Unterschiede in der Berichterstattung von Frauen- und Männersport


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

21 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das allgemeine Frauenbild in unserer Gesellschaft

3. Blick auf die Frauensportgeschichte
3.1 Blick auf die Olympiaberichterstattung über den Frauensport

4. Sicht der Medizin in bezug auf Frauensport

5. Bild der Frau in den Sportberichten der Printmedien
5.1 Wie wird über das sportliche Handeln von Frauen berichtet?
5.2 Welche Sichtweise, gegenüber Frauen, zeigt sich in der Berichterstattung über das sportliche Handeln von Frauen?

6. Sportberichterstattung in der „BILD“Zeitung in den `80 er Jahren und aktuell (Bild Zeitungen vom 02.01. – 09.02.2003)
6.1 Umfang der Sportberichte
6.2 Aktualität der Sportberichterstattung
6.3 Verteilung der Sportberichterstattung
6.4 Häufig berichtete Sportarten bei Frauen
6.5 Häufig berichtete Sportarten bei Männern
6.6 Leistungsebene
6.7 Erfolg und Misserfolg
6.8 Aussehen
6.9 Bilder in der Sportberichterstattung
6.10 Sprachstruktur im Sportteil der Bild

7. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Unterschiede in der Berichterstattung von Frauen- und Männersport“. Hierbei habe ich mich besonders auf die Printmedien konzentriert, da dieses sehr viel leicht nachvollziehbarer ist, als beispielsweise die Berichterstattung in Funk- und Fernsehen. Den Themenschwerpunkt habe ich dabei auf die Bild-Zeitung gelegt. Mit Sicherheit ist die Bild-Zeitung als Boulevardblatt nicht repräsentativ für die Sportberichterstattung in der Tagespresse, allerdings wird sie von einem Großteil der Bevölkerung (ca. 12,11 Mil.)[1] gekauft und gelesen und besitzt einen großen Sportteil. Bevor ich auf die Berichterstattung eingehe, werde ich versuchen ein in unserer Gesellschaft herrschendes Frauenbild zu skizzieren. Zudem möchte ich auf die Frauensportgeschichte, sowie kurz auf die Medizinische Sicht, eingehen. Diese Arbeit stützt sich hauptsächlich auf das Buch, Marie Luise und Pfister Gertrud, Goldmädel, Rennmiezen, und Turnküken (Die Frau in der Sportberichterstattung der Bild-Zeitung), Bartels & Wernitz, Berlin, 1985. Von Bedeutung waren zudem die Bücher von Digel, Helmut „Sport und Berichterstattung“, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek, Oktober, 1983 und Jacobi, Paul/ Rösch Heinz-Egon (Hrg.). „Frauen und Mädchen im Sport“, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz, 1988. Um einen aktuellen Vergleich zu erzielen, verwende ich die Bild-Zeitungen vom 2.bis 9. Januar 2003. Da es kein aktuelles Buch über die Bild-Zeitung gibt, ich jedoch einen aktuellen Bezug für notwendig halte, greife ich auf diese Zeitungen zurück. Ich möchte klären, ob und was sich in der Bild-Zeitung in der Sportberichterstattung geändert hat. Wichtig dabei ist mir vor allem, ob sich der sexistische Blickwinkel der Sportberichterstattungen in der Bild-Zeitung der `80 er Jahre in den heutigen Ausgaben wiederfindet. Weiterhin möchte ich kurz vergleichen, in wie fern sich das Sportinteresse des Lesers an einzelnen Sportarten in der `80 er Jahren zu heute verändert hat. Der Schluss soll dann eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse wiedergeben und ein kurzes enthält ein kurzes Fazit.

