Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Fintech-Geschäftsmodelle
2.1 Definition des Begriffs Fintech
2.2 Evolution der Fintech
2.3 Fintech-Arten
2.3.1 Kredite
2.3.2 Crowdfunding
2.3.3 Persönliche Finanzen und Brokerage
2.3.4 Überweisungen und Bezahltechnologien
2.3.5 Institutionelle Dienstleistungen
3 Finanzierung derjungen Fintech-Unternehmen
3.1 Trends in derVC-Finanzierung
3.2 Banken als Fintech-Investoren
3.3 VC-Investitionen in Fintech in Deutschland
4 Fintech für private Haushalte
4.1 Internetnutzung
4.2 Mobile Internetnutzung
4.3 Der Bankkunde in Deutschland
4.4 Kundensegmente im Retail-Banking
4.5 Fintech-Nutzung privater Haushalte
4.6 Potenzielle Veränderungen durch Fintech
5 Fintech fürKMU
5.1 Bedeutung der KMU-Finanzierung im Allgemeinen
5.2 Finanzierungssituation der KMU in Deutschland
5.3 Das Firmenkundengeschäft in Deutschland
5.4 Kundensegmente im Firmenkundengeschäft
5.5 Potenzielle Veränderungen durch Fintech
6 Bankensektor
6.1 Was Fintech im Bankensektor ändert
6.2 Der Bankensektor in Deutschland
6.3 Marktanteile nach Art der Bank im Retail-Banking
6.4 Marktanteile nach Art der Bank im Firmenkundengeschäft
6.5 Welche Bereiche der Banken von Fintech-Angeboten betroffen sind
7 Innovation im Bankensektor
7.1 Definition des Begriffs Innovation
7.2 Disruptive Innovation
7.3 Fintech-Angebote als disruptive Innovation
7.3.1 Disruptive Innovation im Bereich der privaten Haushalte
7.3.2 Disruptive Innovation im Bereich der KMU
7.4 Mögliche Folgen derdisruptiven Innovation
8 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Volumen und Anzahl der Investitionen in Fintechs weltweit2011 bis Q1 2016
Abbildung 2: Investitionen in Fintech je Kontinent in Milliarden US-Dollar Q1 2015 bis Q
Abbildung 3: Fintech Deals der sechs größten US-Banken 2009 bis Q2 2015
Abbildung 4: Investitionen in Fintech in Deutschland 2011 bis Q1 2016
Abbildung 5: Umfrage zum Inhalt der mobilen Internetnutzung in Deutschland
Abbildung 6: Investitionsfinanzierung des deutschen Mittelstandes
Abbildung 7: Vereinfachte Darstellung finanzieller Effekte von Fintech-Angeboten auf einer Bilanz
Abbildung 8: Vergleich der Kapitalflüsse mit traditioneller Bank und Fintech-Plattform als Intermediär
Abbildung 9: Marktanteil bei Spareinlagen nach Art der Bank in Deutschland 2015
Abbildung 10: Marktanteile bei Krediten an Unternehmen und Selbstständige in Deutschland 2015
Abbildung 11: Das Modell der disruptiven Innovation
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kategorisierung der Fintech mit Beispielunternehmen
Tabelle 2: Welche Kommunikations- und Vertriebskanäle mind, einmal pro Woche genutzt werden
Tabelle 3: Segmentierung der Bankkunden im Retail-Banking
Tabelle 4: Nutzenversprechen der Fintech-Unternehmen Kunden- und Bankperspektive
Tabelle 5: Segmentierung der Bankkunden im Firmenkundengeschäft
Tabelle 6: Arten und Anzahl der Banken in Deutschland
Tabelle 7: Gewinnverteilung der Banken (weltweit) aufgeteilt nach Produkt- und Kundengruppen
1 Einleitung
Die Aufgabenstellung der Bachelorarbeit ist es, die Frage zu beantworten, ob Fintech eine disruptive Innovation ist und zu untersuchen, welche potenziellen Auswirkungen aus den jungen Finanztechnologieunternehmen hervorgehen werden.
