Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Krankenhausinfektionen durch MRSA-Keime und der zu deren Vermeidung erforderlichen Untersuchungen zur Erkennung dieser Keime.
In den letzten Jahren wurde die Öffentlichkeit durch Nachrichten alarmiert, die über Todesfälle in Krankenhäusern infolge Ansteckung mit hochaggressiven Krankheitserregern berichteten. Die MRSA-Keime lösen im Klinikalltag die meisten nosokomialen Infektionen aus. Nach verschiedenen Schätzungen verursachen Krankenhauskeime jährlich etwa 400.000 bis 600.000 Infektionen und 15.000 Todesfälle. Es wird vertreten, dass etwa jede vierte nosokomiale Infektion, also 100.000 bis 150.000 Fälle und ca. 1.500 bis 4.000 dadurch hervorgerufene Todesfälle vermeidbar wären.
Der Gesetzgeber hat auch das Problem der nosokomialen Infektionen erkannt und 2011 das IfSG mit dem Ziel novelliert, die Zahl dieser Ansteckungen zu reduzieren. Im Krankenhausalltag werden nur wenige MRSA-Träger erkannt, weil wegen der fehlenden klinischen Indikation mikrobiologische Untersuchungen nicht durchgeführt werden, obwohl diese Screening-Untersuchungen für die Verhinderung von MRSA-Übertragungen und die Einleitung von Präventions- und Sanierungsmaßnahmen aus medizinischer Sicht erforderlich wären. Für die Prävention von nosokomialen Infektionen nehmen gem. § 23 Abs. 3 S. 2 IfSG die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts einen wichtigen Platz als Stand der medizinischen Wissenschaft ein.
Nach der neuesten, überarbeiteten Empfehlung des Robert Koch-Instituts soll ein MRSA-Screening bei Krankenhausaufnahme lediglich bei bestimmten Risikopatienten vorgenommen werden. Entsprechend einer Betriebsvereinbarung sollen unter im Voraus bestimmten Bedingungen beim Personal ein MRSA-Screening und eine Dekolonisierung durchgeführt werden, wobei eine routinemäßige Untersuchung des Personals hinsichtlich einer MRSA-Besiedlung nicht erfolgen soll. Ein generelles MRSA-Screening wird somit nicht für erforderlich erachtet.
Da ein Screening zur Erkennung aller MRSA-Träger unerlässlich ist, wird im Folgenden untersucht, inwieweit eine Screening-Untersuchung auf MRSA-Keime bei allen Patienten und beim Personal, welches mit den Patienten unmittelbar in Kontakt kommt, rechtlich zulässig ist und wo die rechtlichen Grenzen für derartige Untersuchungen liegen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. MRSA-Infektion und ihre mögliche Bekämpfung
- I. MRSA-Infektion
- 1. Charakterisierung von MRSA
- 2. Epidemiologie von MRSA
- 3. Pathogenese von MRSA
- 4. Therapie und Prophylaxe
- II. Maßnahmen zur Erkennung, Vermeidung und Bekämpfung von MRSA-Infektionen im Krankenhaus
- 1. Maßnahmenbündel zur Prävention und Bekämpfung von MRSA-Infektionen
- 2. MRSA-Screening als Bestandteil der Risikoanalyse zur Festlegung der Maßnahmenbündel
- a) Medizinische Bedeutung des MRSA-Screenings
- b) Rechtliche Bewertung des MRSA-Screenings
- C. MRSA-Screening beim Patienten
- I. MRSA-Screening auf der Grundlage des öffentlichen Rechts
- 1. Verfassungsrechtliche Grundlage
- 2. Sozialrechtliche Grundlage
- 3. Auf der Basis des Gefahrenabwehrrechts
- 4. Auf der Basis des speziellen Gefahrenabwehrrechts nach dem IfSG
- II. MRSA-Screening auf der Grundlage des Behandlungsvertrages
- 1. MRSA-Screening als Teil einer ordnungsgemäßen Heilbehandlung
- a) Ordnungsgemäße Heilbehandlung im Allgemeinen
- b) Konkretisierung der Anforderungen an eine ordnungsgemäße Heilbehandlung bezüglich MRSA-Screening
