Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kapitel 1. Soziale Probleme im wissenschaftlichen Kontext
1.1. Soziale Probleme. Begriffserklärung
1.2. Soziale Probleme aus der Sicht der Soziologen
Kapitel II. Soziale Probleme der im 18 Jh. nach Russland emigrierten Deutschen
2.1. Einladungsmanifest von Katharina II
2.2. Auswanderung nach Russland
2.3. Soziale und gesellschaftliche Probleme
2.4. Die Nachkriegszeit
Kapitel III. Soziale Probleme der Migranten im heutigen Deutschland
3.1. Migration. Begriffserklärung
3.2. Häufigste Probleme bei Migranten
Kapitel IV. Integrationsprobleme und derer Lösung
4.1. Integrationsprobleme bei den Spätaussiedler
4.2. Integrationsprobleme. Hitergründe. Meine Sichtweise als Migrantin
Literaturverzeichnis
Einleitung
Soziale Problemesind immer aktuell für moderne Gesellschaft. Die Verschärfung vieler sozialer Probleme in unserer Gesellschaft, die Notwendigkeit ihrer Forschung und Lösung verursachen die in letzter Zeit wachsende Aufmerksamkeit der Soziologen zu den konzeptionellen Entwicklungen in diesem Gebiet.
Im Alltag werden damit solche Beispiele wie Armut, Drogenkonsum, Arbeitslosigkeit, Gewalt oder Diskriminierung assoziiert. Der Begriff „soziales Problem“ ist mittlerweile in die Alltagssprache eingegangen und die damit bezeichneten Bedingungen oder Verhaltensweisen sind Bestandteil öffentlicher Diskussion, politischer Maßnahmen und wissenschaftlicher Untersuchungen (Groenemeyer 2001, S.5).
Soziale Probleme der im 18. Jahrhundert nach Russland emigrierten Deutschen im Vergleich zu den sozialen Problemen der Migranten im heutigen Deutschland stellen zentrale Handlungsfelder meiner Arbeit. Das Thema ist besonders wichtig, weil sie ein zunehmendes gesellschaftliches Problem darstellt.
Im ersten Abschnitt meiner Arbeit stellt sich die Frage nach Definition des Begriffes „Soziale Probleme“ und wird kurze Charakteristik der sozialen Problemen aus der Sicht der Soziologen dargestellt. Im zweiten Abschnitt beschäftige ich mich mit dem historischen Einblick in die Migration von Deutschen nach Russland und mit den Problemen, damit sie konfrontiert haben. Weiter werden soziale Probleme der Migranten im heutigen Deutschland gezeigt.
Jede Einwanderung größeren Stils führt in Ländern mit dichter Besiedelung zu Integrationsproblemen. Die Sicherung von Lebenssituation von Migranten bildet eine wichtige sozial- und gesellschaftliche Aufgabenstellung in jedem Land. Häufigste Probleme bei Migranten in Deutschland sollten im 3. Abschnitt meiner Arbeit behandelt werden.
Kapitel 1. Soziale Probleme im wissenschaftlichen Kontext.
1.1. Soziale Probleme. Begriffserklärung.
Die sozialen Probleme sind nach ihrer Entstehung strukturell bedingt und existieren auf verschieden Niveaus des sozialen Lebens. Bevor „Soziale Probleme“ zu analysieren, ist es zweckdienlich, zuerst den Begriff zu definieren.
AlsSoziale Problemebezeichnet man in der Soziologie und im Alltagsverständnis ganz unterschiedliche Störungen des gesellschaftlichen Lebens wie beispielsweise Armut, Kriminalität, Abhängigkeitserkrankungen und Diskriminierungen (siehe Internetverzeichnis). Die Abteilung all dieser Themen gilt nicht mehr als zeitgemäß (Groenemeyer 1996).
1.2. Soziale Probleme aus der Sicht der Soziologen.
Die Soziologie sozialer Probleme im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem steckt derzeit in Schwierigkeiten.
In der öffentlichen Wahrnehmung erschienen Soziologen lange Zeit als Experten, wenn es um die Fragen ging, welche Ursachen soziale Probleme haben und welche Maßnahmen Abhilfe schaffen könnten (Schetsche 2008, S.11).
Mit dem Terminus „soziale Probleme ist nicht ein beliebiger Teil der sozialen Wirklichkeit beschrieben ist, sondern jener, der den Mitgliedern einer Gesellschaft in irgendeiner Weise als problematisch erscheint – eben als Problem (Peters, 2002, S.8). Der Sozialforscher ist immer mit beidem konfrontiert und versucht genauer zu untersuchen, was in der Wissenschaft wie im Alltag „soziale Probleme“ genannt wird.
Aus soziologischer Sicht stellen soziale Probleme ein wichtiger Indikator für den Zustand und die Veränderungen einer Gesellschaft dar: “Vorstellungen über gesellschaftlich wünschenswerte Zustände, über bevorzugtes Verhalten, aber auch über gesolltes und angesonnenes Verhalten werden in Bezug auf und durch soziale Probleme zum Ausdruck gebracht“ (Nedelmann, 1986, S.27).