Dazu werden zunächst die verschiedenen Fintech-Geschäftsmodelle vorgestellt, um einen Überblick über die Diversität dieser jungen Unternehmen zu verschaffen. Anschließend werden im dritten Kapitel die Trends in der Finanzierung dieser Unternehmen aufgezeigt.
Im vierten Kapitel wird das Nutzerverhalten der privaten Haushalte im RetailBanking untersucht. Eine Segmentierung der Kunden in diesem Bereich, sowie die Untersuchung, warum Fintech-Angebote genutzt werden, soll Aufschluss darüber geben, welche Veränderungen die Fintech-Unternehmen auslösen können.
Das nächste Kapitel untersucht die KMU in ihrer Rolle als Kunden im Firmenkundengeschäft. Ein Überblick über ihre Finanzierungssituation sowie die Gründe, warum sie Fintech-Angebote nutzen, soll die potenziellen Auswirkungen der Fintech-Unternehmen auf KMU aufzeigen.
Das sechste Kapitel stellt die Bankenlandschaft in Deutschland vor und untersucht, welche Geschäftsbereiche der Banken von disruptiven Innovationen der Fintech-Unternehmen am stärksten treffen werden.
Anschließend werden die Begriffe Innovation und disruptive Innovation erklärt und es wird untersucht, inwiefern Fintech eine disruptive Innovation darstellt und welche Auswirkungen dies haben kann. Abschließend wird begründet, inwiefern der Bankensektor von der disruptiven Innovation betroffen sein wird.
2 Fintech-Geschäftsmodelle
2.1 Definition des Begriffs Fintech
Der Begriff Fintech setzt sich aus den englischen Begriffen Finance und Technology zusammen und wird für eine Vielzahl von Unternehmen benutzt. Eine einheitliche Definition des Begriffes Fintech, sowie eine klare Eingrenzung, welche Unternehmen als solche bezeichnet werden können, gibt es nicht. Es ist jedoch möglich, anhand der Motivation dieser Unternehmen ein klares Verständnis für den Begriff Fintech abzuleiten.
Fintech-Unternehmen setzen sich zum Ziel, Finanzdienstleistungen wie Geldtransfers, Kredite oder Anlagen, durch den Einsatz von neuen Technologien und Geschäftsmodellen effizienter, einfacher und für mehr Menschen zugänglicher zu gestalten. Dabei greifen Fintechs die klassischen Anbieter von Finanzdienstleistungen wie Banken nicht als Ganzes, sondern deren einzelne Geschäftsbereiche an. Dieses Phänomen wird als Entbündelung der Banken bezeichnet.[1] So gibt es Fintech-Unternehmen, die Unternehmenskredite vergeben und andere Fintech-Unternehmen, die Girokonten oder internationale Überweisungen anbieten. Die diversen Finanzdienstleistungen, die junge Fintech- Unternehmen anbieten, werden in Kapitel 2.3 näher betrachtet.
Fintech, also Finanztechnologie, ist jedoch keine neue Entwicklung. Und auch der Begriff stammt aus den 90’er Jahren. Damals war Fintech die Abkürzung für einen Namen den Citicorp, der Vorgänger der US-Bank Citigroup, einem Projekt gab. Das Projekt hieß Financial Services Technology Consortium und zielte auf eine Kooperation in Technologiefragen mit sog. Outsiders ab. Fintech als Begriff wird heutzutage jedoch als Oberbegriff für eine Vielzahl von Technologieunternehmen verwendet, die Finanzdienstleistungen anbieten.[2]
2.2 Evolution der Fintech
