Die Bedeutung der Orientalismus-Debatte von Said und das Konzept des „othering“ in KuSa

Welche Konsequenzen müssen hieraus bei der Untersuchung von „Kulturen“ gezogen werden?


Hausarbeit, 2012

10 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe

Inhalt

Einleitung

2. Edward Said

3. Theorie des Orientalismus

4. Rechtfertigung der Kolonialisierung

5. Differenzsetzung und Othering

6. Konsequenzen der KuSa bei Untersuchung von Kulturen

7. Fazit

8. Bibliographisches Verzeichnis

Einleitung

Im Dezember 2010 begann eine Serie von Protesten und Aufständen, die als der „Arabische Frühling“ in die Geschichte eingehen sollte. Die Welt konnte Zeuge einer Bürgerbewegung in einem Orient werden, der nicht mehr dem klassischen, westlich konstruierten Orient glich. Internationale Fernsehsender zeigten Interviews mit jungen Bloggern, Rappern und Facebook-Aktivisten auf der ganzen Welt. Enthusiastische junge Leute sprachen von Partizipation, Demokratie und Emanzipation. Sie sprachen nicht von Allah oder dem Jihad oder gar dem westlichen Feind, wie so oft von den Medien suggeriert.

Man wolle Freiheit, sagten sie.

Die alte vertraute Fremde mit ihren Basaren, Turbanen, Schleiern, Pantoffeln und Wasserpfeifen musste einer neuen Fremde weichen. Aber wieso ist der Orient für viele etwas fremdes, etwas anderes? Edward Said hat mit seinem 1978 erschienenen Buch „Orientalismus“ versucht dies zu beantworten und breite Wissenschaftskreise in Aufruhr versetzt. Grund dafür ist Saids Vorwurf gegen die westliche Islamwissenschaft und der damit verbundenen Wahrnehmung des Westens vom Orient. Was bedeuten Saids Forschungen und die daraus entstandenen Erkenntnisse wie beispielsweise das Konzept des „othering“ für die Wissenschaft, insbesondere für die Kultur- und Sozialanthropologie bei Untersuchungen von Kulturen? In dieser Hausarbeit werde ich versuchen dies zu beantworten. Zuerst werde ich in groben Zügen die Biografie von Edward Said anschneiden, um anschließend auf die Hauptthesen des Buches einzugehen, auf den Orientalismus-Begriff eingehen und die Verbindung zur Kolonialisierung erfassen. Anschließend befasse ich mich mit dem Konzept des „othering“ um daran anknüpfend herauszustellen, was die Orientalismus-Debatte für die Untersuchung von Kulturen in der Kultur- und Sozialanthropologie bedeutet.

2.Edward Said

Am 1. November 1935 wurde Edward Said in Jerusalem geboren. Als Kind von palästinensischen Christen wuchs er in Kairo auf. Said lebte dort bis 1948, als seine Familie gezwungen wurde, wegen des arabisch- israelischen Krieges von 1948 zu emigrieren. Sie reisten nach Ägypten, wo sie bis 1950 lebten. Diese Periode in der Lebenszeit von Said war sowohl auf die Persönlichkeit von Said als auch auf alle seiner späteren Arbeiten am einflussreichsten. Die Erfahrung der Besiedlung Palästinas war mitunter der Grund für ihn, sich mit Imperialismus zu befassen.

1950 ging er in die Vereinigten Staaten, wo er seine Ausbildung an der Princeton-University vollendete. Für seine spätere wissenschaftliche Arbeit sei zu nennen, dass Said beide Einflüsse, basierend auf seiner Herkunft und seiner Ausbildung, als Erklärung sah, sich in die orientalische Situation und in die westliche hineinversetzen zu können.1

Vierzehn Jahre lang war Said Mitglied des palästinensischen Nationalen Kongresses. Lange unterstützte er die palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), verließ diese jedoch 1991 aus Protest über das Unterzeichnen der Osloer Friedensübereinstimmungen. Die politische Karriere Saids fand damit ein Ende, jedoch hörte er nie auf, sich für die Rechte der Palästinenser stark zu machen. Edward Said starb am 25. Dezember 2003 in New York.

