Die Entdeckung der Fotografie im 19. Jahrhundert bereichert den Menschen mit nie dagewesenen Möglichkeiten. Die Hoffnung mit Hilfe der Kamera auf die Beweisbarkeit von Seele, Ewigkeit und Paranormalitäten, wie beispielsweise Geistern zu stoßen ist zu Beginn groß. Auch die Überwindung des Todes mittels Technik, lässt den Fotoapparat zu einem übersinnlichen Nimbus und den Fotografen zum Geisterbeschwörer aufschwingen. Mit der Erzeugung von Illusion widmet sich die Fotografie der Frage nach der Wirklichkeit. Wie verschwommen hier die Grenzen zur Imagination sind, wird beim Anblick von Totenfotografie deutlich.
In meiner Arbeit widme ich mich der verschlungenen Beziehung zwischen dem Reich der Toten und jenem der Fotografie. Die Fotografie vereint Präsenz und Absenz eines Objektes oder Ereignisses zugleich. Sie löst damit die Grenzen zwischen der körperlichen Anwesenheit der Dinge und ihrer medial vermittelten Abbildung und überführt das Gewesene in eine Art Zwischenwelt. Dieser Zwischenwelt möchte ich mich zuwenden, die Grenzen der Fotografie erforschend. Im Mittelpunkt meiner Anschauung steht die sogenannte Totenfotografie, welche von 1840-1870 unter sozialem Gebrauch ihre Einbindung in den gesellschaftlichen Alltag fand. Das damit verknüpfte paradoxe Gefüge, das während des Wahrnehmungsvollzugs eines solchen Totenbildnisses entsteht, lässt den Betrachter an seine Grenzen stoßen und stellt die Wirklichkeit auf die Probe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tödliche Bildwerdung
- Fotografische Reanimation
- Arten der Verlebendigung
- Porträtierte und Auftragsgeber
- Leichentoilette
- Inszenierung und Komposition
- ,,sleeping beauty“: Zwischen ewigem Schlaf und ewigem Leben
- Arten der Verlebendigung
- Im Bann der Leiche
- Rückgang der Totenfotografie
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Beziehung zwischen dem Reich der Toten und der Fotografie. Sie untersucht, wie die Fotografie die Grenzen zwischen der körperlichen Anwesenheit von Dingen und ihrer medial vermittelten Abbildung verwischt und das Gewesene in eine Art Zwischenwelt überführt. Im Mittelpunkt steht die Totenfotografie, die im 19. Jahrhundert einen wichtigen Bestandteil des gesellschaftlichen Alltags darstellte. Die Arbeit analysiert das paradoxe Gefüge, das durch die Betrachtung eines Totenbildnisses entsteht und den Betrachter an seine Grenzen stößt.
- Die ambivalente Beziehung zwischen Fotografie und Tod
- Die Rolle der Fotografie als Erinnerungsmedium und Projektionsgerät
- Die Verfehlung des "Ich" im Prozess des Fotografiertwerdens
- Die Konfrontation mit dem Toten und der Leichenparadox
- Die doppeldeutige Wirkung der Totenfotografie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Totenfotografie ein und erläutert den historischen Kontext der Fotografie im 19. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Hoffnung auf Beweisbarkeit von Seele und Ewigkeit sowie die Überwindung des Todes mittels Technik. Die Fotografie wird als Medium dargestellt, das die Grenzen zur Imagination verschwimmen lässt und die Frage nach der Wirklichkeit aufwirft.
Tödliche Bildwerdung
Dieses Kapitel untersucht die enge Verknüpfung von Fotografie und Tod. Es wird die ambivalente Rolle der Fotografie als Erinnerungsmedium und zugleich als Instrument der Vergegenwärtigung des Todes beleuchtet. Der Akt des Fotografiertwerdens wird als ein Prozess des "Tötens" oder "Erschaffens" des Körpers betrachtet, der eine Distanz zum Selbst erzeugt.
Fotografische Reanimation
Dieses Kapitel widmet sich der Frage, wie Totenfotografie das Leben der Verstorbenen zu reanimieren versucht. Es analysiert verschiedene Arten der Verlebendigung, darunter die Inszenierung der Toten, die Leichentoilette und die Komposition des Bildes. Die Totenfotografie wird als eine Art "Sleeping Beauty"-Szene betrachtet, die zwischen ewigem Schlaf und ewigem Leben oszilliert.
Im Bann der Leiche
Dieses Kapitel befasst sich mit der Wahrnehmungskrise, die durch die Konfrontation mit dem Toten entsteht. Es wird das Leichenparadox erklärt, welches den Leichnam sowohl als Lebenden als auch als Toten erscheinen lässt. Der unwiderrufliche Kommunikationsbruch zwischen dem Toten und den Zurückgebliebenen führt zu Verwirrung und Irritation.
Schlüsselwörter
Totenfotografie, Fotografie, Tod, Erinnerung, Identität, Leichenparadox, Verlebendigung, Inszenierung, Kommunikation, Wahrnehmungskrise, Wirklichkeit, Imagination, Zwischenwelt.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2015, Totenfotografie. Grenzen eines Mediums?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338096