Finanzen und Informationstechnologie sind schon immer miteinander verbunden gewesen und haben sich gemeinsam entwickelt. Angefangen von den frühsten finanzwirtschaftlichen Beziehungen, die schriftlich festgehalten wurden. Die Verbreitung des Telegraphen im späten 19. Jahrhundert erleichterte erheblich die Übermittlung von finanzwirtschaftlichen Informationen und bot neue Möglichkeiten für den länderübergreifenden Handel. Weitere Entwicklungen wie dem Telex und dem Fax ebneten den Weg zum digitalen Zeitalter, welches die Grundlage für die heutige Informationstechnologie rund um die Finanzwirtschaft darstellt.[3]
Der Wechsel von analogen zu digitalen Technologien fand im späteren 20. Jahrhundert statt und um inländische Zahlungssysteme international zu verbinden, wurde 1973 die als SWIFT bekannte Society of Worldwide Interbank Financial Telecommunications gegründet. Seitdem stellt SWIFT die wichtigste Grundlage für den Austausch von weltweiten finanzwirtschaftlichen Informationen dar.[4]
In den USA stellte die Gründung der NASDAQ im Jahr 1971 die Wende vom physischen hin zum rein elektronischen Handel mit Wertpapieren dar. In dieser Zeit reduzierten Banken papierbasierte Arbeiten und digitalisierten ihre internen Prozesse. Heutzutage konkurrieren Banken auf dem Arbeitsmarkt mit klassischen Technologieunternehmen um Ingenieure und Programmierer. Mit der Verbreitung des Internets ging auch die zunehmende Nutzung von OnlineBanking einher und in 2005 entstanden die ersten Direktbanken, reine OnlineBanken ohne physische Filiale.[5]
2.3 Fintech-Arten
Fintech-Unternehmen sind sehr verschieden und wie bereits im vorigen Abschnitt erwähnt wurde, sind sie in verschiedenen Bereichen des Bankensektors tätig. Daher ist es möglich, die Fintech-Unternehmen gemäß ihren Geschäftsmodellen zu kategorisieren. Eine einheitliche Kategorisierung existiert derzeit nicht. Daher kommt es vor, dass in der Literatur auch Technologieunternehmen aus der Versicherungsbranche als Fintech bezeichnet werden. In dieser Arbeit liegt der Fokus unter anderem auf die potenziellen Auswirkungen auf den Bankensektor. Daher werden Startups aus der Versicherungsbranche hier nicht näher betrachtet.
Da im folgenden Abschnitt Statistiken zu Venture Capital-Finanzierungen der Beratungsunternehmen KPMG und CB Insights verwendet werden, wird die Kategorisierung der Fintech-Unternehmen in dieser Arbeit an ihre Kategorisierung angelehnt.[6]
Anhand der Geschäftsmodelle der Fintech-Unternehmen werden eigene SubKategorien hergeleitet, um die Diversität im Fintech-Bereich deutlicher darzustellen. Die Kategorisierung in dieser Arbeit beansprucht keine Vollständigkeit, da ebenfalls noch weitere Unterschiede in den Geschäftsmodellen ausgemacht werden könnten. Dies würde eine Kategorisierung jedoch zu stark fragmentieren und wäre dadurch dem Ziel der Darstellung der verschiedenen Fintech- Unternehmen wenig sachdienlich. Durch die Darstellung der verschiedenen Fintech-Unternehmen soll ein erstes Bild darüber geschaffen werden, wie die sog. Entbündelung der Banken aussieht. Die Arbeit unterteilt die Fintech in fünf Kategorien mitjeweils eigenen Sub-Kategorien.
