Was ist Globalisierung? Globalisierung ist ein Prozess, der durch das Zusammenwachsen sozialer, ökologischer, ökonomischer, politischer und kultureller Beziehungen gekennzeichnet ist. Der Begriff wird nicht klar definiert, bleibt in seiner Beschreibung stets schwammig. Einig ist man sich nur in dem Punkt, dass sie unabwendbar und nicht mehr zu stoppen ist, unabhängig davon, ob man den Prozess als gut oder schlecht erachtet. Die ökonomische Dimension der Globalisierung ist die wohl am meisten in den Nachrichten vertretene, spricht man doch stets davon, die Märkte beruhigen zu müssen. Auf diese Art und Weise personalisiert, erscheinen die Märkte als übermenschliche Wesen, deren Willen man sich zu fügen hat und nicht als Instrument zum Güteraustausch.
Übermenschliches wird in der Religion als göttlich definiert, hier könnte der Skeptiker also eine Analogie zwischen Wirtschaft und Religion feststellen. Die dominante Stellung der Religion innerhalb der Kultur wurde von anderen Kulturbereichen ersetzt bis die Wirtschaft, bis einschließlich heute, der dominante Bereich der westlichen Kultur wurde. Da sich Kulturen als Handlungs- und Interpretationsgemeinschaften definieren lassen, was bedeutet, dass, sie sich Sinn schaffen, stellt sich die Frage, ob Sinnkonstituierung und -erfahrung im Bereich der Wirtschaft vollzogen wird, da diese der dominante Kulturbereich ist. Durch Sinn entsteht Identität, die Schaffung einer solchen ist wiederum ein Merkmal von Religionsgemeinschaften, so gängige Religionstheorien.
Inwieweit lassen sich bei genauerer Betrachtung des Prozesses weitere religiöse Elemente erkennen? Bestehen Analogien mit der Definition einer sekundären Religion? Dieser Frage wird eine zentrale Stellung in der Arbeit zugeschrieben. Wichtig für ihre Beantwortung ist es, festzustellen, ob der Wahrheitsanspruch sekundärer Religionen und die damit verbundene Expansionslegitimation auf die wirtschaftlichen Prozesse der Globalisierung anwendbar sind. Denn die Expansionslegitimation ist ein wichtiges Merkmal sekundärer Religionen. Weiterhin wird die Verheißung des Kapitalismus behandelt. Die dem Kapitalismus inhärente Verheißung verspricht eine diesseitige Erlösung. Allein das Wort „Verheißung“ ist ein religiöser Begriff. Diese Verheißung scheint Gegenstand der „Eschatologie“ des globalisierten Kapitalismus zu sein. Um dies zu begründen wird sich in dieser Arbeit mit der religiösen Heilslehre beschäftigt und Analogien zu ihr gebildet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Globalisierung im postmodernen Kapitalismus
- Mc World
- Die neuen Herrscher der Welt
- Kapitalismus und Religion
- Die Mosaische Unterscheidung oder der Preis des Monotheismus
- Eschatologie
- Der globalisierte Kapitalismus als Analogie zur Religion
- Der globale Kapitalismus als Analogie zur sekundären Religion
- Analogien zwischen finanzieller und religiöser Verheißung
- Sinn- und Identitätsstiftung
- Gottes Allmacht und die Allmacht durch Geldvermögen
- Geld als technisches Substitut für Gott
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den globalisierten Kapitalismus aus einer unorthodoxen Perspektive und analysiert seine Analogien zu Religion. Ziel ist es, die zentrale Rolle des Kapitalismus in der postmodernen Gesellschaft zu verstehen und seine Auswirkungen auf Sinnkonstitution und Identitätsstiftung zu beleuchten.
- Die ökonomische Dimension der Globalisierung
- Der Kapitalismus als Analogie zur sekundären Religion
- Die Verheißung des Kapitalismus und ihre Ähnlichkeiten zur religiösen Heilslehre
- Die Rolle von Geld und Konsum in der Sinn- und Identitätsstiftung
- Die Auswirkungen des globalisierten Kapitalismus auf Kultur und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Begriff der Globalisierung vor und beleuchtet seine vielschichtigen Dimensionen. Im Fokus steht die ökonomische Dimension, die im zweiten Kapitel näher betrachtet wird. Hierbei wird der Begriff Mc World von Benjamin Barber eingeführt, der die ökonomische Dimension der Globalisierung als schrankenlosen Markt beschreibt. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis von Kapitalismus und Religion. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Systemen beleuchtet, insbesondere die Verheißung des Kapitalismus und seine Parallelen zur religiösen Heilslehre. Das vierte Kapitel analysiert den globalisierten Kapitalismus als Analogie zur Religion und untersucht die Auswirkungen auf Sinn- und Identitätsstiftung.
Schlüsselwörter
Globalisierung, Kapitalismus, Religion, Sekundäre Religion, Mc World, Verheißung, Eschatologie, Sinn, Identität, Konsum, Kultur, Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Frank Temme (Autor:in), 2011, Die Götterdämmerung der Religionen. Über den globalisierten Kapitalismus als Analogie in der Postmoderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341218