Entwicklungsspezifische Unterschiede im Lernverhalten von Jungen und Mädchen

Reflexionen zum Kinderforschungstag an der Forschungsstation "Das Herz - der Muskel unseres Lebens?"


Hausarbeit, 2013

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entwicklungsspezifische Unterschiede im Lernverhalten von Jungen und Mädchen
2.1 Grob- und Feinmotorik
2.2 Denken vs. Handeln
2.3 Auditive oder visuelle Wahrnehmung?

3. Vorstellung der Station: „Warum ist das Herz die `Pumpe´meines Lebens?“

4. Ergebnisse

5. Auswertung der Ergebnisse

6. Entwicklungsspezifische Unterschiede als Baustein für zukünftigen Unterricht

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Jungen und Mädchen in der Grundschule verschiedene Lieblingsfächer haben, bewiesen bereits viele verschiedene Studien. Laut einer Studie von 2013, mit 681 befragten Schülern im Alter von 6-12 Jahren, ergaben sich folgende Ergebnisse: Während die Fächer Sport, Mathematik zu den absoluten Lieblingsfächern der Jungen gehören, sind Mädchen eher begeistert für die Fächer Deutsch und Kunst. Mathematik hingegen wird von den Mädchen eher als unbeliebt angesehen[1].

Aber wie kommt es zu diesen Unterschieden zwischen Mädchen und Jungen? Forscher behaupten, diese Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen werden vor allem durch Stereotypen und Rollen-Klischees bestärkt. „Jungen können besser rechnen, Mädchen besser lesen“ (Trenkamp, 2008). Diese alltäglichen Klischees demonstrieren gegenwärtige selbst erfüllende Prophezeiungen. Den Mädchen wird im Alltag durch Eltern, Gesellschaft oder Medien vermittelt, dass diese „schlechter in Mathe“ sind als Jungen. Dieser Einfluss führt zu mangelndem Selbstvertrauen, wenn es um mathematische Kompetenzen geht. Mit defizitären mathematischen Fähigkeiten hat dieses Verhalten der Mädchen jedoch nichts zu tun. Daraus resultiert: Im Durchschnitt schneiden Mädchen durch mangelndes Selbstvertrauen schlechter bei Matheaufgaben ab (vgl. Trenkamp, 2008).

Aber lassen sich die Unterschiede in der Interessen von Jungen und Mädchen ausschließlich durch Stereotypen/Klischees erklären? Die vorliegende Arbeit versucht entwicklungsrelevante Aspekte von Jungen und Mädchen zu illustrieren, welche gezielt auf das Lernverhalten von Jungen und Mädchen einwirken und somit auch die Wahl der Lieblingsfächer beeinflussen.

Zunächst führt ein theoretischer Teil in die Thematik des unterschiedlichen Lernverhaltens von Jungen und Mädchen ein. Danach folgt eine komprimierte Darstellung der reflekt-ierten Forschungsstation, anhand welcher im Anschluss ausgewählte Ergebnisse des Kinderforschungstags vorgestellt werden. Anschließend erfolgt eine Auswertung der Ergebnisse, aus denen abschließend Erkenntnisse und Handlungsmöglichkeiten für weiterführenden Unterricht erschlossen werden können.

2. Entwicklungsspezifische Unterschiede im Lernverhalten von Jungen und Mädchen

Vera Birkenbihl stellt in ihrem Buch „Jungen und Mädchen: wie sie lernen“, zentrale For­schungsergebnisse vor, welche unterschiedliche Lernweisen von Jungen und Mädchen illustrieren. Oft werden diese Unterschiede im normalen Schulalltag übersehen und nicht berücksichtigt. Im Folgenden werden ausgewählte Aspekte dieses Buchs komprimiert dargestellt.

2.1 Grob- und Feinmotorik

In diesem speziellen Teilaspekt unterscheiden sich die Geschlechter besonders.

Während Jungen vor der Pubertät stark vom Phänomen der Grobmotorik geprägt sind, er­fasst dieses Phänomen die Mädchen erst nach der Pubertät. Demnach zufolge verfügen die Mädchen vor der Pubertät über feinmotorische Züge, welche die Jungen erst nach der Pu­bertät erlangen. Diese verschobenen Entwicklungen können in einer Über-Kreuz-Grafik visualisiert werden [Anhang 1].