2. Allgemeines Frauenbild in unserer Gesellschaft

Sexistische Unterdrückung von Frauen findet sich in unserer Gesellschaft in den verschiedensten Bereichen wieder. Besonders ist dies im Arbeitsbereich erkennbar, wo Frauen weniger Lohn erhalten, für gleiche, bzw. gleichwertige Arbeit. Sexismus ist die Grundlage für männliche Gewalt gegen Frauen, d.h. Vergewaltigung, schlagen von Frauen und das „Anmachen“ von Frauen auf der Straße.[2] Frauen haben Angst nachts alleine auf die Straße zu gehen, Angst beim Trampen und alleine in Urlaub zu fahren. Dieser Aspekt ist eng verbunden mit den gesellschaftlichen Normen, die in Bezug auf Frauen existieren. Sexismus ist aber auch die Reduzierung der Frau auf sogenannte weibliche Tugenden:

- Unterordnung (vor allem unter Männern)
- Neigung zum Gehorsam
- Demut
- Bescheidenheit
- Schutzbedürftigkeit
- Naivität
- Emotionalität
- Passivität
- Abhängigkeit
- Mütterlichkeit
- Unselbständigkeit
- Geringere Körperkraft
- Schwächlichkeit

Männer können demnach alles viel besser als Frauen. Wenn Frauen gute Leistungen vollbringen, wird dies auf Glück oder Zufall zurück geführt.

3. Blick auf die Frauensportgeschichte

Im alten Griechenland gab es kaum Frauensport. Die Ausnahme bildete

Sparta, wo Mädchenwettläufe zu Ehren bestimmter Götter veranstaltet

wurden. Verheirateten Frauen war es nicht erlaubt an Olympischen Spielen teilzunehmen. Jungfrauen durften als Zuschauer oder an hippischen Wettbewerben teilnehmen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Mädchenturnen eingeführt und 1908 wurden erste olympische Wettkämpfe für Frauen angeboten. Die ersten Wettkämpfe im Leichtathletik und Turnen wurden 1928 in Amsterdam ausgetragen. In der Folgezeit erfreute sich der Frauensport an einem stetigen Wachstum der Sportartenvielfalt. Heute sind sogar Stabhochsprung und Eishockey der Frauen olympisch.

3.1 Blick auf die Olympiaberichterstattung über den Frauensport

Die erste Notiz über eine Frauensportberichterstattung bei Olympia ist von 1889 bekannt. Sie umfasste sechs Zeilen. 1912 nahmen erstmals Frauen an olympischen Schwimmwettkämpfen teil. Siegerin war die Australierin Fanny Durack mit einer Siegerinnenzeit von 1:22.2 über 100 m Freistil. Sie war gleich schnell wie der Ungare Alfred Hajos 1896 in Athen. 1924 nahmen die Frauen erstmals an den olympischen Fechtwettkämpfen teil. Frauen fochten zuerst nur mit dem leichteren Florett. 1928 nahmen erstmals Frauen an Leichtathletikwettkämpfen bei Olympia teil. Die Disziplinen waren der 100m und 800m Lauf, sowie die 4x100m Staffel, der Hochsprung und das Diskuswerfen. Sie wurden von Beginn an kritisch beäugt und das zeigte sich in der Berichterstattung. So wurde schon über den 800m Lauf berichtet, das die Frauen Erschöpfungserscheinungen zeigten. Im Vordergrund stand eine eher ästhetische Bewertung. Die Gleichschaltung[3] 1936 führt zu bestimmten Menschenidealen, der Mann = Kampf, die Frau = Mutterschaft, Anmut und Ästhetik. Generell herrscht eine kritische Einstellung gegenüber dem Frauensport, aber gute Leistungen werden durchaus als positiv bewertet. Die Unweiblichkeit, damit ist besonders Kraft, der Wettkampf zwischen den Teilnehmerinnen, aber auch unästhetisches Aussehen gemeint, wird im Sport als Ausnahme zugelassen, darf aber nicht Regel werden. 1976 kamen dann Handball und Basketball hinzu, sowie Rudern. Emanzipation wird als eine Entwertung des bestehenden Männersports gesehen. Die Epoche des Dopings entstand und es wurden medizinische Warnungen an die Sportler herausgegeben, vor allem an Frauen. Keine Leistung wurde ohne eine positive ästhetischen Bewertung akzeptiert. Es wurde und werden ambivalente Erwartungen an Hochleistungssportlerinnen gestellt. Zum einen fordert man die best mögliche Leistung und zudem eine große Weiblichkeit und sexuelle Ausstrahlung. Stets wurde die Frage nach der Eignung der Frau für bestimmte Sportarten gestellt. Grund für die Frage nach der Eignung sind die körperlichen oder wesensmäßigen Besonderheiten der Frau.[4]

