Durchsichtige Wörter nach Gauger


Hausarbeit, 2002

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Was sind durchsichtige Wörter?

III. Die formale Konstitution des durchsichtigen Worts

IV. Einheit und Gliederung

V. Determination

VI. Programme durchsichtiger Wörter

VII. Schluss

VIII. Bibliografie

I. Einleitung

Ein Wort besteht, wie bereits Saussure feststellte, aus einer Form und einem Inhalt. Allein durch dieses bewusstseinsmäßige Miteinander wird eine Lautreihe zum Wort. Doch inwiefern stehen die Form und der Inhalt eines Wortes in Beziehung? Gibt es überhaupt eine notwendige Beziehung? Mit genau diesen Fragen beschäftigt sich Gauger in seinem Buch Durchsichtige Wörter- Zur Theorie der Wortbildung, erschienen 1971 im Carl Winter Universitätsverlag.

Es war für mich sehr schwierig zu selektieren, auf welche Aspekte Gaugers ich mich in dieser Hausarbeit beschränke. Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass nur eine Darstellung des durchsichtigen Worts an sich, ohne die einzelnen Leistungen dessen, dem Rahmen dieser Hausarbeit gerecht werden kann – ein genauerer, tieferer Einblick hätte den Umfang schlichtweg gesprengt.

So werde ich zunächst das durchsichtige Wort darstellen: Welche Besonderheiten weist es auf und inwiefern unterscheidet es sich von undurchsichtigen Wörtern?

Im Folgenden stelle ich die formale Konstitution dieser bestimmten Art des Worts vor. So werden in Kapitel III drei verschiedene Typen vorgestellt, die wir im täglichen Sprachgebrauch vorfinden können.

Im Anschluss präsentiere ich dann einen, wie es zunächst scheint, ‚Gegensatz’, der das durchsichtige Wort ausmacht: Einheit und Gliederung. Kann ein Wort sowohl eine Einheit, als auch eine Gliederung darstellen und wie funktioniert dieses Zusammenspiel?

Im Bezug darauf wird der Aspekt der Determination erläutert, dem sich der des ‚Programms’ des durchsichtigen Worts in Kapitel VI anschließt.

Gauger geht noch weiter auf besondere Vorkommnisse, wie zum Beispiel Ausgriff, Verschiebung und Variation des durchsichtigen Worts ein. Wie bereits erwähnt, ist es mir jedoch nicht möglich, in dieser Hausarbeit zusammenfassend hierauf einzugehen, da eine Kürzung dieses Themas es nur aus dem Zusammenhang reißen und es somit verfälscht darstellen würde.

Der Autor präsentiert dem Leser meist Beispiele aus dem Französischen, welche ich, bedingt durch mein Studium der spanischen Sprache, durch eigene, meist spanische Beispiele, ersetzt habe.

Doch nun zu dem, was wir ‚durchsichtige Wörter’ nennen!

II. Was sind durchsichtige Wörter?

Das durchsichtige Wort ist laut Gauger ein „bestimmter – formal und inhaltlich geprägter – Typ des Worts“ (S. 8), der in der Wortbildungslehre untersucht wird.

Im Unterschied zu ‚undurchsichtigen’ Wörtern kann man durch ihre formal-inhaltliche Beschaffenheit durch sie hindurchsehen und eine Begründung formulieren, warum sie so heißen, wie sie heißen. So ist es z.B. nicht möglich zu erklären, warum der Apfel Apfel heißt. Abgesehen von sprachhistorischen Erklärungen muss man sich schließlich damit abfinden, dass „er eben so heißt“ (S. 8). Das Wort Apfelbaum hingegen scheint keine Erklärungsprobleme zu bereiten: Ein Apfelbaum ist ein Baum, an dem Äpfel wachsen. Man kann durch das Wort Apfelbaum hindurchsehen und es somit erklären; es handelt sich um ein durchsichtiges Wort. Apfelbaum sagt etwas aus, da man die Bedeutung von Apfel und Baum kennt.

