Umgang mit Stereotypen im DaF-Unterricht

mit dem Lehrwerk "Studienweg Deutsch"


Hausarbeit, 2013

15 Seiten, Note: 13


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Theoretische Grundlagen
2.1 Beschaffenheit des Stereotyps
2.2 Kategorisierung von Stereotypen
2.3 Sensibilisierung und Relativierung der Stereotype
2.3.1 Reflexion
2.3.2 Konkretisierung und Differenzierung
2.3.3 Gleichberechtigung
2.3.4 Dynamisierung

3 Selbst entworfene Übungsbeispiele
3.1 Was für ein Mensch ist Xu Miao?
3.2 Pünktlichkeit zählt zu den typischen deutschen Tugenden
3.3 Stereotype versus Stereotype

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Bei der Stereotypenbildung spielen ohne Zweifel Fremdsprachenlehr- und -lernmittel eine entscheidende Rolle.“1 Für chinesische Germanistikstudenten, die im Grundstudium hauptsächlich außerhalb von D-A-CH-Ländern studieren, sind Lehrwerke für die Wahrnehmung der Kultur der deutschsprachigen Länder unersetzbar. Selbstverständlich werden die chinesischen Deutsch-Lehrwerke auch mit Stereotypen konfrontiert. In der vorliegenden Hausarbeit wird der Umgang mit Stereotypen in einem chinesischen DeutschLehrwerk Studienweg Deutsch fokussiert.

Die Hausarbeit besteht aus einem theoretischen und einem praxisbezogenen Teil. Im theoretischen Teil wird versucht, durch die Fülle an Literatur einen Überblick über den Begriff „Stereotyp“ zu geben. Die Definitionen, die Kategorisierung der Stereotype sowie der Umgang mit Stereotypen im interkulturellen Lernprozess werden erläutert.

Daher werden im praxisbezogenen Teil einige selbst entworfene Übungen dargestellt. Ziel dieser ist es, bei den Lernenden eine richtige Einstellung gegenüber Stereotypen zu bilden. Anhand der Texte aus einem chinesischen Deutsch-Lehrwerk und der Übungen sollen die Lernenden die positiven und negativen Auswirkungen der Stereotype kennenlernen und bei der Anwendung von Stereotypen deren Gültigkeit bewusst erkennen.

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Beschaffenheit des Stereotyps

Das Wort „Stereotyp“ stammt aus den griechischen Wörtern „stereos“ (starr, fest) sowie „typos“ (Gestalt) und wird seit dem 18. von der französischen Druckbranche verwendet. „Stéréotype“ bedeutet auf Französisch ein Verfahren zur Vervielfältigung von Hochdruckformen.2 Im 20. Jahrhundert wurde die übertragene Bedeutung des Stereotyps (vereinfachendes, verallgemeinerndes, stereotypes Urteil3 ) in verschiedenen Fächern erforscht.

Das Konzept des Stereotyps wurde im Jahr 1922 von dem amerikanische Journalist Walter Lippmann aus der Pressetechnik in die Psychologie eingeführt.4 Lippmann beschreibt in seiner Literatur Stereotyp als Differenz zwischen „Bildern in unserem Kopf“ und „Realität in einer Umwelt“.5

In der Folgezeit erschien Stereotyp in der Soziologie, Politologie, Psychologie, Ethnologie, Geschichte, Literaturwissenschaft, Didaktik und Linguistik als Untersuchungsgegenstand.6 Eine Vielzahl von Definitionen wurde vorgelegt. Quasthoff definiert Stereotyp im Jahr 1989 als „der verbale Ausdruck einer auf soziale Gruppen oder einzelne Personen als deren Mitglieder gerichteten Überzeugung” definiert. In ihrer sprachwissenschaftlich orientierten Definition bedeutet Stereotyp die logische Form eines Urteils, das in ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise mit emotional wertender Tendenz einer Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu oder abspricht.7

Löschmann hat im Text „ Stereotype, Stereotype und kein Ende “ die Entstehung der Stereotype erklärt. Laut ihm entstehen Stereotype meistens nicht auf induktivem Wege und auf der Grundlage auswertbarer Materialsammlungen, sondern eher auf Generalisierung, verzerrten Urteilen, unlogischen Bezeichnungen, groben Vereinfachungen, Übertriebenheiten, Gerüchten, unreflektiertem Weitergeben von Urteilen, Weitererzählen von Anekdoten, Witzen u.a.m.8

