Leseprobe
Inhalt
Abstract
1. Einleitung
2. Christliche Eschatologie
3. Eschatotologie in der Ökonomiekritik von Karl Marx
4. Das Noch-Nicht-Sein
5. Utopien nach dem Tod
6. Schlussbetrachtung
7. Literaturverzeichnis
Abstract
Ernst Bloch geht es in seinem Werk um Hoffnung auf eine bessere Welt, wobei sich die Frage nach einer Eschatologie im Kontext des Sozialismus stellt, so wie er ihn verwirklicht sehen will, also nach einem Ende aller Dinge, seien sie auch immanent intendiert. Der Mensch bekommt einen Ausblick auf das, was ihm hinsichtlich dieser Erwartungen begegnen könnte, aber noch nicht konkret erfassbar ist. Auch die Theologie interessierte sich für Blochs Zukunftsaussichten, was Jürgen Moltmann schließlich zu seiner Theologie der Hoffnung zusammenfasste. Bloch bedient sich über weite Strecken theologischer Termini und schreibt in teils christlichem Vokabular, was die Frage nach einer Verbindung von Blochs Denken in die Theologie hinein aufkommen lässt. Auch die Problematik des Lebensendes spielt eine besondere Rolle in Blochs Philosophie, unterscheidet sich aber letztlich doch exorbitant von theologischen Intentionen.
Seriously Ernst Bloch is in his work about hope for a better world and the question positions itself after an eschatology in the context of the socialism, as well as he wants to see him achieved, so after an end of all things, are also intended to themselves immanent. Man gets a view of what could meet him concerning these expectations, but yet is not specifically detectable. Also the theology has been interested in Bloch’s future prospects what allows to come Jürgen Moltmann, in the end, to the theology of hope. Bloch helps itself about wide distances of theological terms and writes in partly Christian vocabulary what allows posing the question after a connection of Bloch’s thinking in the theology. Also the problems of the end of life play a special role in Bloch’s philosophy, however, differ, in the end, nevertheless, exorbitant from theological intentions.
1. Einleitung
In vielen Lebenssituationen stellt sich der Mensch die Frage nach der Zukunft, z. B. in dieser Form: „Was wird die nächste Zeit sein? Was wird Jahre später sein? Wie wird mein Leben in den nächsten Jahren ablaufen?“ Diese Fragestellungen betreffen das je eigene Leben, sodass natürlich auch nach der Zukunft der Gesellschaft, eines Staates, kurz einer innerweltlichen Zukunft gefragt wird. Im Laufe des Lebens ergeben sich Fragestellungen wie nach der Gesundheit, nach dem Alter und schließlich auch des eigenen Endes, was bis zur Frage nach dem Sinn des Leben führen kann. Krisen wie Krankheit und der Tod von nahestehenden Menschen können diesen Komplex erweitern. Kulminieren kann dies in der Frage, was nach meinem Tod kommt? Geht mein Sein nach dem Tod unter? Hat der Weltenlauf ein Ziel? Diese Fragen drehen sich um die letzten Dinge, was mit dem Gegenstandsbereich der Eschatologie zusammenfällt. Grob gesehen, ließen sich zunächst zwei Arten von Antworten geben, zunächst die, dass man darüber nichts sagen könne, weil niemand wirklich eine Antwort weiß. Die andere im Rahmen des christlichen Glaubens, der ‒ das zeigt die Theologiegeschichte ‒ sehr viel dazu sagen kann, wenn auch nur in beratender Weise und nicht autoritativ antwortend.[1] Ein dritter Weg wäre noch durch philosophische Reflexionen gangbar. Dies wurde bereits im Rahmen des dialektischen Materialismus von Karl Marx und Friedrich Engels durchgeführt, von wo aus der Weg zu Ernst Bloch ein kürzerer gewesen ist. Besonders stolz zeigte sich Ernst Bloch mit seiner Entdeckung des Noch-Nicht-Seins für das philosophische Denken und als „Philosoph der Hoffnung“ wurde er zuweilen bezeichnet, entsprechend seinem Hauptwerk Das Prinzip Hoffnung. Darin legt er ein vielschichtiges Zeugnis davon ab, wie der Mensch das Hoffen lernen kann, das einem vorangehenden Noch-Nicht in Form eines Mangels, welches für den Menschen durchaus erfahrbar sein kann, folgt. Es gilt, diesen Mangel zu beseitigen hin zu einem besseren Leben bzw. Lebensumständen einer Gesellschaft. Das Hoffen kann den Menschen weit machen, ihm die Welt geräumiger machen, anstatt ihn zu verengen. Dies ist ganz anders als die Konzeption der Existenzphilosophie, die den Menschen passiv ins Dasein geworfen sieht, in einer mehr oder minder starken Ohnmächtigkeit, die erst mühsam bekämpft werden muss, um das aufzudecken, was sich als lebensmögliches Dasein herausstellt. Somit ist Ernst Blochs Philosophie bzw. sein „Denken ins Gelingen verliebt, statt ins Scheitern“ und er spricht von militantem Optimismus.
