Berater haben es immer mehr mit Hilfesuchenden zu tun, die gestresst und ausgebrannt sind, und das Sinnhafte in ihrem Leben durch die Verflüchtigung der stabilen Verhältnisse nicht mehr erkennen.
Der spürbare Leistungsdruck in Unternehmen oder im Sport führt dazu, dass Menschen vermehrt unter psychischen oder physischen Beschwerden leiden und in der Bewältigung ihrer Aufgaben zu versagen glauben. Der Druck wird verstärkt durch das allgemein bestehende Vorurteil, dass psychosomatische Erkrankungen als persönliche Schwäche des Betroffenen zu werten und seine Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit dadurch stark eingeschränkt sind. Leistungsfähigkeit schließlich ist der Bewertungsfaktor, der über Anerkennung oder Ablehnung oder auch Sein oder Nichtsein im Beruf entscheidet.
Ausgelöst durch diesen Druck, der auf ihren Klienten lastet, sehen sich Berater aber auch immer häufiger der Aufgabe gegenüber, Ihren Klienten umgehend zu helfen, damit diese „Schwächen“ (wie psychische oder physische Störungen) behoben bzw. in ihrem privaten und/oder beruflichem Umfeld gar nicht erst bemerkt werden.
Davon ausgehend, dass sich die Gesellschaft nach Rosa zunehmend beschleunigt, also deren Institutionen, Organisationen, Ökonomie, die Arbeitswelt etc., aber eben auch Individuen – mit welchen Problematiken, Bedürfnissen und Anforderungen müsste Beratung verstärkt umgehen?
Und welche Gefahren könnten sich für Beratungsprozesse ergeben, wenn sie zeitlich immer stärker gestrafft würden?
Wie attraktiv wäre hierbei noch der systemische Gedanke, wenn hierarchische Fachberatungen und Trainings mit klaren Handlungs- und Verhaltensanweisungen doch zu einer Zeitersparnis für Menschen führen sollten?
Andersherum gefragt: Wie kann systemische Beratung auf den Druck der Beschleunigung reagieren und was gibt es argumentativ anzuführen für eine systemische Haltung in der Kommunikation?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung - systemische Beratung bei gesteigertem Lebenstempo
- 2. Ziel und Fragestellung dieser Arbeit
- 3. Herangehensweise zur Beantwortung der Forschungsfrage
- 4. Definitionen und Theoriegrundlage/ Methodologie
- 4.1 Ausschnitte aus Theorien zu systemischer Beratung
- 4.1.1 Der (radikale/ operative) Konstruktivismus
- 4.1.2 Kybernetik und Kybernetik zweiter Ordnung
- 4.1.3 Die neuere Systemtheorie (nach Niklas Luhmann)
- 4.2 Beschleunigung und Entfremdung nach Harmut Rosa
- 4.1 Ausschnitte aus Theorien zu systemischer Beratung
- 5. Zeitmangel der zu Beratenden und des Beraters - Motivationen und Wünsche
- 6. Geschwindigkeitsbremsen und -grenzen in der systemischen Beratung: Risiken
- 7. Beschleunigung systemischer Beratung: Chancen?
- 8. Resonanz und Entfremdung im Ungleichgewicht - Rückschlüsse auf die Anschlussfähigkeit
- 8.1 Resonanz
- 8.2 Entfremdung
- 8.3 Resonanz, Entfremdung und Beschleunigung
- 9. Resonanz um jeden Preis?
- 10. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Chancen und Risiken systemischer Beratung im pädagogischen Kontext vor dem Hintergrund einer sich beschleunigenden Gesellschaft. Der Fokus liegt auf der Analyse der Auswirkungen von Zeitdruck und erhöhtem Lebenstempo auf die Beratungspraxis. Ziel ist es, die Herausforderungen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich aus der Interaktion von systemischer Beratung und Beschleunigung ergeben.
- Einfluss von Beschleunigung auf die Lebenswelt von Ratsuchenden und Beratern
- Analyse der Chancen und Risiken systemischer Beratung im Kontext von Zeitknappheit
- Bedeutung von Resonanz und Entfremdung in der Beratungspraxis
- Ethische und praktische Implikationen von beschleunigter Beratung
- Entwicklung von Strategien für eine gelingende systemische Beratung in einer beschleunigten Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema systemische Beratung im Kontext von beschleunigtem Lebenstempo ein. Kapitel 2 definiert Ziel und Fragestellung der Arbeit. Kapitel 3 erläutert die Herangehensweise zur Beantwortung der Forschungsfrage. In Kapitel 4 werden zentrale theoretische Grundlagen der systemischen Beratung sowie der Beschleunigungstheorie nach Harmut Rosa vorgestellt. Kapitel 5 analysiert den Zeitmangel von Ratsuchenden und Beratern. Kapitel 6 beleuchtet die Risiken von Beschleunigung in der systemischen Beratung. Kapitel 7 untersucht die Chancen, die sich aus der Beschleunigung von Beratungsprozessen ergeben. Kapitel 8 betrachtet die Bedeutung von Resonanz und Entfremdung im Zusammenhang mit Beschleunigung. Kapitel 9 diskutiert kritisch die Frage, ob Resonanz um jeden Preis erstrebenswert ist.
Schlüsselwörter
Systemische Beratung, Beschleunigung, Lebenstempo, Zeitmangel, Resonanz, Entfremdung, Pädagogischer Kontext, Zeitdruck, Herausforderungen, Chancen, Risiken, Konstruktivismus, Kybernetik, Systemtheorie, Hartmut Rosa.
- Arbeit zitieren
- Arne Schulz (Autor:in), 2016, Wie schnell kann es gehen? Chancen und Risiken für systemische Beratung im pädagogischen Kontext in der sich beschleunigenden Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342888