- 2. Grenzen für eine Anwendung von MRSA-Screening
- a) Einwilligung des Patienten
- b) Stand der medizinischen Wissenschaft
- 3. Organisationspflicht des Krankenhauses zur Vermeidung einer MRSA-Übertragung
- D. MRSA-Screening beim Krankenhauspersonal
- I. Rechtliche Stellung des Personals
- II. Screening als Verpflichtung aus dem Behandlungsvertrag
- III. Arbeitsrechtliche Grundlagen für ein Screening beim Personal
- 1. Fürsorgepflicht des Arbeitgebers im Allgemeinen
- 2. Konkretisierung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers/Krankenhauses in Bezug auf MRSA
- a) MRSA-Screening auf der Grundlage des Arbeitsschutzes nach BioStoffV und TRBA 250
- b) MRSA-Screening als arbeitsmedizinische Vorsorge
- c) MRSA-Screening auf der Grundlage von Betriebs- bzw. Dienstvereinbarung
- IV. Öffentlich-rechtliche Grundlagen für ein Screening
- E. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die rechtliche Zulässigkeit von MRSA-Screening-Untersuchungen in Krankenhäusern. Ziel ist es, die rechtlichen Grundlagen für Screening-Maßnahmen sowohl beim Patienten als auch beim Krankenhauspersonal zu analysieren und die jeweiligen Grenzen aufzuzeigen.
- Rechtliche Zulässigkeit von MRSA-Screening
- Öffentlich-rechtliche Grundlagen des Screenings
- Vertragsrechtliche Aspekte des Screenings (Behandlungsvertrag, Arbeitsvertrag)
- Abwägung individueller Rechte und kollektiver Schutzinteressen
- Rollen und Pflichten von Krankenhaus und Personal
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der MRSA-Infektionen in Krankenhäusern und die damit verbundenen Herausforderungen ein. Sie skizziert die Relevanz von Screening-Untersuchungen und die Fragestellung der Arbeit, nämlich die rechtliche Zulässigkeit solcher Maßnahmen.
B. MRSA-Infektion und ihre mögliche Bekämpfung: Dieses Kapitel beschreibt die MRSA-Infektion selbst, beginnend mit ihrer Charakterisierung, Epidemiologie und Pathogenese. Es beleuchtet verschiedene Therapie- und Prophylaxe-Ansätze und geht detailliert auf Maßnahmen zur Erkennung, Vermeidung und Bekämpfung von MRSA-Infektionen im Krankenhaus ein, wobei das MRSA-Screening als wichtiger Bestandteil der Risikoanalyse hervorgehoben wird. Die medizinische Bedeutung des Screenings wird ebenso diskutiert wie erste rechtliche Erwägungen.
C. MRSA-Screening beim Patienten: Dieses Kapitel analysiert die rechtlichen Grundlagen des MRSA-Screenings beim Patienten, sowohl unter dem Aspekt des öffentlichen Rechts (Verfassungsrecht, Sozialrecht, Gefahrenabwehrrecht, IfSG) als auch des Behandlungsvertragsrechts. Es betrachtet das Screening als Teil einer ordnungsgemäßen Heilbehandlung, beleuchtet die Bedeutung der Patienten-Einwilligung und die Grenzen der Screening-Anwendung im Hinblick auf den aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft. Die Organisationspflicht des Krankenhauses zur Vermeidung von MRSA-Übertragungen wird ebenfalls thematisiert.
D. MRSA-Screening beim Krankenhauspersonal: Dieser Abschnitt widmet sich der rechtlichen Zulässigkeit von MRSA-Screening-Maßnahmen beim Krankenhauspersonal. Es werden die arbeitsrechtlichen Grundlagen, insbesondere die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, untersucht und im Kontext des Arbeitsschutzes (BioStoffV, TRBA 250) und der arbeitsmedizinischen Vorsorge betrachtet. Die Rolle von Betriebs- und Dienstvereinbarungen wird ebenso analysiert wie die öffentlich-rechtlichen Grundlagen.
