In dieser Arbeit soll das technische Medium der Druckgraphik und dessen Folgen für Raffael und sein unmittelbares Umfeld im Zeitalter der Hochrenaissance genauer untersucht und beleuchtet werden. Dabei soll zudem eine Einordnung der Reproduzenten der Werke Raffaels und vor allem die dabei anfallende Rolle des Marcantonio Raimondi im kontemporären Geschehen, sowie dessen Beziehungen zum deutschen Maler und Graphiker Albrecht Dürers erfolgen.
Abschließend soll der gewagten These, ob Raffael ein erster Vorgänger Andy Warhols – im Sinne eines professionellen „Kunstproduzenten“ – sein könnte, nachgegangen werden. Hierzu sollen Beziehungen und Arbeitsweisen der genannten Personen, sowie deren Rolle am damaligen „Kunstmarkt“, nach Methoden sozialhistorischer Gesichtspunkte erörtert, untersucht und unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsgegenstandes aufgezeigt werden.
Der Künstler Raffaello Santi da Urbino (1483-1520), kurz Raffael, gehörte zu den Hauptmeistern der italienischen Hochrenaissance und erlangte noch zu Lebzeiten großen Ruhm und Anerkennung. Eben dieser Ruhm ist nicht ausschließlich auf seine zahlreichen Werke oder seine herausragende Tätigkeit als Hofmaler des Papstes Julius II. zurückzuführen, sondern auch ein Verdienst seiner progressiven Haltung gegenüber der Herstellung und dem Vertrieb von Reproduktionsgraphiken. Als einer der ersten Künstler überhaupt nutzte er das zeitgenössische Medium der Druckgraphik auf äußerst professionelle Weise, um sowohl seine Popularität, als auch seinen Gewinn, zu maximieren, was nicht zuletzt auch in einem unmittelbaren Bezug zueinander stand. Als einer der wenigen kulturschaffenden Persönlichkeiten des Cinquecento erkannte Raffael das große wirtschaftliche Potential dieser Technik, verwendete sie und wurde somit zu einem Vorreiter der modernen Kunstreproduktion, die sich im Verlaufe der nächsten Jahrhunderte stets weiterentwickeln und sogar zu einer eigenen Kunstgattung ausbilden sollte. Diese Graphiken stellte er jedoch nicht selbst her, sondern schloss kooperative Vereinbarungen mit Künstlern die das Medium exzellent beherrschten, was im Jahre 1510 gar in der Gründung einer eigenen Kupferstecherwerkstatt gipfelte. Eine besonders herausragende Stellung nahm dabei Marcantonio Raimondi ein, der sich zu Studienzwecken unter anderem an den Stichen Albrecht Dürers orientierte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- EIN VISIONÄR AUF DEM GEBIET DER DRUCKGRAPHIK
- Zur Person Raffaello Santis
- DER KUPFERSTICH – DAS NEUE MEDIUM DER RENAISSANCE
- Grundlegendes zum Verfahren des Hoch- und Tiefdrucks
- Eine kurze Einführung in die Geschichte des Kupferstichs
- Der Verlauf des Kupferstichs nach Norberto Gramaccini
- DIE EMANZIPATION DES KUPFERSTECHERS
- Zur Person Marcantonio Raimondis
- Die Beziehungen zwischen Raimondi und Albrecht Dürer
- Die Beziehungen zwischen Raimondi und Raffael Santi
- DAS PRINZIP DER ARBEITSTEILUNG
- Die raffaelische Kupferstecherwerkstatt und ihr Vertriebswesen
- ,,THIRTY ARE BETTER THAN ONE“
- Zur Person Andy Warhols
- Warhol und die Massenproduktion
- Warhol und die FACTORY
- DIE KUNST ALS MARKTOBJEKT – DAS MARKTOBJEKT ALS KUNST
- Raffael und Warhol – Ein Exkurs
- Resumée
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Rolle der Druckgrafik in der Kunst Raffaels und untersucht die Frage, ob er als ein Vorreiter einer marktorientierten Kunstausrichtung im Sinne von Andy Warhol angesehen werden kann. Sie analysiert die technischen und wirtschaftlichen Aspekte der Druckgraphik in der Hochrenaissance, die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Kupferstechern wie Marcantonio Raimondi, die Beziehungen zu Albrecht Dürer und die Bedeutung des Vertriebs von Reproduktionen für Raffaels Ruhm und Karriere. Darüber hinaus betrachtet die Arbeit den Zusammenhang zwischen Kunst und Markt im 16. und 20. Jahrhundert.
- Die Bedeutung der Druckgrafik als Medium für Raffael und seine Zeitgenossen
- Die Rolle von Marcantonio Raimondi als Kupferstecher und Vermittler von Raffaels Kunst
- Die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Druckern in der Hochrenaissance
- Der Einfluss von Raffaels Kunst auf den Kunstmarkt und die Rezeption seiner Werke
- Der Vergleich zwischen Raffael und Andy Warhol als Kunstproduzenten
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt Raffael Santi als bedeutenden Künstler der Hochrenaissance vor, der mit seiner progressiven Haltung gegenüber Druckgraphik sowohl seinen Ruhm als auch seinen Gewinn maximierte.
- Kapitel 2 behandelt die Person Raffaels und beleuchtet seine künstlerische Entwicklung, beginnend mit seiner Ausbildung in der Werkstatt seines Vaters und in Peruginos Werkstatt.
- Kapitel 3 befasst sich mit dem Verfahren des Kupferstichs, seinen historischen Wurzeln und der Rolle des Kupferstichs im Kontext der Renaissance.
- Kapitel 4 präsentiert Marcantonio Raimondi, einen bedeutenden Kupferstecher, der in enger Zusammenarbeit mit Raffael stand und dessen Werke vertrieb. Die Kapitel untersucht die Beziehungen zwischen Raimondi und Albrecht Dürer, sowie zwischen Raimondi und Raffael.
- Kapitel 5 widmet sich der raffaelischen Kupferstecherwerkstatt und ihrer Rolle bei der Produktion und dem Vertrieb von Reproduktionen. Es zeigt, wie Raffael durch eine gut organisierte Arbeitsteilung seine Zeit für größere Projekte freimachte.
- Kapitel 6 beleuchtet die Person Andy Warhols und untersucht seine Ansätze in der Massenproduktion von Kunst.
- Kapitel 7 stellt einen Exkurs dar, der die Arbeitsweisen und das Verhältnis von Raffael und Warhol zum Kunstmarkt vergleicht.
Schlüsselwörter
Raffael Santi, Druckgrafik, Kupferstich, Marcantonio Raimondi, Albrecht Dürer, Kunstmarkt, Reproduktion, Andy Warhol, Massenproduktion, Hochrenaissance.
- Arbeit zitieren
- Hanno Dampf (Autor:in), 2015, Raffaelo Santi und die Rolle der Druckgraphik. Der Beginn einer marktorientierten Kunstausrichtung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343167