Es sei auch angemerkt, dass die University of Cambridge im Vereinigten Königreich eine Taxonomie verwendet, wobei mehrere Arten der Finanzierung (Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung bei unterschiedlichen Geschäftsmodellen) unterdem Begriffder alternativen Finanzen gesammelt werden.[7]
Im folgenden Abschnitt werden die einzelnen Kategorien und Sub-Kategorien vorgestellt. Dabei werden die einzelnen Geschäftsfelder durch Beispielunternehmen veranschaulicht. Tabelle 1 fasst die genannten Kategorien und die dazugehörigen Fintech-Unternehmen zusammen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3.1 Kredite
Peer-to-Peer Consumer Lending
Eines der größten alternativen Finanzierungsarten in Europa (exkl. Vereinigtes Königreich) im Bereich der Kredite ist das Peer-to-Peer Consumer Lending. Im Peer-to-Peer Consumer Lending werden unbesicherte Kredite vergeben. Der Begriff Peer-to-Peer (P2P) deutet daraufhin, dass nicht das jeweilige Fintech- Unternehmen diesen Kredit vergibt. Das Fintech-Unternehmen stellt hier auf einer Website einen Marktplatz zur Verfügung, auf dem mehrere private Anleger einem Darlehensnehmer einen Kredit gewähren. Diese Art der Kreditfinanzierung ist vom Volumen her das Größte unter den alternativen Finanzierungsmöglichkeiten in Europa (exkl. Vereinigtes Königreich). Das Volumen im Peer- to-Peer Consumer Lending ist in den drei Jahren von 2012 bis 2014 von 62,52 Millionen auf 157,14 Millionen und anschließend auf 274,62 Millionen Euro gestiegen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 113 Prozent.[8]
Im Vergleich dazu lag der Bestand an Konsumenten Krediten im Jahr 2013 in Europa bei 617 Milliarden.[9]
Ein bekanntes Beispiel aus diesem Bereich ist Auxmoney. Je nach Scoring (ähnlich der Ratingagenturen), selbst durchgeführt durch Auxmoney, fallen unterschiedliche durchschnittliche Renditen für Anleger und Zinsen für Kreditnehmer an. Im besten Scoring „AAA“ beträgt die durchschnittliche Rendite für Anleger 2,3 Prozent (nach Abzug von einem Prozent für Gebühren).[10] Für Darlehensnehmer in diesem Scoring beträgt der durchschnittliche Zinssatz 2,9 bis 3,9 Prozent.[11] Dieser Zinsspread gibt einen guten Einblick in das Geschäftsmodell des Peer-to-Peer Lendings. Denn während das Kreditrisiko bei den Anlegern liegt, erwirtschaftet Auxmoney im besten Scoring-Bereich bis zu 1,6 Prozent vom Zinsspread.
Peer-to-Peer Business Lending
Ähnlich wie dem P2P Consumer Lending, vergeben Fintech-Unternehmen im P2P Business Lending die Kredite nicht selbst. Der Unterschied besteht hauptsächlich bei den Kreditnehmern. Hier handelt es sich vornehmlich um kleine und mittelständische Unternehmen, die eine Finanzierung ersuchen. Diese Art der Finanzierung ist der am stärksten wachsende Sektor in Europa (exkl. Vereinigtes Königreich). Das Volumen stieg von 2012 bis 2014 von anfänglich 7,79 Millionen auf 40 Millionen und anschließend auf 93,1 Millionen Euro. Dies entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 272 Prozent.[12] Im Vergleich dazu lag im Jahr 2014 allein das Gesamtvolumen von in Deutschland vergebenen Krediten an Unternehmen und Selbständige bei 1.291,6 Milliarden Euro.[13]
Bekannte Fintech-Unternehmen wie Auxmoney oder Lending Club in den USA sind sowohl im P2P Consumer als auch im P2P Business Lending aktiv.
Kreditplattformen
Hierunter fallen Fintech-Unternehmen, die Kredite selbst vergeben, anstatt sie zu vermitteln. Zielgruppen sind sowohl private Haushalte als auch kleine und mittelständische Unternehmen.
Das US-amerikanische Fintech-Unternehmen OnDeck ist diesem Bereich aktiv. Seit der Gründung 2007 hat OnDeck bis zu vier Milliarden US-Dollar an Darlehen vergeben. Diese Darlehen wurden an über 50.000 Unternehmen in den Vereinigten Staaten und Kanada vergeben. Das Unternehmen wirbt damit, öfter Zusagen für Darlehen zu erteilen, als Banken.[14] Fintech-Unternehmen wie OnDeck werben mit einer schnelleren Kreditvergabe, als Banken. So soll OnDeck in wenigen Minuten Kreditzusagen erteilen, online oder telefonisch. Zu den negativen Aspekten gehören die relativ hohen Zinsen. Der effektive Jahreszins der OnDeck-Kredite liegt im Durchschnitt bei 41 Prozent. Grund dafür sind Gebühren, die OnDeck bei der Kreditvergabe oder monatlich für die Bereitstellung von Kreditlinien erhebt. Fintech-Unternehmen, die privaten Haushalten Darlehen gewähren, haben ein ähnliches Geschäftsmodell wie OnDeck.
