Leseprobe
Inhalt
1. Ziele
1.1 Lehrplanbezug
1.1.1 Beten mit Herz, Mund und Händen
1.2 Stundenziel
1.3 Feinziele
2. Sequenzschilderung
3. Sachstruktur
4. Schülersituation
5. Inhaltlicher Schwerpunkt
6. Geplanter Unterrichtsverlauf
Einstimmung
Motivation
Begegnung
Erarbeitung
Vertiefung
Reflexion
Gemeinschaftsarbeit
7. Anhang
Didaktische Analyse
1. Ziele
1.1 Lehrplanbezug
Die Unterrichtseinheit lässt sich im Lehrplan dem Punkt 2.1 „Auf vielfältige Weise beten“ zuordnen. Durch verschiedene Gebete und Gebetsformen sollen die Kinder darauf aufmerksam werden, dass Menschen auf vielfältige Weisen ihre Gedanken und Gefühle vor Gott zum Ausdruck bringen. Außerdem sollen sie für die vertrauensvolle Grundhaltung des Betens sensibel werden und das Vaterunser als Gebet der Christen kennen lernen. Durch die Auseinandersetzung mit wesentlichen Gebetsaussagen, können die Kinder Zugänge zum Vaterunser finden. Die Schüler sollen zunehmend eigene Gebetsformen entwickeln und Gebetsformen anderer Menschen respektvoll begegnen.
1.1.1 Beten mit Herz, Mund und Händen
Menschen drücken im Gebet aus, was sie bewegt (z. B. Freude, Traurigkeit, Angst); Grundakte des Betens wie Loben und Danken, Klagen und Bitten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Stundenziel
Die Schüler sollen erkennen, dass die Menschen Gott um etwas bitten können.
1.3 Feinziele
Die Schüler sollen
- die Geschichte von Susi als Beispielgeschichte für jemanden verstehen, der Hoffnung bekommt, indem er sich an Gott wendet
- von eigenen traurigen Begebenheiten erzählen
- erkennen, wie sie selbst in solchen Situationen fühlen und was sie tun
- eigene Gebete formulieren, in denen sie Gott bitten
2. Sequenzschilderung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die vorliegende Unterrichtsstunde mit dem Thema „Lieber Gott, wir bitten dich“ gehört zu der Unterrichtssequenz „Auf vielfältige Weise beten“ und stellt innerhalb dieser Sequenz die 3. Unterrichtseinheit dar.
In der ersten Einheit „Stille suchen“ sollen die Kinder durch verschiedene Wahrnehmungsübungen Stille auf sich wirken lassen, um für spätere Gebetsformen einen Raum der Stille zu schaffen. In einer abschließenden Gestaltungsphase stellen die Kinder die Stille farblich dar.
In der zweiten Unterrichtseinheit „Lieber Gott, wir danken dir“ sollen sich die Schüler an schöne Erlebnisse mit ihrer Familie und ihren Freunden erinnern und Gott dafür danken. Sie begegnen verschiedenen Dankesgebeten. Durch diese angeregt schreiben die Schüler ihr eigenes Gebet.
Beim Thema „Lieber Gott, wir bitten dich“ lernen die Schüler eine Geschichte kennen, bei der es einem Kind nicht so gut geht. Sie berichten von ihren eigenen Erlebnissen und wissen, dass sie immer mit Gott reden dürfen. Die Kinder können ihn darum bitten, dass er sie beschützt oder ihn für andere Menschen bitten. Am Ende verfassen sie ihr eigenes Bittgebet und tragen es vor.
In der darauffolgenden Unterrichtseinheit „Vertrauen können und geliebt werden“ lernen die Kinder was Vertrauen bedeuten kann. Sie beschreiben Bilder, die Situationen aus ihrem Tageslauf zeigen. Danach zeichnen die Schüler eigene Situationen, in denen sie besonders auf Mutter und Vater angewiesen sind. Bei der Bildbetrachtung von „Mutter und Kind“ erspüren die Kinder das Vertrauen der beiden Personen. Die Schüler wissen, dass auch Gott sich um sie kümmert wie ein guter Vater oder eine gute Mutter.