Was bedeutet die Kategorisierung in Grob- und Feinmotorik aber für das Schülerverhalten?

Im Mittelpunkt der Grobmotorik steht der Aspekt der Bewegung, diese resultiert aus der Entwicklung von Kraft und Muskeln (vgl. Birkenbihl 2012, S.34). Dieser Gedanke komplementiert sich mit der häufigen Beobachtung, dass Jungen im Grundschulalter häufig einen Bewegungsdrang folgen und seltener ruhig sitzen können. Zusammengefasst: „Je mehr Muskelmasse zu bewegen ist, desto ausgeprägter gilt dies.“ (Birkenbihl 2012, S. 27). Dieses Entwicklungsstadion hat natürlich auch Einwirkungen auf Lernprozesse, Jungen können sich Beispielsweise das ABC leichter merken, wenn sie dieses als Stationen ablaufen, anstatt dieses aufzuschreiben. Bewegungsfreie Unterrichtsstunden sind für Jungen weniger effektiv.

Feinmotorik hingegen beinhaltet nur ausgewählte Aspekte der Bewegung: „Balance, Gra­zie, Flüssigkeit von Bewegungen […] [und] die Fähigkeit eine Reihe von Bewegungsab­läufen hintereinander auszuführen.“ (Birkenbihl, 2012, S.34). Somit gehören Aufgaben, die sogenannte Fingerfertigkeit oder Feingefühl benötigen in den Entwicklungsbereich der Feinmotorik. Um ein Beispiel aus dem Schulalltag zu nennen, gehört auch das Schreiben zu feinmotorischen Prozessen, welches Genauigkeit und Sorgfalt voraussetzt. Diese Annahme erklärt offensichtlich auch die Neigung der Mädchen zu Ihren Lieblingsfächern Deutsch und Kunst, in denen Feingefühl gefordert wird.

Jungen hingegen können sich können sich mehr mit dem Schulfach Sport identifizieren, in denen sie ihren Bewegungsdrang in Aktivitäten wie Laufen oder Ballspielen ausleben können.

Abschließend zu dieser Kategorie ist festzuhalten, dass es natürlich nicht das Bild des 100%-igen Jungen/Mädchens gibt. Natürlich gibt es Unterschiede innerhalb der Kategorie Junge / Mädchen. So ist es möglich, dass ein Junge mit mehr Muskelmasse sich mehr be­wegen muss als ein Junge ohne, dass ein burschikoses Mädchen sich aufgrund ihrer erhöh­ten Muskelmasse ebenfalls viel mehr bewegen muss, als ein zierliches Mädchen mit niedri­ ger Muskelmasse (vgl. Birkenbihl 2012, S. 27).

2.2 Denken vs. Handeln

Lassen sich aussagekräftige Unterschiede im Verhältnis von Denken und Handeln zwischen Jungen und Mädchen im Unterricht feststellen? Auffällig ist zunächst, dass Jungen sofort zu Handeln beginnen. Dies geschieht oft schon, bevor sie explizit über die Aufgabenstellung informiert werden. Dabei werden in den Handlungen sämtliche Varianten ausprobiert, die dem Schüler im Folgenden abverlangt werden könnten.

Mädchen hingegen fangen größtenteils erst an zu Handeln, wenn sie explizit über Aufga-benstellung und Vorgehensweise aufgeklärt werden. Mädchen sind durchaus in der Lage Input-Wissen in ihr Denken zu integrieren und folglich selbstständig zu arbeiten. Bevor Mädchen jedoch anfangen möchten sie über alles aufgeklärt sein und nicht selten kommt es vor, dass Mädchen sich vor Beginn eines Arbeitsprozesses untereinander austauschen.

Jungen hingegen wollen ihre Welt durch das Handeln/Experimentieren/Ausprobieren ent­decken und wahrnehmen. Daher sind sie auch so interessiert am Sport, hier können sie ak­tiv Handeln können und Sachverhalte selbst erforschen können (Bsp: Wie muss ich werfen, damit der Ball möglichst weit fliegt?) (vgl. Birkenbihl 2012, S.44 ff.).

