In dieser Facharbeit im Fach Geschichte zum Thema „Eritrea: Ursachen und Folgen der Flüchtlingsbewegung“ gebe ich einen Einblick in die Ursachen für die Massenflucht aus dem Land und in die Folgen, die diese für das Land hat.
Ich habe dieses Thema gewählt, weil die riesige Masse an Flüchtlingen, die nach Europa kommt, momentan ein Thema ist, mit dem wir so gut wie jeden Tag auf jedem Nachrichtensender und in jeder Zeitung konfrontiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historische Entwicklung Eritreas
2.1 Europäische Kolonialisierung Eritreas
2.1.1 Eritrea als Kolonie unter italienischer Herrschaft
2.1.2 Eritrea als Kolonie unter englischer Herrschaft
2.2 Föderation zwischen Eritrea und Äthiopien
2.3 Eritreischer Unabhängigkeitskrieg
3 Situation in der Gegenwart
3.1 Republik unter Iseyas Afewerki und die Verfassung
3.2 Beziehung zu Äthiopien
3.3 Wirtschaftliche Situation des Landes
4 Gründe für die Massenflucht
4.1 Unbegrenzter Nationaldienst seit 1994
4.2 Presse- und Meinungsfreiheit
4.3 Religionsfreiheit
4.4 Gefängnisse in Eritrea
5 Bewegungsfreiheit innerhalb und außerhalb des Landes
6 Schwierigkeiten der Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa
7 Steuerzahlung von im Ausland lebenden Eritreern
8 Folgen für das Land
8.1 Gesellschaftliche Folgen
8.2 Wirtschaftliche Folgen
8.3 Politische Folgen für das Land
9 Schlussbetrachtung
10 Literatur- und Quellenverzeichnis
1 Einleitung
In dieser Facharbeit im Fach Geschichte zum Thema „Eritrea: Ursachen und Folgen der Flüchtlingsbewegung“ gebe ich einen Einblick in die Ursachen für die Massenflucht aus dem Land und in die Folgen, die diese für das Land hat.
Ich habe dieses Thema gewählt, weil die riesige Masse an Flüchtlingen, die nach Europa kommen, momentan ein Thema ist, mit dem wir so gut wie jeden Tag auf jedem Nachrichtensender und in jeder Zeitung konfrontiert werden. Die meisten Menschen sehen die Bilder von den Flüchtlingsmassen, und für sie ist es nur ein Haufen Leute, die halt irgendwo aus Afrika oder Asien kommen und vor dem (Bürger-)krieg fliehen.
Wenn man sich die Zahlen jedoch einmal genauer anschaut, dann stellt man fest, dass eine der größten Mengen an Flüchtlingen aus Eritrea kommt, einem Land am Roten Meer mit einer Fläche von 121.100 km² und 6,38 Millionen Einwohnen[1]. In Eritrea herrscht weder Krieg, noch gibt es dort eine Hungersnot, und auch sonst ist nicht viel darüber in den Medien zu hören.
„Knapp 360.000 Eritreer sind nach UNO-Angaben derzeit als Flüchtlinge in Europa registriert. Die meisten von ihnen in Schweden, Deutschland und der Schweiz.“[2]Insgesamt leben „etwa 1 Million Eritrea“[3]im Ausland.
Doch wovor fliehen die Eritreer? Warum nehmen so viele die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer auf sich, nur um in einem anderen Land ein neues Leben beginnen zu können?
Genau mit dieser Frage beschäftige ich mich in dieser Facharbeit. Ich bin dabei so vorgegangen, dass ich als erstes die jüngere historische Vergangenheit des Landes beleuchte, um ersichtlich zu machen, vor welchen Hintergründen die politische Situation der letzten Jahre zu erklären ist, anschließend bin ich auf die aktuelle Situation im Land eingegangen.
Nachdem ich diesen Rahmen, der für das Verständnis der folgenden Abschnitte unbedingt notwendig ist, gesetzt habe, gehe ich näher auf die einzelnen Ursachen und Umstände ein, die so viele Menschen in die Lage versetzt, keinen anderen Ausweg als die Flucht aus dem Land mehr zu sehen, und wie diese Flucht aussieht, bzw. welche Risiken und Konsequenzen sie birgt.
Und zuletzt gehe ich darauf ein, welche Folgen die Massenauswanderung für das Land hat, hier wieder bezogen auf die Aspekte der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.
Mein Ziel ist es, mit dieser Facharbeit die einzelnen Hintergründe und Ursachen für die Situation, zu erarbeiten und die Situation sowohl des Landes als auch der Flüchtlinge nachvollziehbar darzustellen.
