Historische Ursprünge der Islamfeindlichkeit. Islam als Bestandteil der europäischen Kultur


Hausarbeit, 2016

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historische Beispiele der Islamfeindlichkeit
2.1 Kreuzzüge
2.2 Martin Luther
2.3 Karl May

3. Islam als Bestandteil der europäischen Kultur
3.1 Muslimische Leistungen in der Medizin
3.2 Papierproduktion in der arabischen Welt
3.3 Muslimische Einflüsse in weiteren Wissenschaften
3.4 Islamische Kultur im Alltagsleben
3.5 Wer nach Wissen strebt, betet Gott an

4. Islamisierung des Islams

5. Der islamische Religionsunterricht zur Versachlichung der Islamfeindlichkeit

6. Schluss

Islamfeindlichkeit

1. Einleitung

Haben Sie auch Angst vor dem Islam ? Angst vor den Muslimen und von Frauen die Kopftuch tragen ? Sofern das der Fall ist, so gehören Sie derzeit zu der Mehrheit, denn jeder zweiter Deutsche sieht den Islam als eine Bedrohung an. Auch Muslime selbst haben öfters Angst vor dem Islam, der heute in den Medien sowie in sozialen Netzwerken gezeigt wird - dem Islam der von Fanatikern wie „ISIS“ ausgenutzt wird, die Angriffe auf Muslime und Andersdenke ausüben. Alle Muslime - egal, ob praktizierend oder nicht-praktizierend, gläubig oder weniger gläubig - vor diesem Islam in den Medien fürchten sie alle.1 Es liegt ein Missverständnis zwischen der Realität und dem Wahrnehmungsempfinden der öffentlichen Gesellschaft vor. Die Medien spielen dabei eine ganz wichtige Rolle.2

Diese Angstpropaganda nutzen viele Rechtsradikale aus, um selbst Hass zu schüren. Das Produkt dieses rechtsradikalen Gedankens zeigt sich heute auf den Straßen in Form von Demonstrationen einer neuen Partei, die „Alternative für Deutschland“, kurz „Pegida“ genannt. Sie schaffen es, das Vertrauen der deutschen Gesellschaft gegenüber den Muslimen zu brechen und das Klima zu vergiften. Aber wo kommt denn dieser Islamangst her ? Bestimmt nicht von Thilo Sarrazin oder der Bild-Zeitung, die als mutige Tabubrecher geehrt wurden.3 Dabei darf aber nicht unterschätzt werden, dass die Thesen von Thilo Sarrazin, sowohl in der Politik als auch in der Mittelschicht Sympathie gefunden haben. .4

Ungeklärt ist lediglich die Frage nach der Meinungsfreiheit in Deutschland. Während Karikaturen über den Propheten Muhammed als Kunst- und Meinungsfreiheit verteidigt werden, werden beleidigende Darstellungen von Jesus verboten und mit hohen Strafen geahndet. Beispielsweise wurde auf dem Titelblatt der Zeitschrift Titanic (10/1995 - Abb. 1) der gekreuzigte Jesu nach dem Kruzifix-Urteil als Klo rolle dargestellt. Eine weitere blasphemische Darstellung ist ein von von der Punkband WIZO gezeigtes Bild eines gekreuzigten Schweins, gedruckt auf einem T-Shirt. Die Darstellung wurde verboten und die Punkband musste eine Strafe zahlen. (siehe Abb. 2).

Aus diesem Kontext befasst sich die vorliegende Arbeit mit einem Thema, das, folgt man den vielen Bekanntmachungen, gar nicht existiert: der Islamfeindlichkeit in Deutschland und der Fragestellung was die geschichtlichen Hintergründe für die aktuelle Islamdebatte in Deutschland sind. Auch soll untersucht werden ob es bereits eine Islamfeindlichkeit in der Vergangenheit gab.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1

