Biblische Leitmotive im Roman "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin und seine filmische Umsetzung


Hausarbeit, 2013

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhalt

1. Einleitung

2. Der Roman
2.1. Inhaltsangabe
2.2. Die Rolle des Erzählers
2.3. Biblische Leitmotive der Handlung
2.3.1. Das Paradies-Motiv
2.3.2. Die Hiob Geschichte
2.3.3. Die Hure Babylons und der Tod

3. Die filmische Umsetzung des Romans

4. Quellenund Literaturangaben

1. Einleitung

Im Jahr 1929 veröffentlichte der, am 10. August 1878 im polnischen Stettin geborene Autor, Alfred Döblin seinen Roman „Berlin Alexanderplatz“. Er galt mit seinem Werk als Vorläufer des modernen Schreibens und entfernte sich zunehmend von dem klassischen, bis dahin vorherrschenden Begriff des epischen Romans. Aus seiner Erfahrung als Arzt heraus gewann er die Motivation für das Schreiben eines Buches, welches sich vornehmlich im kriminellen Milieu der, zu seiner Zeit fast einzigen Großstadt in Deutschland, Berlin, bewegte.[1]

„Döblin wählte den Alexanderplatz in Berlin Ost, weil er sich da auskannte wie kein Zweiter, es war die Gegend, wo er als Kassenarzt wirkte. Die Wahl war ein Glücksfall, nie wieder trafen bei ihm künstlerische Absicht, Stoff und persönliches Erleben so zusammen.“[2]

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts verdoppelt sich die Einwohnerzahl Berlins, von zwei auf vier Millionen Einwohner. Durch die Konzentration geistigen und politischen Strömungen wird es zum Zentrum von Wissenschaft, Kultur und Verkehr. Da Döblin selbst in der Stadt lebt, wird sie zum Fokus seiner Darstellungen. Sie spielte nicht nur für ihn eine wesentliche Rolle, sondern auch für andere Futuristen und Expressionisten seiner Zeit. Rund um die Stadt entstehen zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten. Für Döblin wurde „Berlin Alexanderplatz“ zu seinem größten und populärsten Erfolg. Neben der weiteren Verbreitung, die Döblin mit einer Verfilmung seines Buches beabsichtigte, wollte er aber auch eine kulturelle Errungenschaft an den kleinen Mann bringen. So sagt Döblin selbst: „Das Kino ist das Theater der kleinen Leute“[3].

Um die Kluft, die zum Ende der Weimarer Republik[4]zwischen den Menschen, vorzugsweise zwischen armen und reichen Leuten, aber auch die unterschiedlichen Religionen und Mentalitäten, herrschte, vor allem in der Großstadt, versuchte Döblin mit einer Verfilmung zu überwinden.[5]Im Folgenden wird vor allem auf die metaphorischen Figuren eingegangen, die in dem Roman immer wieder auftreten. Diese sind aus dem Buch nicht wegzudenken und für die Haupthandlung und den Werdegang der Hauptfigur nicht zu umgehen. Inwieweit diese Personen, aber auch andere rhetorische Mittel und Techniken, in der filmischen Version umgesetzt worden sind, wird anschließend beleuchtet.

2. Der Roman

Der Roman „Berlin Alexanderplatz Die Geschichte vom Franz Biberkopf“ gilt als Musterbeispiel des modernen Romans in Deutschland. Er wird oft in Verbindung gebracht mit den Werken „Ulysses“ von James Joyce und „Manhattan Transfer“ von John Dos Passos. In allen drei Romanen steht die Stadt im Fokus unter Anwendung, der bis dahin eher ungewöhnlichen Ausdrucksmittel, Techniken der Montage, der Simultanität und des inneren Monologs[6].