2.3.2 Crowdfunding
Crowdfunding ist vergleichbar mit dem P2P Lending, da auch hier mehrere Einzelpersonen ein Unternehmen oder Projekt finanzieren. Beim Crowdfunding handelt es sich jedoch nicht um Fremdkapital, sondern i.d.R. um Eigenkapital. Die Fintech-Unternehmen aus dem Bereich des Crowdfunding agieren als Marktplätze, ähnlich wie beim P2P Lending. Startup-Unternehmer, Künstler, Einzelpersonen aber auch kleine bis große Unternehmen können Crowdfunding dazu nutzen, ihre Ideen und Projekte vorzustellen und von vielen Einzelpersonen finanzieren lassen.[15]
Reward-Based Crowdfunding
Die bekannteste Form ist das sog. Reward-Based Crowdfunding, sprich auf Belohnung basierendes Crowdfunding. Als Belohnungen geben Startups oder Unternehmen ihren Financiers die hergestellten Produkte vor Markteintritt, Nachlässe auf Käufe oder Ehren sie, in dem sie ihre Namen veröffentlichen. Der Grad der Belohnung hängt dabei i.d.R. von der Höhe des einzelnen Beitrages ab. In Europa lag das Finanzierungsvolumen im Jahr 2014 in diesem Bereich bei 120,33 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 63,18 Millionen Euro. Deutschland machte dabei mit 35,42 Millionen Euro einen erheblichen Teil des Reward-Based Crowdfundings im Jahr 2014 aus.[16]
Kickstarter und Indiegogo sind bekannte Namen aus diesem Bereich. Mit einem durchschnittlichen Wachstum von 127 Prozent in den drei Jahren von 2012 bis 2014 ist das Reward-Based Crowdfunding hinter dem P2P Consumer Lending die zweitgrößte alternative Finanzierungsart in der EU (exkl. Vereinigtes Königreich).
Equity-Based Crowdfunding
Ein relativ neuer Trend ist das Equity-Based Crowdfunding, bei dem Financiers Unternehmensanteile über Crowdfunding-Marktplätze beziehen können. Möglich wurde dies bspw. in den Vereinigten Staaten durch Gesetzesänderungen, denn bislang waren nur sog. akkreditierte Investoren in der Lage, ihr Geld in Form von Venture Capital (Wagniskapital) zu investieren. Akkreditierte Investoren mussten ein Jahreseinkommen von mind. 200.000 US-Dollar und einem Reinvermögen exkl. Eigenheim von einer Millionen US-Dollar nachweisen können, welches das Equity-Based Crowdfunding stark einschränkte. Seit Mitte Mai 2016 ist es nun Fintech-Unternehmen möglich, Wagniskapital bis zu einer Höhe von einer Millionen US-Dollar zu vermitteln. Aufgrund der Vermittlung von Unternehmensanteilen, ergeben sich strengere Regulierungen. In den Vereinigten Staaten müssen Unternehmen, die sich auf diese Art finanzieren, der Securities und Exchange Commision jährliche Geschäftsberichte zusenden. Dies erhöht die Kosten, die diese Finanzierungsart mit sich bringt. Ein Unternehmen kann bei einem Equity-Based Crowdfunding in Höhe von einer Millionen Euro Kosten von bis zu 50.000 US-Dollar erwarten, um regulatorische Standards zu erfüllen.[17]
Ein Fintech-Unternehmen aus diesem Bereich ist Crowd Cube aus dem Vereinigten Königreich. Investitionen sind schon ab zehn britischen Pfund möglich und Crowd Cubeführtjegliche Formalitäten durch.[18]
Zu den Fintech-Unternehmen in Deutschland, die im Equity-Based Crowdfunding aktiv sind, gehört Seedmatch aus Dresden. Diese Form des Crowdfunding wird in Deutschland über das sog. partiarische Nachrangdarlehen durchgeführt. Es ist rechtlich betrachtet zwar Fremdkapital, verhält sich wirtschaftlich jedoch wie Eigenkapital, da Zinszahlungen an den Unternehmensgewinn gebunden sind. Am Ende der Laufzeit oder beim Exit (Unternehmensverkauf) erhält der Investor auf seine Investition einen Bonuszins. Eine Verlustbeteiligung gibt es zwar nicht, da die rechtliche Stellung die eines Fremdkapitalgebers ist, jedoch ist der Totalverlust der Investition dennoch möglich (ähnlich wie beim Eigenkapitalgeber).[19]
An dieser Stelle sei angemerkt, dass Peer-to-Peer Lending auch als Debt- Based Crowdfunding bezeichnet werden kann. Um den Unterschied zwischen Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung hervorzuheben, wurden alle Formen der Fremdkapitalfinanzierung in der Kategorie Kredite gesammelt.