Er „wunderte“ sich allerdings zeitlebens darüber, dass die Theologen seine Philosophie stärker beachteten und rezipierten, als seine marxistischen Mitstreiter. Das hat Gründe. Ich möchte dies am Paradigma des blochschen Noch-Nicht-Seins, welches sich mit der christlichen Eschatologie vergleichen lässt, zeigen. Ich erläutere dazu unter Punkt zwei kurz die Eschatologie in religiös-theologischem Verständnis, um danach, in Punkt drei, auf das Logikum des Noch-Nicht-Seins zu kommen und auf Blochs Eschatologie-Verständnis eingehen. Der vierte Teil beschäftigt sich mit dem Tod, dem Ende des irdischen Lebens, aber auch mit einer Variation des Unsterblichen. Zum Schluss wird sich dann unter fünftens (hoffentlich) eine Synthese beider Fachbereiche zeigen, was ein theologisches Interesse an Bloch auch durchaus begründen würde. Offen ist aber auch, ob es Blochs Intention entspricht, seine Philosophie im Kontext einer Eschatologie überhaupt christlich-jüdisch-theologisch aus- und umzudeuten? Denn was bliebe dann noch von einer Eschatologie des Sozialismus, die Bloch stets vor Augen hatte? Die Beantwortung dieser Fragen wird zeigen, dass Bloch weder das eine noch das andere fokussierte.
2. Christliche Eschatologie
Die christliche Eschatologie, auf die ich mich im Folgenden konzentrieren werde, fasst Glaubensvorstellungen zusammen, in denen es um ,,die letzten Dinge“ geht. Unter den letzten Dingen wurden Ereignisse verstanden, die am „Ende der Zeit über die Welt, die Geschichte und die Menschen hereinbrechen werden.“[2] Was erwartet den Menschen nach dem Tod? Welche Ereignisse kann er am ,,Ende der Zeiten“ nach Vergehen der Welt erwarten? Der Tod – für Bloch die größte Gegenutopie – der den Sinn der Anstrengungen im menschlichen Leben in Frage stellt, wird durch die Religionen gedeutet und dies mit der Intention ihn zu ,,überschreiten“. Der Tod ist subjektiv nicht erfahrbar und daher ein gewissermaßen "letztes bzw. vorletztes Ding". Gleichzeitig wird ein Ethos formuliert, welches die Art und Weise des Lebens vor dem Tod bestimmen soll. Wichtig ist dies, weil jede einzelne Tat, die der Mensch verantworten muss, vor einem Endgericht, auch ,,Jüngstes Gericht“ genannt, meist nach moralischen Kriterien, abgeurteilt werden wird. Es wird entschieden über die guten und bösen Menschen, wobei der Ausgang des Gerichts theologisch höchst umstritten ist.[3] Dieses Urteil bestimmt das weitere Geschick des Menschen im Jenseits. Es wird demnach also fest davon ausgegangen, dass der Mensch im Jenseits weiter existieren wird, nachdem er wieder auferstanden ist.[4] Der Mensch ist Person, hat Würde und ist in seiner Individualität je einmalig, gleichzeitig ist er imago dei (Abbild Gottes), sicherlich nicht von Gott geschaffen um endgültig mit dem Tod zu vergehen, da er mit ihm in dieser Eigenschaft in Beziehung steht. Unterstützt wird der Glaube daran durch einen Heilsbringer oder Messias, der nach seiner „Herabkunft“ (Parusie) auf die Erde die Wiederauferstehung der Toten einleitet. Entscheidend für die Erlösung des Menschen ist Jesus, der dies in seiner Predigt auch klarstellt. Nach seinem Tod auferstanden und gen Himmel gefahren, bildet er mit seiner erwarteten Wiederkunft den Hoffnungsinhalt der Christen. Er bezeichnet sich direkt aber nicht als Messias, dies geschieht erst mit der Benennung als Messias-Christus in der Kreuzesinschrift.