2.2 Kategorisierung von Stereotypen

Stereotype lassen sich in verschiedene Kategorien einordnen, z.B. nach dem Betrachtungsstandpunkt, nach dem Gruppenbereich, nach der Eigenschaft der Zielgruppen etc. Nach dem Betrachtungsstandpunkt unterscheiden sich Heterostereotype von Autostereotypen. Ein Heterostereotyp, auch als Fremdbild bezeichnet, ist die Ansicht, die man über die fremde Gruppe hat. Der Autostereotyp (Eigenbild) spiegelt die Überzeugung, die man über die eigene Gruppe besitzt, wider.9 Laut Hoffmann (2008) stehen Autostereotype und Heterostereotype in einem bestimmten Verhältnis zueinander. „Das Autostereotyp setzt sich immer vom Heterostereotyp ab, dem Heterostereotyp wird immer das Autostereotyp gegenübergestellt.“10 Im Heterostereotype „Die Menschen im Land B sind unpünktlich und unehrlich.“ sei bereits das Autostereotyp „Wir (im Land A) sind pünktlich und ehrlich.“ enthalten. Anders gesagt werde das Autostereotyp auf einer indirekten Weise formuliert. Die potenzielle Formulierung werde auch von der Ähnlichkeit von Heterostereotypen, die verschiedene Gruppen betreffen, bewiesen. Das Autostereotyp „ Wir (im Land A) sind pünktlich und ehrlich.“ könne dazu führen, dass die Menschen in den Ländern B, C und D mit ähnlichen Merkmalen abgestempelt werden, nämlich „Sie sind in unterschiedlichem Maße unpünktlich und unehrlich.“ Wenn man Heterostereotype ausdrücke, könnte man seine Autostereotype gleichzeitig verraten.11

Die Stereotype lassen sich auch dadurch kategorisieren, aus welchem Gruppenbereich sie stammen. Die Tabelle 1 stellt die am häufigsten untersuchten Kategorien dar.

Tabelle 1: Klassifizierung der Stereotype nach Gruppenbereich12

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Des Weiteren können die Eigenschaften der Zielgruppen einen Aspekt zur Klassifizierung bilden. Ein Stereotyp lässt sich als positiv (Skandinavier sind ehrlich), neutral (Japaner sind klein) und negativ (Ausländer sind kriminell) deuten.13

2.3 Sensibilisierung und Relativierung der Stereotype

Stereotype bringen nicht bloß Nachteile mit sich. „Sozialpsychologisch gesprochen sind Stereotype gar nichts Negatives, sondern eine Art Muster, das uns hilft, Dinge schnell zu erfassen und zu kategorisieren.“14 Z.B. können Stereotype den Lernenden, die außerhalb der Zielspracheländer sind, eine erste Orientierungshilfe in der Zielkultur geben. Eine absolute Destereotypisierung eines Lehrwerks ist unrealisierbar und unratsam. Dennoch ist die Sensibilisierung für stereotype Darstellungen und die Relativierung der bereits bestehenden Stereotype beim interkulturellen Lernen von großer Bedeutung.15

Stereotype sind durch folgende Prozesse zu relativieren: Reflexion, Konkretisierung und Differenzierung, Gleichberechtigung und Dynamisierung.

2.3.1 Reflexion

„Für den interkulturellen Lernprozess gilt: Stereotype können nicht einfach abgebaut bzw. ihre Entstehung kann nicht vermieden werden. Das Ziel ist vielmehr, sich ihre Funktions- und Wirkungsweise zu vergegenwärtigen und bewusster damit umzugehen.“16 Lehrwerke sollen Stereotypen nicht ausweichen, sondern die Lernenden mit Stereotypen konfrontieren. Im Lehrwerk sollten Stereotype thematisiert und sich mit ihnen auseinandergesetzt werden. Übungen, die die Sensibilisierung für Stereotype fördern, sollten den Lernenden zur Verfügung gestellt werden. Die Lernenden sollten Gelegenheit haben, eigene Gedanken über Stereotype zum Ausdruck zu bringen.

[...]


1 Löschmann, 1998, S. 11.

2 Vgl. Veith, 2005, S. 40 und Ramke, 1998, S. 6.

3 http://www.duden.de/rechtschreibung/stereotyp. (letzter Zugriff: 10.03.2012)

4 Vgl. Wowro, 2010, S. 305.

5 Vgl. Löschmann, 1998, S. 13.

6 Vgl. Wowro, 2010, S. 304.

7 Vgl. Quasthoff, 1989, S. 39.

8 Vgl. Löschmann, 1998, S. 14.

9 Vgl. Ramke, 1998, S. 17.

10 Hoffmann, 2008, S. XVI.

11 Vgl. Hoffmann, 2008, S. XVI.

12 Vgl. Kulbe, 2009, S. 113 f.

13 Vgl. Benkhoff, 1998, S. 60.

14 Biechele, 2006, S. 79.

15 Vgl. Wolfgang, 2002, S. 170.

16 Biechele, 2006, S. 80.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Umgang mit Stereotypen im DaF-Unterricht
Untertitel
mit dem Lehrwerk "Studienweg Deutsch"
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Germanistische Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
Didaktik der Landeskunde
Note
13
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V342467
ISBN (eBook)
9783668325388
ISBN (Buch)
9783668325395
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
DaF, Studienweg Deutsch, Deutsch als Fremdsprache, Stereotypen, Lernprozess
Arbeit zitieren
Yunshuo Yang (Autor:in), 2013, Umgang mit Stereotypen im DaF-Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342467

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