2.3.3 Persönliche Finanzen und Brokerage Online-Girokonto
Das Konzept hier ist ähnlich wie die von Direktbanken. Der Kunde eröffnet im Internet ein Konto bei einer Bank, die keine Filialen hat. Jegliche Bankgeschäfte werden zwar über das Internet durchgeführt, der Kunde erhält dennoch, wie bei traditionellen Banken üblich, eine Bankkarte und hat die Möglichkeit Bargeld abzuheben.
Das Berliner Fintech-Unternehmen Number26 bietet seinen 200.000 Kunden in Deutschland und Österreich online ein kostenloses Girokonto und Kreditkarte an. Number26 wirbt damit, dass die Kreditkarte ebenfalls kostenlos sei und das Abheben von Bargeld weltweit ebenfalls ohne zusätzliche Gebühren möglich ist. Über die Smartphone-App ist es möglich, die einzelnen Kreditkartenfunktionen wie z.B. Online-Zahlungen temporär zu sperren. Mit der Smartphone-App ist es zudem möglich, in teilnehmenden Supermärkten oder Drogerien Bargeld abzuheben. Number26 selbst hat keine Banklizenz und kooperiert daher mit Wirecard, welches dadurch das eigentliche Kreditinstitut ist. Eine weitere Kooperation findet mit Transferwise statt, einem Fintech-Unternehmen, dass internationale Überweisungen ermöglicht. Number26 will weitere Kooperationen im Bereich der Investitionen und Finanzierungen eingehen. Dadurch will es ein Verbindungsglied zwischen Fintech-Unternehmen sein und kehrt die Entbünde- lung der Bank somit wieder um. Einnahmequellen für Number26 sind Kreditkartengebühren anteilig von MasterCard, Überziehungszinsen und Gebühren anteilig von Transferwise.[20]
Robo-Advisor
Ein weiterer Bereich, in denen Fintech-Unternehmen aktiv sind, ist die Vermögensverwaltung. Hier versprechen sie, durch den Einsatz von Automatismen, auch für Anleger mit kleineren Anlagesummen attraktiv zu sein.
Sog. Robo-Advisor wie das US-amerikanische Betterment werben damit, durch automatisierte Handelsstrategien höhere Renditen für Anleger erwirtschaften zu können. Dabei verfolgen sie eine Strategie des passiven Investments, bei dem sie verschiedene Indexfonds in einem Portfolio bündeln. Betterment kombiniert dabei ETFs, die US-amerikanische und internationale Aktien- und Anleiheindizes abbilden.[21] [22] Mit ihrem Service SmartDeposit will Betterment auch den Sparvorgang selbst vereinfachen. Anleger können Grenzwerte in ihrem Bankkonto festlegen und SmartDeposit beobachtet den Kontostand und legt das Geld über Betterment an, sobald ein Überschuss vorhanden ist. Dadurch will das Fintech- Unternehmen einen weiteren Prozess der Vermögensverwaltung automatisie- ren.