Die Stunde „Brot zum Leben haben“ zeigt den Kindern auf, dass viele Dinge zum Leben notwendig sind. Dazu zählen Wasser und Brot, aber auch Liebe und Rückhalt durch die Familie. Die Schüler dürfen dankbar sein, dass sie das haben, was sie unbedingt brauchen.
In der nächsten Unterrichtseinheit „Bewegtes Vaterunser“ werden die Informationen über lebensnotwendigen Dinge nochmals zusammen getragen. Die Kinder lernen nun das große Gebet der Christen kennen. Gemeinsam werden verschiedene Bewegungen für das Vaterunser gefunden.
In der Stunde „Unser tägliches Brot gib uns heute“ wird die Brotbitte weiter vertieft. Die Kinder sollen Gott weiterhin für das tägliche Brot bitten und ihm für seine reichlichen Gaben danken, obwohl für die Schüler das Essen und Trinken selbstverständlich ist.
Am Ende der Sequenz sollen die Schüler in der Stunde „Wie Menschen anderer Religionen beten“ Menschen anderer Kulturen mit Achtung und Ehrfurcht begegnen. Es werden Fotos von Muslime und Juden in ihrer Gebetshaltung betrachtet.
3. Sachstruktur
Das Gebet bzw. Beten ist eine zentrale Ausdrucksform des religiösen Lebens und somit unverzichtbar für das christliche Leben. Beim Beten tritt der Mensch in Kontakt zu Gott und sucht das Gespräch mit ihm, wobei beachtet werden muss, dass er dabei gleichzeitig mit sich selbst, mit der Welt und mit Gott Verbindung aufnimmt.
Man kann drei Grundarten des Gebets unterschieden:
1. Überlieferte Gebete: Hierzu zählen zum Beispiel das Vaterunser und auf katholischer Seite auch der Rosenkranz. Überlieferte Gebete bieten sich zum Beten in der Gemeinschaft an und können auch den Einstieg in das Gebet erleichtern.
2. Frei formulierte Gebete: Diese Gebetsform hat vor allem in persönlichen Gesprächen mit Gott ihren Platz, wird aber auch in Gebetsgruppen oder bei spontanen Anliegen in Gruppen angewendet.
3. Schweigendes Gebet: Hiermit ist eine Art der Meditation gemeint, bei der der Beter versucht, still vor Gott zu sein und sich so für das göttliche Geheimnis zu öffnen.
Das Gebet gilt als unmittelbare Aussprache mit Gott. In allen Religionen ist es als Urform des Kontakts mit Gott bekannt. In ihm kommen Dank, Lob, Klage und Bitte zum Ausdruck.
In der christlichen Gebetstradition unterscheidet man im Allgemeinen drei Gebetsarten: das Lob-, Dank- und Bittgebet.
Das Lobgebet preist Gottes Güte. Dabei weist der Betende selbstlos auf Gott. Im Dankgebet wird der großen Taten Gottes gedacht. Daran schließt sich der Dank für die weiteren in der Geschichte und auch im eigenen Leben erfahrenen Wohltaten an. Das Bittgebet ist das bekannteste und bei Kindern und Jugendlichen meist praktizierteste Gebet. „Lieber Gott, mach...!“ ist die klischeehafteste Formulierung. Das Bittgebet darf nicht so verstanden werden, als könne das Bittgebet Gottes Handeln beeinflussen. Der Mensch kann die Freiheit Gottes nicht bestimmen. Der Betende kann seine Bitte Gott nur vortragen und die Erhörung in Gottes Hand legen. Im Neuen Testament wird der Erfolg des Bittgebets vorbehaltlos verkündet: „Bittet, so wird euch gegeben...“ (Mt 7,7). Das Füreinanderbeten ist in diesem Zusammenhang ebenfalls von großer Bedeutung. Die Fürbitte nimmt andere Menschen bewusst ins Blickfeld und weitet das Blickfeld für die Gemeinde.
