführer, der auf dem Weg verstarb. Die Belagerung begann im Oktober des Jahres 683 und endete, als die Nachricht vom Tode des Kalifen Yazid am 14. November mit einiger Verspätung aus Damaskus eintraf[11]. Angeblich wurde die Ka´ba während der Belagerung schwer beschädigt, so daß Ibn Zubair sie mit einigen Modifikationen wiederaufbaute; genaue Schilderungen darüber fehlen allerdings, und Ereignisse der zweiten Belagerung, sowie Propaganda scheinen in die Überlieferung verwoben zu sein. Die Nachfolge Yazids trat sein erst 20 jähriger Sohn Mu’āwiya an, der allerdings schon im Februar 684 starb, wobei sich das naheliegende Gerücht hielt, er sei vergiftet worden. Nach seinem Tod konnte die Sufyanidendynastie keinen geeigneten Nachfolger mehr aufbieten, was die Linie Mu’āwiyas enden lies und den eigentlichen Bürgerkrieg erst auslöste[12]. In diesem Machtvakuum bot der Führer der noch immer vor Mekka campierenden Syrer, dem Ibn Zubair die Huldigung zum Kalifen an, sollte er mit ihnen nach Damaskus gehen; doch dieser lehnte es wohl aus Sicherheitsgründen ab Mekka zu verlassen, worauf das Heer unverrichteter Dinge nach Norden abzog[13].

[...]


[1] vgl. Hawting, G.R. : The First Dynasty of Islam .The Umayyad Caliphate 661-750, London

2000 , S. 21-22

[2] siehe Dixon, A.A. : The Umayyad Caliphate 65-86/684-705(A political study), London 1971,

S. 15

[3] ibd. S. 17 und vgl. Rotter, Gernot, : Die Umayyaden und der zweite Bürgerkrieg, Wiesbaden 1982, S. 165

[4] Dixon, Abd al-Malik, S. 16-24

[5] Hawting, First Dynasty, S. 16

[6] siehe Rotter, Umayyaden, Vorwort

[7] Dixon, Abd al-Malik, S. 20-25

[8] ibd. , S. 138

[9] Rotter, Umayyaden, S. 35-36

[10] ibd. S. 40-43

[11] ibd. S. 55-65

[12] siehe zur Blutlinie der Umayyaden das äußerst ausführliche Kapitel 2.1.1 op. Cit.

[13] Hawting, First Dynasty, S. 48

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Abdalmalik ein Umayyadenkalif
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Proseminar
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V33707
ISBN (eBook)
9783638341158
ISBN (Buch)
9783656534013
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Das dritte Umayyadenkalifat, über den Kalifen Abdalmalik b. Marwan, den Erbauer des Felsendoms
Schlagworte
Abdalmalik, Umayyadenkalif, Proseminar
Arbeit zitieren
Philipp-Henning v. Bruchhausen (Autor:in), 2004, Abdalmalik ein Umayyadenkalif, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33707

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