[5] Zu beachten bleibt dabei, dass die Einheit Gnade und Buße, sowie Gnade und Ethos untrennbar mit der Person Jesu verknüpft sind. In diesem Ereignis, dass Kern der christlichen Lehre ist, liegt das eigentliche Eschaton, das Reich Gottes als Vollzugsgestalt und Telos der eschatischen Realität. Die Auferstehung und das Endgericht sind dabei samt ihrer Ausgänge Handlungsmittel, durch die dies erreicht wird.[6] Ein wichtiges, theologisch zu fassendes Moment ist dabei die transzendente Ewigkeit, die in die Zeitlichkeit und die Geschichte eingreift. Die Zeit wird aufgehoben und die historische Situation gerichtet, weil das Christentum die Zeit in jedem Moment aufhebt und ihre Grenze bildet. Der Mensch ist in der Welt gefangen und durch weltliche Bezüge bestimmt, sodass sich daraus auch das Sein des Sünders ergibt. Erscheint Christus, so befreit er von der Sünde.[7] Gleichsam geht es für den Menschen darum auf Gott und diese Ereignisse hin zu glauben und zu hoffen, auf einen Weg hin in ein verheißenes, aber doch fremdes "Land“ zu gehen, wo er Pilger ist, aber nicht weiß, wohin der Weg ihn führen wird.[8] Die Zukunft wäre insofern völlig offen im Bezug eines Eintreffens von schon bereitgestellten Dingen. „Der Glaube an die Erfüllung des Verheißenen ist Hoffnung. Dieser Glaube glaubt ja nicht nur, daß Gott etwas verheißen hat, sondern auch, daß er es wahrmachen wird und uns daran teilgeben wird. Eben durch diesen Glauben, daß Gott seine Verheißungen wahrmachen werde, wird der Glaube zur Hoffnung, zur theologischen Tugend.“[9] Diese Hoffnung als Möglichkeit muss sich zu einer zuversichtlichen Hoffnung steigern, zu einer hoffenden Gewissheit (certissima spes).[10] Somit ist Gott weder außer- noch innerweltlich, sondern der „Gott der Hoffnung“ (Röm 15, 13). Wir befinden uns quasi im Vorlauf auf diese Zukunftsverheißungen und haben diesen Gott vor uns und nicht in uns oder über uns.[11] Das, auf was wir zulaufen, sendet quasi seine Ausläufer, schon vor dem Eintreffen Christi, bis in unsere momentane Gegenwart hinein. Moltmanns Denken zeigt sich damit von der am Neomarxismus orientierten Philosophie Ernst Blochs beeinflusst, teilt allerdings nicht deren materialistische Basis. Mit diesen Ausführungen möchte ich das Gebiet der christlichen Eschatologie vorläufig verlassen um zu Blochs Ansichten zu diesem Kontext zu schreiten.
Christliche Eschatologie nimmt ihren Weg von „oben“ nach „unten“, während Blochs Philosophie und auch der Marxismus, wie gezeigt werden wird, den Weg von „unten“ nach „oben“ geht.
3. Eschatotologie in der Ökonomiekritik von Karl Marx
Eschatologie ist nicht nur ein terminus technicus im Betätigungsfeld der Theologie, sondern findet auch in der Ökonomiekritik von Karl Marx seinen Niederschlag und dies bereits in den Frühschriften. Dabei geht es Marx aber nicht um eine Erlösung des Menschen nach dessen leiblichem Ende, sondern um eine Entlastung des Menschen, der in Produktionsverhältnissen und in der Abhängigkeit als Arbeitssklave sein Leben fristen muss.