3. Theorie des Orientalismus

Said stellt in seinem 1978 veröffentlichtem Buch „Orientalismus“ heraus, dass die geographische und kulturelle Bezeichnung „Okzident“ und „Orient“ nicht als einen gegebenen Zustand erachtet werden kann, sondern als einen von Menschen, insbesondere von den Orientalisten, initiierten, um sich selbst von dem Okzident abgrenzen zu können.2 Said sieht in Kultur bzw. kulturellen Formen eine der zentralen diskursiven Strategien für die Konstruktion von Hegemonie.3

Der Unterschied zwischen Orient und Westen sei sehr häufig geprägt von Rückschrittlichkeit und Fatalismus und ließe sich historisch lange zurückverfolgen. Dies zeigt Said anhand von vielen Materialien, insbesondere aus der Zeit nach der Kolonialisierung der arabischen Länder durch die Briten und die Franzosen im 18. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart, wodurch Said im Stande ist, die Diskussionen und Ansichten des Westens gegenüber dem Orient zurückzuverfolgen.4 Dabei handelt es sich um Diskussionen und Quellen, die von Großbritannien und Frankreich hervorgebracht wurden, sowie der USA, welche einen zentralen Punkt des Orient- Diskurses bildet.5

Um auf die Theorie des Orientalismus eingehen zu können muss erst erläutert werden, was unter Orientalismus verstanden wird. Nach Said handle es sich beim „Orientalismus“ erst einmal um ein wissenschaftliches Organ, wonach jeder Mensch, als „Orientalist“ bezeichnet werden könne, der folglich im Gebiet des „Orientalismus“ forsche.6 Edward Said beschreibt drei Ebenen, die in Korrelation die Sichtweise auf den Orient prägen. Zum ersten, sei dies die wissenschaftliche Ebene. Somit sei jede Untersuchung des Orients, aus der Texte und Forschungen hervorgegangen sind, daran beteiligt gewesen, die westliche Auffassung des Orients zu beeinflussen.7

Die zweite Ebene bezieht sich auf eine gemeingültige westliche Einstellung, die von einer natürlichen Differenzierung zwischen „Okzident“ und „Orient“ ausgehe. Diese Differenzierung sei von zahlreichen Autoren, wie beispielsweise Philosophen, Ökonomen, Kolonialverwalter, Lyriker oder Schriftsteller in der Vergangenheit übernommen worden. Somit hätte sich ein grundsätzlicher Ausgangspunkt gebildet, von dem aus Texte und Theorien bezüglich des Orients entstanden seien.8 Die dritte Ebene bezeichnet Said mithilfe des Diskursbegriffs des französischen Historiker und Philosophen Michel Foucaults (1926-1984). Demnach sei der orientalische Diskurs mehr als nur die Gesamtheit der Äußerungen über den Orient. Er kann als eine Art von über-persönliche und transzendentale Erkenntnisblockade gesehen werden, die es schwer zu überwinden gilt. Eine Einschränkung der geistig-westlichen Wissenschaft.9

Dieser Diskurs beinhaltet das, was seit dem 18. Jahrhundert über den Orient im Westen und später in Amerika geäußert, gedacht und geschrieben wurde. Nach Said übte der Orient-Diskurs Macht und Herrschaft aus, denn durch das im Diskurs produzierte Wissen war die europäische Kultur fähig, den Orient politisch, soziologisch, militärisch, ideologisch und wissenschaftlich zu beherrschen und zu produzieren.10

Außerdem sieht es Said als ratsam, bei Studien über den Orients zu berücksichtigen, wer sie verfasst hat. Said ergänzt, dass jeder Autor durch seine Erziehung und seine Bildung derart beeinflusst sei, dass dieser somit nicht im Stande wäre, neutral über eine Thematik zu schreiben.11 Folglich würde ein Schriftstück automatisch Rückschlüsse über das allgemeine Verhältnis zwischen Orient und Okzident geben können.

[...]


1 Said, Edward: Orientalism. „Much of the personal inverstment […] derives from my awareness of being an „Oriental“ as a child growing up in two British colonies. All of my education, in those colonies ( Palestine and Egypt) and in the Undited States, has been Western, and yet that deep awareness has persisted. (1978: S. 25)

2 Vgl. Said, Edward: Orientalism. Reprinted with a new Preface (2003: S. 4f.)

3 Vgl. Said (2003: S. 7)

4 Vgl. Ebd., (S. 201)

5 Ebd., (S. 323)

6 Ebd., (S. 2)

7 Ebd., (S. 2)

8 Ebd., ( S. 2f.)

9 Said bezieht sich auf Foucaults Diskursbegriff: RUOFF, Michael: Foucault-Lexikon. Paderborn: 2007. (S. 91ff.)

10 Vgl. Said 2003, (S. 3)

11 Ebd., (S.10f.)

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Orientalismus-Debatte von Said und das Konzept des „othering“ in KuSa
Untertitel
Welche Konsequenzen müssen hieraus bei der Untersuchung von „Kulturen“ gezogen werden?
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster  (Seminar für Volkskunde und Europäische Ethnologie)
Veranstaltung
Seminar
Note
1,7
Jahr
2012
Seiten
10
Katalognummer
V339313
ISBN (eBook)
9783668292581
ISBN (Buch)
9783668292598
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Edward Said, Orientalismus, orientalism, othering, Kolonialisierung
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Die Bedeutung der Orientalismus-Debatte von Said und das Konzept des „othering“ in KuSa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339313

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