4. Sicht der Medizin in bezug auf Frauensport

Die Vergleiche der Weltrekorde zeigen, das Frauen aufgrund ihrer geringeren Körperdimensionen im Durchschnitt 8-12% hinter den Weltrekorden der Männer liegen. Frauen haben eine 20-30% geringere Sauerstofftransportkapazität. Allerdings haben Frauen eine vergleichbare Milchsäurekonzentrationen bei aerober Leistungsfähigkeit, daher ist der Sauerstoffbedarf bei gleicher Laufleistung gleich. Auch der Stoffwechsel ist im Bezug auf den Muskel gleich. Zudem ist die Muskelkraft pro Einheit identisch.[5]

5. Analyse und Bewertung der Sportberichte in den

Printmedien zwischen 1983 und 1991 und heute

5.1 Wie wird über das sportliche Handeln von Frauen berichtet?

Leistungen von Frauen im Hochleistungssport werden objektiv dargestellt. Das zeigt sich daran, dass gute Leistungen von Frauen, ihre Erfolge, ihr Können auf hartes Training und die Härte an sich selbst zurückgeführt werden, zum anderen daran, dass die Frauen in den jeweiligen Leistungssituationen voll akzeptiert werden.[6] Frauen wird die Chance gegeben, ihr Leistungstief als vorrübergehend darzustellen, und sich aus dieser Situation mit eigener Kraft zu befreien. Frauen werden im Hochleistungssport als selbstsichere, selbstbewusste Frauen, als Persönlichkeiten dargestellt, die wissen was sie wollen und können. Hier ist ein Gegensatz zu erkennen, zwischen der Rolle der Frau im Sport, hier wirkt sie selbstsicher und selbstbewusst und der Unterbewertung der Rolle der Frau in der Gesellschaft, wo sie als ängstlich, unsicher und mit geringem Selbstwertgefühl dargestellt wird. Die Herausbildung eines handlungsfähigen Selbstvertrauens setzt soziale Anerkennung voraus, diese bekommen in unserer Gesellschaft aber größtenteils nur Männer. Der Sport bietet der Frau die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Anerkennung. Selbstvertrauen ermöglicht den Hochleistungssportlerinnen, sich gegenüber Männern eigenständig zu verhalten, eigene Entscheidungen zu fällen und diese zu verwirklichen. Die Sportberichterstattung beschreibt sie als Frauen, die sich gegenüber Männern durchsetzten können, und auf Grund ihrer Qualifikation akzeptiert werden müssen. Das Frauenbild zeigt sich in der Sportberichterstattung bisher anders als die traditionelle Vorstellung von der Frau in der Gesellschaft. Männer lieben keine Frauen die siegen oder gewinnen, und ihre Reaktion auf Frauen die das trotzdem tun, sind so negativ, das Mädchen lieber verlieren, als mit einem Infragestellen ihrer Weiblichkeit konfrontiert zu werden.[7]

In der Sportberichterstattung werden somit Attribute wie Aggressivität, Durchsetzungsvermögen, Leistungsmotivation, Realitätssinn und Selbstbewusstsein von Frauen in ihr als nicht „unweiblich“ dargestellt.

5.2 Welche Sichtweise gegenüber Frauen zeigt sich in der Berichterstattung über das sportliche Handeln von Frauen?

In vielen Artikeln wird über das äußere der Frau berichtet. „Es bereitet Vergnügen, ihr ins von blondem schulterlangem Haar umrahmte Gesicht zu blicken. Kornelia Ender ist hübsch, ist gut gebaut. Unzählige Weltrekorde haben noch keine Spuren ins weich anmutende Gesicht gegraben. Knochenhartes Training... hat die Schulter zwar mächtig breit gemacht... aber bei ihr stören selbst die breiten Schultern das durchaus frauliche Bild nicht. Die 72 Kilo auf die Körpergröße von 1,78m gut verteilt.“[8] Von Sportlerinnen wird erwartet, dass sie dem Schönheitsideal unserer Gesellschaft entsprechen, nämlich attraktiv, schlank und zierlich zu sein.

