Das Genitivattribut in der deutschen Syntax


Hausarbeit, 2016

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhalt

I. Einleitung

II. Allgemeines über das Attribut
1. Die Attributarten
2. Das Attribut als Satzglied 2.Ordnung
3. Die Bezugswörter des Attributs
4. Die Stellung des Attributs

III. Das Genitivattribut
1. Die verschiedenen Genitivattributarten
2. Außerdem bei Helbig/Buscha aufgeführt

IV. Abschließende Zusammenfassung

V. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Der Begriff Attribut leitet sich von dem lateinischen Verb attribuere ab, welches mit „zuteilen“ oder „als Eigenschaft beilegen“ übersetzt wird[1]. Attribute sind keine selbstständigen Satzglieder, sondern Beifügungen, die abgesehen von dem Prädikat jedes Satzglied erweitern können und von diesemabhängig sind. Sie sind somit nicht spitzenstellungsfähigund ebenfalls in fast allen Fällen alleine nicht frei verschiebbar, sondern nur mit dem Gliedteil, auf das sie sich beziehen[2].Daher werden sie in vielen Grammatiken als „Stellungsglied“ oder„sekundäres Satzglied“ bezeichnet[3].

Wolfgang Boettcher verweist darauf, dass nach seiner Auffassung der Begriff „Beifügung“,gemessen an den Möglichkeiten des Ausbaus eines Satzes durch das Attribut,zu unbedeutend klingen würde. Da Nominalgruppen als Attribute zu anderen Nominalgruppen hinzutreten können, können sie einen Satz in seiner Komplexität erheblich steigern. Zudem können diese Attribute wiederum Attribute mit sich führen. Boettcher nennt als Alternative die Begriffe „Gliedteil“ oder „Satzglied-Teil“, den Begriff „Konstituente“ hält er für zu unspezifisch[4].

Syntaktisch gelten alle Erweiterungen zu einem Nomen als Attribute, semantisch nur die Satzgliedteile, „die sich auf ein prädikatives Verhältnis zurückführen lassen“[5].

Nach dieser Einleitung und einem allgemeinen Überblick über das Attribut in Teil II dieser Hausarbeit bezieht sich Teil III auf das Genitivattribut und seine Unterarten. Dabei werden sowohl die allgemeinen als auch die zusätzlich von Gerhard Helbig und Joachim Buscha definierten Attributarten benannt.

Ziel dieser Hausarbeit soll es sein, die Stellung des Genitivattributs in der deutschen Syntax zu verdeutlichen. Das Ergebnis wird in Teil IV in einer Zusammenfassung dargestellt.

Hervorzuheben ist, dass der Begriff des Attributs uneinheitlich gebraucht wird. Anfänglich bezog sich der Begriff nur auf attributive Adjektive, in den neueren Grammatiken ist es eine Bezeichnung für jegliche Beifügung zu jeder syntaktischen Kategorie im Satz außer dem Prädikat. Aufgrund dieses breitgefächerten Begriffsgebrauchs werden Attribute in den verschiedenen Grammatiken teils sehr unterschiedlich definiert.

In dem 2001 erschienenen Werk „Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht“ von Helbig/Buschawerden Attribute als Satzteile definiert, die sich auf eine „prädikative Grundstruktur“[6] zurückführen lassen, wobei es sich nicht um ein Prädikat handeln darf. Sie schließen mit dieser Definition Artikel als Attribute aus. Auch Peter Eisenberg sieht in seinem Buch „Grundriß der deutschen Grammatik“ Artikeln nicht als Attribute an[7]. Albert Busch und Oliver Stenschke stellen in „Germanistische Linguistik“ dar, dass sich Artikel und Pronomen, die wie Artikel verwendet werden, als „Determinantive“von den Attributen abgrenzen[8].

Dem entgegen stehen Elke Hentschel und Harald Weydt, die in ihrem Werk „Handbuch der deutschen Grammatik“ von 1994 dazu raten, „alle nicht-selbstständigen Zusätze zu beliebigen Satzteilen (mit Ausnahme des Verbs) als Attribute einzuordnen“[9]. Auch der 1995 erschienene Duden folgt dieser Definition des Attributs[10].Allerdings wurde diese Definition 2005 überarbeitet und der hier überwiegenden Mehrheitsmeinung angepasst, wobei possessive Artikelwörter durch ihre besitzanzeigende Eigenschaft als Attribute definiert sind[11].An diesem Beispiel ist zu erkennen, wie breitgefächert die Definition des Attributs ist.

II. Allgemeines über das Attribut

Bevor auf das Genitivattribut im Speziellen eingegangen wird, wird eine kurze Übersicht über die allgemeinen Charakteristika des Attributs gegeben.Hierbei werden auf die Attributarten, Attribute und Satzglieder, Bezugswörter des Attributs und die Stellung des Attributs jeweils in einer dem Thema der Hausarbeit angemessenen Länge eingegangen.

