Im Jahr 2010 gab das Department of Economic and Social Affairs der Vereinten Nationen bekannt, dass nun über die Hälfte der Weltbevölkerung, nämlich 3,36 Mrd. Menschen in Städten leben. Gleichzeitig wurde prognostiziert, dass diese Zahl weiter zunehme und der Anteil der weltweit in Städten lebenden Bevölkerung bis zum Jahr 2050 gar auf 67,2%, also auf 6,2 Mrd. Menschen steigen werde; das bedeutet, dass erstmals zwei Drittel der Menschheit in Städten leben werden.
Aber diese Zahlen sagen noch nichts aus über die Qualität des Lebens in diesen Städten. Stadtleben, "Stadt-sein", Urbanität, wird überall und zu allen Zeiten auf andere Weise verwirklicht. Megastädte im Süden werden häufig mit Zuschreibungen wie "Unübersichtlichkeit", "Unregierbarkeit" oder "Moloch" betitelt, den Metropol-regionen der Industrieländer fallen eher Begriffe zu wie "globale Innovationszentren", "dynamische Knotenpunkte der Weltwirtschaft" oder "Motoren der globalen Entwicklung" (GR 2012/Heft10: 30).
Wenn heutzutage von Urbanität gesprochen wird, dann steht oft das Bild einer schönen und lebendigen Stadt mit historischen Zügen vor Augen; gleichzeitig dient der Begriff häufig auch, um die moderne Stadt, der es an Urbanität fehlt, in ihren Grundfesten zu kritisieren. Und im Entwurf zu einer neuen Charta des Städtebaus wird sogar von einem "Recht auf Urbanität" gesprochen - in Anlehnung an Lefebvres Forderung "Recht auf Stadt!" (Sieverts:1). Was bedeutet also Stadt? Was bedeutet Urbanität?
In der vorliegenden Hausarbeit soll versucht werden, den unscharfen Begriff "Urbanität" zu fassen und das Wesen der "Urbanisierung" und die sozialen und ökonomischen Aspekte dabei herauszuarbeiten. Es soll eine Antwort auf die Frage gefunden werden, welche Faktoren Urbanität begünstigen, ob Urbanisierung gesteuert werden kann und warum Urbanisierung erstrebenswert scheint. Da Städte in den südlichen Ländern sich in Entstehung, Entwicklung und Ist-Zustand fundamental von europäischen unterscheiden, werden sie hier nicht behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Begriffsbestimmung:
- Urbanisierung - Urbanität – urban vs. Verstädterung
- Industrialisierung gleich Urbanisierung?
- 1. Beispiel Deutschland
- 2. Voraussetzungen für Urbanisierung
- III. Der Versuch, "Stadt" zu verstehen
- 1. Chicagoer Schule
- 2. Social Area-Konzept
- 3. Charta von Athen
- IV. Der Versuch, "Urbanisierung" zu verstehen
- 1. Was ist ein urbanes Lebensumfeld?
- 2. Ist Urbanisierung steuerbar?
- 3. Stadtentwicklungsmodell
- V. Zusammenfassung
- VI. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem komplexen Begriff der Urbanität und untersucht den Prozess der Urbanisierung, insbesondere die sozialen und ökonomischen Aspekte. Ziel ist es, die Faktoren zu identifizieren, die Urbanität begünstigen, die Steuerbarkeit der Urbanisierung zu analysieren und die Gründe für die scheinbare Attraktivität der Urbanisierung aufzuzeigen. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung in Deutschland und Europa, während Städte in südlichen Ländern aufgrund ihrer fundamentalen Unterschiede nicht behandelt werden.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe Urbanisierung, Urbanität und urban
- Die Rolle der Industrialisierung bei der Urbanisierung
- Verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung von Stadt und Urbanität
- Die Charakteristika eines urbanen Lebensumfeldes
- Die Frage der Steuerbarkeit der Urbanisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Urbanisierung im 21. Jahrhundert dar und beleuchtet die steigende Weltbevölkerung in Städten. Sie führt den Begriff der Urbanität ein und greift die Frage nach der Qualität des Stadtlebens auf. Die Arbeit soll den unscharfen Begriff der Urbanität einfangen und die sozialen und ökonomischen Aspekte der Urbanisierung herausarbeiten.
Kapitel II beschäftigt sich mit der Begriffsbestimmung von Urbanisierung, Urbanität und urban. Es werden verschiedene Definitionen und Abgrenzungen der Begriffe vorgestellt, insbesondere im Kontext der Verstädterung. Dabei werden die Ansätze von Paesler, Hofmeister und Bähr dargestellt, die die unterschiedlichen Dimensionen der Urbanisierung beleuchten.
Kapitel III untersucht den Zusammenhang zwischen Industrialisierung und Urbanisierung am Beispiel Deutschlands. Es wird die Entwicklung der Stadtbevölkerung im 19. Jahrhundert dargestellt und die Rolle der Industrialisierung als Motor der Urbanisierung betont. Die Arbeit geht dabei auch auf die sozialen Folgen der Industrialisierung für die Arbeiterklasse ein.
Kapitel IV widmet sich dem Versuch, das Wesen der Urbanisierung zu verstehen. Es werden verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung von Stadt und Urbanität vorgestellt, wie die Chicagoer Schule, das Social Area-Konzept und die Charta von Athen. Diese Ansätze bieten unterschiedliche Perspektiven auf die Entstehung und Entwicklung von Städten.
Kapitel V beschäftigt sich mit den Charakteristika eines urbanen Lebensumfeldes und der Frage, ob Urbanisierung steuerbar ist. Es werden verschiedene Aspekte des urbanen Lebens beleuchtet und verschiedene Modelle der Stadtentwicklung vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Begriffe Urbanisierung, Urbanität, Verstädterung, Industrialisierung, Stadtentwicklung, Stadtentwicklungsmodelle, Lebensumfeld, soziale und ökonomische Aspekte, Deutschland, Europa.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Schweitzer (Autor:in), 2015, Soziale und ökonomische Faktoren der Urbanisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341730