Bindestrichgebrauch in der Tagespresse. Umsetzung des Regelwerks?


Seminararbeit, 2003

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung

1. Der Bindestrich
1.1 Norm
1.2 Gebrauch

2. Analyse

3. Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Literaturangaben

Einleitung

Die Kommission zur Neuregelung der Deutschen Rechtschreibung hat bei ihren wissenschaftlichen Untersuchungen der Fehlerhäufigkeiten innerhalb der Orthographie festgestellt, dass im Bereich der Bindestrichsetzung ein breites Unwissen unter den Schreibenden herrscht. Im Zuge der Rechtschreibreform 1996 wurde die Bindestrichsetzung daher weiter flexibilisiert. Die orthographischen Fehler haben dadurch abgenommen, das Unwissen über den Bindestrich jedoch nicht.

Der Bindestrich im Deutschen bietet vielfältige Möglichkeiten Wörter zusammenzusetzen, einzelne Bestandteile zu betonen und er bietet durch seine Flexibilität auch die Möglichkeit Rechtschreibfehler zu vermeiden.

Im ersten Teil der vorliegenden Hausarbeit möchte ich die Möglichkeiten des Regelwerks aufzeigen und die Freiräume erläutern, die in der Bindestrichsetzung möglich sind. Des Weiteren führe ich im ersten Kapitel auf, wie der Gebrauch des Bindestrichs sich allgemein darstellt. Ich möchte hierbei klären, noch ohne bestimmte Medien zu untersuchen, ob der Bindestrich eher inflationär in der Alltagsschreibung gebraucht wird oder ob er vielleicht sogar im Begriff ist zu verschwinden.

Im zweiten Kapitel untersuche und analysiere ich den Bindestrichgebrauch bzw. seinen Fehlgebrauch in bundesdeutschen, überregionalen Tages – bzw. Wochenzeitungen. Meine Auswahl beinhaltet Die ZEIT, als Wochenzeitung, vom 24.7.2003, die Frankfurter Rundschau, Die Welt, die Frankfurter Allgemeine und die Süddeutsche Zeitung – alle vom 28.7.2003. Ich untersuche nicht die gesamten Zeitungen, sondern lediglich eine kleine Auswahl von 3-4 Seiten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport und Feuilleton. Zur Vergleichbarkeit muss ich vorweg sagen, dass die Bereiche Politik und Wirtschaft hauptsächlich auf Agenturmeldungen beruhen und daher stilistisch recht homogen sind, während in den Bereichen Sport und Feuilleton die Artikel stilistisch heterogener sind, obwohl sie die gleiche Thematik journalistisch aufarbeiten. Die Tageszeitungen beschäftigten sich am 28.7. im Feuilleton mit den Bayreuther Festspielen und der Aufführung des Fliegenden Holländers und im Sportteil mit dem Tour de France Sieg von Lance Armstrong. Im abschließenden Teil der vorliegenden Proseminararbeit möchte ich die gewonnen Ergebnisse interpretieren und mögliche Gründe für den deflationären oder inflationären Gebrauch von Bindestrichen im Deutschen aufzuführen.

1. Der Bindestrich

1.1 Norm

Durch die Rechtschreibreform 1996 wurde in der Bindestrichsetzung mehr Freiraum gewährt, das betrifft hauptsächlich die Regel für unübersichtliche Zusammensetzungen. Nach der alten Regelung war beispielsweise nur die Schreibung Ich-Sucht und Ichform möglich, nicht jedoch Ichsucht und Ich-Form. Ein zweiter wichtiger Punkt bezüglich des Bindestrichs betraf die Verbindungen aus Ziffern und Adjektiven, bei denen mit dem neuen Regelwerk auch Bindestrichschreibungen möglich sind.

Im Deutschen setzt man die Bindestriche hauptsächlich aus grammatikalischen und semantischen Gründen.

Bei Zusammensetzungen mit Einzelbuchstaben, Abkürzungen oder Ziffern muss ein Bindestrich gesetzt werden. Beispiele wären: A-Dur, x-beliebig, Fußball-WM, Abt.-Leiter, 8:6-Sieg, ¾-Takt. Zu beachten ist, dass bei Kurzformen von Wörtern nach §40 kein Bindestrich gesetzt wird. Das betrifft beispielsweise Busfahrt. Die Schreibung Bus-Fahrt ist also nicht möglich. Meiner Ansicht nach stellt diese Regelung eine Irritation für den Schreibenden dar. Die Schreibung Autobus-Fahrt ist möglich, Bus-Fahrt jedoch nicht.

