Zunächst mag es weit hergeholt erscheinen, die zwischen 1304 und 1320 verfasste "Göttliche Komödie" von Dante mit dem über sechs Jahrhunderte später, im Jahr 1947 erschienen Roman "Ist das ein Mensch?" von Primo Levi zu vergleichen. Doch so enorm der zeitliche Unterschied zwischen der Entstehung beider Werke auch sein mag, so existiert doch eine enge Verbindung zwischen ihnen.
Diese Verbindung besteht in der Thematisierung einer Unterwelt, welche den ersten der drei Teile der Göttlichen Komödie, das Inferno, ausmacht. Auf diese alte, auf dem christlichen Glauben basierende Vorstellung einer Hölle spielt Primo Levi in seinem Roman an. In einer Szene, als der Autor mit einem anderen Lagerinsassen zum Essen holen unterwegs ist, redet er mit diesem über "Die Göttliche Komödie" und rekonstruiert Bruchstücke des Textes aus dem Gedächtnis.
Ein weiteres Beispiel ist die Kapitelüberschrift „In der Tiefe“, welche an Dantes Hinabsteigen in den Höllentrichter erinnert. Ziel dieser Arbeit ist es, die im Inferno präsentierte, quasi klassische Hölle mit der als ebenso höllisch empfundenen Arbeits- und Vernichtungslagererfahrung Levis zu vergleichen. Fragen wie „Kann ein real existierender Raum eine Hölle genannt werden?“ und „Inwieweit kann sich die überirdische Vorstellung einer Hölle in der historisch belegten Vergangenheit widerspiegeln?“ sollen im Verlauf der Arbeit beantwortet werden.
Im ersten Kapitel wird zunächst, nach der Definition des Begriffs, der semantische Raum „Hölle“ in beiden Werken analysiert und verglichen. Anschließend, nach einer Definition des Begriffs „Sünde“ werden die Gefangenen, die in den Höllen leidenden Seelen beziehungsweise Menschen verglichen. Im dritten Kapitel werden die Bewacher und Peiniger der Bewohner der Unterwelt betrachtet und im fünften Kapitel wird schließlich die Transformation der Vorstellung der Unterwelt aufgezeigt. Dabei wird analysiert, inwiefern sich die Höllenvorstellung Dantes und Levis unterscheiden oder überein stimmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der semantische Raum „Hölle“
- 2.1 Definition des Begriffs „Hölle“
- 2.2 Aussehen, Beschaffenheit und Lage der Hölle in Die göttliche Komödie
- 2.3 Aussehen, Beschaffenheit und Lage der Hölle in Ist das ein Mensch? und Vergleich mit dem Inferno
- 3. Die Verdammten in der Hölle
- 3.1 Definition des Begriffs „Sünde“
- 3.2 Bewohner der Hölle in Dantes Inferno
- 3.3 Die Verdammten in der Hölle KZ in Ist das ein Mensch?
- 4. Mythische Wesen und Wächter der Sünder in beiden Höllenkonzeptionen
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht die Unterweltkonzeptionen in Dantes Göttlicher Komödie und Primo Levis Ist das ein Mensch?. Sie untersucht, wie die Vorstellung einer "Hölle" in beiden Werken dargestellt wird, trotz des enormen zeitlichen Abstands. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung des semantischen Raums "Hölle", der Verdammten und der mythischen Wesen analysiert. Die Arbeit beleuchtet, inwieweit ein real existierender Raum als Hölle bezeichnet werden kann und wie sich die überirdische Vorstellung einer Hölle in der historischen Realität widerspiegeln lässt.
- Vergleich der semantischen Räume "Hölle" in Dante und Levi
- Analyse der Verdammten in beiden Werken
- Untersuchung der mythischen Wesen und Wächter
- Reflexion über die Möglichkeit der Spiegelung einer überirdischen Hölle in der Realität
- Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Höllenvorstellungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt den Vergleich zwischen Dantes Göttlicher Komödie und Primo Levis Ist das ein Mensch? vor, trotz des großen zeitlichen Unterschieds. Sie hebt die Verbindung durch die Thematisierung einer Unterwelt hervor und benennt die Forschungsfragen, die im Verlauf der Arbeit beantwortet werden sollen: Kann ein real existierender Raum als Hölle bezeichnet werden, und inwieweit spiegelt sich die Vorstellung einer überirdischen Hölle in der historischen Vergangenheit wider? Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit und die zu behandelnden Kapitel.