Im Kontext seiner Philosophie sind die Überwindung der Entfremdung des Menschen sowie ein eschatologischer Ausblick dahin, was nach einer gelungenen Revolution, in die die entfremdeten Menschen letztlich getrieben worden sind, wohin eine Gesellschaft ohne Entfremdung führen kann? Mit dem Begriff „Entfremdung“ ist der Kern einer Kritik am Kapitalismus gemeint, es wird darin davon ausgegangen, dass der Mensch nicht von seinem Produkt, sondern auch von sich selbst entfremdet wird, da die Produktion nur am Profit (von Marx „Mehrwert“ genannt) orientiert ist. Eine Organisation der Freiheit, wie sie bereits im deutschen Idealismus pathetisch vorgetragen wurde, soll als realistisches Fundament dieser „zukünftigen Gesellschaft“ entstehen. Ein Reich, in dem sich der Mensch jederzeit zu Hause fühlen kann und sich überall wiederfindet, bestätigt fühlt und anerkannt wird. Die Fremdheit ist getilgt, sie ist danach keine Bedrohung mehr. Marx hat die Hoffnung, dass die Produktionsverhältnisse, auch und gerade der technisch-industriellen Welt, durch die soziale Welt zwangsläufig beseitigt werden. Marx greift ‒ um dies zu bekräftigen ‒ zu seinem eschatologischen Glauben, ,,seine Heilsgewißheit der Arbeit, die das Arbeitsethos überträgt: Entfremdet ist der Mensch, sein Bewußtsein und seine sinnlich-gegenständlichen Kräfte, entfremdet das Individuum von der Gesellschaft, der Mensch vom Menschen, entfremdet ist die Arbeit, die Tätigkeit selbst. Allein die Arbeit selbst ist das Mysterium, ist die Garantie der Erlösung des Menschengeschlechtes, ‒ ein Anverwandeln und Bewältigen, das ständig über sich hinaus weist, bis zu jener Epoche, unserer Epoche, die für die Menschheit als Ganzes die Beendigung des entfremdeten Werkes verheißt: Die Geburt des neuen, totalen, »all und tiefsinnigen« Menschen.“[12] Ein selbstbewusster Auftritt dieses Menschen, der sich selbst als das „Wesen“ begreift, da er durch die menschliche Geschichte den Beweis seiner Geburt durch sich selbst von seinem Entstehungsprozess her gewinnen konnte. Hier ist das geschichtliche Ideal besonders hervorgehoben. Marx nimmt die menschliche Geschichte als eine Antithese von Entfremdung (als Vorbereitung) und Wahrheit (Verwirklichung). Die Dignität liegt dabei auf dem geschichtlichen Prozess durch die Konstruktion der Vorgeschichte. Marx steht als teleologischer Theoretiker hinter diesem Geschichtsprozess, dessen Kontinuität zu einem Kausalzusammenhang wird und den Zusammenbruch der kapitalistischen Gesellschaft notwendig herbeiführt. „Der Sinn der Geschichte ist die Gegenwart, der Sinn der Gegenwart ist die Revolution.“[13] Diese qualitative Veränderung wird von Marx darauf hineingedeutet, denn der Mensch muss sich sozusagen „massenhaft verändern“, wobei fraglich ist, ob dies automatisch geschieht. Zu solch einem Prozess ist es aber unabdingbar, dass die Revolution in Gang kommt, wodurch sich das Proletariat von all dem löst, was ihm aus der bisherigen Gesellschaftsstellung geblieben ist. Somit wird die Revolution, natürlich mit der Wendung zum Besseren, zu einem fast mythischen Akt. Allerdings ‒ so wusste es Ernst Bloch ‒ kann Hoffnung enttäuscht werden, sodass es eben gerade nicht zur Wendung zum „summum bonum“ kommt ‒ zumindest nicht sofort oder besser gesagt, streng kausal.
Ist die christliche Eschatologie auf das Transzendente gerichtet, auf die Erfüllung der Heilsgeschichte durch das Erscheinen des Messias, so soll sich nach marxistisch-sozialistischer Intention die Veränderung, Erfüllung und Erlösung in Form einer klassenlosen Gesellschaft im Hier und Jetzt ergeben, der richtige Augenblick zur Revolution ist praktisch immer gegeben. Der junge Bloch ist durchaus angetan von diesem Denken und wird es für seine Philosophie nutzbar machen und sein ganzes Leben lang diese Grundlinien vertreten, wie eine Aussage in einem Vortrag von 1968 zeigt: „Die Unmenschlichkeit unserer Welt hätte, hat von einem endlich eingetretenen Geburtstag des Marxismus gewiß allerhand zu befürchten; Herr und Knecht ließen endlich nach. Das Rechte jedoch, wenn es erst von Limonade wie Katechismus befreit wäre, atmete auf, mit Freiheit vom Erwerb, Ethik ohne Herr und Knecht, Kunst ohne Illusionsglaube, ohne Aberglauben. Dann gäbe es beim zweihundertsten Geburtstag endlich auch eine konkrete Feier, die nicht, wie die heutige, mit Negerunruhen, Hungersnot in Indien, aufflackerndem Faschismus noch zusammenfällt. Man strapaziere dazu von neuem den Marxsatz, Prometheus sei der vornehmste Heilige im philosophischen Kalender, das damit Gemeinte wird nicht wieder an den Felsen, ans Kreuz genagelt, im Gegenteil, – quod erit demonstrandum, was zu bewähren sein wird.“[14]
Trotz dieser Stellungnahme bleibt Blochs Denken sympathisch anders, als seine Weg-„Genossen“ sich dies vorstellten und wünschten, denn durch seinen Hinweis auf enttäuschbare Hoffnung durchbrach er den Kausalnexus eines Marx, denn ganz so einfach, wie dieser sich es vorstellte, war die Veränderung der Gesellschaft für Bloch nicht zu haben. So ergab es sich wohl auch, dass die Marxisten Bloch nie für einen der ihren hielten. Vielleicht auch, weil er sich ans „Opium“, d. h. die Religion hielt, zumindest im Rahmen seines Philosophierens.
