„Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele, hier ist erst der Schlüssel zu allem“, schreibt Goethe schon zu Beginn des Sizilienabschnitts der Italienischen Reise und liefert dem Leser bis heute damit einen Satz, der die Frage nach einem anscheinend sehr besonderen Platz dieser Insel innerhalb des Gesamtwerks über die Italienreise des Dichters aufwirft.
Und in der Tat besaß die Sizilienreise Goethes sehr wohl besondere Eigenheiten, sodass man von einer literarischen Insularität Siziliens im Werk sprechen kann. Sowohl was die Umstände der Reise im Kontext der Zeit, als auch die auf Sizilien entwickelten Ideen und gemachten Erfahrungen betrifft, war dieser Teil der Italienreise Goethes sehr spezifisch, aber trotzdem für die Gesamtentwicklung Goethes auch allgemein ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem klassischen Programm. Ein Baustein, der mehr bedeutete als eine ledigliche Erweiterung zur Reise auf dem Festland.
Weiterführend gedacht ist bei Goethe auffällig, dass sich schon bei ihm Vorläufer einiger typischer Muster im literarischen Sprechen von Sizilien als dem "Anderen", Abenteuerlichen und Skurilen finden lassen, die insbesondere für die Italianistik an den Stellen interessant werden könnten, wo „italienische Vergleiche“ zwischen etwa dem Charakter Roms, Neapels und dem „anderen“ Wesen Siziliens bei Goethe gezogen werden.
Mit Blick auf die meisten Goethe Biographien und Kommentare zur Italienischen Reise, in der der größte Anteil mit 15 Monaten Aufenthaltsdauer auf Rom fällt, scheint es jedoch zunächst so, als sei der Sizilienpart im Gegensatz zu Rom etwa nur ein Ausflug gewesen.
Dabei sollte man allerdings trotz der relativen Kürze des Aufenthalts zweierlei Dinge nicht vergessen: Zum Einen die Proportionalität bzw. Tatsache, dass unter Berücksichtigung der Aufenthaltsdauer die Seitenanzahl der Sizilienepisode bei weitem die der Rom- und Neapelaufenthalte übertrifft , zum Anderen aber vor allem die qualitativen Besonderheiten und Außerordentlichkeiten dieser Reise, die in dieser Arbeit genauer betrachtet werden sollen.
Die Arbeit versucht die wichtigsten spezifischen Motive in Goethes literarischer Sizilienwahrnehmung zusammenzufassen, wobei sie dabei aus dem Elementenreichtum des Sizilienteils sich genauer mit den besonderen Rahmenbedingungen der Sizilienreise, der Sizilienreise als Erlebnis der homerisch-griechischen Welt und der Sizilienfahrt als Abenteuer beschäftigen wil.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung zum Stellenwert Siziliens im Gesamtwerk der Italienischen Reise und methodische Vorbemerkungen
- 2. Welche spezifischen Grundzüge der Sizilienfahrt lassen sich herausstellen, sodass von einer Insularität Siziliens im Werk gesprochen werden kann?
- 2.1 Besondere Rahmenbedingungen und wichtige Vorkenntnisse zum Speziellen der Sizilienreise Goethes
- 2.2 Spezifische Motive und Wahrnehmungen der Sizilienfahrt
- 2.2.1 Sizilien als das Erlebnis einer homerisch-griechischen Welt
- 2.2.2 Die Sizilienreise als „Abenteuer“
- 3. Fazit und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die besondere Stellung Siziliens in Goethes Italienischer Reise. Sie geht der Frage nach, warum Sizilien trotz kürzerer Aufenthaltsdauer im Vergleich zu Rom einen so großen Raum im Werk einnimmt und welche spezifischen Aspekte diese Insularität begründen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der literarischen Darstellung Siziliens und vermeidet eine rein chronologische Betrachtung.
- Die Bedeutung der Rahmenbedingungen der Sizilienreise (Schiffsreise, exotische Destination).
- Die Wahrnehmung Siziliens als Erlebnis einer homerisch-griechischen Welt.
- Die Darstellung der Sizilienreise als „Abenteuer“.
- Der Vergleich von Goethes Sizilienbild mit anderen literarischen Darstellungen.
- Die Herausarbeitung der spezifischen literarischen Projektionen und Gedanken Goethes.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung zum Stellenwert Siziliens im Gesamtwerk der Italienischen Reise und methodische Vorbemerkungen: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Bedeutung Siziliens in Goethes Italienischer Reise. Sie hebt Goethes eigenes Zitat hervor, das Sizilien als Schlüssel zum Verständnis Italiens bezeichnet. Im Gegensatz zu gängigen Interpretationen, die den Sizilien-Teil als bloßen Ausflug betrachten, betont die Einleitung die Disproportionalität zwischen Aufenthaltsdauer und der Seitenanzahl im Reisebericht. Es werden wichtige Sekundärliteraturwerke vorgestellt, die die Eigenständigkeit des Sizilien-Abschnitts hervorheben, und die methodische Vorgehensweise, die auf einer systematischen, nicht chronologischen Analyse basiert, erläutert.
