Schwerpunkt der Betrachtungen wird in dieser Arbeit die Figurenkonzeption des Helden im „Iwein“ bilden.
Die Darstellung des Erec soll an dieser Stelle lediglich in ihren Grundzügen in Form von Thesen erfolgen, die Ausgangspunkt für eine detailliertere Untersuchung des Iweins bilden werden. In der Literatur wird allgemein angeführt, der epische Held in Hartmanns Artusromanen habe im Vergleich zum Legendenheld an Individualität gewonnen, strebe gemäß des eines Entwicklungsgedankens nach persönlicher Vervollkommnung und erreiche so den Status eines vorbildlichen und durch die Autorität des Artushofes bestätigten Helden.
Insbesondere durch den doppelten Durchlauf der motivisch aufeinander abgestimmten Aventiurenfolgen (s. 2.) wird auch tatsächlich ein individueller Erfahrungsweg des Helden entworfen.
Es wird im Folgenden zu prüfen sein, in wieweit dieser Erfahrungsweg mit den Begriffen Individualität oder Entwicklung überhaupt zu fassen ist.
Hierzu wird es nötig, Begriffsabgrenzungen vorzunehmen und Kategorien zu deren Anwendung zu bestimmen:
Die Forschung bietet eine Anzahl von Theorien zur Art der Personendarstellung in der Epik des Mittelalters an, die von EHRISMAN in ihrer Anwendung auf das Nibelungenlied zusammengefasst werden (EHRISMANN, S. 213-223).
Eine Anwendung der dort entworfenen Kriterien zur Beurteilung der Figurenbeschreibung auf die Heldendarstellungen in den Artusromanen „Erec“ und „Iwein“ erscheint als fruchtbar:
Das Feld zwischen Typisierung und Individualisierung der Figurenbeschreibung wird in dieser Darstellung mit den Begriffen Figuren oder Typen, Rollenträger und Charaktere abgesteckt.
Für diese Untersuchung sollen die Begriffe Rolle und Charakter herausgegriffen werden, da die Abgrenzung zwischen Figur und Rolle nicht scharf genug markiert werden kann (so EHRISMANN, S.218).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Menschenbild: Figur, Rolle oder Charakter?
- 2. Die Entwicklung des Helden zum idealen Herrscher, Aventiurenstruktur
- 2.1 Erec
- 2.2 Iwein - Der passive Held.
- 2.2.1 Calogrenants Erzählung
- 2.2.2 Iweins Aufbruch und Brunnenkampf.
- 2.2.3 Hochzeit mit Laudine.
- 2.2.4 Iweins Wahnsinn.
- 2.2.5 Iweins Heilung/ Gräfin Narison
- 2.2.6 Iwein hilft Lunete I (Einkehr bei Lunete)
- 2.2.7 Episode um die Rettung Lunetes / Kampf gegen den Riesen
- 2.2.8 „Burg zum Schlimmen Abenteuer“.
- 2.2.9 Kampf gegen Gawein.....
- 2.2.10 Fazit.
- 3. Der Artushof
- 3.1 Wandel der Bedeutung des Artushofes im Iwein...
- 3.2 Fazit..
- 4. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figurenkonzeption des Helden in Hartmanns „Iwein“, insbesondere die Darstellung zwischen Typisierung und Individualisierung. Es wird analysiert, inwieweit der Held einen individuellen Erfahrungsweg durchläuft und ob dieser mit den Begriffen Individualität und Entwicklung übereinstimmt. Die Arbeit vergleicht die Figurenkonzeption von „Iwein“ mit der des „Erec“, um die Entwicklung der Helden im Kontext der höfischen Ideale zu beleuchten.
- Figurenkonzeption in Hartmanns „Iwein“
- Individualisierung vs. Typisierung von Heldenfiguren
- Der individuelle Erfahrungsweg des Helden
- Entwicklung des Helden zum idealen Herrscher
- Bedeutung des Artushofs
Zusammenfassung der Kapitel
1. Menschenbild: Figur, Rolle oder Charakter?: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse der Figuren in Hartmanns „Iwein“. Es differenziert zwischen den Begriffen „Rolle“ und „Charakter“, wobei „Charakter“ durch Selbstmotivation, Reflexion und Entwicklung gekennzeichnet ist, während „Rolle“ situationsbedingt und von gesellschaftlichen Normen geprägt ist. Die Arbeit nutzt diese Unterscheidung, um die Figurenbeschreibung in den Artusromanen zu bewerten und zu analysieren, inwieweit die Helden als Rollen oder Charaktere dargestellt werden. Die Anwendung dieser Kategorien auf die Helden der Artusromane soll helfen, ihre Entwicklung und Individualität besser zu verstehen.
2. Die Entwicklung des Helden zum idealen Herrscher, Aventiurenstruktur: Dieses Kapitel beschreibt die „Doppelwegstruktur“ in Hartmanns Artusromanen, in der der Held zwei Abenteuerfolgen durchläuft. Im ersten Durchgang erlangt er Ruhm und Anerkennung, gerät aber durch eigenes Fehlverhalten in eine Krise. Im zweiten Durchgang korrigiert er seine Fehler und erreicht den Status des idealen höfischen Herrschers. Der Fokus liegt auf der Frage, ob der Held seinen Erfahrungsprozess reflektiert, seine Fehler selbst korrigiert und sich selbstmotiviert entwickelt. Das Kapitel kündigt an, dass im "Erec" die Integration von Liebe und Gewaltausübung im Mittelpunkt steht, während im "Iwein" die herrschaftlichen Pflichten im Fokus stehen.
