Die Inkompatibilisten sind der Meinung, dass Freiheit und Determinismus nicht vereinbar sind. Ihre Argumentation möchte ich kurz vorstellen, später erläutere ich sie näher im Hinblick auf die Philosophen Peter van Inwagen und Robert Kane. Es stellt sich die Frage, wie die oben genannten Thesen der Kompatibilisten wahr sein können, wenn wir in einer deterministischen Welt leben. Wenn alles durch frühere Ereignisse vorherbestimmt ist, kann der Wille einer Person nicht frei sein. Denn wie kann die Person sich anders entscheiden, wenn durch frühere Ereignisse längst determiniert ist, wie sie sich entscheidet? Wie soll die Person der letzte Urheber ihrer Handlungen sein, wenn sie auf frühere Ereignisse zurückgehen, die eventuell sogar vor ihrer Geburt stattgefunden haben?
Der Determinismus schließt das freie Handeln aus. Er lässt keinen Platz für Handlungsvariationen, sagen die Inkompatibilisten. Das Leben der Person verläuft geradlinig, ohne Abzweigungen und Entscheidungen. Alles ist vorherbestimmt, die Person kann dagegen nicht ankommen. Würde sie jetzt einen freien Willen besitzen, müsste sie an verschiedenen Zeitpunkten in ihrem Leben Entscheidungen treffen können. Sie müsste sich für Variante a, b oder c entscheiden können und somit einen Abzweig frei wählen können. Das macht den Determinismus anscheinend unmöglich. Beides scheint sich auszuschließen – entweder haben wir einen freien Willen, die Freiheit existiert. Dann ist der Determinismus nicht wahr, unsere Handlungen sind nicht durch frühere Ereignisse oder die Naturgesetze vorherbestimmt. Dies wäre die Position des Libertariers. Oder der Determinismus ist wahr, dann kann sich die Person niemals anders entscheiden und niemals anders handeln. Die Entscheidungen und Handlungen gehen niemals auf die Person zurück, sondern nur auf frühere Ereignisse. Also ist die Person in ihrem Handeln nicht frei, da sowieso determiniert ist, wie sie handelt. Dies wäre nun die Position des Skeptikers. Doch beide Positionen, also die des Libertariers und die des Skeptikers, scheinen zu zeigen, dass Freiheit und Determinismus nicht kompatibel sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Erläuterung der Grundpositionen
- 1.1 Kompatibilismus
- 1.2 Inkompatibilismus
- 1.3 Libertarier
- 1.4 Skeptiker
- 2. Der Inkompatibilismus
- 2.1 Die Darstellung der Argumentation des Libertariers Peter van Inwagen
- 2.2 Die Darstellung der Argumentation des Libertariers Robert Kane
- 3. Der Kompatibilismus
- 3.1 Die Darstellung der Argumentation des Kompatibilisten Harry Gordon Frankfurt
- 3.2 Die Darstellung der Argumentation des Kompatibilisten Peter Frederick Strawson
- 4. Einbindung einer modernen Debatte: Die Libet-Experimente
- 5. Fazit – Inkompatibilismus oder Kompatibilismus?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem philosophischen Problem des freien Willens und vergleicht die Positionen des Kompatibilismus und des Inkompatibilismus. Ziel ist es, die Argumentationslinien beider Seiten darzustellen und zu analysieren.
- Der Kompatibilismus und seine Vereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus
- Der Inkompatibilismus und seine Argumentation gegen die Vereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus
- Die Positionen der Libertarier und Skeptiker innerhalb des Inkompatibilismus
- Analyse der Argumentationen von Peter van Inwagen, Robert Kane, Harry Frankfurt und Peter Strawson
- Einbezug der Libet-Experimente in die aktuelle Debatte
Zusammenfassung der Kapitel
1. Erläuterung der Grundpositionen: Dieses Kapitel legt die grundlegenden Positionen des Kompatibilismus und Inkompatibilismus dar. Der Kompatibilismus argumentiert für die Vereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus, wobei die Handlungsfreiheit durch die Bedingungen des Anders-Handeln-Könnens, der Urheberschaft und der Kontrolle definiert wird. Der Inkompatibilismus hingegen bestreitet diese Vereinbarkeit. Das Kapitel differenziert weiter zwischen Libertariern, die die Existenz des freien Willens und die Falschheit des Determinismus behaupten, und Skeptikern, die die Nicht-Existenz des freien Willens aufgrund des Determinismus postulieren. Die Darstellung von Ansgar Beckermann dient als Grundlage für das Verständnis der unterschiedlichen Positionen.