Des Weiteren trennt der Paragraph 40 zu strikt in einerseits Abkürzungen, die mit Bindestrich geschrieben werden müssen, und in Kurzformen ohne Bindestrichgebrauch.

Vor Suffixen wird ebenfalls ein Bindestrich gesetzt, jedoch nur, wenn sie mit einem Einzelbuchstaben verbunden sind, zum x-ten Mal, n-te Potenz. Zu beachten und damit ein nicht eliminiertes Fehlerpotential sind Ausdrücke wie: der 68er, 100%ig usw.. Hier gilt weiterhin die alte Regelung, da es sich nicht um Einzelbuchstaben handelt.

Bilden die Verbindungen aus Ziffern und Suffixen den vorderen Teil einer Zusammensetzung, wird ein ebenfalls Bindestrich gesetzt.

Bei substantivistisch gebrauchten Zusammensetzungen wird ein Bindestrich gesetzt.

Beispiele hierfür wären: das Auf-die-lange-Bank-Schieben, das An-den-Haaren-Herbeiziehen[1]

Betroffen sind größtenteils mehrteilige Zusammensetzungen um den semantischen Kontext zu verdeutlichen.

Paragraph 44 des amtlichen Regelwerks stellt eine in sich logische Ausweitung von Paragraph 40 dar.

Paragraph 40 besagt, das Zusammensetzungen mit Abkürzungen mit Bindestrich geschrieben werden müssen. Paragraph 44 regelt den Bindestrichgebrauch in mehrteiligen Zusammensetzungen, in denen bereits ein Bindestrich enthalten ist.

-40: D-Zug

-44: D-Zug-Wagen

Fakultativ ist ein Bindestrich im Deutschen, wenn der Schreibende einzelne Bestandteile einer Zusammensetzung hervorheben möchte, wenn unübersichtliche Zusammensetzungen verdeutlicht werden sollen, bei der Vermeidung von Missverständnissen und beim Zusammentreffen von drei gleichen Buchstaben bei Zusammensetzungen.

Bindestriche zur Hervorhebung einzelner Bestandteile eines Wortes mögen für den Lesenden ungewöhnlich erscheinen, bieten jedoch die Möglichkeit Verständniszusammenhänge zu erleichtern. Beispiele hierfür wären: die Ich-Erzählung, die Soll-Stärke, die Hoch-Zeit vs. die Hochzeit, das Goethe-Haus etc.

Unübersichtliche Zusammensetzungen, auch bei Fremdwörtern[2], können ebenfalls mit Bindestrich geschrieben werden. Beispiele: Arbeiter-Unfallversicherung, Midlife-Crisis etc.

Einen wichtigen Beitrag zum Textverständnis kann der Bindestrich bei Worten wie Druck-Erzeugnis oder Drucker-Zeugnis liefern. Die Schreibung ohne Bindestrich in diesem Fall (Druckerzeugnis) wäre sehr unpräzise.

Durch die neue Orthographie kann es vermehrt vorkommen, dass bei zusammengesetzten Substantiven drei Konsonanten aufeinander folgen. Viele Schreibende empfinden solch eine Konstruktion als unästhetisch, daher besteht die Möglichkeit die Bestandteile des Wortes durch einen Bindestrich zu trennen.

[...]


[1] Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Microsoft Word Worte wie das Auf-die-lange-Bank-Schieben als Fehler markiert.

[2] Anzumerken ist, dass bei Fremdwörtern grundsätzlich die Regelung für das Deutsche und nicht die Regelung der Herkunftssprache angewandt wird!

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Bindestrichgebrauch in der Tagespresse. Umsetzung des Regelwerks?
Hochschule
Universität Mannheim
Veranstaltung
Proseminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
15
Katalognummer
V33830
ISBN (eBook)
9783638342131
ISBN (Buch)
9783656878131
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Analyse der Tagespresse (Welt, FAZ, Süddeutsche, Zeit ...) betreffend des Gebrauchs des Bindestrichs.
Schlagworte
Bindestrichgebrauch, Tagespresse, Umsetzung, Regelwerks, Proseminar
Arbeit zitieren
Christian Heinzelmann (Autor:in), 2003, Bindestrichgebrauch in der Tagespresse. Umsetzung des Regelwerks?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33830

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