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Abb. 2

2. Historische Beispiele der Islamfeindlichkeit

2.1 Kreuzzüge

Zunächst sollten historische Ursprünge bzw. Beispiele der Islamfeindlichkeit genannt werden, welche seinen Ursprung keineswegs bei den Terroranschlägen auf die World Trade Center am 11. September 2001 hatte. Die Äußerung, dass die Islamfeindlichkeit vor den Anschlägen in den USA kein Thema gewesen sei, sagt viel darüber aus, wie gering die historischen Erkenntnisse in der breiten Bevölkerung darüber sind. Genauso existiert Islamfeindlichkeit nicht mit der Migration türkischer Gastarbeiter nach Europa. Die Hauptquelle der heutigen Islamfeindlichkeit, geht auf die christlich-mittelalterliche Geschichte zurück. Der Ausgangspunkt dieser Feindschaft setzte somit im 11. Jahrhundert mit den Kreuzzügen ein und ist auf dieser Weise bereits über 1000 Jahre alt. Es wäre ein Wiederspruch zu sagen, dass die Kreuzzüge heute keine Rolle mehr spielen und lange her sind. Denn der ehemalige USPräsident Bush erklärte öffentlich „ dieser Kreuzzug wird noch einige Zeit dauern.“ Die Entstehung des Islamfeindbildes ist demzufolge kein Resultat vom 11. September, sondern eine Jahrhunderte dauernder, feindliche Haltung.5

Dem Islam wird ab einer bestimmten Zeit die Rolle eines Gegenbildes zu Europa geschrieben. Dies geschieht zu der Zeit in der sich so etwas wie ein (west-) europäisches Bewusstseinüberhaupt erst entwickelt. Für das 8. und 9. Jahrhundert gibt es kaum Belege dafür, dass einen tiefgreifenden Gegensatz zwischen Muslimen und Christen in Spanien gegeben hätte.“6

Ebenfalls führte die Eroberung Spaniens sowie Süditaliens und Siziliens im 9. Jahrhundert zu keinem Aufschrei durch die Christen. Das Land Andalusien spielt in der muslimischen Geschichte eine ganz bedeutende Rolle. Andalusien, also das heutige Spanien, war damals über 700 Jahre unter muslimischer Herrschaft. Es war die Blütezeit des Islams, in der Juden, Christen und Muslime friedlich zusammen gelebt haben und die Wissenschaft ihren Höhepunkt erlebte. Dieses Bild änderte sich mit der Rückeroberung Spaniens durch die Kreuzritter mit der sogenannten Reconquista, wodurch sich ein subjektives und negatives Islamverständnis in Europa entwickelte. Wesentliche Merkmale von antiislamischer Propaganda kann man heute in Kirchen in Form von Steinbildern beobachten, in denen Muslime erniedrigt, abscheulich und lächerlich dargestellt werden. Durch diese neuen Bildnisse entstanden die ersten Anzeichen des Antiislamismus. Die erste und älteste Karikatur vom Propheten Muhammed kann in der Kirche von Saint-Pierre in Frankreich aus dem 12. Jahrhundert besichtigt werden. Auf diesen Steinbildern sind Verrenkungen zu erkennen, die den Propheten Muhammed als einen „geistig kranken Akrobaten“ darstellen (s. Abb. 3). In diesen zeigten die damaligen Kreuzritter bzw. die Heiligen in den Kirchen, dass alles islamische von dieser Krankheit besessen wäre, quasi im Sinne eines Moslems, welche der Lehre eines Besessenen Folge leistet. Die Botschaft, welche von diesen grotesken Steinfiguren ausging, war, die „Heiligen Krieger“ dazu zu bewegen, den Gegner, also die Muslime zu „entmenschlichen“ damit sie ohne Bedenken getötet werden konnten. Letztendlich hat die Geschichte des Kreuzzugs den Islam dämonisiert, Moscheen als Teufelshäuser und Muslime als Teufelsanbeter stigmatisiert.7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3

Die Ausgrenzung des Islams und der Muslime sowie die Teilung zwischen Abendland und Morgenland, spitzte sich mit der „Türkengefahr“ noch weiter zu, deren Überbleibsel noch heute etwa in Erscheinung von Schimpfwörtern erhalten geblieben sind. Vor allem Türkenlieder waren während des Osmanischen Reichs, in der Zeit vom 14. bis zum 19. Jahrhundert weit verbreitet und von großer Beliebtheit. Diese Türkenlieder waren nach Kampf-, Belagerung- und Spottlieder geordnet sowie Aufrufe zum Krieg gegen die Türken bzw. Osmanen. Die Türken wurden in diesen Liedern vorwiegend als gottlose, grausame Krieger charakterisiert. In den Gesängen tauchen immer wieder Wörter wie „Bluthund“ „türkischer Hund“, „Erbfeind“ und „türkische Heiden“ auf. Die innere Funktion dieser Lieder war, die Leserschaft zu hetzen und zum Kampf anzuheizen. Das folgende Lied soll das veranschaulichen:

Diese Räuber schänden Weiber,

schneiden ihnen auf die Leiber,

Schlachten Greis und Kinder hin,

mit boshaftem Teufelssinn.