Social Trading
Auch im Bereich der aktiven Investmentstrategien bieten Fintech-Unternehmen Alternativen zu den klassischen Vermögensverwaltern an. Auf sog. Social Tra- ding Plattformen wie Wikifolio.com können Anleger die Handelsstrategien von anderen Anlegern (Wikifolio-Tradern) beobachten und imitieren. Wikifolio bietet eine transparente Übersicht über den Inhalt des Portfolios der Trader und ihrer vergangenen Transaktionen. Das Verfolgen der Handelsstrategien wird ermöglicht durch die Emission von Index-Zertifikaten auf das Portfolio. D.h. es ist nur durch den Erwerb des Index-Zertifikates möglich, die Handelsstrategie des Wikifolio-Traders zu imitieren, da der Wert des Index-Zertifikates sich an der Entwicklung des Portfolios auf Wikifolio orientiert. Um jedoch ein solches IndexZertifikat zu emittieren und dadurch das Wikifolio „investierbar“ zu machen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Anleger müssen (unverbindlich) 2.500 Euro vormerken, also ihr Interesse bekunden, dies müssen mindestens zehn Anleger tun und das Portfolio muss eine 21-tägige Testphase durchlaufen. Zu dem überprüft Wikifolio die Personalien und tretet mit dem Wikifolio-Trader in telefonischen Kontakt, bevordas Portfolio investierbar wird.
Brokerage
Auch im Bereich des Brokerage sind Fintech-Unternehmen aktiv. Online und über mobile Applikationen bieten sie die Möglichkeit, ein Depot zu eröffnen und mitAktien und anderen Wertpapieren zu handeln.
Hier gibt es Anbieter wie Robinhood, die den Handel mit in den USA gelisteten Aktien und ETFs gebührenfrei anbieten, um somit auch dem kleinsten Anleger einen rentablen Handel mit Wertpapieren zu ermöglichen. Das 2013 gegründete Unternehmen hatte bereits nach einem Jahr Transaktionen von über einer Milliarde US-Dollar abgewickelt und Investitionen von 66 Millionen US-Dollar erhalten. Robinhood bietet seinen Dienst über die gleichnamige Smartphone- App an, die sie auch dazu verwendet, den Nutzern relevante Informationen über ihre Investitionen zu vermitteln. Dadurch kann, über Informationsbeschaffung bis zum Handel, alles in der App durchgeführt werden. Die Einnahmequellen des Fintech-Unternehmens sind die Verzinsung auf das nichtgenutzte Guthaben der Nutzer und Gebühren für ein Margin-Konto, letzteres ist noch in der Testphase.[23]
2.3.4 Überweisungen und Bezahltechnologien In-Store-Zahlungen
Die Geschäftsmodelle der Fintech-Unternehmen gehen über das Überweisen von Geldbeträgen, wie Paypal es seit Langem bereits ermöglicht, hinaus. Denn auch im Bereich der Bezahltechnologien greifen Fintech-Unternehmen etablierte Finanzdienstleister an.
Ein Unternehmen aus diesem Bereich ist das US-amerikanische Square. Square bietet kleinen Händlern ein Kartenlesegerät an, welches an ein Smartphone oder Tablet angeschlossen wird und dadurch die Entgegennahme von Kartenzahlungen vereinfachen soll. Dadurch wird das mobile Endgerät ein Kartenterminal, welches die Zahlung abwickelt. Dabei berechnet Square dem Händler eine Mindestgebühr von 2,75% von der Transaktionshöhe. Das Kartenlesegerät stellt Square gebührenfrei zur Verfügung.[24]
Online-Zahlungen
Ein anderes Geschäftsmodell richtet sich an die Bezahltechnologie der OnlineHändler. Das US-amerikanische Fintech-Unternehmen Stripe bietet Programmierschnittstellen an, mit denen es Online-Händlern vereinfacht wird, Zahlungen entgegenzunehmen. Stripe ist derzeit in 25 Ländern aktiv, darunter auch in europäischen Ländern wie Deutschland und nimmt Zahlungen aus über 100 verschiedenen Ländern entgegen. Kunden in diesen Ländern können mit ihrer lokalen Währung, Bitcoin oder ihren eigenen Bezahldiensten wie dem chinesischen Alipay bezahlen. Stripe führt die Währungsumrechnung automatisch durch, wodurch das Einkaufen unproblematisch durchgeführt werden soll. Des Weiteren bietet Stripe die Möglichkeit an, Daten in Echtzeit in das ERP-System des Online-Händlers zu übertragen.[25]
Factoring
Auch im Bereich des Factorings sind Fintech-Unternehmen tätig. Das Stockholmer Unternehmen Klarna bietet Online-Händlern die Möglichkeit, ihren Kunden den Rechnungskauf anzubieten, ohne das dazugehörige Risiko des Zahlungsausfalls. Klarna übernimmt die Risiken und prüft die Bonität des Käufers sowie die Plausibilität der Bestellung.[26] Wie im Factoring üblich, übernimmt Klarna die Forderung des Online-Händlers und dadurch auch das Risiko. Der Online-Händler erhält den Kaufbetrag nach Abzug einer Gebühr.