2. Der semantische Raum „Hölle“: Dieses Kapitel analysiert den semantischen Raum "Hölle" in beiden Werken. Während in Dantes Inferno die Hölle die Umsetzung göttlicher Gerechtigkeit darstellt, symbolisiert sie in Levis Roman eher ungerechtfertigte Gewalt und das Leiden der Menschen. Der Unterschied in der Bedeutung des Begriffs "Hölle" wird anhand von verschiedenen Definitionen aus Wörterbüchern und Enzyklopädien verdeutlicht und im Kontext der jeweiligen Werke interpretiert. Die verschiedenen Definitionen des Begriffs "Hölle" werden verglichen und hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede analysiert, um ein umfassenderes Verständnis des semantischen Raumes in beiden Werken zu erlangen.
Schlüsselwörter
Göttliche Komödie, Dante Alighieri, Ist das ein Mensch?, Primo Levi, Hölle, Inferno, Unterwelt, Sünde, Verdammnis, Gerechtigkeit, Gewalt, KZ, Mythische Wesen, Vergleichende Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQs): Vergleich der Unterweltkonzeptionen in Dantes *Göttlicher Komödie* und Levis *Ist das ein Mensch?*
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die Darstellung der Unterwelt in Dantes Göttlicher Komödie und Primo Levis Ist das ein Mensch?. Der Fokus liegt auf der Analyse der "Hölle" in beiden Werken, ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden, trotz des großen zeitlichen Abstands. Es wird untersucht, wie ein real existierender Raum (wie ein Konzentrationslager) als "Hölle" bezeichnet werden kann und wie sich die Vorstellung einer überirdischen Hölle in der historischen Realität widerspiegelt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht den semantischen Raum "Hölle" in beiden Werken, analysiert die dargestellten Verdammten und mythischen Wesen, und reflektiert über die Möglichkeit, eine überirdische Hölle in der Realität widergespiegelt zu sehen. Es werden die Definitionen von "Hölle" und "Sünde" beleuchtet und im Kontext der jeweiligen Werke interpretiert. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Höllenvorstellungen werden detailliert analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, die den Vergleich der beiden Werke und die Forschungsfragen einführt; ein Kapitel zum semantischen Raum "Hölle", das die Konzepte in Dante und Levi vergleicht; ein Kapitel über die Verdammten in beiden Höllen; ein Kapitel zu mythischen Wesen und Wächtern; und abschließend eine Zusammenfassung.
Wie wird der semantische Raum "Hölle" in den beiden Werken verglichen?
Das Kapitel zum semantischen Raum "Hölle" analysiert die unterschiedlichen Darstellungen. In Dantes Inferno repräsentiert die Hölle göttliche Gerechtigkeit, während sie in Levis Roman ungerechtfertigte Gewalt und menschliches Leiden symbolisiert. Der Begriff "Hölle" wird anhand verschiedener Definitionen aus Wörterbüchern und Enzyklopädien untersucht und im Kontext der jeweiligen Werke interpretiert. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Definitionen werden analysiert, um ein umfassendes Verständnis des semantischen Raums zu erhalten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Göttliche Komödie, Dante Alighieri, Ist das ein Mensch?, Primo Levi, Hölle, Inferno, Unterwelt, Sünde, Verdammnis, Gerechtigkeit, Gewalt, KZ, Mythische Wesen, Vergleichende Literaturwissenschaft.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Unterweltkonzeptionen in Dantes Göttlicher Komödie und Primo Levis Ist das ein Mensch? zu vergleichen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede in der Darstellung der "Hölle", der Verdammten und mythischen Wesen herauszuarbeiten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Reflexion, inwieweit ein real existierender Raum als Hölle bezeichnet werden kann und wie sich die Vorstellung einer überirdischen Hölle in der historischen Realität widerspiegeln lässt.
- Arbeit zitieren
- Denise Kelm (Autor:in), 2015, Unterweltkonzeptionen in Dantes "Die Göttliche Komödie" und Primo Levis "Ist das ein Mensch?". Ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340765