Eddische Heldendichtung


Hausarbeit, 2005

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Was ist Heldendichtung?
1.1 Definition
1.2 Das Heldenbild
1.3 Die Heldenlieder des Codex Regius

2 Analyse
2.1 Hamðismál
2.2 Atlakviða in grœnlenzka

Abschließender Vergleich

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Thema der nun folgenden Darlegung soll die Heldendichtung des Codex Regius sein, insbesondere die „Atlakviða in grœnlenzka“ und das „Hamðismál“. Zuerst möchte ich der Frage nachgehen, wie Heldendich- tung überhaupt zu definieren ist. Dafür werde ich erst versuchen, die Be- griffe „Heldendichtung“ und „Held“ im allgemeinen, anhand von verschie- denen Beispielen der europäischen Heldendichtung, zu erläutern. Danach möchte ich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der isländischen Hel- dendichtung zur europäischen herausfinden. Im zweiten Teil der Arbeit will ich die Ergebnisse auf zwei Heldenlieder des Codex Regius anwenden, nämlich die „Atlakviða in grœnlenzka“ und das „Hamðismál“. Diese bei- den Lieder scheinen mir hierfür besonders gut geeignet, da sie ein etwas unterschiedliches Heldenbild liefern.

1 Was ist Heldendichtung?

1.1 Definition

Heldendichtung entstand vermutlich in den meisten Fällen aus der soge- nannten „oral poetry“, also aus der mündlichen Überlieferung von Helden- sagen. „Die mutmaßlichen Wurzeln des Heldenliedes [liegen] in Preislied und Totenklage“1. DasBesonderean der „oral poetry“ ist, dass siebeijedem Vortrag neu entstand. Allerdings gab es einen feststehenden Handlungsrah- men, sowie bestimmte feste Begriffe und Wendungen, die dem Vortragen- den als Gerüst dienten.2

Das „heroic age“, eine Epoche die für den Volksstamm besonders wichtig war3, liefert die Stoffe, zumindest was den Kern, wie Orte und Personen, betrifft. Diese Epoche ist in der Regel eine Zeit großer Veränderungen und einschneidender sozialer Umstrukturierungen in der Gesellschaft. Für die germanische Heldendichtung war dies die Zeit der Völkerwanderung, „die man mit der Zerstörung des südrussischen Ostgotenreiches durch die zen- tralasiatischen Hunnen 375 beginnen und mit der Niederlassung der Lan- gobarden in Norditalien 568 enden lässt“4. Fehlt eine solche Epoche, wie es im Antiken Rom der Fall war, entsteht keine Heldendichtung. Die histori- schen Ereignisse, aus denen die Heldenlieder hervorgehen, werden in der Dichtung zum Familienkonflikt. Allerdings kann man nicht davon spre- chen, dass diese Lieder stammes- oder sogar familiengebunden wären, da „die langen Wanderungen einzelner Heldensagen [...] eher die Vermutung nahelegen, daß die Rezipienten in Stoff und Gehalt der Sagen etwas erkannt haben, was mit ethnischer und famili ärer Tradition durchaus nichts zu tun hat: Die Faszination des „Helden“ scheint - seit Achills Zeiten - gerade darin zu liegen, daß er nicht als Vollstrecker irgendeines Gemeinschaftswillens handelt, sondern als Einzelner, wenn nicht gar als Außenseiter.“5

1.2 Das Heldenbild

Eine genaue Definition für „den Helden“ zu finden ist sicherlich nicht möglich, da sich zu jeder der im folgenden genannten Kriterien irgendeine Ausnahme finden wird. Trotzdem gibt es einiges, das auf fast alle Helden der europäischen Heldendichtung zutrifft, und damit als ungefährer Maßstab für einen Helden dienen kann.