1. Die Attributarten

Auch bei den Attributarten gibt es sich teilweise unterscheidende Unterteilungen und Definitionen. Für diese Hausarbeit wurden die bekanntesten Arten ausgewählt. Diese werden nachfolgend benannt und durch ein Beispiel verdeutlicht.Dabei ist das Attribut immer kursiv gesetzt.

Hinzuzufügen ist, dass sie in vom Nomen links- und rechtsverzweigt zu unterteilen sind. Attribute, die vor dem Nomen stehen, zu dem sie gehören, werden linksverzweigte Attribute genannt, rechtsverzweigt die, die hinter dem Nomen stehen[12]. Hierauf wird im weiteren Verlauf unter Punkt II. 4 der Hausarbeit eingegangen.

a) Adjektivisches Attribut (linksverzweigt)

- das alte Buch

b) Adverbiales Attribut (rechtsverzweigt)

- das Mädchen gegenüber

c) Präpositionales Attribut (rechtsverzweigt)

- der Ball unter dem Auto

d) Akkusativattribut (rechtsverzweigt)

- Die Vollversammlung diesen Dienstag war ein Erfolg.

e) Dativattribut / umgangssprachlich (linksverzweigt)

- dem Kevin seine Frau hat ein Kind bekommen

f) Genitivattribut (rechtsverzweigt)

- der Laptop des Schülers

g) Partizipiales Attribut (linksverzweigt)

- das dem Nachbarn gehörende Haus

h) Partikel als Attribut (linksverzweigt)

- ganz oben am Himmel

i) Infinitivkonstruktion als Attribut (rechtsverzweigt)

- die Möglichkeit, einen Freund zu treffen

j) Relativsatz als Attribut (rechtsverzweigt)

- das Kind, das keine Eltern hat

k) Konjunktionalsatz als Attribut (rechtsverzweigt)

- die Frage, ob er Lust hat

l) Enge und weite Apposition (rechtsverzweigt)

- ein Liter Wasser

- Die Frau kommt aus Aleppo, einem syrischen Dorf.

2. Das Attribut als Satzglied 2.Ordnung

Satzglieder unterteilen sich in Satzglieder 1. Grades, den Prädikaten, Subjekten, Objekten, Adverbialbestimmungen und Prädikativen, und denen 2. Grades, den Attributen. Klaus Welke schreibt hierzu:

„Auf der Satzebene wird die syntaktische Struktur in Satzglied-Begriffen (Prädikat, Subjekt, usw.) dargestellt, aufWortgruppenebene unterhalb der Satzebene stellt man nur Attribute und Gliedkerne einander gegenüber“[13].

Während sich das Satzglied 1. Ordnung auf ein Verb bezieht, das durch ein einfaches oder komplexes Prädikat gebildet wird, sind Attribute abhängige Einheiten in Satzgliedern unterhalb der Satzebene, die von dem Gliedkern der Wortgruppe abhängen. Welke führt weiter aus, dass

„ unabhängig davon, wie umfangreich eine Wortgruppe unterhalb der Satzebene ist, […] alle Bestandteile direkt oder indirekte Attribute zu einem Gliedkern [sind], solange nicht erneut eine satzwertige Konstruktion Bestandteil (Attribut) dieser Wortgruppe ist“[14].

3. Die Bezugswörter des Attributs

Das Attribut bezieht sich auf nichtverbale Wörter. Nach Helbig/Buscha handelt es sich dabei in der Regel um Substantive, es können aber auch substantivische Pronomina und Adverbien sein, die das Substantiv in seiner Satzgliedfunktion vertreten[15]. Auch Hentschel/Weydt stimmen mit dieser Definition überein[16] und schränken den Attributbegriff nicht ein.

In anderen Grammatiken wie der von Peter Eisenberg und Karin Pittner und Judith Berman wird nur im Bezug auf Substantive von Attributen gesprochen[17], Peter Gallmann unterscheidet Attribute und Gliedteile, um so zwischen substantivischen und nicht-substantivischen Bezugswörtern unterscheiden zu können.

Hinzuzufügen ist zudem, dass Adjektive nur eingeschränkt Attribute an sich binden und Adverbien außer durch Relativsätze nur durch Partikel und andere Adverbien attributiert werden können.

4. Die Stellung des Attributs

Harald Weinrich klassifiziert die Attribute in zwei Klassen: die prädeterminierenden und die postdeterminierenden Attribute[18]. In anderen Werken werden sie als links- und rechtsverzweigt bezeichnet[19]. Boettcher teilt sie bei Nominalgruppen in Attribute in Vorfeld-, Mittelfeld- und Nachfeldstellung auf[20]. Bei anderen Wortgruppen unterscheidet er in die zwei Stellungsfelder Vor- und Nachfeld.

