Ziel der vorliegenden Arbeit ist es dem Leser einen Einblick in das oben kurz benannte Reverse-Charge-Verfahren im Hinblick auf Bauleistungen an Bauträger und Bauunternehmer zu geben. Andere Vorschriften die ebenfalls unter das Reverse-Charge-Verfahren fallen, aber nicht in Verbindung mit einer sogenannten Bauleistung stehen werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.
Das Reverse-Charge-Verfahren stellt eine Form der Steuerschuld dar, bei der entgegen der grundsätzlichen Umsatzsteuersystematik der Leistungsempfänger zum Steuerschuldner wird. Die Mehrwertsteuer wird folglich nur einmal am Ende der Lieferkette erhoben. Um hier Täuschungen in Form eines eventuellen Umsatzsteuerbetrugs entgegenzuwirken hat der Gesetzgeber infolgedessen das sogenannte Reverse-Charge-Verfahren eingeführt und auf diese Weise den Steuerschuldner und Vorsteuerabzugsberechtigten in einer Position vereint.
Die Systematik der Umsatzbesteuerung ist in den überwiegenden Lieferungen oder sonstigen Leistungen so normiert, dass der Lieferer bzw. Leistungserbringer die Umsatzsteuer schuldet. Dem gegenüber kann der Leistungsempfänger, insofern er ein vorsteuerabzugsberechtigter Unternehmer im Sinne des Umsatzsteuergesetzes ist, diese Umsatzsteuer als Vorsteuer geltend machen.
Mit Einführung des § 13b Abs. 2 Nr. 4 UStG ist dieses Grundsystem wie auch beispielsweise in § 13a Abs. 1 Nr. 2 UStG ein weiteres Mal durchbrochen worden. Der Leistungsempfänger wird hierbei als Schuldner der Steuer. Anhand der Arbeit soll zunächst verdeutlicht werden, wer die Beteiligten des Reverse-Charge-Verfahrens sind und zu welchem Zeitpunkt die Vorschrift Anwendung findet. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf einer kritischen Betrachtung des Verfahrens. Dabei soll dem Leser aufgezeigt werden, wie erfolgreich die Einführung der Vorschrift war und ob sie ihren Sinn und Zweck in vollem Umfang entspricht. Die kritische Betrachtung erfolgt dabei besonders durch eine Gegenüberstellung der Vorteile und Nachteile die das Verfahren mit sich bringt. In Frage gestellt werden soll dabei auch, ob das Reverse-Charge-Verfahren ein wirksames Instrument zur Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs darstellt oder es doch eher ein Mittel für Unternehmen darstellt, um umsatzsteuerliche Überprüfungslücken zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung
- Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit
- Entstehung und Entwicklung des Reverse-Charge-Verfahrens
- Ursachen für die Entstehung des Reverse-Charge-Verfahrens
- Der Kettenbetrug im Baugewerbe
- Umsatzsteuerausfälle durch Insolvenz
- Der Karussell-Betrug
- Zeitliche Entwicklung des Reverse-Charge-Verfahrens im Hinblick auf Bauleistungen
- BFH-Urteil vom 22.08.2013
- BMF-Schreiben vom 31.07.2014
- Neuregelung zum 01.10.2014
- Anwendung des Reverse-Charge-Verfahrens bei Bauleistungen an Bauträger und Bauunternehmer
- Das Reverse-Charge-Verfahren
- Tatbestandsvoraussetzungen
- Inlandsansässigkeit des leistenden Unternehmers
- Steuerpflichtige Bauleistungen i.S. des § 13b Abs. 2 Nr. 4 UStG
- Leistungen an einem Bauwerk mit Auswirkung auf die Substanz des Bauwerks
- Typische Bauleistungen
- Keine Bauleistungen i.S. des § 13b Abs. 2 Nr. 4 UStG
- Leistungsempfänger
- Bauträger
- Bauunternehmer
- Bauleistungen inländischer Unternehmer
- Bauleistungen ausländischer Unternehmer
- Bauleistungen durch Kleinunternehmer
- Umsatzsteuerliche Auswirkung
- Auswirkung für den Leistungserbringer
- Ausstellung der Rechnung und Aufzeichnungspflichten
- Vorsteuerabzug und Meldepflicht
- Auswirkung für den Leistungsempfänger
- Steuerschuld und Vorsteuerabzug
- Entstehungszeitpunkt des Steueranspruchs
- Aufzeichnungs-, Aufbewahrungs- und Meldepflichten
- Kritische Betrachtung
- Vorteile des Reverse-Charge-Verfahrens
- Nachteile des Reverse-Charge-Verfahrens
- Das Reverse-Charge-Verfahren als betrugsanfälliges System
- Schlussbetrachtung
- Zusammenfassung
- Kritische Würdigung mit Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des §13b UStG
- Anhang
- Abbildungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Reverse-Charge-Verfahren gemäß § 13b UStG im Hinblick auf Bauleistungen an Bauträger und Bauunternehmer. Ziel ist es, das Verfahren kritisch zu betrachten und seine Auswirkungen auf die Beteiligten zu analysieren. Dabei werden die Entstehung und Entwicklung des Verfahrens beleuchtet, die Anwendung im Detail erläutert und die umsatzsteuerlichen Folgen für Leistungserbringer und Leistungsempfänger dargestellt.
- Entstehung und Entwicklung des Reverse-Charge-Verfahrens
- Anwendung des Reverse-Charge-Verfahrens bei Bauleistungen
- Umsatzsteuerliche Auswirkungen des Reverse-Charge-Verfahrens
- Kritische Betrachtung des Reverse-Charge-Verfahrens
- Zukünftige Entwicklung des §13b UStG
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung vor und erläutert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Im zweiten Kapitel wird die Entstehung und Entwicklung des Reverse-Charge-Verfahrens im Zusammenhang mit Bauleistungen beschrieben. Das dritte Kapitel behandelt die Anwendung des Verfahrens, wobei die Tatbestandsvoraussetzungen, die Leistungsempfänger und die steuerpflichtigen Bauleistungen im Detail erläutert werden. Das vierte Kapitel analysiert die umsatzsteuerlichen Auswirkungen des Verfahrens für Leistungserbringer und Leistungsempfänger. Die kritische Betrachtung in Kapitel 5 beleuchtet die Vorteile und Nachteile des Verfahrens sowie seine Anfälligkeit für Betrug. Abschließend werden in der Schlussbetrachtung die Ergebnisse zusammengefasst und die zukünftige Entwicklung des §13b UStG diskutiert.
Schlüsselwörter
Reverse-Charge-Verfahren, § 13b UStG, Bauleistungen, Bauträger, Bauunternehmer, Umsatzsteuer, Steuerschuld, Vorsteuerabzug, Kettenbetrug, Karussell-Betrug, Betrugsanfälligkeit, Steuerrecht, Steuerpolitik.
- Arbeit zitieren
- Dorothee Schröder (Autor:in), 2016, Kritische Betrachtung des Reverse-Charge-Verfahrens gemäß § 13b UStG im Hinblick auf Bauleitungen an Bauträger und Bauunternehmer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341288