Bei der Interpretation von Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen findet der Leser sich konfrontiert mit einem mehrdeutigen und zum Teil epigrammatischen Stil, der zusammen mit der bisweilen völlig unsystematisch erscheinenden Struktur der Aufzeichnung die Gefahr der Verwirrung birgt.
Um Wittgensteins Subtilität und schillernde gedankliche Tiefe sicher auslegen zu können, bedarf es einer Reihe von Vorkenntnissen zu Überlegungen und dem philosophischen Ansinnen Wittgensteins.
Die vorliegende Arbeit leistet den Versuch, die Abschnitte 256 bis 258 der Philosophischen Untersuchungen verständlich auszulegen und unter Zuhilfenahme von Sekundärliteratur zu erhellen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Abschnitt 258, in dem Wittgenstein die Frage behandelt, welches Kriterium zur Prüfung der Richtigkeit einer Erinnerung möglich beziehungsweise notwendig ist.
Der Verfechter einer Privatsprache richtet seine Aufmerksamkeit auf seine eigene, private Empfindung und beobachtet diese. Er geht davon aus, dass dieser introspektive Prozess zum Erkennen seiner privaten, inneren (Wittgestein verwendet diese Begriffe synonym) Empfindung hinreichend ist. Wittgenstein entkräftet diese Argumentation, indem er in PU 258 das Fehlen eines Kriteriums zur Richtigkeitsprüfung für eine Erinnerung konstatiert. Seiner Meinung nach kann die reine Introspektion keine Definition von irgendetwas geben.
Die Frage, inwieweit die verschiedenen Abschnitte der PU zueinander kompatibel, das heißt logisch konsistent sind, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht erörtert werden. Stattdessen wird anhand der betrachteten Beispiele Wittgensteins Haltung zur traditionellen Philosophie gedeutet, die er in weiten Teilen für fehlgeleitet hält und deren theoretische Problembestimmungen und –lösungen er als nutzlos für die praktische, positivistisch verstandene Wirklichkeit ansieht. Es wird umrisshaft und implizit Wittgensteins Auffassung verdeutlicht, die die eigentliche Aufgabe der Philosophie in der stückweisen, segmentären Beschreibung dessen sieht, was Sprache leistet; eine Auffassung, mit der Wittgenstein der traditionellen Philosophie einen missverständlichen Gebrauch sprachlicher Ausdrücke unterstellt und mit der sich nichts Geringeres als die Forderung nach einer Ent-Theoretisierung der gesamten Philosophie verbindet sowie die Reduktion auf lokale Beschreibungen von immer Gewusstem.
Inhalt
1. Einführung
2. Wittgensteins Philosophie in den Philosophischen Untersuchungen
3. Abschnitte 256 bis 258
PU 256
PU 257
PU 258
4. Fazit
Literatur
1. Einführung
Bei der Interpretation von Wittgensteins Philosophischen Untersuchungen findet der Leser sich konfrontiert mit einem mehrdeutigen und zum Teil epigrammatischen Stil, der zusammen mit der bisweilen völlig unsystematisch erscheinenden Struktur der Aufzeichnung die Gefahr der Verwirrung birgt.
Um Wittgensteins Subtilität und schillernde gedankliche Tiefe sicher auslegen zu können, bedarf es einer Reihe von Vorkenntnissen zu Überlegungen und dem philosophischen Ansinnen Wittgensteins.
Die vorliegende Arbeit leistet den Versuch, die Abschnitte 256 bis 258 der Philosophischen Untersuchungen verständlich auszulegen und unter Zuhilfenahme von Sekundärliteratur zu erhellen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Abschnitt 258, in dem Wittgenstein die Frage behandelt, welches Kriterium zur Prüfung der Richtigkeit einer Erinnerung möglich beziehungsweise notwendig ist.
Der Verfechter einer Privatsprache richtet seine Aufmerksamkeit auf seine eigene, private Empfindung und beobachtet diese. Er geht davon aus, dass dieser introspektive Prozess zum Erkennen seiner privaten, inneren (Wittgestein verwendet diese Begriffe synonym) Empfindung hinreichend ist. Wittgenstein entkräftet diese Argumentation, indem er in PU 258 das Fehlen eines Kriteriums zur Richtigkeitsprüfung für eine Erinnerung konstatiert. Seiner Meinung nach kann die reine Introspektion keine Definition von irgendetwas geben.
