Jeder Soziologiestudent wird in seinen ersten Semestern mit den grundlegenden Begriffen seines Faches vertraut gemacht. Die heutige moderne (oder postmoderene?) Gesellschaft kann auf eine lange Entwicklung zurückblicken. Stichworte wie Individualisierung, Differenzierung, Kultivierung, Rationalisierung, Geburtensteigerung, Wohlstandssteigerung, Ausdifferenzierung von Subsytemen mit spezifischen Eigenlogiken, Verschiebungen zwischen dem primären, sekundären und tertiären Sektor hin zur Informationsgesellschaft, ect. benennen Entwicklungsprozesse, die zur heutigen Gesellschaftsform geführt haben bzw. diese weiterhin verändern. Obwohl all diese Prozesse eng mit der Durchsetzung der kapitalistischen Geldwirtschaft verbunden sind, fand das Thema Geld in der Soziologie nur wenig systematische Beachtung1. Diese Arbeit soll hingegen zeigen, welches verborgene Potenzial eine soziologische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Geld birgt. Im Zentrum stehen dabei die Ausführungen von Karl Marx und Georg Simmel. Hierbei handelt es sich bekanntlich um zwei „Klassiker“ der Soziologie, deren Einsichten allerdings schon über hundert Jahre zurück liegen. Warum also so weit zurückgehen?
Für ein Verständnis der heutigen komplexen Verhältnisse der Geldwirtschaft läge es näher, auf zeitnähere Theorien zurückzugreifen, wie etwa die systemtheoretischen Ansätze von Talcot Parsons, Jürgen Habermas oder Niklas Luhmann. Wie Christoph Deutschmann zeigt, bieten die Klassiker jedoch einige Vorteile. Zur Zeit von Marx und Simmel war die Soziologie erst noch auf dem Weg, sich als eigenständige Disziplin zu etablieren. Soziologie und Ökonomie waren noch nicht getrennt, was sich auch daran zeigt, dass Karl Marx seinem Hauptwerk Das Kapital den Untertitel Kritik der politischen Ökonomie gab. Politische Ökonomie bedeutete damals noch, dass die Wirtschaft in ihren gesellschaftlichen und politischen Bezügen untersucht wird (Deutschmann 1999, S.37). Die Profilierung der Soziologie als Wissenschaft erfolgte dann in klarer Abgrenzung von der Ökonomie (ebd. S.35), was weitreichende Folgen für die Behandlung des Themas Geld hatte, denn dieses fiel nun primär in den Kompetenzbereich der Ökonomie (ebd. S.39). Analog zum ökonomischen Verständnis von Geld als Tausch- bzw. Wertaufbewahrungsmittel behandeln die systemtheoretischen Ansätze 2 von Parsons, Habermas und Luhmann Geld als symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Karl Marx oder die Philosophie des Kapitals
- Das bewusste Sein
- Die abstrakte Vergesellschaftung durch Arbeit im Kapitalismus
- Geld oder das Kommunikationsmedium der Waren
- Mehrwert, Zins und das Kapital
- Die Entfremdung
- Fazit
- Der Fetischcharakter der Moderne
- Georg Simmel – oder das Kapital des Geldes
- Warum eine „Philosophie“ des Geldes?
- Der wertend-rationale Mensch
- Das Geld als Tauschmittel und Symbol
- Das Geld in den Zweckreihen
- Individualisierung ohne Sinn?
- Der Angriff auf die Würde des Menschen
- Das Geld und das Weltbild
- Geld und Liebe
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der soziologischen Analyse des Geldes und untersucht die Rolle des Geldes in den Beziehungen von Menschen untereinander, insbesondere im Kontext der kapitalistischen Gesellschaft. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Theorien von Karl Marx und Georg Simmel, zwei klassischen Soziologen, die wichtige Erkenntnisse über das Wesen und die Folgen des Geldes lieferten.
- Die philosophischen Grundlagen des Kapitalismus und die Rolle des Geldes
- Die Vergesellschaftung durch Arbeit und die Entfremdung im Kapitalismus
- Die Bedeutung des Geldes als Tauschmittel und Symbol in der Gesellschaft
- Der Einfluss des Geldes auf die Individualisierung und die menschliche Würde
- Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Geld, Gesellschaft und Wirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Vorwort
Das Vorwort stellt den theoretischen Rahmen der Arbeit dar und erläutert die Motivation für eine soziologische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Geld. Es wird hervorgehoben, dass die Soziologie lange Zeit das Thema Geld vernachlässigt hat und dass die Theorien von Marx und Simmel ein wichtiges Potenzial für ein tieferes Verständnis der komplexen Verhältnisse der Geldwirtschaft bieten.
Kapitel 2: Karl Marx - oder die Philosophie des Kapitals
Dieses Kapitel analysiert Marx' philosophische Grundlegung des Kapitalismus und die Rolle des Geldes in diesem System. Es werden die Konzepte der abstrakten Vergesellschaftung durch Arbeit, des Mehrwerts und der Entfremdung beleuchtet.
Kapitel 3: Georg Simmel – oder das Kapital des Geldes
Das Kapitel befasst sich mit Simmels Theorie des Geldes und untersucht dessen Einfluss auf die Individualisierung, die menschliche Würde und das Weltbild. Es beleuchtet die Bedeutung des Geldes als Tauschmittel und Symbol und seine Rolle in verschiedenen Zweckreihen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen und Konzepte der Soziologie des Geldes, insbesondere auf die Werke von Karl Marx und Georg Simmel. Wichtige Schlüsselwörter sind: Kapitalismus, Arbeit, Entfremdung, Geld, Tauschmittel, Symbol, Individualisierung, Gesellschaft, Wirtschaft, Soziologie, Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Stefan Dettl (Autor:in), 2004, Das Kapital des Geldes - Die Philosophie des Kapitals. Zur Soziologie des Geldes bei Karl Marx und Georg Simmel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34275