Wir leben in einer Zeit, in der Romane wie „Feuchtgebiete“ oder „Shades of Grey“ nicht nur zu gefeierten Bestseller aufsteigen konnten, sondern auch als Kinostreifen und Hörbücher, Erfolge feiern. Werke, in denen schonungslose Sexualität, Obszönitäten und Blasphemie thematisiert oder gar verherrlicht werden, haben in unserer aufgeklärten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts keine rechtlichen Konsequenzen zu fürchten.
In der Gesellschaft des „Zweiten Französischen Kaiserreichs“ unter Napoleon III. (1852-1870), fand das von den staatlichen Behörden als lasziv, häretisch und unmoralisch betitelte Sujet des Romans „Madame Bovary. Sitten der Provinz“ ebenfalls Anklang. Doch die kaiserliche Staatsanwaltschaft des diktatorisch geführten Regimes erhob Anklage und führte Autor, Drucker und Herausgeber des Werks Anfang des Jahres 1857 vor das Kriminalgericht in Paris. In dieser Hausarbeit werden der Prozess und die Plädoyers einer genaueren Betrachtung unterzogen.
Der Erfolg des Erstlingswerks vom damals 35-jährigen Gustave Flaubert wurde durch die Vorwürfe, sein Roman würde die öffentliche Moral und die Religion beleidigen und den daraus resultierenden Prozess beflügelt. Aber einer der bedeutendsten Verehrer Flauberts, Charles Baudelaire, schrieb in seiner Rezension zu „Madame Bovary“, dass der Roman auch unbehelligt die gleiche Begeisterung, Neugier und Erregung hervorgerufen hätte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Autor in seiner Zeit
- Die Anklage
- Die Verteidigung
- Das Urteil und dessen Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet den Prozess gegen Gustave Flaubert und seinen Roman „Madame Bovary", der im Jahr 1857 in Paris stattfand. Der Prozess, der durch die Anklagepunkte „Verletzung der öffentlichen Moral und der Religion“ geprägt war, ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse des Zweiten Französischen Kaiserreichs unter Napoleon III.
- Der Einfluss des Zweiten Französischen Kaiserreichs auf Literatur und Kunst
- Die Rolle der öffentlichen Moral und Religion in der französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts
- Die literarische Analyse von „Madame Bovary" und die darin dargestellten Themen, wie Ehebruch, Moral und Religion
- Die Argumentationsstrategien der Anklage und Verteidigung im Prozess gegen Flaubert
- Die Bewertung des Urteils im Kontext der historischen und literarischen Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik des Prozesses gegen Gustave Flaubert und seinen Roman „Madame Bovary" ein und stellt den historischen Kontext des Zweiten Französischen Kaiserreichs dar. Es wird die Bedeutung des Romans und seine Rezeption in der damaligen Gesellschaft beleuchtet.
Der Autor in seiner Zeit
Dieses Kapitel beleuchtet die Lebenswelt und die politische Einstellung von Gustave Flaubert im Kontext des Zweiten Französischen Kaiserreichs. Es werden seine Kritik an der Regierung Napoleons III. und seine Darstellung von gesellschaftlichen Phänomenen wie dem wachsenden Kapitalismus anhand seiner Romanfiguren erläutert.
Die Anklage
Das Kapitel beschreibt die Anklage gegen Flaubert, den Herausgeber Pichat und den Drucker Pillet. Es werden die Anklagepunkte des Staatsanwalts Ernest Pinard und seine Argumentationsstrategie dargestellt, die auf die vermeintliche „laszive“ Handlung und die Verletzung der öffentlichen Moral und Religion im Roman abzielt.
Die Verteidigung
Dieses Kapitel behandelt die Verteidigungsstrategie im Prozess gegen Flaubert. Es werden die Argumente des Rechtsanwalts der Verteidigung und dessen Plädoyer für die Kunstfreiheit und die literarische Freiheit des Autors beleuchtet.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter des Textes sind: Gustave Flaubert, "Madame Bovary", Zweites Französisches Kaiserreich, Napoleon III., öffentliche Moral, Religion, Prozess, Anklage, Verteidigung, Kunstfreiheit, Literaturkritik.
- Quote paper
- Manuel Freudenstein (Author), 2016, Ein Roman vor Gericht. Der Prozess um Gustave Flauberts "Madame Bovary" 1857, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/343458