Vorbild für den Helden ist eine fiktive oder reale Person, die meist ins Über- menschliche stilisiert wird. Helden, die eine reale Person zum Vorbild ha- ben, haben mit dieser Person allerdings in der Regel nicht mehr viel ge- mein. Verwandtschaftsverhältnisse werden in den Sagen geknüpft, die es in der Realität nie gegeben hat, und meist auch nicht hätte geben können, da die beteiligten Personen nicht gleichzeitig lebten. So zum Beispiel Diet- rich von Bern, dessen historisches Vorbild der Ostgotenkönig Theoderich war, und Etzel/Atli, der auf Attila zurückgeht. Attila starb etwa zur glei- chen Zeit, als Theoderich geboren wurde (um 450 n.Chr.). Charakteristisch für die Helden solcher Dichtungen sind außerdem ihre besonderen Fähig- keiten, die oft angeboren oder schon in früher Jugend erworben wurden, wie z.B. Sigfrids Hornhaut, oder generell übermenschliche Stärke. Trotz dieser Eigenschaften sterben die Helden sehr jung. Dieses Schicksal, dass ihnen meist schon vorhergesagt wird, nehmen sie in Kauf und gehen ohne zu zögern ihrem tragischen Ende entgegen. Die männlichen Helden wer- den getötet, die weiblichen begehen meist Selbstmord. Der Konflikt eines Helden besteht meist darin, dass er zwischen seiner Gefolgschafts- und Sippentreue wählen muss und dabei meist Verwandte töten, oder deren Tod in Kauf nehmen muss.

Die Vorbildhaftigkeit eines Helden ist in der Forschung umstritten, da sich Helden oft regelwidrig verhalten, was wiederum ihre Faszination ausmacht. Oft haben sie einen besonnenen Gefährten an ihrer Seite, der das Außerordentliche des Helden noch unterstreicht.

1.3 Die Heldenlieder des Codex Regius

Der Codex Regius, auch ältere Edda genannt, entstand ca. 1270. Vermutlich hat ihn ein einzelner Schreiber aus mehreren schriftlichen Vorlagen zusam- mengestellt. Die Lieder stammen aus unterschiedlichen Zeiten und wur- den hier in einen gemeinsamen, genealogischen, Kontext gestellt. Die Stof- fe der Lieder sind zum größten Teil aus dem Germanischen übernommen, aber eigene Figuren wurden miteingeflochten. So wurde Helgi mit „Sigurd- Sigfrid“ verbunden6. Einzig die von den Frauen gesprochenen, rückbli- ckenden Lieder (Elegien) sind nicht übernommen, sondern später dazuge- dichtet worden. Der Stabreim wurde ebenfalls übernommen, es gibt aber einen deutlichen Einfluß der Skaldik. Besonders die Helgilieder sind im Stil des skaldischen Preisliedes gedichtet7, was darauf schließen lässt, dass der Verfasser Skalde war. Es gibt zwei verschiedene Liedformen, zum einen das „doppelseitige Ereignislied“ welches sowohl Dialoge als auch Erzähl- verse enthält und in einem springenden Stil geschrieben ist. Diese Form ist die ältere.

[...]


1 Dieter Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im frühen Mittelalter. München 2000, S. 124.

2 Der Begriff „oral poetry“ und seine Anwendbarkeit auf die Heldendichtung, besonders die eddische, ist in der Forschung umstritten. Mehr dazu im Kapitel 1.3.

3 Arnulf Krause (Hrsg.): Die Heldenlieder der Älteren Edda. Stuttgart 2001, S. 284.

4 ebd., S.285.

5 Klaus von See: Das Frühmittelalter als Epoche der Literaturgeschichte. In: Ders.: Europa und der Norden im Mittelalter. Heidelberg 1999, S. 31.

6 Vgl. A. Krause, Heldenlieder, S. 281.

7 Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Eddische Heldendichtung
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V33788
ISBN (eBook)
9783638341806
ISBN (Buch)
9783640137299
Dateigröße
397 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eddische, Heldendichtung, Edda, Sigurd, Eddalieder
Arbeit zitieren
Daniela Rabe (Autor:in), 2005, Eddische Heldendichtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33788

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