Schlüsselwörter
MRSA, Screening, Infektionsschutz, Krankenhaus, Rechtliche Zulässigkeit, Behandlungsvertrag, Arbeitsrecht, Arbeitsschutz, Datenschutz, Patientenrechte, Gefahrenabwehr, Öffentliches Recht, Verfassungsrecht, Sozialrecht, Einwilligung, Risikoanalyse, Prävention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Rechtliche Zulässigkeit von MRSA-Screening-Untersuchungen in Krankenhäusern
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die rechtliche Zulässigkeit von MRSA-Screening-Untersuchungen in Krankenhäusern, sowohl bei Patienten als auch beim Krankenhauspersonal. Sie analysiert die rechtlichen Grundlagen und Grenzen solcher Maßnahmen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die rechtliche Zulässigkeit von MRSA-Screening, die öffentlich-rechtlichen Grundlagen (Verfassungsrecht, Sozialrecht, Gefahrenabwehrrecht, Infektionsschutzgesetz), vertragliche Aspekte (Behandlungsvertrag, Arbeitsvertrag), die Abwägung individueller Rechte und kollektiver Schutzinteressen sowie die Rollen und Pflichten von Krankenhaus und Personal.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Einleitung, ein Kapitel zur MRSA-Infektion und deren Bekämpfung, Kapitel zum MRSA-Screening beim Patienten und beim Personal sowie eine Zusammenfassung. Das Kapitel zum MRSA-Screening beim Patienten analysiert die rechtlichen Grundlagen im öffentlichen Recht und im Behandlungsvertragsrecht. Das Kapitel zum Personal behandelt arbeitsrechtliche und öffentlich-rechtliche Aspekte.
Welche rechtlichen Grundlagen werden beim MRSA-Screening beim Patienten betrachtet?
Beim MRSA-Screening beim Patienten werden verfassungsrechtliche, sozialrechtliche, und gefahrenabwehrrechtliche Grundlagen sowie die Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) untersucht. Zusätzlich wird das Screening im Kontext des Behandlungsvertrages analysiert, einschließlich der Bedeutung der Einwilligung des Patienten und der Grenzen der Anwendung im Hinblick auf den aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft.
Welche rechtlichen Grundlagen werden beim MRSA-Screening beim Krankenhauspersonal betrachtet?
Beim Krankenhauspersonal werden arbeitsrechtliche Grundlagen, insbesondere die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, im Kontext des Arbeitsschutzes (BioStoffV, TRBA 250) und der arbeitsmedizinischen Vorsorge betrachtet. Betriebs- und Dienstvereinbarungen sowie öffentlich-rechtliche Grundlagen spielen ebenfalls eine Rolle.
Welche Rolle spielt die Einwilligung des Patienten beim MRSA-Screening?
Die Einwilligung des Patienten ist ein wichtiger Aspekt im Behandlungsvertragsrecht und wird in der Arbeit im Detail betrachtet. Sie stellt eine Grenze für die Anwendung des MRSA-Screenings dar.
Welche Bedeutung hat der Stand der medizinischen Wissenschaft für das MRSA-Screening?
Der aktuelle Stand der medizinischen Wissenschaft begrenzt die Anwendung des MRSA-Screenings. Nur Maßnahmen, die dem aktuellen Wissensstand entsprechen, sind rechtlich zulässig.
Welche Organisationspflichten hat das Krankenhaus bezüglich der Vermeidung von MRSA-Übertragungen?
Das Krankenhaus hat eine Organisationspflicht zur Vermeidung von MRSA-Übertragungen, die in der Arbeit im Detail erläutert wird. Das MRSA-Screening ist ein wichtiger Bestandteil dieser Organisationspflicht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: MRSA, Screening, Infektionsschutz, Krankenhaus, Rechtliche Zulässigkeit, Behandlungsvertrag, Arbeitsrecht, Arbeitsschutz, Datenschutz, Patientenrechte, Gefahrenabwehr, Öffentliches Recht, Verfassungsrecht, Sozialrecht, Einwilligung, Risikoanalyse, Prävention.
- Arbeit zitieren
- Sandor Nevelö (Autor:in), 2015, MRSA-Infektionen im Krankenhaus. Die rechtliche Zulässigkeit von Screening-Untersuchungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337213