Die digitale Kulturrevolution im wiedervereinten Deutschland


Seminararbeit, 2016

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Einleitung.

II Die digitale Kulturrevolution im wiedervereinten Deutschland.
1. Telefonie und Internet
1.1. Die Anfänge.
1.2. Entwicklung in Deutschland nach 1990.
2. Techno.
2.1. Entwicklung in den 70er und 80er Jahren..
2.2. Die Technokultur der 90er Jahre.
3. Videospiele.
3.1. Videospiele in der DDR und der BRD..
3.2. Etablierung der Gamingkultur nach der Wende.

III Nachwort

IV Literaturverzeichnis.

I Einleitung

Als 1989/1990 die Wiedervereinigung Deutschlands ihren Lauf nahm, überschnitt sich dieses Ereignis und die damit einhergehende Transformation der Gesellschaft mit der digitalen Kulturrevolution.

Diese betraf, genauso wie die Wende selbst, fast alle Aspekte des alltäglichen Lebens, von der Kommunikation, über die Freizeit bis hin zur Musik. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern es zu einer gegenseitigen Beeinflussung zwischen diesen Entwicklungen kam und wer besonders von der beginnenden Digitalisierung in jener Zeit profitierte.

Dazu sollen drei der Hauptbereiche der digitalen Kulturrevolution kurz thematisiert werden, beginnend mit ihren Ursprüngen. Anschließend folgt ein Blick auf die Entwicklung dieser Bereiche im wiedervereinten Deutschland.

Dabei wird aufgrund der Thematik hin und wieder auch auf internationale Entwicklungen und andere Zeitabschnitte eingegangen werden. Die Entwicklung in Deutschland ab 1990 wird dabei jedoch stets im Fokus bleiben.

II Die digitale Kulturrevolution im wiedervereinten Deutschland

1. Telefonie und Internet

1.1. Die Anfänge

Die Geschichte der Telefonie und somit auch die Geschichte des Internets begann bereits lange vor den Transformationsprozessen im wiedervereinten Deutschland. Anstoß nahm sie durch Graham Bells Erfindung von 1876.[1]

Im Juli 1877 gründete Bell die Bell Telephone Company und zwei Jahre später, im März 1879, fusionierte diese mit der New England Telephone Company zur National Bell Telephone Company. Einige Jahre darauf wurde die American Telephone and Telegraph Company (AT&T) gegründet und Fernverbindungslinien quer durch die USA eingerichtet. Am 12. November 1877 erfolgte die Inbetriebnahme eines Telegrafenamtes in Friedrichsberg bei Berlin und Siemens & Halske produzierten täglich 200 Telefone, von denen ein Teil auch an Privathaushalte verkauft wurde.

Anfangs war zur Herstellung der Verbindung noch ein Vermittler notwendig, der die beiden Gesprächspartner miteinander verband (in Deutschland genannt „das Fräulein vom Amt“[2] ).

Die automatische Telefonie begann in den 1890er Jahren und das von Keith und Erickson entwickelte Telefon mit Nummernschalter setzte sich durch.[3]

Im Deutschen Reich handelte es sich bei den Fernleitungen für das Fernsprechwesen anfangs hauptsächlich um oberirdische Freileitungen, was während eines strengen Winters 1909 dazu führte, dass an der Fernleitung Berlin – Magdeburg reihenweise die Masten brachen und umfielen.[4] Dieses Ereignis wird in der Regel als Auslöser für die intensive Entwicklung von Plänen für unterirdische Weitverkehrskabel angesehen. Durch den weiteren Ausbau der unterirdischen Leitungen erreichte man im Jahr 1936 einen Stand von 6.647[5] Ortsnetzen im Deutschen Reich.

Trotz der Möglichkeit zur automatischen Telefonie gab es in Deutschland bis 1972 Telefonvermittlungen. Erst danach verschwanden sie ein für alle Mal. Seitdem gehörte zumindest in der BRD zu vielen Haushalten ein Telefon dazu. In der DDR sah das jedoch ein wenig anders aus. Für ein eigenes Telefon musste ein Antrag gestellt werden, dessen Bearbeitung zehn bis fünfzehn Jahre dauern konnte. Erhielt man endlich sein Telefon, gab es oft einen Doppelanschluss. Dies führte durchaus zu einigen Problemen: „Wenn die da drüben den Hörer daneben gelegt haben, und das haben sie oft gemacht, […] dann war mein Telefon tot.“[6] Allerdings kam es auch zu gegenseitiger Unterstützung. So ging man zum Telefonieren zum Nachbarn oder ließ sich beim Nachbarn anrufen.[7]

In den späten 1950ern begann man mit dem Aufbau eines Mobilfunknetzes. Um 1979 herum folgte die Einführung von ISDN. Die bis dahin elektromechanischen Vermittlungstechniken sollten digitalisiert und sämtliche Dienste (also Telefonie, Telefax, Telex usw.) auf einem Netz vereint werden.

Ungefähr zehn Jahre zuvor wagte man die ersten Schritte in Richtung Internet. Das erste Modem präsentierte man 1960. Die Bitrate lag bei ca. 300 Bit/s. Die Geburt des Internets folgte 9 Jahre später, als man die ersten vier Großrechner in der UCLA, im SRI, der University of California in Santa Barbara und der University of Utah miteinander verband.

1965 wurde das damals noch rein militärische ARPAnet auch für wissenschaftliche Zwecke geöffnet und 1969 schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ab 1970 fügte man zum ARPAnet neue entscheidende Protokolle hinzu (u.a. das E-Mail-Nachrichtensystem).

