Indiens Situation hat sich mit 350 Millionen Analphabeten und mindestens genauso vielen Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, trotz jahrelangem Wachstum und enormen Anstiegs des BIP nicht verbessert. Die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in den letzten zwei Jahrzehnten waren beunruhigend, da der offizielle Anteil Beschäftigter im Verhältnis zum rasanten Bevölkerungswachstum immer kleiner wird und auch die Arbeitslosigkeit bis heute nicht entscheidend verringert werden konnte. Liberalisierung und Durchführung von Reformen in den 1980er und 1990er Jahren sollten den Markt für den internationalen Handel und Kapitalmarkt öffnen, wobei eine grundsätzliche protektionistische Handlungsweise des Staates nicht abgelegt wurde. Die Finanzierung der fiskalpolitischen Expansion durch Inlandsverschuldung ermöglichte es Indien einerseits zwar unabhängiger von den direkten Auswirkungen internationaler Wirtschafts- und Währungskrisen zu sein, andererseits hat dies jedoch unvorhersehbare Folgen auf die innere Entwicklung, auf Investitionsentscheidungen („crowding-out“) und die allgemeine Steuerpolitik. Der Anteil direkter Steuern an den Gesamtsteuereinnahmen sank von 1950 von 37% auf 15% in 1985, wohingegen der Anteil indirekter Steuern in diesem Zeit raum von 63% auf 85% stieg. Insbesondere die Besteuerung von importierten Waren und die Steuern auf Güter und Dienstleistungen waren Hauptursache für das starke Wachstum der Steuereinnahmen bis in die Gegenwart. Insgesamt konnte eine progressive Inzidenz der direkten Steuern durch unterschiedliche Maßnahmen erhalten bleiben, so dass auch diese Steuerart bis „heute“ ein starkes Wachstum verzeichnen konnte. Durch die Einführung einer Mehrwertsteuer auf Ebene der Föderationen konnten 2004 die Steuereinnahmen aus indirekter Steuererhebung auf Rekordniveau gebracht werden. Die Ressourcen und Entwicklungsunterstützung durch Ausländische Direkt- und Portfolioinvestitionen wurden erst Anfang der 1990er Jahre genutzt, um die eigenen Fiskalpolitischen Zielsetzungen zu unterstützen, wobei diese Investitionen anfangs sehr reglementiert waren und erst im Laufe der Zeit gelockert wurden. Indien ist auf einem Weg der Besserung und versucht langsam aus dem Schatten seines großen „Wirtschaftswunder-Nachbarn“ Chinas heraus zu treten.
„Public debts have a lot in common with
unwanted pregnancies. They are usually
the undesired and delayed consequence of
actions undertaken with other intents by
more than one person.”
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Indien: Keyfacts
- Polit-ökonomische Analyse der öffentlichen Finanzstruktur der Einnahmenseite seit den 1980er Jahren
- Deregulierung der Industrie und Liberalisierung des Handels
- Steuereinahmen und Nicht-steuerliche Einnahmen
- Öffentliche Verschuldung und Mittel vom Internationalen Währungsfond
- Ausländische Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung des öffentlichen Steuer- und Abgabensystems der Einnahmenseite Indiens seit den 1980er Jahren. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Auswirkungen der Deregulierung und Liberalisierung auf die staatlichen Einnahmen. Des Weiteren werden die Rolle der öffentlichen Verschuldung, die Mittel vom Internationalen Währungsfond sowie ausländische Investitionen im Zusammenhang mit der Finanzstruktur Indiens beleuchtet.
- Folgen der Deregulierung und Liberalisierung auf die staatlichen Einnahmen
- Rolle der öffentlichen Verschuldung in Indien
- Bedeutung des Internationalen Währungsfonds für Indiens Finanzstruktur
- Auswirkungen von ausländischen Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen
- Entwicklung des Steuer- und Abgabensystems in Indien
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Situation Indiens mit seinen Herausforderungen dar, beleuchtet die Reformen der letzten Jahrzehnte und führt die Thematik der öffentlichen Verschuldung ein.
- Kapitel 2 präsentiert wichtige Fakten über Indien, wie beispielsweise die demografische Entwicklung und die Herausforderungen im Bereich der Arbeitslosigkeit.
- Kapitel 3 analysiert die polit-ökonomische Entwicklung der Einnahmenseite Indiens seit den 1980er Jahren. Es werden die Auswirkungen der Deregulierung, die Entwicklung der Steuereinnahmen und die Rolle der öffentlichen Verschuldung untersucht.
Schlüsselwörter
Deregulierung, Liberalisierung, Steuereinnahmen, öffentliche Verschuldung, Internationaler Währungsfond, ausländische Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, Indien, Finanzstruktur, Entwicklung des Steuer- und Abgabensystems
- Arbeit zitieren
- Christian Lorberg (Autor:in), 2004, Entwicklung des öffentlichen Steuer- und Abgabensystems der Einnahmenseite Indiens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33816
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