Über Frauen, die diesem Schönheitsideal nicht nachkommen, wird negativ berichtet. „Wer diese Schwimmerin gesehen hat - und sei es auch nur auf dem Bildschirm – wird erschrocken gewesen sein beim Anblick dieser enormen Muskelpakete des Schultergürtels und der Arme. Diese Muskeln würden Möbelpackern zur Ehre gereichen, nicht aber Mädchen und jungen Frauen: konvexe Muskelberge da, wo man sie bequem vermissen kann, unter dem Oberarm und auf der Rückenpartie, konkave Leere dort, wo das Ewig Weibliche sich normalerweise konvex anbietet in Brusthöhe. Schlimmer noch: die Stimme wird tiefer, der Haarwuchs an Brust und Bein stärker – Kennzeichen der Roboterriege der DDR-Schwimmerinnen.“[9] Frauen werden im Sport, wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft mit sexistischen Augen betrachtet. Die Normen, die eine von Männern dominierte Gesellschaft an die weibliche Attraktivität stellt, bilden die Grundlage für die Beschreibung und Kommentaren von Frauen.

6. Sportberichterstattung in der Bild-Zeitung in den `80 er Jahren und aktuell (Bild-Zeitungen vom 02.01. – 09.01.2003)

Die „Bild-Zeitung ist als Boulevardblatt nicht repräsentativ für die Sportberichterstattung in der Tagespresse. Allerdings besitzt sie einen großen Sportteil, der von großen Teilen der Bevölkerung täglich gekauft wird. Schon 1979 hatte sie 11,87 Mil. LeserInnen. Somit hat die Bild-Zeitung großen Einfluss bei der Vermittlung geschlechtsspezifischer Vorurteile schon aufgrund der hohen Leserzahl. Von April 1999 bis Februar 2002 wurden gut 129.000 Menschen befragt. Die Ergebnisse wurden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. Die "Bild-Zeitung kann ein sattes Plus von 580.000 auf nun 12,11 Millionen Menschen verzeichnen.[10] Im Verhältnis zu 1979 sind die Leserzahlen in etwa gleich.

[...]


[1] www.ftd.de/tm/me/1027494279545.html?nv=rs

[2] Aus Digel, Helmut, Sport und Berichterstattung, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek, 1983 (S. 149)

[3] Die Vereinheitlichung und Unterordnung von politischen Gruppen, Einrichtungen und Ämtern nach den Richtlinien einer politischen Zentralgewalt; meist verbunden mit der Anwendung von Gewalt und Terror. Die Gleichschaltung ist ein Mittel zur Machtkonzentration in Diktaturen

[4] Paul, Jakobi [Hrsg.], Frauen und Mädchen im Sport [„Frauensport im alten Griechenland“], 1998, Mainz, Topos Taschenbücher

[5] Paul, Jakobi [Hrsg.], Frauen und Mädchen im Sport [„Frauen im Sport aus der Sicht der Medizin“], 1998, Mainz, Topos Taschenbücher

[6] Aus Digel, Helmut, Sport und Berichterstattung, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek, 1983 (S. 151)

[7] Aus Digel, Helmut, Sport und Berichterstattung, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek, 1983 (S. 151)

[8] Süddeutsche Zeitung, 19.7.1976 in Digel, Helmut, Sport und Berichterstattung, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek, 1983 (S. 151)

[9] Der Spiegel, 02.8.1976 in Digel, Helmut, Sport und Berichterstattung, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek, 1983 (S. 151)

[10] www.ftd.de/tm/me/1027494279545.html?nv=rs

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Details

Titel
Unterschiede in der Berichterstattung von Frauen- und Männersport
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V33731
ISBN (eBook)
9783638341332
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Hauptseminararbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Sportberichtserstattung im Männer- und Frauensport. Augemerk wurde hierbei besonders auf die Printmedien gelegt.
Schlagworte
Unterschiede, Berichterstattung, Frauen-, Männersport
Arbeit zitieren
Andreas Berkenkamp (Autor:in), 2003, Unterschiede in der Berichterstattung von Frauen- und Männersport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33731

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