In Deutschland begann die Geschichte des Internets in den Computerzentren der Universitäten Karlsruhe und Dortmund. An der Informatikfakultät der Universität Karlsruhe schloss man 1984 den ersten Knoten an das CSNet an, mit dem es möglich wurde, mit anderen Informatikeinrichtungen in den USA via E-Mail zu kommunizieren. In Dortmund wurde 1988 der EUnet-Workshop veranstaltet. Dort stellte Daniel Karrenberg das "InterEUnet" vor, ein europaweites IP-Netzwerk mit direkter Anbindung an das Internet. Im folgenden Jahr veröffentlichte der britische Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee erste Entwürfe der Hypertext Markup Language, auf der alle heutigen Websites basieren. Weiterhin entwickelte Berners-Lee die URL, den ersten Webbrowser und den ersten Webserver. Damit war die Grundlage für das World Wide Web gegeben, weshalb man das ARPAnet abschaltete.[8]

1.2. Entwicklung in Deutschland nach 1990

1990 war das Internet im großen und ganzen privatisiert und 1992 expandierte es bereits weltweit. Deutsche Forschungseinrichtungen wurden 1990 über das Wissenschaftsnetz (WIN) flächendeckend an das Internet angeschlossen, da zuvor die nötigen Fördergelder fehlten und sich nur wenige Einrichtungen trauten, den Anschluss allein zu finanzieren.[9]

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg des Internets war die Verfügbarkeit von benutzerfreundlichen Browsern (z.B. der 1994 entwickelte AOL-Browser Netscape). Sie erleichterten den Zugang und den Informationsaustausch.

Das Internet war allerdings recht kostspielig, sowohl für Unternehmen, als auch für Privatpersonen. Standleitungen gab es nur über die Telekom und Einwahlkunden mussten sich durch ihr Telefon bei ihren Internet-Providern einwählen. Dadurch entstanden doppelte Kosten, denn es fiel nicht nur eine Gebühr an den Provider an, sondern auch die üblichen Telefonkosten. Letztendlich führten diese hohen Kosten 1998 zum Internetstreik.[10]

Da die DDR nicht lang genug existierte, um den Sprung ins Internetzeitalter zu schaffen, wurden die ostdeutschen Institute und Einrichtungen nach der Wende an das westliche Netz angeschlossen, während gleichzeitig eine allgemeine (und äußerst kostspielige) Erneuerung der Telekommunikationsinfrastruktur begonnen wurde.[11] Dies geschah meist mit Glasfaserstrecken.

[...]


[1] es gab zwar noch weitere Erfinder, die sich an ähnlichen Dingen versuchten, wie z.B. Innocenzo Manzetti 1844 mit der Idee zum Bau eines Telegrafen, welcher die menschliche Stimme über 500 Meter übertragen konnte oder der Deutsche Philipp Reis mit seiner Konstruktion von 1861, aber diese und weitere Entwicklungen waren für den praktischen Einsatz ungeeignet. Siehe dazu Horstmann, Erwin. 75 Jahre Fernsprecher in Deutschland 1877-1952. Bonn 1952, S. 19-80.

[2] vgl. Leclerc, Herbert. Das „Frollein [!] vom Amt“ - kleine Skizzen zu einem großen Thema. In: Archiv für deutsche Postgeschichte. Heft 1/1977, S.138.

[3] es gab auch andere Modelle für die automatische Telefonie, die jedoch keinen großen Erfolg erzielten vgl. Arbenz, Dietrich. Vom Trommelwähler zu Optiset E. Die Geschichte der drahtgebundenen Telefone für die Wählnebenstellenanlagen von Siemens (1950 – 2000). Düsseldorf 2009, S. 23.

[4] Dittler, Sabine (2002). November 1913 – Zwischen Berlin und Magdeburg geht der erste Abschnitt des Rheinlandkabels in Betrieb . Online: https://www.siemens.com/history/de/aktuelles/1219_rheinlandkabel.htm (Stand: 15.08.2016).

[5] Anzahl gemäß Bibliographisches Institut AG (Hrsg.). Schlag nach! - Wissenswerte Tatsachen aus allen Gebieten. Leipzig 1938, S. 372.

[6] Herr Hebenstreit (Zeitzeuge) zitiert nach: Gehrmann, Christoph/Müller, Katharina. (Nah)Sprechen – (Fern)Sehen. Kommunikativer Alltag in der DDR. Berlin 2006, S. 147.

[7] ebd. S. 148.

[8] zur Geschichte des Internets siehe Naughton, John. A Brief History of the Future: The Origins of the Internet. London 2000.

sowie Hafner, Katie/Lyon, Matthew. ARPA KADABRA oder Die Geschichte des Internets. Heidelberg 2000.

und Neutsch, Cornelius/Teuteberg, Hans-Jürgen. Vom Flügeltelegraphen zum Internet. Geschichte der modernen Telekommunikation. Stuttgart 1998.

[9] Scholz, Stefan. Internet-Politik in Deutschland: vom Mythos der Unregulierbarkeit. Münster 2004, S. 45.

[10] Bösch, Frank (Hrsg.). Geteilte Geschichte. Ost- und Westdeutschland 1970–2000. Göttingen 2015, S. 93.

[11] ebd.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die digitale Kulturrevolution im wiedervereinten Deutschland
Hochschule
Universität Leipzig  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Seminar: Deutschland seit 1990: Transformation und Einheit
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V341667
ISBN (eBook)
9783668314238
ISBN (Buch)
9783668314245
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kulturrevolution, deutschland
Arbeit zitieren
Anne Giermann (Autor:in), 2016, Die digitale Kulturrevolution im wiedervereinten Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341667

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