Überweisungen
Ein Fintech-Unternehmen, dass sich auf internationale Überweisungen spezialisiert hat, ist Transferwise aus London. Transferwise will dabei eine kostengünstige Alternative zu internationalen Banküberweisungen sein, indem es die (nach eigenen Angaben) versteckten Kosten im Spread zwischen Brief- und Geldkurs der Banken entfallen lässt. Transferwise wirbt damit, neben günstigen Gebühren, auch den Devisenmittelkurs zu verwenden.[27] Transferwise spart Kosten, in dem es Überweisungen aus verschiedenen Ländern miteinander abgleicht. Wenn also eine Person aus Deutschland in die Vereinigten Staaten Geld überweisen möchte und eine andere Person in Deutschland eine Überweisung aus den Vereinigten Staaten erwartet, entfällt für Transferwise die internationale Transaktion und die Beträge werden innerhalb des jeweiligen Landes verbucht.[28]
2.3.5 Institutioneile Dienstleistungen Datenanalyse
Fintech-Unternehmen richten sich mit ihren Produkten auch an Finanzdienstleister oder Unternehmen. Dabei nutzen sie Technologien, um Arbeitsprozesse zu automatisieren oder zu vereinfachen. Ein Unternehmen aus diesem Bereich ist das US-amerikanische Kensho. Das 2013 gegründete Unternehmen bietet ein Programm zur Analyse von Finanzmarktdaten an. Es soll Nutzern ermöglichen, in englischer Sprache gestellte Fragen zum Finanzmarkt zu beantworten. Dafür durchsucht Kensho’s Programm automatisch mehrere Quellen und zeigt Zusammenhänge. Neben Finanzmarktzahlen analysiert das Programm auch Geschäftsberichte und amtliche Veröffentlichungen zu ökonomischen Kennzahlen. Das Ziel von Kensho ist, Aufgaben der Finanzanalysten zu automatisieren.
[...]
[1] (vgl. CB Insights, 2015)
[2] (vgl. Hochstein, 2015)
[3] (vgl. Arner, Barberis, & Buckley, 2015, S. 6-8)
[4] (vgl. SWIFT, kein Datum)
[5] (vgl. Arner, Barberis, & Buckley, 2015, S. 10-11)
[6] (vgl.CBInsights, 2014)
[7] (vgl. Wardrop, Zhang, Rau, & Gray, 2015, S. 17)
[8] (vgl. Wardrop, Zhang, Rau, & Gray, 2015, S. 17-18)
[9] (vgl. CréditAgricole Consumer Finance, kein Datum)
[10] (vgl. Auxmoney, kein Datum)
[11] (vgl. ebenda)
[12] (vgl. Wardrop, Zhang, Rau, & Gray, 2015, S. 18-19)
[13] (vgl. Deutsche Bundesbank, kein Datum)
[14] (vgl. OnDeck, kein Datum)
[15] (vgl. Wardrop, Zhang, Rau, & Gray, 2015, S. 18)
[16] (vgl. Wardrop, Zhang, Rau, & Gray, 2015, S. 18)
[17] (vgl. Chapman, 2016)
[18] (vgl. Crowdcube, kein Datum)
[19] (vgl. Seedmatch, kein Datum)
[20] (vgl. Dillet, 2016)
[21] (vgl. Betterment, kein Datum)
[22] (vgl. Burns, 2015)
[23] (vgl. Constine, 2015)
[24] (vgl. Lerner, 2013)
[25] (vgl. Stripe, kein Datum)
[26] (vgl. Loizos, 2015)
[27] (vgl. Transferwise, kein Datum)
[28] (vgl. Chernova, 2016)