Es ist der 07. April des Jahres 1977. Generalbundesanwalt Siegfried Buback befindet sich auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle am Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Als sein Fahrer an einer roten Ampel zum Anhalten gezwungen wird, nähert sich von hinten ein Motorrad. Es fallen fünfzehn Schüsse, bevor die beiden maskierten Täter die Flucht ergreifen. Noch am Tatort erliegt Siegfried Buback seinen schweren Verletzungen. Von den Tätern fehlt bis zum heutigen Tag jegliche Spur.
In dem sechs Tage später verfassten Bekennerschreiben, räumt die linksgerichtete Terrororganisation „Rote Armee Fraktion“ (kurz: RAF) ein, für den Mordanschlag verantwortlich zu sein. Die anonymen Hintermänner liefern darin gleich mehrere Gründe für das Attentat auf ihren größten Gegner am Bundesgerichtshof. Gleichermaßen werden als Motive sowohl Rache für die „Ermordung“ der RAF-Terroristen Holger Meins, Siegfried Hausner und Ulrike Meinhof, als auch die Schwächung des von ehemaligen Nationalsozialisten korrumpierten Polizeistaats namens Bundesrepublik Deutschland durch den gezielten Einsatz politischer Gewalt angeführt.
Ein Zeitsprung zum 19. August 2003. Während einer Pressekonferenz des UN-Minenräumdienstes (UNAMI), im ehemaligen Canal Hotel in Bagdad, rast ein Selbstmordattentäter mit einem mit meh-reren Tonnen Sprengstoff beladenen Lastwagen in das Gebäude. Die Bilanz des Anschlags: 22 Menschen verlieren ihr Leben, 100 weitere werden schwer verletzt.
Unter den Getöteten befindet sich auch der UN-Kommissar für Menschenrechte Sérgio Vieira de Mello, das eigentliche Ziel des Bombenattentats. Die sich zu der Bluttat bekennende Organisation, welche heute unter dem Namen „Islamischer Staat“ operiert, rechtfertigt diese als einzige logische Konsequenz auf die Bemühungen der Vereinten Nationen und ihres Kommissars den Staat „Ost-Timor“ bei dessen Streben nach Unabhängigkeit von der indonesischen Besatzung zu unterstützen.
Oberflächlich betrachtet mag es den Anschein erwecken, als würden beide Taten einem ähnlichen Schema folgen. Nichtsdestotrotz scheinen sich terroristische Anschläge aus islamistischen Kreisen deutlich von denen westlicher Gruppierungen abzuheben. Es stellt sich also die Frage, was genau Terrorismus ist, wie er entsteht und inwieweit eine Untergliederung von Terrorismus möglich ist. Hierzu bedient sich diese Arbeit neuesten Erkenntnissen aus dem Bereich der Moralpsychologie und vermag hierdurch einen vollkommen neuen Einblick in die Beweggründe von Terroristen zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Abgrenzung des Terrorismus
- Die „traditionelle“ Form des Terrorismus
- Die „neue“ Form des Terrorismus
- Ansätze zur Lösung und Prävention
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Schriftstück analysiert das Phänomen des Terrorismus und untersucht die Entstehung und die moralpsychologischen Mechanismen hinter verschiedenen Terrorismusformen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis zu fördern und präventive Maßnahmen zu entwickeln, um den Terrorismus effektiv zu bekämpfen.
- Definition des Terrorismus und Abgrenzung von anderen Gewaltformen
- Analyse der „traditionellen“ Form des Terrorismus, vorwiegend in westlichen Gesellschaften
- Untersuchung der „neuen“ Form des Terrorismus, vorwiegend in islamischen Kreisen
- Entwicklung von Lösungsansätzen und präventiven Maßnahmen
- Analyse der moralpsychologischen Mechanismen, die Menschen für terroristisches Gedankengut empfänglich machen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt zwei Beispiele für Terroranschläge vor: den Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback durch die „Rote Armee Fraktion“ im Jahr 1977 und das Selbstmordattentat im ehemaligen Canal Hotel in Bagdad im Jahr 2003. Der Text betont die Unterschiede zwischen diesen beiden Terrorformen und stellt die Frage nach der Definition und Unterscheidung von Terrorismus.
Abgrenzung des Terrorismus
Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Terrorismus. Es analysiert den Begriff anhand verschiedener Beispiele und betont die Notwendigkeit einer genauen Abgrenzung. Der Text diskutiert die Definition des Terrorismus durch das US-Verteidigungsministerium und kritisiert die einseitige Betrachtung des Terrorismus als „böse“ Kraft.
Die „traditionelle“ Form des Terrorismus
Kapitel 3 beleuchtet eine Form des Terrorismus, die als „traditioneller Terrorismus“ bezeichnet wird. Diese Form tritt vorwiegend in westlichen Gesellschaften auf und zeichnet sich durch ein Selbstverständnis des Handelns als politischer Widerstand aus. Der Text untersucht die politischen, gesellschaftlich-kulturellen und moralpsychologischen Besonderheiten dieser Art des Terrorismus.
Schlüsselwörter
Terrorismus, Gewalt, Ideologie, Politischer Widerstand, Moralpsychologie, „Traditioneller Terrorismus“, „Neuer Terrorismus“, Radikalisierung, Prävention, Islamismus, Konfliktlösung.
- Arbeit zitieren
- Claus Fischer (Autor:in), 2014, Eine neue Stufe der Grausamkeit. Eine moralpsychologische Analyse des Phänomens Terror, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341747