Das Beobachtungsverfahren. Kuno Bellers Entwicklungstabelle

Vor-und Nachteile in der Anwendung in der Kita


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen der Beobachtung
2.1 Begriffsklärung
2.2 Warum beobachten wir
2.3 Was beobachten wir
2.4 Wie beobachten wir

3 Einordnung ins Beobachtungssystem
3.1 Erste Säule
3.2 Zweite Säule
3.3 Dritte Säule

4 Kuno Bellers Entwicklungstabelle
4.1 Aufbau
4.2 Funktion und Anwendung
4.3 Berechnung und Auswertung
4.3 Erfahrungsangebote

5 Resümee
5.1 Eigene Erfahrungen
5.2 Vor- und Nachteile
5.3 Zusammenfassung

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Diese Hausarbeit beschäftigt sich im weitesten Sinne mit dem Thema Beobachten und Dokumentieren, konkret mit der Entwicklungstabelle von Prof. Dr. E.K. Beller und S. Beller. Zu Beginn der Arbeit soll der Begriff Beobachtungerklärt werden. Im weiteren Verlauf wird dann erörtert warum, was und wie in der Praxis beobachtet wird.

Um das Verfahren in einem Gesamtkontext zu sehen stelle ich ein Beobachtungssystem vor und bette die Tabelle darin ein.

Im weiteren Verlauf wird dann der Aufbau, die Funktion und die Anwendung der Entwicklungstabelle ausführlich beschrieben und auf die Erfahrungsangebote eingegangen. Dieser Abschnitt wird den größten Teil der Arbeit einnehmen.

Im Anschluss daran berichte ich von meinen eigenen Erfahrungen in meiner Kita und wäge die Vor- und Nachteile dieses Verfahrens ab.

Ich habe mich im Rahmen der Hausarbeit für dieses Beobachtungsverfahren entschieden, weil es seit mehreren Jahren in meiner Einrichtung durchgeführt wird und ich persönlich schon viele Erfahrungen damit machen konnte, so dass ich eine fachliche Stellung dazu beziehen kann.

2 Grundlagen der Beobachtung

2.1 Begriffsklärung

Der Begriff Beobachtung kann unterschiedliche Bedeutungen haben. Im weiteren Verlaufder Hausarbeit beziehe ich mich daher auf die folgende Formulierung von I. Büchin-Wilhelm und R. Jaszus (2011): „ Geplante, aufmerksame Wahrnehmung von Ereignissen, Vorgängen sowie von Menschen in ihren Reaktionen und Handlungen.“

Während die freie Beobachtung kein eindeutiges Ziel und keine formulierten Kategorien hat, gibt es bei der systematischen, strukturierten Beobachtung einen konkreten Gegenstand, einen zeitlichen Rahmen der vorher festgelegt ist und es werden schriftliche Aufzeichnungen gemacht (vgl. Büchin-Wilhelm/ Jaszus 2011, S. 57f).

2.2 Warum beobachten wir?

Beobachtung und Dokumentation aller Kinder ist eine zentrale Aufgabe der Fachkräfte in pädagogischen Einrichtungen (vgl. Leu u.a. 2007). In den letzten Jahren entwickelten alle Bundesländer in Deutschland (neue) Bildungsprogramme, in denen der Aspekt der Beobachtung und Dokumentation eine wichtige Rolle spielt.

Beobachtungen kommen in der Kita auf vielseitiger Weise vor. Kinder beobachten sich gegenseitig, Fachkräfte beobachten sich gegenseitig, Kinder beobachten Erwachsene und die Fachkräfte beobachten Kinder. Um die aktuellen Interessen, Themen und Bedürfnisse der Kinder raus zu finden, um in den kollegialen Austausch zu gehen, um die individuelle Entwicklung eines Kinders wahrzunehmen, um Elterngespräche zu führen, unterstützende Angebote für Kinder zu entwickeln und die Bildungsbiographie zu dokumentieren wird in der Kita beobachtet (vgl.Bensel, Joachim; Haug-Schnabel, Gabriele 2009, S. 3ff).