Das Buch besteht aus neun unterschiedlich langen Büchern und einem Prolog, wobei jedem Buch eine Vorrede vorausgeht. Im fünften Buch ist der Höheund Wendepunkt des Romans. Diese Aufteilung lässt eine Beziehung zum 5-Akt-Schema eines Dramas erkennen. Der Handlungszeitraum lässt sich in 18 Monate eingrenzen. Es gibt einen auktorialen Erzähler, der sich im Verlauf nicht nur an den Leser selbst, sondern auch an die Figuren wendet. Die Rolle und die Bedeutung, die dieser Erzähler für den Effekt des Romans beim Leser hat, folgt auf den kommenden Seiten.

In dem Werk von Alfred Döblin geht es um den Transportarbeiter Franz Biberkopf, der nach einer Haftstrafe, die er wegen Todschlags verbüßen musste, mit dem Vorsatz anständig zu bleiben, entlassen wird. Doch er rutscht wieder in das kriminelle Milieu ab, um anschließend, belehrt und geläutert durch seine Fehler, wiedergeboren zu werden. Der Protagonist sieht sich immer wieder der Großstadtmetropole Berlin gegenüber, die ihn beeinflusst und prägt. Das Besondere an dem Text ist, dass Döblin die Orte der Handlung für sich selbst sprechen lässt indem er Werbebanner, Ausschnitte aus Zeitungen aber auch Fahrpläne, Lieder und Flugblätter zitiert. Diese vielen verschiedenen Einflüsse fließen fast ungefiltert in den Text mit ein. Hinzu kommt, dass Gespräche in Kneipen oder auf der Straße mit aufgenommen werden. Dadurch kann der Erzähler in den Hintergrund treten. „[Er] tritt dann aber das eine Mal distanzierend, das andere Mal moralisierend, aber auch sympathisierend auf[…]“[7]und protokolliert einzelne Dialoge, aber auch Monologe und zitiert verschiedene Verse aus der Bibel oder knüpft Zusammenhänge zur mythologischen Geschichte. Durch den „Döblinismus“, wie Alfred Döblin diese Technik selbst 1913 nennt, können parallel nebeneinander ablaufende Handlungen dargestellt werden, wodurch eine Art der Gleichzeitigkeit entsteht[8].

Die Kontroverse um den Roman begann kurz nach dessen erscheinen. Aus der heutigen Sicht gehört dieses Werk zum Weltkulturerbe des 20. Jahrhunderts, aber die Meinungen der Zeitgenossen gehen dabei auseinander. Nach der Veröffentlichung 1929 wurde der Text als Serie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung abgedruckt. Eine Reaktion wurde in einem Leserbrief festgehalten:

„ Der Roman in den Spalten Ihres Feuilletons ist zu Ende, dem Himmel sei Dank! […] Ein tiefes […] Aufatmen geht durch die Reihen Ihrer Leser, denn wir haben die Hoffnung, daß ein noch tieferes Herabsteigen in den Schmutz des Lebens nicht möglich ist und uns daher in Zukunft erspart bleibt […] wenn es Döblin Spaß macht, sich im Kot zu wälzen, so mag er es tun[…].“[9]

Anhand dieses Briefes wird deutlich wie die Meinungen zu dem Roman auseinander gehen. Dies ist wohl auch einer der Gründe, warum es Probleme mit Verkaufszahlen und letztendlich auch mit der Hörspielfassung und mit der Verfilmung gab. Des Weiteren könnten politisch angehauchte Themen und Problematiken, die im Buch zur Sprache kommen zu einem Zwist mit den Lesern geführt haben. Es war aber auf jeden Fall einer der Gründe, warum der Text für den Rundfunk gekürzt und geändert werden musste. Trotzdem ist „Berlin Alexanderplatz“ ein bedeutender Roman für die Entwicklung der Literatur des 20. Jahrhunderts.