2. Welche spezifischen Grundzüge der Sizilienfahrt lassen sich herausstellen, sodass von einer Insularität Siziliens im Werk gesprochen werden kann?: Dieses Kapitel untersucht die Besonderheiten der Sizilienreise. Es beginnt mit der Analyse der Rahmenbedingungen, die die Reise über einen bloßen „Abstecher“ hinausheben. Die Schiffsreise von Neapel nach Sizilien wird als mutiges und außergewöhnliches Unterfangen dargestellt, das Goethes persönlicher Konfrontation mit dem Meer und seinen Gefahren einschloss. Sizilien selbst wird als damals noch weitgehend unerforschtes Land beschrieben, das für Goethe eine Annäherung an etwas Exotisches und Mythisches bedeutete – Teil einer homerisch-griechisch geprägten Landschaft. Die Reise wird als ein Schritt weg vom Vertrauten hin zum Abenteuerlichen dargestellt. Schließlich wird betont, dass Goethe durch seinen Reisebericht selbst zu einem literarischen Pionier wurde, der die gängigen Reiseziele seiner Zeit überschritt.
Schlüsselwörter
Italienische Reise, Goethe, Sizilien, Insularität, Homer, Abenteuer, Grand Tour, Seereise, Magna Graecia, literarische Darstellung, exotische Reise.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur Arbeit: "Siziliens Insularität in Goethes Italienischer Reise"
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit untersucht die herausragende Bedeutung Siziliens in Goethes „Italienischer Reise“. Sie hinterfragt, warum Sizilien trotz kürzerer Aufenthaltsdauer im Vergleich zu Rom einen so großen Raum im Werk einnimmt und welche spezifischen Aspekte diese „Insularität“ (besondere Stellung) begründen.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Warum nimmt Sizilien in Goethes „Italienischer Reise“, trotz kürzerer Aufenthaltsdauer als z.B. in Rom, einen so bedeutenden Platz ein? Die Arbeit analysiert die literarische Darstellung Siziliens und geht dabei über eine rein chronologische Betrachtung hinaus.
Welche Aspekte der Sizilienreise werden besonders untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf folgende Aspekte: die Bedeutung der Rahmenbedingungen der Reise (Schiffsreise, exotische Destination), die Wahrnehmung Siziliens als Erlebnis einer homerisch-griechischen Welt, die Darstellung der Sizilienreise als „Abenteuer“, der Vergleich von Goethes Sizilienbild mit anderen literarischen Darstellungen und die Herausarbeitung der spezifischen literarischen Projektionen und Gedanken Goethes.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Eine Einleitung, die die Forschungsfrage und die Methodik erläutert; ein Hauptteil, der die spezifischen Grundzüge der Sizilienfahrt und deren Insularität im Werk analysiert (inkl. Unterkapiteln zu den Rahmenbedingungen der Reise, der Wahrnehmung Siziliens als homerisch-griechische Welt und der Reise als Abenteuer); und ein Fazit/Schluss.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet eine systematische, nicht-chronologische Analyse der literarischen Darstellung Siziliens in Goethes „Italienischer Reise“. Sie vermeidet eine rein chronologische Betrachtung und konzentriert sich auf die literarischen und inhaltlichen Aspekte.
Welche Rolle spielt Goethes eigenes Zitat in der Arbeit?
Goethes Aussage, dass Sizilien der Schlüssel zum Verständnis Italiens sei, wird in der Einleitung hervorgehoben und dient als Ausgangspunkt der Untersuchung. Die Arbeit widerlegt gängige Interpretationen, die den Sizilien-Teil nur als bloßen Ausflug betrachten.
Welche Sekundärliteratur wird berücksichtigt?
Die Arbeit bezieht wichtige Sekundärliteraturwerke ein, die die Eigenständigkeit des Sizilien-Abschnitts in Goethes „Italienischer Reise“ betonen. Diese werden in der Einleitung vorgestellt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Italienische Reise, Goethe, Sizilien, Insularität, Homer, Abenteuer, Grand Tour, Seereise, Magna Graecia, literarische Darstellung, exotische Reise.
Wie wird die Schiffsreise nach Sizilien dargestellt?
Die Schiffsreise von Neapel nach Sizilien wird als mutiges und außergewöhnliches Unterfangen dargestellt, das Goethes persönliche Konfrontation mit dem Meer und seinen Gefahren einschloss. Sie hebt die Reise über einen bloßen „Abstecher“ hinaus.
Wie wird Sizilien selbst in der Arbeit beschrieben?
Sizilien wird als damals weitgehend unerforschtes Land beschrieben, das für Goethe eine Annäherung an etwas Exotisches und Mythisches bedeutete – Teil einer homerisch-griechisch geprägten Landschaft.
- Arbeit zitieren
- Laurian Kanzleiter (Autor:in), 2016, Literarisches Sizilien. Die Sizilienreise Goethes 1787, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341640