Beobachtungen sollen der pädagogischen Fachkraft helfen das Verhalten der Kinder zu verstehen, Entwicklung festzuhalten, Neues zu entdecken und das Kind besser kennen zu lernen.

In Alltagssituationen, bei Projekten, in Angeboten und im Freispiel - alleine oder mit anderen - wird zwischen dem Kind und dem Erzieher eine wertschätzende und achtende Beziehung aufgebaut. Die Fachkraft sollte dabei darauf achten, dass sie beim Beobachten Freude, Staunen und Interesse ausdrückt und nicht das Gefühl von Kontrolle oder Überprüfung vermittelt.

Im Kitaalltag machen Fachkräfte immer wieder die Erfahrung, dass ihnen die Zeit fehlt um bewusste Beobachtungen durchzuführen oder sie ein schlechtes gewissen haben, weil sie die Zeit nicht aktiv mit dem Kind verbringen. Oft werden nur kurze Momentaufnahmen von einem Kind gemacht, wenn ein Elterngespräch ansteht oder unangenehme Auffälligkeiten aufgetreten sind. Diese „Schnappschüsse“ vom Kind geben aber keine Informationen für Lernprozesse oder Strategien die das Kind anwendet. Statt dessen sind es punktuelle Informationen über die Interessen, Stärken und Schwächen des Kindes, die zu einer unvollständigen Einschätzung des aktuellen Entwicklungsstandes führen.

Um so differenzierter das Wissen der Fachkraft über das Kind ist, desto besser kann sie ihre Arbeit planen und durchführen.

2.3 Was beobachten wir?

Fachkräfte beobachten im Kitalltag Kinder in ihrem Handeln, wobei dem Kind Achtung und Beachtung geschenkt wird.Bei der Beobachtung geht es darum, ein Gesamtbild vom Verhalten eines Kindes zu bekommen und sich nicht nur auf einen Bereich zu beschränken. Bei der Beobachtung, der anschließenden Reflektion und der anschließenden Analyse mit einer Kollegin möchte die Fachkraft rausfinden was für Fähigkeiten das Kind besitzt, was für Strategien es anwendet, welche Interessen und Themen das Kind derzeit hat und welche Fortschritte es gemacht hat.

2.4 Wie beobachten wir?

Bevor eine Beobachtung begonnen wird, sollte festgelegt werden, welches Ziel die Beobachtung hat, also auf was es dem Beobachter ankommt und welche Informationen er gewinnen will, welches Verfahren und welche Beobachtungsmethode er nutzt.

Eine ressourcen orientierte Beobachtung zum Beispiel sollte ca. 15 – 20 Minuten dauern. Hier notiert sich die Fachkraft die Handlungsschritte des Kindes in einem detaillierten Verlaufsprotokoll und schreibt bei der Auswertung und Analyse die entsprechenden Kompetenzen zu den einzelnen Handlungen.

Es gibt teilnehmende Beobachtungen bei denen die Fachkraft aktiv im Spiel integriert ist und im Anschluss an die Situation ihre Beobachtungen nachträglich sinngemäß so vollständig wie möglich aufschreibt.

Dem gegenüber steht die nicht teilnehmende Beobachtung, bei der die Fachkraft das Kind aus der Nähe beobachtet und die Handlungen sehr genau aufschreibt.

Kameras können zur Hilfe genommen werden, sind aber zeitlich aufwendiger in der Auswertung, als wenn man direkt auf das Blatt Papier schreibt.

Beobachtungen werden in der Regel von den Bezugserziehern der Kinder durchgeführt.Da die Menschen auf Grund ihrer Vorerfahrungen und Einstellungen die Welt subjektiv wahrnehmen, gibt es keine objektiven Beobachtungen. Beobachtungen sind somit immer vom Bild des Kindes, der Zeit und der Umgebung abhängig.