2.1 Erec: Dieser Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über die Entwicklung Erecs, der nach einer ersten erfolgreichen Abenteuerphase in eine Krise gerät. Die anschließende zweite Abenteuerreihe zeigt, wie er durch Bewältigung von Herausforderungen, die vor allem die Themen edle Liebe und gerechter Kampf betreffen, diese Krise überwindet und sich weiterentwickelt. Der Abschnitt dient als Vergleichsbasis für die detailliertere Analyse von Iwein.
Schlüsselwörter
Hartmann von Aue, Iwein, Erec, Artusroman, Heldenfigur, Figurenbeschreibung, Typisierung, Individualisierung, Aventiurenstruktur, Doppelwegstruktur, höfische Gesellschaft, Ritter, Charakter, Rolle, Entwicklung, Selbstreflexion, herrschaftliche Pflichten.
Häufig gestellte Fragen zu Hartmanns "Iwein" - Inhaltsübersicht
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Figurenkonzeption des Helden in Hartmanns „Iwein“, insbesondere die Darstellung zwischen Typisierung und Individualisierung. Es wird untersucht, inwieweit der Held einen individuellen Erfahrungsweg durchläuft und ob dieser mit den Begriffen Individualität und Entwicklung übereinstimmt. Ein Vergleich mit der Figurenkonzeption in "Erec" beleuchtet die Entwicklung der Helden im Kontext höfischer Ideale.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Figurenkonzeption in Hartmanns „Iwein“, die Individualisierung vs. Typisierung von Heldenfiguren, den individuellen Erfahrungsweg des Helden, die Entwicklung des Helden zum idealen Herrscher und die Bedeutung des Artushofs.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Kapitel 1: Menschenbild: Figur, Rolle oder Charakter? legt die theoretischen Grundlagen für die Figuren-analyse. Es unterscheidet zwischen „Rolle“ und „Charakter“ und analysiert, inwieweit die Helden der Artusromane als Rollen oder Charaktere dargestellt werden.
Kapitel 2: Die Entwicklung des Helden zum idealen Herrscher, Aventiurenstruktur: beschreibt die „Doppelwegstruktur“ in Hartmanns Artusromanen. Es untersucht, ob der Held seinen Erfahrungsprozess reflektiert, seine Fehler selbst korrigiert und sich selbstmotiviert entwickelt. "Erec" und "Iwein" werden hinsichtlich der Schwerpunkte ihrer Handlung verglichen.
Kapitel 2.1 Erec: Dieser Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über Erecs Entwicklung und dient als Vergleichsbasis für die Analyse von Iwein.
Kapitel 2.2 Iwein - Der passive Held: Dieses Kapitel analysiert Iweins Entwicklung im Detail, unterteilt in verschiedene Abschnitte wie Calogrenants Erzählung, Iweins Aufbruch, seine Hochzeit mit Laudine, seinen Wahnsinn, seine Heilung, seine Hilfe für Lunete und seine Kämpfe. Es endet mit einem Fazit zu Iweins Entwicklung.
Kapitel 3: Der Artushof: untersucht den Wandel der Bedeutung des Artushofs im "Iwein" und zieht ein Fazit.
Kapitel 4: Literatur: enthält die Literaturangaben.
Wie wird die Entwicklung des Helden in "Iwein" beschrieben?
Die Arbeit beschreibt die Entwicklung des Helden Iwein anhand der „Doppelwegstruktur“: Eine erste Abenteuerphase, gefolgt von einer Krise aufgrund eigenen Fehlverhaltens, und eine zweite Phase, in der er seine Fehler korrigiert und den Status des idealen höfischen Herrschers erreicht. Es wird analysiert, ob er seinen Erfahrungsprozess reflektiert und sich selbstmotiviert weiterentwickelt.
Wie unterscheidet sich die Heldenfigur in "Iwein" von der in "Erec"?
Während in "Erec" die Integration von Liebe und Gewaltausübung im Mittelpunkt steht, konzentriert sich "Iwein" auf die herrschaftlichen Pflichten des Helden. Die Arbeit vergleicht beide Romane, um die Entwicklung der Helden im Kontext der höfischen Ideale zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Hartmann von Aue, Iwein, Erec, Artusroman, Heldenfigur, Figurenbeschreibung, Typisierung, Individualisierung, Aventiurenstruktur, Doppelwegstruktur, höfische Gesellschaft, Ritter, Charakter, Rolle, Entwicklung, Selbstreflexion, herrschaftliche Pflichten.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse von Themen in einer strukturierten und professionellen Art und Weise.
- Arbeit zitieren
- Andreas Steiner (Autor:in), 2002, Figurenbeschreibung zwischen Typisierung und Individualisierung in Hartmanns 'Iwein', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34356