Was tut ein Mensch, wenn er sich über ein ihm fremdes Land informieren will, aber weder persönliche Bekanntschaften zu Bewohnern dieses Landes unterhält, noch das Geld oder die Zeit hat, selbst in dieses Land zu reisen? In früheren Zeiten wäre wohl der Gang in die nächste Bibliothek der erste Schritt gewesen, und er ist es für ältere Menschen wahrscheinlich immer noch. Angehörige der Generationen jedoch, die den medialen Wandel hin zum Computer vollzogen haben, oder Menschen, die erst geboren wurden, nachdem dieser Wandel vollzogen war, werden in Internetsuchmaschinen den Namen des entsprechenden Landes eingeben und sich durch die Ergebnisse klicken.
Wenn diese Ergebnisse gesichtet sind, konstruiert der Betrachter aus ihrer Gesamtheit ein mehr oder weniger konsistentes Bild des besagten Landes. Ob die einzelnen Teile dieses Bildes zutreffen oder nicht, ist für die vorliegende Arbeit irrelevant: Das Bild, das die Suchmaschine vom Land generiert, ist (zumindest vorläufig) das einzige Wissen, das der Betrachter über das Land hat. Folgt man nun der Annahme George Herbert Meads, wenn er sagt, „Die Identität ist nicht so sehr eine Substanz als ein Prozeß, in dem die Übermittlung von Gesten in einen Organismus verlegt wurde. Dieser Prozeß existiert nicht für sich allein, er ist nur eine Phase der ganzen Gesellschaftlichen Organisation, deren Teil der Einzelne ist.“ dann heißt das, die Suchmaschine hat einen nicht unerheblichen Anteil an der Bildung der nationalen Identität: Indem die Suchmaschine die Grundlage für die Konstruktion des Fremdbildes des Landes durch den einzelnen Leser bietet, wird sie zum Akteur im Prozess der Aushandlung der nationalen Identität.
In der vorliegenden Arbeit geht es um die sprachlichen Aspekte dessen, was die Suchmaschine dem Suchenden präsentiert. Ganz konkret sollen die ersten drei Google-Suchergebnisse für die Suchbegriffe lengua und argentina untersucht werden. Dabei ist offensichtlich, dass diese Arbeit nur einen kleinen Teil des gesamten Diskurses über die Sprachen Argentiniens und diesen Diskursausschnitt nicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln behandeln kann. Die Arbeit erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Letztgültigkeit, sondern versucht lediglich, aus einem sehr kleinen Korpus Tendenzen des Online-Diskurses um die Sprachen Argentiniens zu abzulesen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Methoden
- Was ist Diskursanalyse?
- Das Korpus
- Analyse
- Wikipedia
- argentina.gob
- Los cuadernos del inadi
- Tendenzen des Korpus
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Online-Diskurs über die Sprachen Argentiniens, indem sie die ersten drei Google-Suchergebnisse für die Suchbegriffe „lengua“ und „argentina“ analysiert. Ziel ist es, Tendenzen in diesem Diskurs zu erkennen und die Rolle der Suchmaschine in der Konstruktion des Fremdbildes Argentiniens zu beleuchten.
- Die Funktion von Suchmaschinen bei der Bildung von Fremdbildern
- Die sprachlichen Aspekte des Online-Diskurses über die Sprachen Argentiniens
- Die Rolle der Suchmaschine in der Aushandlung der nationalen Identität
- Diskursanalyse als Methode zur Untersuchung von Online-Texten
- Tendenzen und Muster im Online-Diskurs über Sprachen in Argentinien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den theoretischen Rahmen der Arbeit vor. Sie beleuchtet die Rolle der Suchmaschine in der Konstruktion des Fremdbildes und argumentiert für die Relevanz der sprachlichen Analyse von Suchergebnissen. Das Kapitel „Methoden“ erklärt den theoretischen Hintergrund der Diskursanalyse und erläutert die Methode, die in der vorliegenden Arbeit verwendet wird.
Schlüsselwörter
Diskursanalyse, Suchmaschine, Fremdbild, Sprachen Argentiniens, Online-Diskurs, nationale Identität, Google-Suchergebnisse, „lengua“, „argentina“.
- Arbeit zitieren
- Paul Wendel (Autor:in), 2014, Die Sprachen Argentiniens im Online-Diskurs. Analyse ausgewählter Suchmaschinentreffer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337786