Um eine Beobachtung nicht vorab negativ zu belasten,müssen Fachkräfte ihre eigene Wahrnehmung im Alltag hinterfragen und versuchen die Umwelt des Kindes aus der Perspektive eines Kindes zu betrachten. Durch diesen Perspektivwechsel kann man das Kind als Forscher sehen und versuchen das Handeln des Kindes zu verstehen und zu deuten.

Für die Umsetzung im Praxisalltag bedeutet es, dass bei der Beobachter die Handlungen des Kindes beschreibend und neutral, ohne Wertung, notiert. Um so häufiger beobachtet wird, diese Beobachtungen mit dem Team besprochen und ausgewertet werden, um so genauer und individueller können die Angebote für die Kinder daraus abgeleitet werden.

3 Einordnung ins Beobachtungssystem

Um ein Kind so individuell und so differenziert wie möglich zu beobachten reicht ein einzelnes Beobachtungsverfahren nicht aus. Es erscheint ratsam mehrere Verfahren zu kombinieren.

Viernickel und Völkel (2009) schlagen hier für ein Vorgehen nach dem „Baukastenprinzip“ vor, bei dem drei unterschiedliche Beobachtungsverfahren zu einem Beobachtungssystem kombiniert werden. Bei der Zusammenstellung sollte darauf geachtet werden, für welchen Zweck und in welcher Form die Verfahren eingesetzt werden können.

Ein Verfahren sollte seinen Schwerpunkt auf die Aktivitäten und Entwicklungsprozesse der Kinder richten, ein anderes sollte sich auf die Entwicklung in einem oder in mehreren Entwicklungsbereichen konzentrieren und das dritte sollte die Möglichkeit bieten mit geringem Aufwand festzustellen, ob bei einem Kind ein Entwicklungsrisiko besteht auf das man näher eingehen muss. Generell sollten alle Verfahren die Ressourcen und Stärken eines Kindes im Blick haben (vgl. Viernickel / Völkel 2009, S. 30).

Man kann sich das Beobachtungssystem als ein Konstrukt, bestehend aus drei Säulen, vorstellen. Die einzelnen Säulen werden hier näher erläutert.

3.1 Erste Säule

Die erste Säule steht für Verfahren, bei denen Prozesse beobachtet werden können. Um ein Beobachtungsverfahren aus diesem Bereich umzusetzen, muss sich das Team über seine Haltung gegenüber dem kindlichen Spielverhalten und den Bildungsprozessen bewusst sein.

Verfahren der ersten Säule sind zum Beispiel „Die Leuvener Engagiertheitsskala“, „Bildungsthemen der Kinder“, „Schemata – kindliche Verhaltensmuster“, Beobachtendes Wahrnehmen“ und „Bildungs- und Lerngeschichten“.

3.2 Zweite Säule

Bei der zweiten Säule handelt es sich um merkmalsorientierte Verfahren. Sie lenken den Blick auf konkrete Entwicklungsbereiche. Bei der Anwendung lassen sich konkrete Entwicklungsstände, Stärken und Schwächen eines Kindes aufzeigen. Dabei geht es um die individuellen Eigenschaften eines Kindes, die nicht im Vergleich zu anderen Kindern oder Normwerten stehen.

Verfahren der zweiten Säule sind zum Bespiel „Bildungsbereiche / Zugangsformen für Kinder ab drei Jahren“, „Der Baum der Erkenntnis“, „perik“, „sismik und „seldak“.

3.3 Dritte Säule

Es gehört zu den Aufgaben von pädagogischen Fachkräften Entwicklungsrisiken zu erkennen und negative Entwicklungsverläufe einzuschränken bzw. nach ihren Möglichkeiten entgegen zu wirken.

Daher empfiehlt es sich die dritte Säule als Ergänzung zu den ersten beiden Säulen zu sehen. Hier geht es um sogenannteEntwicklungs – Screenings, die die Funktion eines Frühwarnsystems haben.

Bei diesen Verfahren wird geprüft, ob ein Kind in Abhängigkeit von seinem Alters in seiner Entwicklung im Normbereich lieg oder es Abweichungen von den Normwerten gibt.

