Literatur als System
– zur Methodik einer systemtheoretisch orientierten Literaturwissenschaft
1. Einleitung
Die germanistische Literaturwissenschaft ist heute, anders als zur Zeit ihrer Anfänge, gekennzeichnet durch einen kaum zu überschauenden Methodenpluralismus. Dabei wird alle paar Jahre ein neuer methodologischer Ansatz ausgerufen wobei vorgegeben wird, diese ‚neue’ Methode würde das Vorgehen in der Wissenschaft und gleichzeitig deren Inhalte revolutionieren. Einige Wissenschaftler schließen sich dann in ihren Arbeiten an, andere versuchen traditionalistisch zu bleiben oder entwickeln ältere Methoden weiter. So kommt es zu einem vielfältigen Nebeneinander verschiedenster Methoden der Literaturwissenschaft. Die in dieser Arbeit knapp dargestellte Methode ist die systemtheoretisch orientierte Literaturwissenschaft nach dem Vorbild von Niklas Luhmann. Luhmanns Theorie sozialer Systeme zählt zu den in den letzten Jahren am meisten beachteten Theorien, da ihre Anhänger glauben, die Systemtheorie breche völlig mit den traditionellen germanistischen Auffassungen von Wissenschaft als hermeneutischer Textwissenschaft und sei neu in dem Anspruch einer umfassenden, interdisziplinären Sozialwissenschaft. Ähnlich wie in der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, von der sich Luhmann jedoch klar distanzieren möchte, soll hier das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft näher betrachtet werden.(1)
Ziel dieser Arbeit ist es, im nächsten Kapitel die historische Einordnung der Methode vorzunehmen und den philosophiegeschichtlichen Kontext kurz darzustellen. Dazu wird die Handlungstheorie Talcot Parsons beschrieben, um sie anschließend mit der Systemtheorie Luhmanns in Verbindung zu setzen. Im weiteren Verlauf soll ein Kapitel über die Grundlagen der Systemtheorie die wichtigsten Begrifflichkeiten und Konzepte darstellen, mit denen die Methode arbeitet. Das folgende Kapitel soll dazu dienen aufzuzeigen, wie diese allgemein-theoretischen Konzepte in der Literaturwissenschaft verwendet werden können. Weiterhin soll dieses Kapitel den Stil-Begriff Luhmanns und damit seine Sichtweise auf die Kunst erläutern. Im Schlusskapitel werden [...]
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(1)vgl. Sill, Oliver: Literatur in der funktional differenzierten Gesellschaft. Systemtheoretische Perspektiven auf ein komplexes Phänomen. Wiesbaden 2001, S.11f.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Einordnung und philosophiegeschichtlicher Kontext
- Zentrale Begrifflichkeiten und Konzepte der Systemtheorie
- Systemtheorie in der Literaturwissenschaft – Luhmanns Stil – Begriff
- Vorteile und Grenzen einer systemtheoretischen Literaturwissenschaft
- Anhang: Literatursoziologie
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der systemtheoretisch orientierten Literaturwissenschaft nach dem Vorbild von Niklas Luhmann. Sie strebt danach, die Methodik dieses Ansatzes darzustellen und seine Vorteile und Grenzen aufzuzeigen. Dabei wird die Systemtheorie in den Kontext der hermeneutischen Textwissenschaft und der Kritischen Theorie eingeordnet.
- Historische Einordnung und philosophiegeschichtlicher Kontext der Systemtheorie
- Zentrale Begrifflichkeiten und Konzepte der Systemtheorie
- Anwendung der Systemtheorie in der Literaturwissenschaft
- Luhmanns Stilbegriff und seine Sicht auf Kunst
- Vorteile und Grenzen einer systemtheoretischen Literaturwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung erläutert die aktuelle methodische Vielfalt in der germanistischen Literaturwissenschaft und stellt die systemtheoretisch orientierte Literaturwissenschaft als einen neuen Ansatz vor.
- Historische Einordnung und philosophiegeschichtlicher Kontext: Dieses Kapitel beschreibt die Handlungstheorie, insbesondere den Ansatz von Talcott Parsons, und setzt sie in Relation zur Systemtheorie Luhmanns.
- Zentrale Begrifflichkeiten und Konzepte der Systemtheorie: Hier werden die wichtigsten Grundbegriffe und Konzepte der Systemtheorie Luhmanns vorgestellt, darunter die funktionale Differenzierung und die Unterscheidung von Handlungs- und Systemtheorie.
- Systemtheorie in der Literaturwissenschaft – Luhmanns Stil – Begriff: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Anwendung der Systemtheorie in der Literaturwissenschaft und erläutert Luhmanns Stilbegriff sowie seine Sicht auf Kunst.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind Systemtheorie, Niklas Luhmann, Literaturwissenschaft, funktionale Differenzierung, Handlungstheorie, Talcott Parsons, Stilbegriff, Kunst, hermeneutische Textwissenschaft, Kritische Theorie, Gesellschaft, Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Marcel Funken (Autor:in), 2004, Literatur als System - zur Methodik einer systemtheoretisch orientierten Literaturwissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34235