Somit ist an dieser Stelle festzuhalten, dass Jungen eher handlungsbezogen lernen und ger­ne neue Sachverhalte über exploratives Lernen aufnehmen. Mädchen hingegen brauchen zum Handeln zuerst klare Anweisungen und Denken aktiv über Handlungsvorgänge nach, bevor dieses in die Tat umgesetzt werden. Auch hier ist zu beachten, dass es immer interin­dividuelle Unterschiede zwischen der Gruppe der Mädchen und Jungen gibt!

2.3 Auditive oder visuelle Wahrnehmung?

Auch die Wahrnehmungsstile der Geschlechter unterschieden sich bedeutend. Mädchen sind in ihrem Verhalten stark auditiv geprägt. Jungen hingegen sind eher visuell geprägt (vgl. Birkenbihl 2012, S. 50f.). Diese Unterscheidung muss bei jeder Unterrichtsplanung berücksichtigt werden, denn Jungen können visuelle Formen besser verinnerlichen, Mädchen hingegen auditive Formen des Unterrichts. Daraus folgt: Jungen können sich in rein gesprochenem Unterricht kürzer konzentrieren als Mädchen. Dem Prozess kann ent­gegengewirkt werden, wenn im Unterricht Bilder oder Medien, wie PowerPoint oder Overheadprojektor unterstützend zur Visualisierung genutzt werden.

3. Vorstellung der Station: „Warum ist das Herz die `Pumpe´meines Lebens?“

Im Folgenden wird die Forschungsstation mit ihren Inhalten und Lernwegen der einzelnen Teilstationen in komprimierter Form dargestellt, um eine Grundlage für weiterführende Kapitel der Arbeit zu schaffen.

Teilstation 1: Das Herz - Der Muskel unseres Lebens? (Vorwissen, räumliche Perspektive ,biologische Perspektive)

Diese Teilstation galt primär dazu das Vorwissen der Kinder zu ermitteln, indem diese die Lage und Form des Herzens in einen Umriss des Körpers zeichnen konnten. Des Weiteren wurden durch das Einzeichnen erste Vorstellungen zum Blutkreislauf erfragt. Im Anschluss wurde erstes Wissen über das Herz vermittelt, indem die Kinder die Position des eigenen Herzens erfühlen sollten und einen Film zum Thema Herz am Laptop mit Kopfhörern anschauen konnten.

Teilstation 2: Kann ich mein Herz hören und spüren? (biologische Perspektive)

An dieser Station wurden die Schüler und Schülerinnen (SuS) aktiv aufgefordert mit einem Stethoskop den Herzschlag zu hören. Dieser Vorgang wurde jeweils im Ruhezustand und nach einer Minute im bewegten Zustand gemessen. Zusätzlich erfuhren die SuS mit Hilfe eines Plakats den Zusammenhang zwischen Herzschlag und Puls.

Teilstation 3: Was kann mein Herz? (biologische Perspektive)

An einem Modell konnten die SuS erkennen, wie das Blut vom Herz in den Körper gepumpt wird [Anhang 2]. Schwerpunkt war die aktive Beteiligung, bei der die Kinder selbst das Blut durch den Kreislauf pumpten. Um das Wissen zu vertiefen, bekamen die Kinder die Aufgabe, die Blutmenge eines Kindes innerhalb einer Minute von einem Eimer in den nächsten zu pumpen. Somit wurde die Leistung des Herzens visualisiert.

[...]


[1] Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1809/umfrage/lieblingsfach-in-der-schule/ (Aufruf: 21-08.2013).

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Details

Titel
Entwicklungsspezifische Unterschiede im Lernverhalten von Jungen und Mädchen
Untertitel
Reflexionen zum Kinderforschungstag an der Forschungsstation "Das Herz - der Muskel unseres Lebens?"
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
14
Katalognummer
V343340
ISBN (eBook)
9783668338241
ISBN (Buch)
9783668338258
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jungen und Mädchen, Sachunterricht, Lernverhalten, das Herz, Forschungstag, Forschungsbericht, Lernen an Stationen
Arbeit zitieren
Janine Tyzak (Autor:in), 2013, Entwicklungsspezifische Unterschiede im Lernverhalten von Jungen und Mädchen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343340

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