2 Historische Entwicklung Eritreas
2.1 Europäische Kolonialisierung Eritreas
2.1.1 Eritrea als Kolonie unter italienischer Herrschaft
Die erste europäische Kolonie in Eritrea entstand 1882, als die Italiener die Bucht von Assab übernahmen und die Kolonie Assab gründeten. 1889 besetzten sie dann Asmara und gründeten am 1. Januar 1890 offiziell die Kolonie Eritrea. Die Tatsache, dass sie nun von einem gemeinsamen Herrscher regiert wurden, ließ zum ersten Mal ein gemeinsames Nationalbewusstsein unter den verschiedenen ethnischen Gruppen des Gebiets aufkommen. Unter der italienischen Herrschaft wurde die Infrastruktur des Landes weitläufig ausgebaut, doch die eritreische Bevölkerung war nichts weiter als Soldaten und billige Arbeitskräfte[4].
2.1.2 Eritrea als Kolonie unter englischer Herrschaft
Als Eritrea im zweiten Weltkrieg von Großbritannien angegriffen wurde, schlossen sich viele Eritreer den englischen Truppen an und wendeten sich gegen die Italiener, was dazu führte, dass die italienischen Truppen kapitulierten und Eritrea unter englische Herrschaft viel. Zu der Zeit hatte Eritrea den „bisweilen höchsten Entwicklungsstand erreicht“[5]. Nach Ende des zweiten Weltkriegs verlor Eritrea seine Bedeutung für Großbritannien und die Entwicklungsförderungen ließen nach, wodurch es zur wirtschaftlichen Rezession kam. Als über die Frage nach der Zukunft Eritreas diskutiert wurde, schlug Großbritannien vor, das Land zu teilen und den Westen und Nordwesten, der größtenteils muslimisch war, an Sudan zu geben, während das Hochland und die Küste, wo viele Christen lebten, mit Äthiopien verbunden werden sollte, da sie der Meinung waren, dass Eritrea als unabhängiger Staat politisch und wirtschaftlich langfristig nicht würde überleben können. Um ihren Vorstellungen noch mehr Gewicht zu verleihen, schürten die Briten die landesinternen Konflikte zwischen Muslimen und Christen, was es umso deutlicher machen sollte, das eine Teilung der sinnvollste Weg wäre. Außerdem hatten sie zuvor schon unzählige Industrie- und Infrastrukturanlagen verkauft oder in andere Kolonien transportiert.[6]
2.2 Föderation zwischen Eritrea und Äthiopien
Da sich die vier Großmächte nicht einig werden konnten, gab man die Entscheidung an die Vereinten Nationen ab. Diese entschieden sich im September 1952 für eine Föderation mit Äthiopien, sodass Eritrea zur „autonome[n] Einheit in Föderation mit Äthiopien unter der Souveränität der äthiopischen Krone“[7]wurde. Ziel des Föderationsvertrags war ein demokratischer Staat Eritrea mit eigener Verfassung und Mehrparteiensystem. Eritrea erhielt eine eigene Flagge und die am häufigsten gesprochenen Sprachen Tigrinya und Arabisch wurden zu den offiziellen Amtssprachen erklärt. Doch schon kurz nach Inkrafttreten des Föderationsvertrags kam es zu ersten Verletzungen der Vertragsvereinbarungen. Im Jahre 1956 gab es als neue Amtssprache Amharisch, die Landessprache Äthiopiens. In Schulen und öffentlichen Einrichtungen, wie Büros, wurde fortan diese Sprache gesprochen. Des Weiteren wurde Eritrea die eigene Flagge genommen und durch die äthiopische ersetzt. Außerdem galt ab diesem Zeitpunkt das äthiopische Gesetz. Doch damit nicht genug. 1960 geschah die „Umbenennung der eritreischen Regierung in die eritreische Verwaltung“[8]. Am 14. November 1962 wurde die Föderation offiziell aufgehoben. Dabei handelte es sich um einen Völkerrechtsbruch, da nur die Vereinten Nationen dazu berechtigt waren. Kein westliches Land ging gegen diesen Rechtsbruch vor, sodass die Dinge ungehindert ihren Lauf nahmen.