2. Der Inkompatibilismus: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Argumentation des Inkompatibilismus, der die Unvereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus postuliert. Es wird argumentiert, dass in einer deterministischen Welt, wo alles durch vorherige Ereignisse festgelegt ist, kein freier Wille existieren kann. Die Handlungsfreiheit, die Urheberschaft und die Kontrolle über das eigene Handeln scheinen in einem deterministischen Weltbild ausgeschlossen. Die Kapitel erläutert die Argumentationen der Libertarier Peter van Inwagen und Robert Kane, wobei die Schwierigkeit, die These des freien Willens mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu vereinbaren, hervorgehoben wird.
3. Der Kompatibilismus: Dieses Kapitel präsentiert die Argumentationen des Kompatibilismus, der die Vereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus behauptet. Es werden die Ansichten von Harry Frankfurt und Peter Strawson untersucht, die unterschiedliche, aber dennoch kompatibilistische Perspektiven auf das Thema bieten. Die Kapitel analysiert die Strategien, mit denen Kompatibilisten die vermeintlichen Widersprüche zwischen freiem Willen und Determinismus zu lösen versuchen und beleuchtet die unterschiedlichen Konzepte von Handlungsfreiheit und Verantwortung.
Schlüsselwörter
Freier Wille, Kompatibilismus, Inkompatibilismus, Determinismus, Libertarier, Skeptiker, Handlungsfreiheit, Verantwortung, Peter van Inwagen, Robert Kane, Harry Frankfurt, Peter Strawson, Libet-Experimente.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Kompatibilismus vs. Inkompatibilismus
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit befasst sich mit dem philosophischen Problem des freien Willens und vergleicht die Positionen des Kompatibilismus und des Inkompatibilismus. Sie analysiert die Argumentationslinien beider Seiten und untersucht die Vereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus.
Welche Positionen werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht den Kompatibilismus, der die Vereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus behauptet, mit dem Inkompatibilismus, der diese Vereinbarkeit bestreitet. Innerhalb des Inkompatibilismus werden die Positionen der Libertarier (die freien Willen und die Falschheit des Determinismus behaupten) und der Skeptiker (die die Nicht-Existenz des freien Willens aufgrund des Determinismus postulieren) unterschieden.
Welche Philosophen werden behandelt?
Die Arbeit analysiert die Argumentationen folgender Philosophen: Peter van Inwagen und Robert Kane (Libertarier/Inkompatibilisten) sowie Harry Frankfurt und Peter Strawson (Kompatibilisten). Ihre unterschiedlichen Perspektiven auf Handlungsfreiheit und Verantwortung werden beleuchtet.
Wie wird der Kompatibilismus dargestellt?
Der Kompatibilismus wird als die Position dargestellt, die die Vereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus postuliert. Handlungsfreiheit wird durch Bedingungen des Anders-Handeln-Könnens, der Urheberschaft und der Kontrolle definiert. Die Arbeit untersucht die Strategien der Kompatibilisten, vermeintliche Widersprüche zwischen freiem Willen und Determinismus zu lösen.
Wie wird der Inkompatibilismus dargestellt?
Der Inkompatibilismus wird als die Position dargestellt, die die Unvereinbarkeit von freiem Willen und Determinismus behauptet. In einer deterministischen Welt, wo alles durch vorherige Ereignisse festgelegt ist, kann laut Inkompatibilisten kein freier Wille existieren. Die Arbeit untersucht die Schwierigkeiten, den freien Willen mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu vereinbaren.
Welche Rolle spielen die Libet-Experimente?
Die Libet-Experimente werden in die aktuelle Debatte um den freien Willen eingebunden und analysiert, um die Argumentationen des Kompatibilismus und Inkompatibilismus weiter zu beleuchten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Erläuterung der Grundpositionen (Kompatibilismus, Inkompatibilismus, Libertarier, Skeptiker); 2. Der Inkompatibilismus (inkl. van Inwagen und Kane); 3. Der Kompatibilismus (inkl. Frankfurt und Strawson); 4. Einbindung einer modernen Debatte: Die Libet-Experimente; 5. Fazit – Inkompatibilismus oder Kompatibilismus?
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Freier Wille, Kompatibilismus, Inkompatibilismus, Determinismus, Libertarier, Skeptiker, Handlungsfreiheit, Verantwortung, Peter van Inwagen, Robert Kane, Harry Frankfurt, Peter Strawson, Libet-Experimente.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Argumentationslinien des Kompatibilismus und des Inkompatibilismus darzustellen, zu analysieren und zu vergleichen, um ein besseres Verständnis des philosophischen Problems des freien Willens zu ermöglichen.
- Arbeit zitieren
- Maike Gecks (Autor:in), 2014, Der freie Wille. Der Kompatibilismus im Vergleich mit dem Inkompatibilismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339005