Homogenität ist in der Gesellschaft ein zentrales Merkmal und zugleich ein Zustand, der utopisch versucht wird, anzustreben. Dieses Streben nach der sogenannten „Gleichheit“ ist in allen Bereichen zu finden, vor allem auch beim Blick auf das deutsche Bildungssystem. Es werden gleiche Lernvoraussetzungen gewünscht und damit auch die Forderung laut, alle Kinder erst auf einen gemeinsamen Stand „zu bringen“, um schulisches Lernen überhaupt möglich zu machen, aber auch die Vergabe von Noten als auch deren Anforderungen, die an die Schüler gestellt werden, um eine solche bestimmte zu bekommen, machen dies deutlich.
Dass Heterogenität in der modernen Pädagogik akzeptiert wird und immer mehr heterogene Lerngruppen gebildet, Lernmaterialien und Unterrichtskonzeptionen sowie Lernumgebungen geschaffen werden, die den Aspekt der Heterogenität der Kinder berücksichtigen und beim Kind selbst und dessen Wissen ansetzen, zeigt bereits, dass eine positive Tendenz vom Klassen- und Frontalunterricht hin zum individuellen Lernen vernommen werden kann. Jedoch bleiben zentrale Probleme in der Struktur des Schulsystems bestehen.
Der Druck des Bildungsanspruchs und der Abschlüsse bewirkt immer noch eine gezielte Aussortierung der Kinder auf verschiedene Schulen mit dem dabei zugrundeliegenden Wunsch eines immer noch präsenten Homogenitätsdenkens. „Gute“ und intelligente Kinder sollen auf das Gymnasium, weniger „gute“ finden sich in Real- und Hauptschulen wieder.
Dadurch wird bereits den Kindern erste Zukunftschancen geschenkt oder auch genommen, die den Kindern durch den Bildungsweg ihren Platz in der Gesellschaft und dem Arbeitsmarkt eröffnen, auch durch spätere mögliche Ausbildungswege aufgrund ihrer besuchten Schulform.
Was ist jedoch mit den Kindern, die nirgendwo reinpassen? Kinder, die spezielle Förderung über dem herkömmlichen Maß an Angeboten bedürfen? - Für diese beeinträchtigten, d.h. behinderten, gestörten und benachteiligten Kinder wurde eine „Sonderschule“, eine „Hilfsschule“, geschaffen, in denen sich dieser Kinder abgetrennt von den als „normal“ definierten Kindern angenommen wird. Dass dadurch eine regelrechte Separation vom Bildungsanspruch stattfindet, legt einem eine Ahnung der Zukunftschancen dieser Kinder nahe, die oftmals unbefriedigend ist. Im Zuge dieser Überlegungen wurde in den letzten Jahren eine Diskussion laut, die sich für und gegen den Erhalt der heute sogenannten „Förderschule“ ausspricht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erhalt oder Nichterhalt der Förderschule?
- Probleme und Nachteile der Förderschule
- Intentionen und Vorteile der Förderschule
- Betrachtung von Vorurteilen und gängigen Falschaussagen im Bezug auf Förderschulen und inklusivem Lernen
- Konsequenzen für die schulische Praxis
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Ausarbeitung zum Thema „Umsetzung sonderpädagogischer Förderung an der Förderschule – pro und contra“ befasst sich mit der Problem- und Fragestellung, wie und wo sonderpädagogische Förderung am besten stattfinden kann und ob dahingehend die Förderschule sinnvoll ist. Die Arbeit analysiert Argumente für und gegen die Förderschule, untersucht Vorurteile und Falschaussagen im Zusammenhang mit inklusivem Lernen und Förderschulen und entwickelt Hypothesen über die Konsequenzen für die schulische Praxis. Die Schlussbetrachtung bietet einen Ausblick mit weiterführenden Fragen und zieht ein Fazit.
- Analyse der Vor- und Nachteile der Förderschule
- Untersuchung von Vorurteilen und Falschaussagen gegenüber inklusivem Lernen und Förderschulen
- Entwicklung von Hypothesen über die Konsequenzen für die schulische Praxis
- Diskussion des Rechtsanspruchs auf inklusive Bildung und die UN-Behindertenrechtskonvention
- Bewertung der Rolle der Förderschule im Kontext von Heterogenität und sozialer Inklusion
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Heterogenität in der modernen Pädagogik und kritisiert das Streben nach Homogenität im deutschen Bildungssystem. Sie stellt die Problematik der Förderschule als segregative Einrichtung im Kontext des Rechtsanspruchs auf inklusive Bildung dar und führt die Fragestellung der Arbeit ein.
Erhalt oder Nichterhalt der Förderschule?
Probleme und Nachteile der Förderschule
Dieses Kapitel analysiert die Kritik an der Förderschule und ihren negativen Auswirkungen auf Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf. Es werden Argumente im Hinblick auf die Stigmatisierung und Benachteiligung von Schülern, mangelnde Inklusion, fehlende Chancengleichheit und die Überrepräsentation von Kindern aus sozial benachteiligten Familien aufgezeigt.
Intentionen und Vorteile der Förderschule
Dieses Kapitel widmet sich den Intentionen und Vorteilen der Förderschule. Es werden Argumente für die Bereitstellung individueller Förderung und die Möglichkeit, auf spezifische Bedürfnisse von Schülern einzugehen, dargestellt.
Betrachtung von Vorurteilen und gängigen Falschaussagen im Bezug auf Förderschulen und inklusivem Lernen
Dieses Kapitel beleuchtet allgegenwärtige Vorurteile und Falschaussagen, die von Schulen und anderen Akteuren im Zusammenhang mit Inklusion und Förderschulen verwendet werden. Es untersucht die Gründe für den Widerstand gegen inklusive Bildung und die verbreitete Stigmatisierung von Schülern mit sonderpädagogischem Bedarf.
Konsequenzen für die schulische Praxis
Dieses Kapitel befasst sich mit den Konsequenzen der Erkenntnisse aus den vorangegangenen Kapiteln für die schulische Praxis. Es entwickelt Hypothesen über die Notwendigkeit einer Veränderung der schulischen Strukturen und der Umsetzung inklusiver Bildung.
Schlüsselwörter
Inklusion, Förderschule, sonderpädagogische Förderung, Heterogenität, Homogenität, UN-Behindertenrechtskonvention, Stigmatisierung, Benachteiligung, sozialer Status, Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit, Schulsystem, Unterrichtsgestaltung.
- Arbeit zitieren
- Cindy Dülfer (Autor:in), 2016, Pros und Contras der Umsetzung sonderpädagogischer Förderung an der Förderschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/341905