Die Frage, inwieweit die verschiedenen Abschnitte der PU zueinander kompatibel, das heißt logisch konsistent sind, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht erörtert werden. Stattdessen wird anhand der betrachteten Beispiele Wittgensteins Haltung zur traditionellen Philosophie gedeutet, die er in weiten Teilen für fehlgeleitet hält und deren theoretische Problembestimmungen und –lösungen er als nutzlos für die praktische, positivistisch verstandene Wirklichkeit ansieht. Es wird umrisshaft und implizit Wittgensteins Auffassung verdeutlicht, die die eigentliche Aufgabe der Philosophie in der stückweisen, segmentären Beschreibung dessen sieht, was Sprache leistet; eine Auffassung, mit der Wittgenstein der traditionellen Philosophie einen missverständlichen Gebrauch sprachlicher Ausdrücke unterstellt und mit der sich nichts Geringeres als die Forderung nach einer Ent-Theoretisierung der gesamten Philosophie verbindet sowie die Reduktion auf lokale Beschreibungen von immer Gewusstem.
Als methodischer Hinweis zum Zitieren der Philosophischen Untersuchungen sei hier noch erwähnt, dass die Sätze der einzelnen Abschnitte jeweils anhand ihrer Punktsetzung einzeln nummeriert werden und nicht, wie bei anderen Autoren häufig vorzufinden, anhand der Sprecherwechsel. So zum Beispiel ist, wenn von Satz zwei in Abschnitt 258 die Rede ist, der Satz „Ich will über das Wiederkehren […]“ gemeint, nicht aber „Ich will zuerst bemerken […]“. Als Abschnitt wird jeweils der gesamte, zu einer Zahl gehörige Textblock – im Fall von Abschnitt 256 der PU also von „Wie es nun mit der Sprache […]“ bis „in einer Beschreibung. -“ – bezeichnet. Der imaginäre Dialogpartner wird im Folgenden das „Gegenüber“ genannt, das mit dem „Sprecher“ (und mutmaßlichen Vertreter der Ansicht Wittgensteins) ein Gespräch führt.
2. Wittgensteins Philosophie in den Philosophischen Untersuchungen
„Wer den Gefahren […] auswegloser Abstraktion entgehen will, darf nicht primär danach fragen, was Wittgenstein sagt, sondern er muß sich darum kümmern, warum es gesagt wird“ (Walter Schweidler, 1983, 11)
Das Denken des späten Wittgensteins sowie dessen Meinung zur Philosophie und deren Aufgabe, fasst Costa (1990, 2) anhand einiger Abschnitte der Philosophischen Untersuchungen zusammen: (1.) Die Philosophie gibt keine Erklärungen, sonderrn besteht aus bloßen Beschreibungen der „Arbeit von Sprache“ (ebd.). (2.) Es ist nicht Aufgabe der Philosophie, Theorien aufzustellen. (3.) Gäbe es philosophische Thesen, so wären diese selbstverständlich und trivial. (4.) Die Einsichten, zu denen die Philosophie gelangen kann, sind nicht einheitlich, sondern segmentär, da sie aus „therapeutischen Auflösungen lokaler Mißverständnisse“ (ebd.) bestehen.
Nach Auffassung von Lutz (1991, 153) ist die „entscheidende Aufgabe der Sprachspiele […] die Sprachlogik der die philosophischen Irrtümer hervorbringenden Ausdrucksformen einsehbar zu machen“.
3. Abschnitte 256 bis 258
Savigny (1994, 308f) sieht in Abschnitt 256 der Philosophischen Untersuchungen die Eröffnung eines Gedankenganges, der sich bis Abschnitt 269 fortsetzt. Wittgenstein widmet sich hierin der Frage nach der Privatheit von Namen beziehungsweise Zeichen. Wittgensteins geht davon aus, dass ein Name für eine Empfindung nicht privat ist und dass ein privates Zeichen (zum Beispiel „E“) kein Name für eine Empfindung ist; unabhängig davon, ob Empfindungen privat sind oder nicht.
Die Möglichkeit einer privaten Sprache wird von Wittgenstein am Beispiel privater Bezeichnungen erörtert. Savigny sieht in diesem gedanklichen Komplex den „Kern des kritischen Teils“ (1994, 308) der Privatsprachenargumentation.
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- Arbeit zitieren
- Thomas Schröder (Autor:in), 2004, Die Philosophischen Untersuchungen Ludwigs Wittgensteins in den Abschnitten 256 bis 258, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33822
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