Seit dem Bestehen der zapatistischen Bewegung in Mexiko gibt es Versuche, insbesondere aus dem wissenschaftlichen Bereich, diese theoretisch und auch ideologisch einzuordnen. Während die theoretische Einordnung relativ deutlich entwicklungs- und dekolonialistische Aspekte aufweist, ist eine politisch-ideologische Zuordnung bis heute umstritten. Da die seit 1994 offen agierende Guerilla Anleihen bei verschiedensten ideologischen Strömungen nahm, um ihre gesellschaftlichen und politischen Strukturen zu formen und zu organisieren, ist eine einzelne zentrale Politikform hinter der Bewegung nicht auszumachen. Es finden sich neben den revolutionären Elementen der Guerilla-Bewegung sowohl anarchistische, kollektivistische und marxistische wie auch libertäre und konservativ-kleinbürgerliche Einflüsse in den Paradigmen, Normen und Handlungsanweisungen. Dies liegt auch in der Einzigartigkeit dieser sozialen Bewegung begründet, die sich in vielerlei Hinsicht verdeutlicht. Während bei anderen Guerillas in Lateinamerika oftmals ein Programm vor der Bewegung steht, als Beispiel wäre hier etwa die stark kommunistische Ausrichtung der National Liberation Army (ELN) in Kolumbien in ihren Anfangsjahren zu nennen, gab es jenes bei den Zapatistas erst nachträglich. Die Bewegung entstand nämlich Anfang des 20. Jahrhunderts aus konkreten sozialen, politischen und ökonomischen Konflikten und adaptierte erst im Nachhinein ein politisch-ideologisches Programm, welches bis heute weiterentwickelt wird.
Während sich bereits diverse akademische Abhandlungen mit den anarchistischen, marxistischen, sozialistischen und revolutionären Elementen der politischen Ausrichtung der Bewegung beschäftigten, soll in folgender der Einfluss libertärer Ideen auf Praktiken und Denkmuster näher betrachtet werden. Durch die Spannungsverhältnisse der Zapatistas im Kampf gegen die mexikanische Regierung, das Parteiensystem und generell den massiven Einfluss des Staates, sowie die autarke und selbstbestimmte Ausrichtung gesellschaftlichen Zusammenlebens, lassen sich, zumindest oberflächlich, viele Aspekte des Libertarismus in der Bewegung wiederfinden. Die Zapatistas selbst bekräftigten immer wieder keine Anhänger von Personen, sondern von Grundsätzen zu sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zum Libertarismus
- 3. Libertäre Strömungen in Denken und Handeln der Zapatistas
- 4. Conclusio
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die zapatistische Bewegung in Mexiko libertäre Ideologien in ihren Grundsätzen und Kommuniqués vertritt. Die Arbeit analysiert die Verbindungen zwischen libertären Elementen und anarchistischen Aspekten innerhalb der Guerilla, die sich aus konkreten sozialen, politischen und ökonomischen Konflikten Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte.
- Einfluss libertärer Ideen auf Praktiken und Denkmuster der Zapatistas
- Untersuchung der Überschneidung von anarchistischen und libertären Elementen innerhalb der Guerilla
- Analyse von zapatistischen Grundsätzen, Forderungen, Kommuniqués, Politiken und Gesetzgebungen
- Bedeutung des anarchistischen Ursprungs der politischen Philosophie des Libertarismus
- Synthese zwischen individueller Freiheit und sozialer Verantwortung in Bezug auf die zapatistische Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Diese Einleitung beleuchtet die komplexe politische Ausrichtung der zapatistischen Bewegung, die Anleihen an verschiedenen ideologischen Strömungen nimmt, und stellt die Frage nach dem Einfluss libertärer Ideen auf deren Praktiken und Denkmuster.
- Kapitel 2: Zum Libertarismus Dieses Kapitel bietet eine theoretische Einführung in den Libertarismus, wobei es auf die Komplexität und Vielschichtigkeit dieser politischen Philosophie eingeht. Der Fokus liegt auf den Prinzipien des libertären Denkens und Handelns, insbesondere auf den Begriffen der (Willens-)Freiheit des Individuums, dem Recht auf Eigentum und Selbstverwaltung sowie der Einschränkung staatlicher Wirkmöglichkeiten.
- Kapitel 3: Libertäre Strömungen in Denken und Handeln der Zapatistas Dieses Kapitel untersucht anhand von konkreten Beispielen zapatistischer Grundsätze, Forderungen, Kommuniqués, Politiken und Gesetzgebungen, wie stark libertäre Elemente Einfluss in die Bewegung fanden. Es beleuchtet die Spannungsverhältnisse der Zapatistas im Kampf gegen die mexikanische Regierung und das Parteiensystem sowie ihre autarke und selbstbestimmte Ausrichtung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen der Arbeit umfassen den Libertarismus, die zapatistische Bewegung, Anarchismus, Selbstverwaltung, Freiheit, Eigentum, Autonomie, gesellschaftliche Strukturen, politische Philosophie und soziale Verantwortung. Die Arbeit untersucht den Einfluss libertärer Ideen auf die zapatistische Bewegung und analysiert die Überschneidung von anarchistischen und libertären Elementen innerhalb dieser Guerillabewegung.
- Quote paper
- Eric Hugo Weinhandl (Author), 2016, Ideologische Grundlagen der zapatistischen Bewegung in Mexiko. Wie libertär sind die Zapatisten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342139