2.1. Inhaltsangabe

Buch 1

Der Roman beschreibt wie der ehemalige Möbelund Transportarbeiter Franz Biberkopf, der wegen Todschlags inhaftiert war, aus dem Zuchthaus Berlin Tegel entlassen wird. Er fährt mit der Straßenbahn in die Innenstadt und ist einsam und orientierungslos, wie erschlagen von der Größe und Schnelligkeit der Stadt. Er irrt durch Gassen und Hinterhöfe, wo Franz, der gerade eine Wand ansingt, von einem Juden aufgelesen wird, der ihn etwas beruhigen kann. Er besucht eine Prostituierte, wo er durch seine kurzzeitige Impotenz das letzte Stück Selbstwertgefühl verliert. Anschließend sucht er Minna auf, die Schwester Idas, die Franz im Streit erschlagen hatte, und vergewaltigt sie um sich wieder männlich zu fühle. Franz schwört sich anständig zu bleiben und allen zu beweisen was für ein Kerl er ist.

Buch 2

Der Leser folgt Franz Biberkopf in das Berliner Leben rund um die Rosenthaler Straße. Verdeutlicht wird es an dieser Stelle durch eine Aufzählung von Piktogrammen, Beförderungsbedingungen und Haltestellen der Linie 68. Er verdient seinen Lebensunterhalt als Straßenverkäufer von Schlipsen und völkischen Zeitungen. Der eigentlich unpolitische Franz gerät in eine Kneipenschlägerei zwischen Kommunisten und Anarchisten und äußert seinen Wunsch nach Ordnung und Frieden. Er ist mit der Prostituierten Lina Przyballa liiert. Es folgt eine Art Rückblick auf die Ermordung Idas mit einem Gleichnis zur Mythologie: Orest tötete seine Mutter und dessen Liebhaber um den Tod seines Vaters Agamemnon zu rächen, empfindet aber Reue, im Gegensatz zu Franz.

Buch 3

Biberkopf lernt Linas Onkel Otto Lüder kennen und berichtet ihm von der Witwe, bei der er seine Waren, die er auf der Straße verkauft, aufbewahrt. Lüders sucht sie auf und bestiehlt und bedroht sie. Franz wird von ihr nicht mehr in die Wohnung gelassen. Als der den Betrug von dem angeblichen Freund erkennt, verkraftet er diesen Schicksalsschlag nicht und taucht in Berlin unter.

[...]


[1]Nach: Matzkowski, Bernd: Textanalyse und Interpretation zu Albrecht Döblin Berlin Alexanderplatz. Königserläuterungen, Band 393, Bange Verlag, Hollfeld, 2013, S. 7 ff.

[2]Zitat aus: Muschg, Walter: Alfred Döblins Roman ,Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte von Franz Biberkopf´. In: Brauneck: Manfred (Hrsg.): Der deutsche Roman des 20. Jahrhunderts, Band 1, Bamberg 1976, S. 170.

[3]Zitat aus: Sander, Gabriele: Erläuterungen und Dokumente. Alfred Döblin. Berlin Alexanderplatz, Stuttgart: Reclam Verlag, 2010, S.235.

[4]1918-1933

[5]Matzkowski, 2013, S.27.

[6]Bernsmeier, Helmut: Lektüreschlüssel. Alfred Döblin Berlin Alexanderplatz. Stuttgart: Reclam Verlag 2002.

[7]Ebenda. 2002, S.6.

[8]Matzkowski, 2013, S. 32 ff.

[9]Zitat aus: Frankfurter Zeitung. 24. Oktober 1929. Zitat nach : Marbacher Katalog. 1978. S. 238. In Sander, Gabriele: Erläuterungen und Dokumente. Alfred Döblin. Berlin Alexanderplatz, Stuttgart: Reclam Verlag, 2010, S. 137 ff.

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Details

Titel
Biblische Leitmotive im Roman "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin und seine filmische Umsetzung
Hochschule
Universität Rostock  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Proseminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
18
Katalognummer
V339404
ISBN (eBook)
9783668289482
ISBN (Buch)
9783668289499
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
biblische, leitmotive, roman, berlin, alexanderplatz, alfred, döblin, umsetzung
Arbeit zitieren
Nadine Langer (Autor:in), 2013, Biblische Leitmotive im Roman "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin und seine filmische Umsetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/339404

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