2.3 Eritreischer Unabhängigkeitskrieg
Es gab schon seit Beginn der Föderationsverletzungen Widerstand seitens der Eritreer. So reichten sie 1957 eine Beschwerde bei der UNO ein, die jedoch nicht auf Gehör stieß. 1958 kam es zu Demonstrationen und Streiks, die durch die äthiopische Regierung blutig niedergeschlagen wurden. Als alle friedlichen Maßnahmen keine Wirkung zeigten, gingen die Eritreer dazu über, bewaffneten Widerstand zu leisten, sodass 1977 bereits der größte Teil des Landes unter Kontrolle der Befreiungsbewegung EPLF (Eritrean People Liberation Front) stand. 1977 ging Äthiopien ein Bündnis mit der Sowjetunion ein und ließ sich mit modernsten Waffen und Panzern versorgen, wodurch sie „binnen kürzester Zeit zur stärksten Streitmacht Schwarzafrikas“[9]wurde und die EPLF zum „geordneten militärischen Rückzug“[10]in die Sahel-Region zwang, wo sie eine eigene, unabhängige Gesellschaft aufbaute. Es kam immer wieder zu Kämpfen mit der äthiopischen Armee, welche zunehmend unterlag. Bei jedem Gefecht erbeutete die EPLF Waffen, Vorräte, und manchmal sogar Panzer oder andere Fahrzeuge, die sie für den Einsatz im Gebirge umbauten und anschließend gegen die Äthiopier verwendeten. Im Februar 1982 kam es zur größten Militäraktion Äthiopiens gegen Eritrea, doch auch diese wurde mehr als erfolgreich von der EPLF zurückgeschlagen. Nach diesem Sieg gingen die Freiheitskämpfer erstmals dazu über, eigene militärische Offensiven zu starten. Der Höhepunkt war der Angriff auf die äthiopische Garnison in Afabet 1988, bei dem es den Kämpfern der EPLF gelang, die gegnerische Armee einzukesseln und zu besiegen. Das hatte zur Folge, dass sich die Äthiopier aus mehreren Städten zurückzogen und der EPLF so weiteres Feld überließen. Darauf folgte im Februar 1990 die Einnahme der Hafenstadt Massawa. Am 24. Mai 1991 kapitulierte die äthiopische Armee schließlich und übergab Asmara an die EPLF. Nach dem Ende des Krieges setzte die EPLF nicht die sofortige Unabhängigkeit Eritreas um, sondern stellte eine eigene Übergangs-Regierung und setzte ein zwei jähriges Referendum durch, in dem die Eritreer selber entscheiden sollten, wie die Zukunft des Landes aussehen soll. Nach zwei Jahren schließlich wurde vom 23. bis zum 25. April 1993 die Volksabstimmung über Eritreas Zukunft durchgeführt, in die sowohl die Einwohner Eritreas, als auch im Ausland lebende Eritreer einbezogen wurden. Das Wahlergebnis war eindeutig: 99,8% stimmten für die Unabhängigkeit Eritreas. Am 27. April 1993 wurde Eritrea zu einem unabhängigen Staat.[11]
3 Situation in der Gegenwart
3.1 Republik unter Iseyas Afewerki und die Verfassung
Die EPLF übernahm unmittelbar nach Erlangen der Unabhängigkeit die Macht und blieb die einzige regierende Partei. Der ehemalige Kämpfer der Sahel-Region Iseyas Afewerki wurde Präsident in Eritrea. Er wurde jedoch nicht vom Volk gewählt, sondern wurde als einer der ehemaligen Anführer der EPLF während des Unabhängigkeitskriegs auch Partei- und Staatschef im neuen Staat. Im Jahr 1994 wurde ein Gesetzt verabschiedet, nach dem jeder Eritreer im Alter von 18 bis 40 Jahren für 18 Monate im Nationaldienst arbeiten muss. Ziel des Nationaldienstes war es, Eritreas Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken. Afewerki berief ein Komitee ein, um eine Verfassung auszuarbeiten. Die Verfassung wurde im Jahr 1997 beendet und an Afewerki übergeben, trat jedoch niemals in Kraft. Damit ist Eritrea „weltweit das einzige Land ohne gültige Verfassung“[12]. Es gab in Eritrea noch nie Wahlen, obwohl immer wieder welche angekündigt wurden.
[...]
[1]vgl. EMW: Eritrea, Hamburg 2015, Vorderer Klappentext
[2]Spiegel Online: Bericht über Unrechtsregime: Uno wirft Eritrea „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor, 2015
[3]Wülser, Patrick: Paranoia und Pseudospitäler in Eritrea, in: Neue Züricher Zeitung, Asmara 2015
[4]vgl. Mein-Italien.info: Colonia Eritrea
[5]Habte, Mussie: Nationenbildung in einem multiethnischen Staat, Berlin 2012, 71
[6]vgl. , Mussie: Nationenbildung in einem multiethnischen Staat, Berlin 2012, 71-76
[7]Habte, Mussie: Nationenbildung in einem multiethnischen Staat, Berlin 2012, 78
[8]Habte, Mussie: Nationenbildung in einem multiethnischen Staat, Berlin 2012, 83
[9]Habte, Mussie: Nationenbildung in einem multiethnischen Staat, Berlin 2012, 98
[10]Habte, Mussie: Nationenbildung in einem multiethnischen Staat, Berlin 2012, 98
[11]vgl. Habte, Mussie: Nationenbildung in einem multiethnischen Staat, Berlin 2012, 99-101
[12]EMW: Eritrea, Hamburg 2015, 11
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