O ihr deutsche Helden wert,

könnt ihr das Elend schauen?

Eilet, eilet, nehmt das Schwert,

Auf den Bluthund einzuhauen

Aus der heutigen Sicht betrachtet, veranschaulichen diese Islam bzw. Türkenbilder bekanntermaßen die erste „multimedial gesteuerte Medienkampagne“. Es handelt sich hierbei um die damaligen Medien wie Buchdruck, Kunst sowie die Dichtkunst.8 Also kurz gesagt, war es das Facebook, Fernsehen oder diverse Sozialmedien der Zeitgenossen.

2.2 Martin Luther

Eine bekannte Persönlichkeit aus der Geschichte, der die Wurzeln der Islamfeindlichkeit in Europa erheblich mit verbreitet hat ist Martin Luther. Die feindseligen Schriften des Wittenberger Reformators, haben das christliche Bild über den Islam spürbar geprägt. Luther lehnte zunächst erneute Kreuzzüge gegen das Osmanische Reich ab, jedoch sah er die Türkengefahr als eine göttliche Strafe gegen das Christentum, für die Abkehr vom rechten Glauben.9Der Türke ist Gottes Rute und des Teufels Diener, das hat keinen Zweifel10 Und auch das Klischee eines aggressiven Islam, der sich mit „Feuer und Schwert“ verbreitet hat, trägt seinen Ursprung aus dieser Zeit. Diese abwertende Vorstellung, hat bis ins 20. Jahrhundert die europäische Geschichtsschreibung sehr beeinflusst. Jedoch wird darüber hinweggeschaut, dass die muslimische Expansion nicht nur auf militärischem Wege stattgefunden hat. Beispielsweise hat sich der Islam in Westafrika oder in Südostasien nicht durch Eroberungszüge ausgedehnt, sondern durch Kaufleute, Geistliche und Brüderlichkeit verbreitet. Im Gegensatz zu christlichen Eroberern und Missionaren, waren für die muslimischen Herrscher, Kriege zur „Zwangsbekehrung“ keinerlei von Bedeutung, wie es beispielsweise in Andalusien oder später auf dem Balkan zu sehen ist. Religiöse Minderheiten wie Christen und Juden genossen ihre religiösen Freiheiten und Aufstiegschancen, von denen sie unter christlicher Macht nur „träumen“ könnten.11 Im Jahre 1454 schrieb aus dem osmanischen Edirne, ein Rabbiner Namens Isaac Zarfati, an seine Glaubensfreunde, die unter christlicher Herrschaft ansässig waren, folgenden Brief: „ die Türkei ist ein Land, in dem an Nichts fehlt. Hier könne jeder unter seinen Feigenbaum oder Weinstock sitzen und ruhig leben.12

[...]


1 Vgl. Bax, D., (2015). S. 7

2 Vgl. Islamische Zeitung (2016)

3 Vgl. Bax, D., (2015) S. 12

4 Vgl. Bühl, A., (2010) S. 8

5 Vgl. Bühl, A., (2010) S. 14-15

6 Zitiert nach: Silvia Horsch: al-sakina (2008)

7 Vgl. Bühl, A., (2010) S. 16-17

8 Vgl. Bühl, A., (2010) S. 31-32

9 Vgl. Bühl, A., (2010) S. 38

10 Vgl. Eslam (2006)

11 Vgl. Bax, D., (2015). S. 51-52

12 Vgl. Lewis, B., (2004). S. 125

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Historische Ursprünge der Islamfeindlichkeit. Islam als Bestandteil der europäischen Kultur
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Autor
Jahr
2016
Seiten
19
Katalognummer
V340687
ISBN (eBook)
9783668302044
ISBN (Buch)
9783668302051
Dateigröße
575 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
historische, ursprünge, islamfeindlichkeit, islam, bestandteil, kultur
Arbeit zitieren
Yasar Gül (Autor:in), 2016, Historische Ursprünge der Islamfeindlichkeit. Islam als Bestandteil der europäischen Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340687

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