In dieser Hausarbeit werden die von Helbig/Buscha als die zwei prinzipiellen Stellungsmöglichkeiten des Attributs in Vor- und Nachfeld betrachtet[21].Entscheidend für die Stellung des Attributs ist die Wortgruppe.

Attribute im Vorfeld werden selten genutzt. Hier handelt es sich meist um das adjektivische oder das partizipiale Attribut, das in flektierter Form erscheint. Zudem können Partikel im Vorfeld stehen. Andere Möglichkeiten, wie das Dativattribut (vgl. Beispiel unter Punkt II. 1) oder Präpositionalattribute in einem Satz wie „ Am Freitag der Geburtstag war toll“ sind umgangssprachlich und hier somit auszuschließen[22].

Attribute im Nachfeld sind vermehrt vorzufinden. Hierbei handelt es sich um Genitivattribute, aber auch präpositionale und adverbiale Attribute sowie die unter Punkt II.1 als rechtsverzweigt aufgeführten Attributarten. Adverbien sind hier unflektiert. Bei der Stellung des Attributs gibt es gewissen Abweichungen und Ausnahmen. Diese werden hier jedoch aufgrund des Themas der Hausarbeit nicht weiter ausgeführt[23].

[...]


[1] Hentschel, Elke/Weydt, Harald: Handbuch der deutschen Grammatik, Berlin/ New York 21994, S. 350.

[2] Busch, Albert/Stenschke, Oliver: Germanistische Linguistik. Eine Einführung, Tübingen 22008, S. 166.

[3] Dürscheid, Christa: Syntax. Grundlagen und Theorien, Göttingen 52010, S. 42; Wöllstein-Leisten, Angelika/Heilmann, Axel/Stepan, Peter/Vikner, Sten: Deutsche Satzstruktur. Grundlagen der syntaktischen Analyse, Tübingen 1977, S. 41; Helbig, Gerhard/Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht, Berlin/München 2001, S. 492; Granzow-Emden, Matthias: Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten, Tübingen 2013, S. 219;Musan, Renate: Satzgliedanalyse, Heidelberg 32013, S. 8; Pittner, Karin/Berman, Judith: Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch, Tübingen 42010, S. 40; Hentschel/Weydt, Handbuch Grammatik, S. 350.

[4] Boettcher, Wolfgang: Grammatik verstehen. Band 2: Einfacher Satz, Tübingen 2009, S. 208f.

[5] Dürscheid, Syntax, S. 43.

[6] Helbig/Buscha, Deutsche Grammatik, S. 585.

[7] Eisenberg, Peter: Grundriß der deutschen Grammatik, Stuttgart/Weimar 31994, S. 226.

[8] Busch/Stenschke, Germanistische Linguistik, S. 167.

[9] Hentschel/ Weydt, Handbuch Grammatik, S. 351.

[10] Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache, herausgegeben und bearbeitet durch Günther Drosdowski u. a., Mannheim 51995, S. 635f.

[11] Duden, die Grammatik: unentbehrlich für richtiges Deutsch, herausgegeben und bearbeitet durch Kathrin Kunkel-Razum, Mannheim 72005, S. 814.

[12] Menzel, Wolfgang: Praxis Grammatik: Sprachreflexion, Rechtschreibung, Zeichensetzung, Braunschweig 2009, S. 78.

[13] Welke, Klaus: Einführung in die Satzanalyse. Die Bestimmung der Satzglieder im Deutschen, Berlin 2007, S. 80.

[14] Welke, Satzanalyse, S. 81.

[15] Helbig/Buscha, Deutsche Grammatik, S.596.

[16] Hentschel/Weydt, Handbuch Grammatik, S. 351.

[17] Pittner/Berman: Deutsche Syntax, S. 40.

[18] Weinrich, Harald: Textgrammatik der deutschen Sprache, Mannheim/ Leipzig/ Wien/Zürich 1993, S. 355ff.

[19] Menzel, Praxis Grammatik, S. 78.

[20] Boettcher, Grammatik verstehen, S. 220ff.

[21] Helbig/Buscha, Deutsche Grammatik, S. 597.

[22] Boettcher, Grammatik verstehen, S. 222.

[23] Hierzu weiterführend Helbig/Buscha, Deutsche Grammatik, S. 502.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Das Genitivattribut in der deutschen Syntax
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Germanistik)
Veranstaltung
Grammatische Grundlagen
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
13
Katalognummer
V338864
ISBN (eBook)
9783668284647
ISBN (Buch)
9783668284654
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
genitivattribut, syntax
Arbeit zitieren
Katharina Kremer (Autor:in), 2016, Das Genitivattribut in der deutschen Syntax, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338864

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