In den vergangenen Jahrzehnten ist das Interesse der Sprachwissenschaft an der Untersuchung gesprochener und vor allem dialogischer Sprache mehr und mehr gewachsen. Hierbei hat die Analyse der Ausdrucksmittel an Beachtung gewonnen, die in gesprochenen Diskursen vor allem, oder gar ausschließlich, pragmatische Funktionen haben. Gemeint ist die Verwendung bestimmter Redemittel, die nicht der eigentlichen Informationsübermittlung dienen, d.h. nicht zum propositionalen Gehalt von Sprechhandlungen gehören, sondern im Hinblick auf interaktionell relevante Absichten verwendet werden: etwa die Regulierung des Sprecherwechsels, die Aufrechterhaltung und Prüfung des Kontakts zwischen den Kommunikationspartnern, die Signalisierung gelungener bzw. misslungener Rezeption oder die Überprüfung der kontinuierlichen Aufmerksamkeit des Adressaten. In diesem Zusammenhang geriet auch der ,Akt des Strukturierens’ einer Äußerung in den Blick des sprachwissenschaftlichen Interesses. Dabei wurde deutlich, dass sich Formulierungs- und Strukturierungsleistungen im code écrit und im code parlé grundlegend unterscheiden. Der code écrit weist meist einen hohen Planungsgrad auf und kann daher als elaboriert gelten. Die Spontaneität und ständige Interaktion in der gesprochenen Sprache, im code parlé, erlauben dagegen keine langfristige Planung. Die Tatsache, dass der Formulierungsvorgang im code parlé in den Diskurs hineingetragen wird, hat zur Folge, dass „der Diskurs sich durch Prozesshaftigkeit und Vorläufigkeit auszeichnet“. Sobald im Formulierungsvorgang Schwierigkeiten auftauchen, macht der Sprecher Gebrauch von sogenannten Gliederungssignalen, „die Überbrückungsfunktion [haben], d.h. die Funktion, durch Formulierungsschwierigkeiten des Sprechers entstehende Lücken im Kommunikationsprozeß zu überbrücken“. Mit Überbrückungs- bzw. Hesitationsphänomenen dieser Art sowie mit Korrekturstrategien möchte ich mich in der vorliegenden Arbeit beschäftigen. Dabei ist zu untersuchen, auf welche sprachliche Verfahren der Sprecher zurückgreift, wenn es in seinem Diskurs zu Formulierungsschwierigkeiten kommt, und natürlich auch, welche kommunikative Funktion diese Sprachmittel haben.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ZUR KLASSIFIKATION VON HESITATIONSPHÄNOMENEN
- Formulierungsschwierigkeiten in der Prospektive: Aufschübe
- Pausen
- Lexikalische Pausenfüller
- Nach vorne gerichtete Wiederholungen
- Formulierungsschwierigkeiten in der Retrospektive: Korrekturen
- Korrektur der Rhetorik
- Korrektur der Syntax
- Korrektur der Semantik
- Formulierungsschwierigkeiten in der Prospektive: Aufschübe
- FAZIT UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Hesitationsphänomene im gesprochenen Französisch, wobei der Fokus auf Überbrückungs- und Korrekturstrategien im Formulierungsprozess liegt. Ziel ist es, die sprachlichen Verfahren zu analysieren, die Sprecher verwenden, wenn sie im Diskurs auf Schwierigkeiten stoßen, und die kommunikative Funktion dieser Sprachmittel zu ergründen.
- Klassifizierung von Hesitationsphänomenen in Prospektive (Aufschub) und Retrospektive (Korrektur)
- Analyse von Pausen als Hesitationsphänomenen und Unterscheidung zwischen leeren und gefüllten Pausen
- Untersuchung verschiedener lexikalischer Pausenfüller und ihrer Funktion
- Analyse von Korrekturstrategien, die Sprecher verwenden, um Fehler in Rhetorik, Syntax und Semantik zu beheben
- Bewertung der kommunikativen Funktion von Hesitationsphänomenen im Kontext von Spontaneität und Prozesshaftigkeit in der gesprochenen Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das wachsende Interesse der Sprachwissenschaft an der Untersuchung gesprochener Sprache und die Bedeutung von pragmatischen Funktionen von Redemitteln im gesprochenen Diskurs dar. Sie hebt die Unterschiede zwischen dem code écrit und dem code parlé hervor und betont die Rolle von Gliederungssignalen im Umgang mit Formulierungsschwierigkeiten.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Klassifizierung von Hesitationsphänomenen und unterscheidet zwischen Formulierungsschwierigkeiten in der Prospektive (dem Aufschub) und der Retrospektive (der Korrektur). Der Abschnitt 2.1.1. konzentriert sich auf Pausen als Hesitationsphänomene und ihre Unterscheidung in leere und gefüllte Pausen. Der Abschnitt 2.1.2. geht auf lexikalische Pausenfüller ein und zeigt, wie diese verwendet werden, um die Pause zu füllen und den Diskursfluss aufrechtzuerhalten. Der Abschnitt 2.1.3. analysiert nach vorne gerichtete Wiederholungen, die verwendet werden, um die Formulierung zu präzisieren oder zu erweitern.
Schlüsselwörter
Gesprochene Sprache, Französisch, Pragmatik, Hesitationsphänomene, Überbrückungssignale, Korrekturstrategien, Pausen, Lexikalische Pausenfüller, Wiederholungen, Spontaneität, Prozesshaftigkeit, Formulierungsschwierigkeiten, Diskursanalyse.
- Arbeit zitieren
- Meike Buhlmann (Autor:in), 2004, Hesitationsphänomene im gesprochenen Französisch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33895