Von einem sozialen Problem kann nur gesprochen werden, wenn die Abweichung der Realität von der Werteordnung gesellschaftliche Ursachen hat. Diese Feststellung bietet jedoch die Möglichkeit, Lebenslagen, die auf menschliches Handeln im weitesten Sinne zurückgehen, von Naturkatastrophen oder anderen Bedingungen zu unterscheiden, die nicht von der Gesellschaft verursacht worden sind. Auch letztere können jedoch zu sozialen Problemen führen, wenn Staat und Gesellschaft es nicht schaffen, die Folgen der Katastrophe für die betroffene Bevölkerung in angemessener Zeit zu beseitigen (Merton 1975, S.114).
Bis heute wird immer die theoretische Grundidee von Blumer zitiert, die gleichzeitig eine nachdrückliche Kampfansage an das traditionelle Verständnis sozialer Probleme beinhaltet: „Die gesellschaftliche Definition und nicht der objektive Charakter einer gegebenen sozialen Bedingung bestimmt, ob diese Bedingung als soziales Problem existiert oder nicht. Soziologe behandeln ein soziales Problem, als bestünde es aus einer Reihe objektiven Faktoren wie Unfallquote, die Kategorie der Menschen, die an dem Problem beteiligt sind, ihre Anzahl, ihre Typenzugehörigkeit, ihre soziale Merkmale und die Beziehungen, die zwischen ihnen und bestimmten anderen sozialen Faktoren bestehen“ (Blumer 1975, S.105).
Da als Problem in diesem Sinne nur gelten kann, was von der Gesellschaft als solches behandelt wird, kann es von der Problemsoziologie auch nur in Form des Prozesses analysiert werden, der es konstituiert. „Es ist dies ein Prozess, der bestimmt, ob soziale Probleme als existierend anerkannt werden, ob sie der öffentlichen Beachtung wert sind, wie sie betrachtet werden sollen, was mit ihnen geschehen soll und wie sie in den Versuchen , sie zu kontrollieren, wiederhergestellt werden sollen. Soziale Probleme haben ihre Existenz, ihre 'Lebensgeschichte' und ihr Schicksal in diesem Prozess“ (Blumer 1975, S.112).
Kapitel II. Soziale Probleme der im 18 Jh. nach Russland emigrierten Deutschen.
2.1. Einladungsmanifest von Katharina II.
Die Einladung an die Ausländer war Teil einer bevölkerungspolitischen Gesamtkonzepts. Wohlhabende Ausländer brachten nicht nur ihr Vermögen mit ins Land, sondern regten auch den gesamten Wirtschaftskreislauf an. Die Ausländer sollten befristet von Aufgaben befreit und mit Baumaterialien, Geräten und Krediten unterstützt werden (Kahle 1962, S.262).
Katharina II. stellte die Ansiedlung von Ausländern auf eine neue, gesetzliche Grundlage. In ihrem ersten Manifest vom 4. Dezember 1762 versprach sie allen Ausländern Schutz und Wohlwollen. Die Bedingungen und die Organisation der Ansiedlung konnten schon am 22. Juli 1763 bekanntgemacht werden (Eisfeld, 1992, S. 16). Ihr Manifest stellte ausländischen Siedlern eine Reihe von Privilegien in Aussicht:
- Religionsfreiheit,
- Befreiung vom Militärdienst,
- Selbstverwaltung auf lokaler Ebene mit Deutsch als Sprache,
- Finanzielle Starthilfe
- 30 Jahre Steuerfreiheit (2. Abschnitt, siehe Internetverzeichnis).
2.2. Auswanderung nach Russland.
Zu Beginn des 18.Jh. Wanderten ca. 100.000 Deutsche nach Russland aus. Zum überwiegenden Teil folgten sie der Werbung russischer Zaren. So holte Zar Peter der Große vor allem Baumeister und Akademiker, um sein Land dem westeuropäischen Standard anzupassen. Ein halbes Jahrhundert später warb Zarin Katharina deutsche Bauern an, um die Wolgasteppen und die Schwarzmeerregion zu besiedeln. Die neu angekommenen Deutschen bildeten geschlossene Siedlungen, in denen sie nach deutscher Tradition lebten. Diese Siedlungen expandierten wirtschaftlich, die Bevölkerung wuchs sehr schnell, und es kam zu Neugründungen, bzw. Abwanderung in die Städte. 1897 lebten in Russland bereits 1,8 Millionen Deutsche (Ingehorst 1997, S.28).
Steigender Wohlstand und reger Handel, z.T. Auch mit dem Ausland führten dazu, dass die deutsche Minderheit, vor allem die städtische, im Zarenreich aufstieg und zu einer„politisch, wirtschaftlich und finanziell einflussreicher Gruppe“wurde (vgl. ebenda, S.28).
Die Beziehungen zu anderen Bevölkerungsgruppen waren jedoch größtenteils auf den Warenaustausch beschränkt. Ansonsten lebte man hier relativ isoliert. Es gab eine hohe Sprachbarriere, große Unterschiede in den sozioökonomischen Verhältnissen und unterschiedliche Glaubensbekenntnisse (evangelische, russische/orthodoxe). Trotzdem kam es zu keinen nennenswerten Spannungen.
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