In der Bibel ist Beten als Alltags- und Festtagspraxis vorausgesetzt. Es wird gemeinsam gebetet (Gemeinde) und auch allein. Es gibt keine Vorschrift für eine einheitliche Gebetshaltung, daher gibt es eine Vielfalt von und eine Freiheit bei den Gestaltungsmöglichkeiten.
Für Schüler stellen sich beim Beten vor allem zwei Probleme: die Unsichtbarkeit Gottes und die Erhörungsgewissheit beim Bittgebet.
Die Unsichtbarkeit Gottes und die damit verbundene Frage, wie Gott zu uns spricht und ob er uns hört, kann mit folgenden Hinweisen „beantwortet“ werden: Gott „spricht“ zu uns durch die Schöpfung, durch die vielen Situationen, in denen wir stehen, durch das, was Jesus uns sagt, usw.
Das zweite Problem ist die Frage, ob Gott unsere Bitten erhört. Dabei stehen bei den Schülern zunächst durchaus selbstbezogene Wünsche im Vordergrund. Die Erfahrung, dass diese Bitten nicht erfüllt werden können, kann zur Enttäuschung und zu einem ersten Bruch in der Gottesbeziehung führen. Auch hier ist das Problem mit den Schülern behutsam anzugehen und zu diskutieren. Gott ist kein „Wunscherfüllergott“, kein Zauberer, der Bedingungen der Welt durchbricht. Der Lehrer wird dabei immer auch die Grenzen des kindlichen Gottesverständnisses ernstnehmen. Ziel kann sein: Wenn wir Gott um etwas bitten, unsere Wünsche und Ängste aussprechen, zeigen wir, dass wir auch in der Not auf ihn vertrauen. Er ist bei uns und hält uns in der Not, auch wenn diese sich nicht ändert. Durch das Bittgebet wird das Vertrauen auf Gott gestärkt. Gott ist da, was immer auch geschieht.
4. Schülersituation
Seit Beginn dieses Schuljahres unterrichte ich die Klasse 2 einer Grundschule im Fach Katholischer Religionslehre mit einer Doppelstunde in der Woche. Diese Klasse betreute ich bereits im 1. Schuljahr.
Von den insgesamt 26 Kinder nehmen 19 Schülerinnen und Schüler am kath. Religionsunterricht teil, 5 Kinder besuchen den evangelischen Religionsunterricht und 2 gehören dem islamischen Glauben an.
Die katholische Religionsklasse setzt sich aus 10 Jungen und 9 Mädchen zusammen. Sie sind zwischen 7 und 8 Jahren alt. Die Schüler sitzen an Zweiertischen. Vor der Tafel ist Platz für einen engen Stuhlkreis. Jedoch müssen dann die vorderen Tische zurückgeschoben werden. In dieser Stunde wird ein großer Stuhlkreis in der Mitte des Klassenzimmers gebildet.
Die Kinder können weitgehend die Klassenregeln (leise sein, melden, ruhig sitzen) befolgen. Einige Kinder haben jedoch noch große Schwierigkeiten damit. Deshalb müssen sie von der Lehrerin oft daran erinnert werden, sich an die Regeln der Klasse und des Schulalltags zu halten.
Während manche Kinder die Arbeitsaufträge gut verstehen und wissen, was zu tun ist, benötigen andere Kinder in der Regel die persönliche Zuwendung der Lehrerin, um Arbeitsaufträge erfolgreich umsetzen zu können. Einige haben noch Schwierigkeiten, eine Sache, wie z.B. das Ausschneiden und Anmalen von Arbeitsblättern, ordentlich zu gestalten.
In meinem Unterricht wirkte die Klasse auf mich sehr interessiert und auch wissbegierig. Jedoch schwankt das Leistungsniveau zwischen einigen besonders aufgeweckten und motivierten Schülerinnen und Schülern und einigen, die sich entweder im sozialen oder im leistungsbezogenen Bereich besonders auffällig verhalten.
[...]