Gauger betont, dass in der Untersuchung der durchsichtigen Wörter immer vom Standpunkt des Sprechenden ausgegangen wird. Es handelt sich also um eine „bewusstseinseigene Sprachuntersuchung“ (S. 9), die der positivistischen entgegengesetzt wird. Eine Rechtfertigung für diesen Ansatz formuliert Gauger folgendermaßen: „ Sprache [ist] nicht für die Sprachwissenschaft, sondern für die Sprechenden“ (S. 9).

So können wir sagen, dass jeder Sprechende Verständnis von seiner Sprache hat; ohne dieses Sprachbewusstsein jedes Einzelnen würde Sprache nicht funktionieren (vgl. S. 9).

Im Bezug auf das Sprachbewusstsein hält Gauger die Unterscheidung zwischen durchsichtigen Wörtern und solchen, die es nicht sind, am Wichtigsten (vgl. S. 11).

Doch was genau bedeutet Durchsichtigkeit? Offensichtlich handelt es sich hier um eine Metapher, die am Beispiel Apfelbaum erläutert werden kann: Das Wort gewährt dem Sprecher Durchsicht auf die Wörter, von denen es abhängt, „an denen [es] im Bewusstsein des Sprechers ‚festgemacht’ [ist]“ (S. 12). In diesem Fall sind es die Wörter Apfel und Baum.

Man sagt ‚ Apfelbaum lehnt sich an Apfel und Baum ’, bzw. ‚ Apfelbaum ist auf Apfel und Baum gerichtet’ (vgl. S. 14). An diesem Beispiel wird besonders deutlich, dass Apfelbaum die Wörter, durch die es bedingt ist, sowohl formal, als auch inhaltlich enthält (vgl. S. 12). Jeder deutsche Sprechende weiß, warum Apfelbaum Apfelbaum heißt: Er erkennt ohne Probleme die Wörter Apfel und Baum, die in Apfelbaum lebendig sind. Man kann also sagen, dass es sich hier um ein ‚metasprachliches’ Wissen handelt, über das jeder Sprecher verfügt und ohne welches es keine durchsichtigen Wörter gäbe (vgl. S. 13).

Das gleiche kann man auch am spanischen Wort manzano feststellen: Der spanische Sprechende erkennt in ihm ohne weiteres das Wort manzana, durch das es lebendig ist und an das es sich lehnt.

Im Gegensatz zum Deutschen Wort Apfelbaum können wir allerdings feststellen, dass manzano auf andere Art und Weise existiert, da es nicht durch eine bloße Zusammenfügung von manzana und árbol gebildet ist. Auf diesen Unterschied der formalen Beschaffenheit werde ich im folgenden Kapitel genauer eingehen.

Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass es sich in beiden Fällen um durchsichtige Wörter handelt: Sie existieren kraft eines oder mehrerer anderer Wörter, der Blick des Betrachters geht durch sie hindurch, sie weisen von sich weg auf das Wort/ die Wörter, durch die sie existieren und sind abhängig von eben diesem Wort/ diesen Wörtern (vgl. S. 13-14).

Ein weiteres Merkmal durchsichtiger Wörter ist, dass sie „ihre Durchsichtigkeit dadurch verlieren können, dass sich ihnen die Wirklichkeit, die sie meinen, gleichsam entzieht“ (S. 8). Dies wird besonders deutlich, wenn man Straßennamen betrachtet (Gauger bezieht sich auf Seite 8 auf Goethes Hirschgraben): In unserer Umgebung finden wir zum Beispiel die Jesuitenmauer. Diese Straßenbezeichnung scheint für uns undurchsichtig zu sein, solange wir nicht wissen, dass an dieser Stelle einst das Kloster der Jesuiten von einer Mauer umgeben war. Mit diesem Wissen ist das Wort für uns durchsichtig, ohne es jedoch ist es undurchsichtig. So wird es den meisten Ortsfremden heute Probleme bereiten, das Wort (den Straßennamen) Jesuitenmauer zu erklären; die Wirklichkeit, auf die es sich bezieht, hat sich ihm entzogen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Durchsichtige Wörter nach Gauger
Hochschule
Universität Paderborn
Veranstaltung
Wortbildung und Werbesprache
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V33880
ISBN (eBook)
9783638342469
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Durchsichtige, Wörter, Gauger, Wortbildung, Werbesprache
Arbeit zitieren
Silvia Nulle (Autor:in), 2002, Durchsichtige Wörter nach Gauger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33880

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