4. Das Noch-Nicht-Sein
Ernst Bloch wurde gebeten, seine Philosophie in einem Satz zusammenzufassen, so wie alle großen Philosophen es vermocht haben. Bloch zog und paffte eine Weile an seiner Pfeife herum und sagte schließlich: ,,Aus dieser Schlinge komme ich nicht heil heraus. Antworte ich, so gebärde ich mich als großer Philosoph. Schweige ich, so sieht es aus, als hätte ich vieles, aber nicht viel zu sagen. Da spiele ich lieber den Frechen als den Dummen und sage: S ist noch nicht P.“[15]
Eine scheinbar logische Möglichkeit des Schließens, aber kann man dies noch als Logik bezeichnen? Bloch jedenfalls hat es getan, und zwar mit der Behauptung, dass die dynamische Realität immer auch der größten Anpassung der Sprache entgeht, denn kaum ausgesprochen, ist der Moment bereits in der Zeit, die die Aussage benötigt, vergangen. Somit ist die Aussage S=S zwar logisch im traditionellen Sinn, aber sie schließt die Veränderungen völlig aus und relativiert sich damit. Das klingt nach einem Abschied vom Identitätsprinzip der klassischen Logik, was er letztlich auch ist. S ist S bedeutet für Bloch Rückfall in eine statische Sichtweise der Wirklichkeit. Blochs Vorschlag ist demnach eine Logik des Wandels, die der Zeit angepasst ist, in der wir entdeckt haben, dass der Wandel in allem was wir haben, noch das Beständige ist.
[...]
[1] Vgl. Mühling, Markus: Grundinformation Eschatologie. Göttingen 2007. S. 15.
[2] Moltmann, Jürgen: Theologie der Hoffnung. 8. Aufl. München 1969. S. 11.
[3] Werden die Bösen vernichtet, stehen sie unter ständiger Pein oder gibt es eine Art Allversöhnung (apokatastasis)? Vgl. dazu: . Mühling, Markus: Grundinformation Eschatologie. S. 267ff.
[4] Die Vorstellung, dass der Tod nicht das endgültige Ende des Menschen ist, entsteht praktisch erst mit dem Neuen Testament. Darauf kann allerdings an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.
[5] Vgl. Ratzinger, Joseph: Eschatologie – Tod und ewiges Leben. Regensburg 1977. S. 36.
[6] Vgl. Mühling, Markus: Grundinformation Eschatologie. S. 221.
[7] Vgl. ebd. S. 26.
[8] Vgl. dazu Gen 12,1; Hebr 11,8.
[9] Sonnemans, Heino: Hoffnung ohne Gott? In: Konfrontation mit Ernst Bloch. Freiburg, Basel, Wien: 1973. S. 40.
[10] Vgl. Hebr 11,1
[11] Vgl. Moltmann, Jürgen: Theologie der Hoffnung. S. 12.
[12] Popitz, Heinrich: Der entfremdete Mensch. Zeitkritik und Geschichtsphilosophie des jungen Marx. Darmstadt 1967. S. 146.
[13] Ebd. S. 147.
[14] Bloch, Ernst: Marx, Aufrechter Gang, konkrete Utopie. In: ders.: Politische Messungen, Pestzeit, Vormärz. Frankfurt am Main 1985. S. 445-458. S. 458.
[15] Lowe, Adolph: ,,S ist noch nicht P. Eine Frage an Ernst Bloch.“ In: Siegfried Unseld (Hg.): Ernst Bloch zu ehren. Frankfurt am Main 1965. S. 135.