Das zeigt dann an, dass Verhaltensauffälligkeiten oder Risiko Verfahren der dritten Säule sind zum Bespiel „Grenzsteine der Entwicklung“, „Entwicklungsbeobachtung und –dokumentation 3 – 48 (EBD 3-48)“, „Beobachtungsbogen zur Erfassung von Entwicklungsrückständen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindergartenkindern – BEK“ (vgl. Viernickel / Völkel 2009, S. 30 f).

Die Kuno Beller Entwicklungstabelle ist somit in die zweite Säule einzuordnen. Sie ist merkmalsorientiert und betrachtet konkrete Entwicklungsbereichen eines Kindes. Dabei steht die Individualität des Kindes im Vordergrund.

4 Kuno Bellers Entwicklungstabelle

4.1 Aufbau

Die Kuno Beller Entwicklungstabelle teilt sich in acht Entwicklungsbereiche: Körperpflege, Umgebungsbewusstsein, sozial-emotionale Entwicklung, Spieltätigkeit, Sprache, Kognition, Grobmotorik und Feinmotorik.

Die acht Entwicklungsbereiche sind jeweils in 14 Phasen eingeteilt. Die ersten vier Phasenbeziehen sich jeweils auf drei Monate undumschließen so das 1. Lebensjahrs, während jede weitere Phase sich über jeweils 6 Monate vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr hinzieht. Somit sind die Phasen so aufgeteilt: Phase 1= 0-3 Monate, Phase 2= 4-6 Monate, Phase 3= 7-9 Monate, Phase 4= 10-12 Monate, Phase 5 =13-18 Monate, Phase 6= 19-24 Monate usw. Die Entwicklungstabelle kann somit als ein allgemeines Beobachtungsinstrument für Kindern von der Geburt bis zum 72 Lebensmonat benutzt werden (vgl. Beller/Beller 2000, S.4).

In jeder Phase gibt es Fragen die sich auf den Entwicklungsstand des Kindes in dem entsprechenden Entwicklungsbereich beziehen und von der pädagogischen Fachkraft beantwortet werden sollen. Von diesen Fragen, sogenannten Items, gibt es insgesamt 649.

4.2 Funktion und Anwendung

Kuno Bellers Entwicklungstabelle gibt Auskunft über den Entwicklungsstand und die individuellen Stärken und Schwächen von Kindern im Alter von null bis sechs Jahren.Zum Erstellen einer Entwicklungstabelle beobachtet eine pädagogische Fachkraft zunächst ein ausgewähltes Kind im Alltag über ca. zwei Wochen. Dann geht sie mit einer Kollegin in ein Frage – Antwort - Gespräch und arbeitet die Items ab. Bei der Beantwortung der Items hat die pädagogische Fachkraft die vier folgenden Antwortmöglichkeiten: „tut es“ (das Kind zeigt das Verhalten regelmäßig und in deutlicher Ausprägung in fordernden Situationen), „tut es teilweise“ (es zeigt das Verhalten nur unregelmäßig oder selten oder es hat noch Schwierigkeiten bei der Ausführung), „tut es nicht“ (es hat das Verhalten bisher noch nicht gezeigt) oder „weiß nicht“ (bisher bestand noch keine Gelegenheit, das Verhalten zu beobachten) (vgl. Eberle 2012, S. 89).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Beobachtungsverfahren. Kuno Bellers Entwicklungstabelle
Untertitel
Vor-und Nachteile in der Anwendung in der Kita
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V337814
ISBN (eBook)
9783668272538
ISBN (Buch)
9783668272545
Dateigröße
435 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Entwicklungstabellen Beller/Beller nicht enthalten. Material nicht bei GRIN erschienen. Erhältlich: www.beller-kkp.de
Schlagworte
Beobachtungsverfahren, Kuno Beller, Entwicklungstabelle, Kita
Arbeit zitieren
Katrin de Beyer (Autor:in), 2014, Das Beobachtungsverfahren. Kuno Bellers Entwicklungstabelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337814

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