Irgendeine Faszination, irgendein Identifikationsmuster muss gegeben sein, damit der Vampir die Zeiten überdauern konnte und bis heute so prägenden Einfluss auf viele Bereiche unseres Lebens hat. Der übelriechende Kadaver, der einem Grab in Medvegia entstieg, mag zwar von temporärem Grusel sein, aber diese Faszination des Schreckens hätte sich schnell erschöpft. Auch ein nächtens umgehender angejahrter Aristokrat würde uns nicht ewig das Blut in den Adern gefrieren lassen (es würde sein Überdauern auch gehörig erschweren). Und die pubertierenden Probleme eines Vampirs, der sich ausschließlich von Tierblut ernährt und sich darob als Vegetarier zu bezeichnen wagt, bewegen wohl hauptsächlich die angesprochene Clerasil-Generation. Gänzlich schweigen möchte man angesichts eines depressiven Südstaaten- Vampirs, der sich am Blut weißer Pudel an Stelle menschlichen Bluts labt! Nicht zu Unrecht drängt sich hier auch Köppl die Frage auf, ob das nun des Pudels Kern sei.
Der Vampir muss also mehr zu bieten haben als ausgeprägtes Beißwerkzeug, eine manische Vorliebe für frisches, zumeist menschliches Blut oder die Abneigung gegen Knoblauch, um uns in seinen Bann zu schlagen. Was also ist es? Warum haben sich Autoren, Künstler und Regisseure von der Antike bis heute, von Aristophanes bis Eleonore Zuzak, so eifrig und wiederkehrend dem Vampirthema gewidmet? Wie wurde aus dem frühgeschichtlichen Dämon, aus dem Untoten der slawischen Folklore der dandyhafte, kultivierte Vampir der Oberschicht? Und wie ist das Verhältnis des literarischen Vampirs zu der Gesellschaft, in die er gleichsam hineingeboren wurde? Was also lässt den Vampir wirklich unsterblich sein?
Diesen Fragen gilt es sich in dieser Arbeit zu nähern und wenn möglich, auch Antworten darauf zu finden, was eingedenk des Umfangs der Arbeit nicht vollumfänglich zu leisten sein wird. Anhand eines Klassikers der Weltliteratur, dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker, soll diesen Problemen gewissermaßen auf den Zahn gefühlt werden, wobei allerdings auch andere Vampirfiguren der Literatur in das Licht dieser Betrachtungen geraten werden und sollen. Aber zunächst gilt es, sich dem Phänomen „Vampir“ in seinen Ursprüngen zu nähern. Es muss dargelegt werden, woher diese Erscheinung kommt, was man als Vampir überhaupt bezeichnet, was einen Vampir ausmacht, wodurch er sich definiert und worin der Mythos Vampir begründet ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Vampirmythos
- Ursprünge des Vampirmythos
- Versuch einer Definition von „Vampir“
- Der Vampir in der Literatur- Von zaghaften Gehversuchen bis zum Volkslauf
- Der Vampir in der Literatur- Bram Stokers „Schuhwerk“
- Graf Dracula, Prototyp des Blutsaugers- Der Graf und die Geschichte
- Graf Dracula, Prototyp des Blutsaugers- Der Graf und die Wissenschaft
- Graf Dracula, Prototyp des Blutsaugers- Der Graf und die Frauen
- Graf Dracula, Prototyp des Blutsaugers- Der Graf und die Unsterblichkeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Mythos des Vampirs und untersucht dessen Entwicklung von den Ursprüngen bis hin zu seiner Popularisierung in der modernen Literatur und Kultur. Sie analysiert die historische und kulturelle Bedeutung des Vampirs und beleuchtet die verschiedenen Facetten des Vampirbildes im Laufe der Zeit.
- Die Ursprünge des Vampirmythos und seine Verbreitung in verschiedenen Kulturen
- Die Entwicklung des Vampirbildes in der Literatur, insbesondere im Werk Bram Stokers
- Die Rolle des Grafen Dracula als Prototyp des modernen Vampirs
- Die Faszination des Vampirs und seine Bedeutung für die menschliche Kultur
- Die Adaption des Vampirmythos in der modernen Popkultur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These auf, dass der Vampirmythos bis heute relevant ist und in zahlreichen Bereichen der modernen Kultur präsent ist. Sie beleuchtet die verschiedenen Ausprägungen des Vampirbildes und stellt die zentralen Fragen, die in der Arbeit behandelt werden.
Der Vampirmythos
Dieses Kapitel befasst sich mit den Ursprüngen des Vampirmythos und untersucht verschiedene vampirhafte Wesen in unterschiedlichen Kulturen. Es wird eine Definition des Vampirs erarbeitet und die verschiedenen Charakteristika und Eigenschaften des Mythos herausgearbeitet.
Der Vampir in der Literatur- Von zaghaften Gehversuchen bis zum Volkslauf
Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung des Vampirbildes in der Literatur und analysiert die Rolle des Vampirs als literarische Figur. Es wird insbesondere das Werk Bram Stokers „Dracula“ betrachtet und dessen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Mythos.
Graf Dracula, Prototyp des Blutsaugers- Der Graf und die Geschichte
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Figur des Grafen Dracula als Prototyp des modernen Vampirs. Es untersucht die historischen und kulturellen Hintergründe der Dracula-Figur und analysiert die verschiedenen Facetten des Grafen.
Schlüsselwörter
Vampirmythos, Vampirbild, Literatur, Bram Stoker, Dracula, Kulturgeschichte, Folklore, Popkultur, Faszination, Unsterblichkeit.
- Arbeit zitieren
- Kolja Stengert (Autor:in), 2016, Persistenz des Untoten. Erklärungsversuch für das Überdauern des Vampirgenres in der Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339274